In diesem Projektbericht wird sich auf der einen Seite damit beschäftigt, wie groß die Beeinflussung der Binnenwanderung am Beispiel Deutschland auf die strukturelle und sozialökonomische Entwicklung einer Region wirklich ist. Vorab stellt sich jedoch die Frage, wie Binnenwanderung allgemein definiert werden kann. Nachdem eine klare Abgrenzung vorgenommen wird, soll das wohl markantesten Beispiel für Binnenwanderung in der Geschichte Deutschlands, die Ost-West-Wanderung nach der Maueröffnung, genauer erläutert werden. Zwar gab es in jüngerer Vergangenheit keine vergleichbar große Wanderung innerhalb Deutschlands, Binnenwanderung spielt jedoch auch jetzt immer noch eine zentrale Rolle, wenn man soziale und wirtschaftliche Strukturen innerhalb des Landes besser nachvollziehen will. Besonders die Entwicklung des Bildungssystems und des Arbeitsmarktes in verschiedenen Regionen ist direkt an die Binnenwanderung geknüpft. Der Bezug des Wanderverhaltens zu Bildung und zur Arbeitmarkt-Situation wird deshalb im Folgenden jeweils einzeln ausführlich behandelt. Gestaltungsoptionen sollen auch hier näher behandelt werden. Deshalb werden einige Maßnahmen und Handlungsalternativen angedacht. Somit soll die Frage, in welcher Weise die die Ausprägung der Binnenwanderung die regionale Entwicklung eines Gebietes, sozialökonomisch, sowie infrastrukturell beeinflusst weitestgehend beantwortet werden.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
Teil A: Projektskizze
2 Forschungsinteresse, Problemaufriss und Diskurs
2.1 Forschungsinteresse und aktuelle Diskussion
2.2 Forschungsfrage und Zielsetzung
Teil B: Ergebnisdarstellung und Reflexion
4 Darstellung der Untersuchung
4.1 Allgemeines
4.1.1 Definition
4.1.2 Allgemeine Informationen zu Binnenwanderung in Deutschland
4.1.3 Ursachen der Binnenwanderung
4.1.4 Typen der Binnenwanderung
4.1.5 Folgen der Binnenwanderung
4.1.5.1 Folgen für Städte
4.1.5.2 Folgen für ländliche Gebiete
4.1.5.3 Folgen für Binnenwanderer
4.2 Binnenwanderung und Arbeitsmarkt in Deutschland
4.2.1 Aktuelle Arbeitsmarkt-Situation in Deutschland
4.2.2 Wanderverhalten durch Arbeitsplatzwechsel in Deutschland
4.2.3 Situation strukturschwacher Regionen in Deutschland
4.2.4 Probleme
4.2.5 Arbeitsmarkt-Situation
4.2.6 Maßnahmen und Handlungsalternativen
4.3 Binnenwanderungsströme, demografischer Wandel und die Auswirkungen auf das Bildungssystem
4.3.1 Der Demographische Wandel und allgemeine Folgen für die Bildung
4.3.2 Bildungsbeteiligung
4.3.3 Analysen zu den einzelnen Bildungsbereichen
4.3.3.1 Frühkindliche Bildung
4.3.3.2 Primärbereich
4.3.3.3 Sekundärbereich I
4.3.3.4 Berufliche Ausbildung
4.3.3.5 Hochschule
4.3.4 Veränderung und Umstrukturierung des Bildungswesens
4.3.4.1 Zeitliche Dimension
4.3.4.2 Ressourcen Dimension
4.3.4.3 Räumliche Dimension
4.3.4.4 Institutionelle Dimension
4.4 Ost-West-Wanderung in Deutschland (1989-1992)
4.4.1 Politischer Hintergrund
4.4.2 Verlauf der Wanderungsbewegung
4.4.3 Quell- und Zielgebiete der Ost-West-Wanderung
4.4.4 Demografischer Wandel in den ostdeutschen Regionen
4.4.5 Aktuelle Situation
4.4.6 Fazit
5 Fazit
6 Literaturverzeichnis
7 Tabellenverzeichnis
1 Einleitung
„Demografischer Wandel - Folgen und Gestaltungsoptionen in Regionen“.
Der Titel des Projektseminars, auf welchem diese Projektarbeit basiert, grenzt auf den ersten Blick genau ab, welche Themengebiete im Folgenden behandelt werden. Oder gibt es doch mehrere Sichtweisen auf den demografischen Wandel? Gibt es nur eine bestimmte Anzahl von Folgen? Wurden alle Gestaltungsoptionen schon genannt?
Die folgende Projektarbeit mit dem Titel „Binnenwanderungsströme - des einen Freud, des anderen Leid“ soll verdeutlichen, dass Themen und Aspekte, die zunächst nichts mit dem demografischen Wandel zu tun haben scheinen, doch mit ihm verbunden sind - und das, obwohl im Titel gar nichts vom demografischen Wandel steht.
