„Es handelt sich bei dem, was wir allgemein als Web 2.0 bezeichnen, nicht um ein irgendwie esoterisches Phänomen einer kleinen Klasse technophiler Computeravantgardisten oder netznischennutzender Jugendlicher. Das Schlagwort Web 2.0 steht vielmehr für eine mittlerweile weltweit und über die verschiedenen Generationen und Professionen verbreitete Nutzung bestimmter, neuer, medialer Angebote im World Wide Web{...}“.
Das Internet hat mannigfaltige Optionen hervorgebracht. Einige haben nur eine kurze Überlebensdauer, anderen hat man erst gar keine Chance eingeräumt und einige von ihnen bedeuten einen enormen Umbruch in Gesellschaft, Kultur und Wirtschaft. Zu letzteren kann das Phänomen „Open-Access“ gezählt werden. In der vorliegenden Arbeit soll dieses Phänomen dar¬gestellt und seine Auswirkungen auf die Wissenschaftskommunikation sowie der Umgang von Wissenschaftsverlagen mit „Open-Access“ aufbereitet werden.
Zunächst wird der Begriff „Open-Access“ erläutert und die Idee, die hinter dem Phänomen steckt, dargestellt. Dazu wird unter anderem auf die „Open-Access-Bewegung“ und ihre Motivation eingegangen. Außerdem stellt die Arbeit die wichtigsten Strategien von „Open-Access“ vor und geht dabei intensiv auf die Maxime des kostenlosen Nutzens ein.
Im dritten Kapitel der vorliegenden Arbeit wird das Prinzip des freien Zugangs unter aktuellen technischen Gesichtspunkten und damit einhergehenden inhaltlichen Veränderungen betrachtet. Dafür wird unter anderem, die digitale Revolution und deren Auswirkungen auf den heutigen beruflichen und privaten Alltag dargestellt.
In Kapitel vier der Abhandlung wird der Untersuchungsleitenden Fragestellung: „Wie nehmen sich Wissenschaftsverlage den Veränderungen in der wissenschaftlichen Kommunikation an?“, nachgegangen. Hierfür wird zunächst beleuchtet,
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Das Phänomen „Open-Access“.
2.1 Das Prinzip des freien Zugangs – Die Idee
2.2 Die „Open-Access-Bewegung“
2.3 „Open-Access-Geschäftsmodelle“
3 Der „freie Zugang“
3.1 Freier Zugang – Ein altes Phänomen innerhalb der „Neuen Medien“
3.2 Wir sind die „Open-Generation“
4 „Open-Access“ und Wissenschaftsverlage
4.1 Wissenschaftskommunikation 2.0
4.2 Wissenschaftliche Kommunikation im „Open-Access Zeitalter“
4.3 Open-Access Strategien von Wissenschaftsverlagen
4.3.1 De Gruyter
4.3.2 Der Oldenbourg–Verlag
4.3.3 Springer Science + Business Media
5 Fazit
Quellenverzeichnis
1 Einleitung
„Es handelt sich bei dem, was wir allgemein als Web 2.0 bezeichnen, nicht um ein irgendwie esoterisches Phänomen einer kleinen Klasse technophiler Computeravantgardisten oder netznischennutzender Jugendlicher. Das Schlagwort Web 2.0 steht vielmehr für eine mittlerweile weltweit und über die verschiedenen Generationen und Professionen verbreitete Nutzung bestimmter, neuer, medialer Angebote im World Wide Web{...}“.[1]
Das Internet hat mannigfaltige Optionen hervorgebracht. Einige haben nur eine kurze Überlebensdauer, anderen hat man erst gar keine Chance eingeräumt und einige von ihnen bedeuten einen enormen Umbruch in Gesellschaft, Kultur und Wirtschaft. Zu letzteren kann das Phänomen „Open-Access“ gezählt werden. In der vorliegenden Arbeit soll dieses Phänomen dargestellt und seine Auswirkungen auf die Wissenschaftskommunikation sowie der Umgang von Wissenschaftsverlagen mit „Open-Access“ aufbereitet werden.
Zunächst wird der Begriff „Open-Access“ erläutert und die Idee, die hinter dem Phänomen steckt, dargestellt. Dazu wird unter anderem auf die „Open-Access-Bewegung“ und ihre Motivation eingegangen. Außerdem stellt die Arbeit die wichtigsten Strategien von „Open-Access“ vor und geht dabei intensiv auf die Maxime des kostenlosen Nutzens ein.
Im dritten Kapitel der vorliegenden Arbeit wird das Prinzip des freien Zugangs unter aktuellen technischen Gesichtspunkten und damit einhergehenden inhaltlichen Veränderungen betrachtet. Dafür wird unter anderem, die digitale Revolution und deren Auswirkungen auf den heutigen beruflichen und privaten Alltag dargestellt.
In Kapitel vier der Abhandlung wird der Untersuchungsleitenden Fragestellung: „Wie nehmen sich Wissenschaftsverlage den Veränderungen in der wissenschaftlichen Kommunikation an?“, nachgegangen. Hierfür wird zunächst beleuchtet, was unter wissenschaftlicher Kommunikation verstanden werden kann. Anschließend wird beispielhaft die jetzige „Open-Access-Strategie“ von Wissenschafts-Verlagen aufgezeigt.
In einem Fazit werden sowohl Thesen aus der Abhandlung bilanzierend zusammengefasst, als auch weiterführende Denkanstöße aufgezeigt. Auf dieser Grundlage wird die Zukunft von „Open-Access“ abschließend diskutiert.
2 Das Phänomen „Open-Access“
2.1 Das Prinzip des freien Zugangs – Die Idee
Der Begriff „Open-Access“ (nachfolgend abgekürzt: OA) begleitet Wissenschaftler*innen, Studierende, Bibliothekar*innen, Lehrende, Verlage und viele mehr, die sich mit Literatur, Forschung oder auch dem Internet auseinandersetzen. Seit circa zwei Jahrzehnten taucht der Begriff in nationalen und internationalen öffentlichen Diskussionen auf. Ähnlich wie andere Erscheinungen, die erst durch die Optionen des Internets möglich geworden sind (z.B. Downloadplattformen, „Social Networks“ etc.), wird auch OA erst seit der Jahrtausendwende als ernst zu nehmende Entwicklung wahrgenommen gleichwohl erst Jahre später ernsthaft diskutiert. Die Debatte um die OA-Bewegung wird maßgeblich durch die im Jahr 2003 verabschiedete „Berliner Erklärung über offenen Zugang zu wissenschaftlichen Wissen“[2] bestimmt.[3]
„Open-Access“ beschreibt das Prinzip des freien Zugangs zum wissenschaftlichen Wissen.[4] Da OA ein Phänomen der „Neuen Medien“ ist, bezieht sich Zugang hier auf den Zugriff im Internet zumeist über das World Wide Web. Durch das Wort „frei“ ist vor allem der kostenlose Zugang zu Wissen gemeint. Jedoch beschreibt kostenlos den Bedeutungsgehalt, den die OA-Bewegung dem „freien Zugang“ zuspricht, nur annähernd. Der Begriff „Zugang“ ist ähnlich schwer zu fassen. In der Berliner Erklärung heißt es, allen Benutzer*innen soll das „freie, unwiderrufliche und weltweite Zugangsrecht“[5] erteilt werden sowie die Erlaubnis, die Veröffentlichung für jeden verantwortlichen Zweck zu kopieren, zu benutzen, zu verteilen, zu übertragen und abzubilden unter der Bedingung der korrekten Nennung der Urheberschaft.[6] Unter dem Begriff „Wissen“ wird in der OA-Bewegung nicht nur der eigentliche Forschungsartikel gefasst, sondern ebenso Forschungsdaten und -objekte sowie digitale Medien.[7]
Die Idee hinter OA ist der freie Austausch wissenschaftlicher Erkenntnisse. Forschenden soll es ermöglicht werden, zeitnah und wenn möglich auch interaktiv über ihre Ergebnisse zu diskutieren. Nutzer*innen soll ein kostenloser und direkter Zugang zu Forschungsergebnissen geboten werden. „Open-Access“ verfolgt das ambitionierte Ziel, eine umfassende Quelle menschlichen Wissens und kulturellen Erbes zu bieten.
2.2 Die Open-Access-Bewegung
„Open-Access can be viewed as a return to one of the core values of scholarship - the free exchange of idea.” Mit diesen Worten wird das grundlegende Prinzip der OA-Bewegung deutlich: der freie Wissensaustausch.
Die OA-Bewegung entstand bereits in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts, als Paul Ginsparg 1991 den Server ARXiv einrichtete. Ginsparg legte mit dem Server den Grundstein für Dokumentenserver weltweit, die für das Hochladen wissenschaftlicher Forschung genutzt werden. Erst in den 90er Jahren wurde mit der Software EPrints die technische Voraussetzung für diese Möglichkeit entwickelt. Die Software ermöglicht es, serverübergreifend auf Metadaten zuzugreifen und in den Dokumenten Volltextsuchen vorzunehmen.[8]
Neben den technischen Möglichkeiten fand zeitgleich auch ein Umdenken in der „Wissenschafts-Community“ statt. Mit den neuen Optionen entwickelte sich bei vielen Forschenden der Wunsch nach kostenlosem, orts- und zeitunabhängigem Zugriff auf wissenschaftliche Materialien. Im Jahr 2000 rief die Public Libary of Science (PLoS) die Wissenschaftsverlage dazu auf, die von ihnen publizierten Artikel sechs Monate nach Erscheinungsdatum öffentlich frei zu geben.[9] In den Jahren 2001 und 2003 wurden die drei noch heute bedeutenden Erklärungen über den „freien Zugang zu wissenschaftlichem Wissen“ verabschiedet. (2001: „Budapest Open-Access Initiative“ 2003: „Bethesda Statement on Open-Access Publishing“ und „Berliner Erklärung über offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen“). Die Unterstützer*innen bzw. Unterzeichner*innen der jeweiligen Erklärungen unterstützen und verbreiten den OA-Gedanken und publizieren selbst über OA-Medien. Über die „Wissenschafts-Community“ hinaus bekannt wurde OA zunächst durch die Auswirkungen der „Zeitschriftenkrise“. In Folge derer die Bezugspreise für Zeitschriften enorm stiegen und Bibliotheken gezwungen waren, Abonnements aufzugeben und damit vom Informationsfluss abgetrennt waren. Des Weiteren stieg der Bekanntheitsgrad von OA durch die öffentlich kritisierte „Mehrfachsubventionierung wissenschaftlicher Publikationen durch die öffentliche Hand“.[10] So werden viele Forschungsgelder und Gehälter aus öffentlicher Kasse bezahlt. Die finanziellen Mittel hierfür kommen zumeist aus Steuer-Geldern. Die Öffentlichkeit reagierte zunehmend negativ auf den Umstand, dass mehrfach subventionierte Forschungen, welche die Gesellschaft bereits durch Steuern mittrug, von Verlagen zu hohen Preisen zurück an die Gesellschaft verkauft wurden.
Das OA-Prinzip widersetzt sich diesem Kreislauf, indem es freien Zugang zu wissenschaftlichem Wissen fordert, welches als öffentliches Kulturgut angesehen wird.
Der Wunsch, Wissen zu vermitteln und zu verbreiten, kann nur dann erfüllt werden, wenn die Informationen breit gestreut und leicht zugänglich sind.[11] Das Ziel der OA-Bewegung ist damit schon aufgezeigt, wissenschaftliche Materialien sollen im Internet für alle Nutzer*innen frei zugänglich gemacht werden. Zugänglich machen bedeutet im Sinne der Bewegung, dass es den Nutzer*innen möglich ist, innerhalb des Volltextes zu suchen, den Text zu kopieren, herunterzuladen, zu verteilen, zu drucken, auf ihn zu verweisen und ihn auch sonst auf jede denkbare legale Weise zu nutzen.[12] Die einzige Beschränkung liegt in der korrekten Darstellung des/der Autor*in des Textes.
Ein wesentlicher Aspekt der OA-Bewegung ist die Maximierung der Verbreitung wissenschaftlicher Information. Das Internet bietet dafür schier unerschöpfliche Möglichkeiten. Neben „Suchmaschinen-Traffic“ und „Hyperlinks“ ist es durch „Social Networks“ sehr leicht geworden, andere Nutzer*innen zu informieren. Jeder „Post“ oder „Tweet“ wird zumindest von einer Handvoll Freund*innen oder „Follower“ wahrgenommen, in den meisten Fällen auch kommentiert, „geliked“ oder geteilt. Der „Post“ in einem „Social Network“ erreicht längst nicht mehr nur die Freunde des eigenen Profils sondern gemäß des „Kleine-Welt-Phänomens“[13] etliche andere nicht verbundene Profile. Das heißt, selbst nicht befreundete Profile werden durch eine Kette von Freunden und ‚Freunden von Freunden’ auf „Links“ und „Posts“ aufmerksam. (Es wird zur simplen Darstellung hier nicht auf die Auswirkungen von privaten und halbprivaten Profilen eingegangen). Das „Jeder-kennt-Jeden-Gesetz“ wurde für Soziale Netzwerke 2008 erneut empirisch überprüft und ergab, dass Jeder jeden über 6,6 Schritte kennt. Mit diesen Optionen ermöglicht der freie Zugang über das Internet eine hohe Reichweite. Sicherlich ist Reichweite nicht unbedingt von kostenlosem Zugang abhängig, doch liegt die Vermutung nahe, dass „User“ ihren Freunden eher Dinge empfehlen, die kostengünstig oder kostenlos sind.
Ein weiterer Beweggrund für OA liegt in dem schnellen Zugriff auf relevante wissen- schaftliche Informationen und deren einfache weitere Nutzung für die Forschung.[14] Bei diesem Punkt knüpft die OA-Bewegung an den Gedanken an, dass eine Vielzahl von Wissenschaftler*innen nicht wegen des Geldes publiziert, sondern aus Kommunikations- und Dokumentationszwecken. Es sei an dieser Stelle daran erinnert, dass die meisten publizierenden Wissenschaftler*innen nicht hauptberuflich Autor*innen sind und ihren Lebensunterhalt durchs Publizieren verdienen sondern durch Arbeitsverhältnisse an Universitäten und Forschungseinrichtungen finanziell abgesichert sind.
Des Weiteren strebt die OA-Bewegung die Überwindung der Wissenskluft an. Durch freien Zugang zu wissenschaftlichem Material sollen weniger finanzstarke Wissenschaftler*innen die Möglichkeit haben, an aktuellen Forschungen teilzuhaben und am wissenschaftlichen Diskurs teilzunehmen. Inwieweit jedoch vor der Überwindung der Wissenskluft die Überwindung der Digitalen Kluft zu bewerkstelligen ist, wird in den Aussagen der OA-Bewegung nicht geklärt. Sicherlich ist das Vorhandensein einer Wissenskluft nicht abzustreiten, dennoch bleibt fraglich, ob das Prinzip des freien Zugangs zu wissenschaftlichem Material über das Internet nicht eine neue Hürde, nämlich die Digitale Kluft, schafft.
2.3 „Open-Access-Geschäftsmodelle“
Kostenloser Zugang zu Wissen ist die kurze Beschreibung des OA-Prinzips, doch grundsätzlich verursacht auch OA Kosten. So meint kostenfreier Zugang zu Information, dass die Nutzung entgeltfrei sein soll. Die verursachten Kosten müssen demnach durch Umverteilung durch die Bereitstellenden übernommen werden.
Das Prinzip des freien Zugangs hat sich in der Praxis mit zwei grundsätzlichen Verfahren etabliert. Zum einen der „Grüne Weg“, dieser beschreibt die Speicherung von bereits publizierten Artikeln (in nicht OA-Medien) auf Publikationsservern von Hochschulen und Forschungsorganisationen.[15] Das heißt die Autor*innen speichern eine Kopie ihres publizierten und redigierten Forschungstextes öffentlich zugänglich z.B. auf einem Server. Diese Art von Server werden Repositorien genannt. Das sind Dokumenten-Server, die z.B. an Hochschulen oder Forschungseinrichtungen betrieben werden. Auf diesen werden wissenschaftliche Materialien gespeichert und kostenlos und weltweit zugänglich gemacht. Es wird unterschieden in: Institutionelle Repositorien und disziplinäre Repositorien. Als institutionelle Repositorien werden Dokumentenserver bezeichnet, die von Institutionen betrieben werden und ihren Mitgliedern die digitale Publikation oder Archivierung ermöglichen (meist Universitätsbibliotheken oder Forschungsorganisationen). Disziplinäre Repositorien hingegen sind institutionsübergreifend und stehen Wissenschaftler*innen thematisch gebündelt z.B. für eine Fachdisziplin zur Verfügung. Der „Grüne Weg“ verursacht für die Autor*innen kaum Kosten, da Technik und Arbeitskraft zumeist von den jeweiligen Einrichtungen getragen werden.
[...]
[1] Münker 2010, S. 33.
[2] Berliner Erklärung 2003.
[3] Vgl.: Lossau 2007, S.18.
[4] Vgl.: Lossau 2007, S.18.
[5] Berliner Erklärung 2003.
[6] Vgl.: Berliner Erklärung 2003.
[7] Vgl.: Lossau 2007, S. 18.
[8] Vgl.: ebd..
[9] Vgl.: Lossau 2007, S.18.
[10] Vgl. Open-Access-Informationsplattform.
[11] Vgl.Lossau 2007, S. 22.
[12] Vgl. Open-Access-Informationsplattform.
[13] Anm.: Begriff 1967 vom amerikanischen Psychologen Stanley Milgram geprägt. Sein Experiment stand jedoch jahrzehntelang unter heftiger Kritik, da die empirischen Befunde eher mangelhaft waren. In den Nuller Jahren wurden jedoch mehrere, auf Milgram’s Experiment aufbauende Studien durchgeführt. Die neusten Untersuchungen wurden von Jure Leskovec von der Carnegie Mellon University und Eric Horvitz von Microsoft Research gemacht. Sie bestätigen die Ergebnisse von Milgram und weisen nach, dass innerhalb von Sozialen Netzwerken, Jeder jeden über 6,6 Ecken kennt.
[14] Vgl.: Open-Access-Informationsplattform.
[15] Vgl.: Open-Access-Informationsplattform.