In diesem Projektbericht wird sich auf der einen Seite damit beschäftigt, wie groß die Beeinflussung der Binnenwanderung am Beispiel Deutschland auf die strukturelle und sozialökonomische Entwicklung einer Region wirklich ist. Vorab stellt sich jedoch die Frage, wie Binnenwanderung allgemein definiert werden kann. Nachdem eine klare Abgrenzung vorgenommen wird, soll das wohl markantesten Beispiel für Binnenwanderung in der Geschichte Deutschlands, die Ost-West-Wanderung nach der Maueröffnung, genauer erläutert werden. Zwar gab es in jüngerer Vergangenheit keine vergleichbar große Wanderung innerhalb Deutschlands, Binnenwanderung spielt jedoch auch jetzt immer noch eine zentrale Rolle, wenn man soziale und wirtschaftliche Strukturen innerhalb des Landes besser nachvollziehen will. Besonders die Entwicklung des Bildungssystems und des Arbeitsmarktes in verschiedenen Regionen ist direkt an die Binnenwanderung geknüpft. Der Bezug des Wanderverhaltens zu Bildung und zur Arbeitmarkt-Situation wird deshalb im Folgenden jeweils einzeln ausführlich behandelt. Gestaltungsoptionen sollen auch hier näher behandelt werden. Deshalb werden einige Maßnahmen und Handlungsalternativen angedacht. Somit soll die Frage, in welcher Weise die die Ausprägung der Binnenwanderung die regionale Entwicklung eines Gebietes, sozialökonomisch, sowie infrastrukturell beeinflusst weitestgehend beantwortet werden.
Auf der anderen Seite steht die Beleuchtung des Entstehungsprozesses dieser Arbeit. Worin besteht das Forschungsinteresse, ist das Thema für die heutige Gesellschaft aktuell? Wie ist die Gruppe bei der Beantwortung dieser Fragen vorgegangen? Die Ergebnisse wurden durch eine Präsentation auf dem Gallery Walk dargeboten. Welche Vorgehensweisen und Methoden im Vorfeld Anwendung fanden wird mittels eines Zeit- und Arbeitsplans, sowie des Regieplans des Gallery Walks verdeutlicht.
Die oben genannten inhaltlichen Darstellungen folgen im Anschluss.
Teil A: Projektskizze
2 Forschungsinteresse, Problemaufriss und Diskurs
2.1 Forschungsinteresse und aktuelle Diskussion
Binnenwanderung in Deutschland. Ist das Thema heute noch aktuell? Seit der großen Ost-West-Wanderung gab es schließlich nichts Vergleichbares und der Umzug von ein paar Haushalten kann doch unmöglich so stark ins Gewicht fallen, dass sich an Deutschlands Struktur etwas verändert. Weit gefehlt! Den Aktualitätsbezug des demographischen Wandels stellt heute niemand mehr in Frage. Schon jetzt ist in Deutschland ein erheblicher Fachkräftemangel zu verspüren, das bestehende Rentensystem ist stark gefährdet. Denn die Lebenserwartung alter Menschen steigt, die Geburtenrate sinkt. Somit ist die langfristige Finanzierung der Rente beziehungsweise das aktuelle Rentenniveau in Gefahr. Doch was hat die Binnenwanderung mit demographischen Wandel zu tun?
Zum einen wird die Binnenwanderung durch den demographischen Wandel enorm verstärkt. Durch ausbleibenden Nachwuchs werden beispielsweise Bildungseinrichtungen in strukturschwachen Regionen vernachlässigt. Das treibt junge Arbeitskräfte in die Kerngebiete Deutschlands, überwiegend Städte und das unmittelbare Umfeld, da Weiterbildungsangebote fehlen und somit langfristig auch ein hochwertiger Arbeitsplatz. Ausbleibende Familiengründung durch schlechtere Bedingungen, wie Kita-Platzmangel oder fehlende Schulen, intensiviert diese Entwicklung wiederum. Die Folgen des demographischen Wandels stellen also gleichzeitig Gründe für die Binnenwanderung dar. Besonders fallen dabei Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt und im Bildungssystem ins Gewicht. Wie zuvor bereits erwähnt ergibt sich aus dem Geburtenrückgang eine weitere Verschärfung des bereits akuten Fachkräftemangels. Somit haben hochqualifizierte Arbeitskräfte die Wahl des Arbeitsplatzes. Diesbezüglich sind Kerngebiete wie Städte und ihr direktes Umfeld aufgrund eines größeren Spektrums an Möglichkeiten attraktiver. In ländlichen Regionen hingegen werden durch fehlenden Nachwuchs Investitionen in Bildungseinrichtungen eingeschränkt. Eine fatale Folge ist die Abwanderung junger Familien in Ballungszentren oder die Planung einer Familie wird aufgrund der schlechten Bedingungen ganz verworfen. Damit wird der demographische Wandel nochmals beschleunigt. Die Abwanderung in Städte beziehungsweise Ballungsräume birgt jedoch wiederum Probleme. Eine Überfüllung von Kindertagesstätten und Schulen wird unausweichlich, des weiteren entsteht Wohnungsmangel. Durch die damit verbundenen steigenden Lebensunterhaltskosten wandern vor allem mittel bis weniger qualifizierte Arbeitskräfte in periphere Regionen ab. Generell ist deshalb ein Suburbanisierungstrend erkennbar.
Für die jetzige Generation junger Arbeitskräfte stellt der demographische Wandel und die damit verbundene Binnenwanderung ein elementaren Teil ihres Lebens dar. Spätestens nach dem Abschluss der Schulausbildung wird man durch die Wahl eines Arbeitsplatzes oder eines Studienortes vor die Entscheidung gestellt, welche Region die größten Vorteile birgt. Welches Gebiet weist eine gute Wohnsituation auf? Wie sind Kultur- und Freizeitangebot? Welche Weiterbildungsmöglichkeiten bieten sich vor Ort? Schon am Anfang des Einstiegs in die Arbeitswelt stellen sich diese Fragen. Das Handeln nach diesen Aspekten trägt zu der Entwicklung verschiedener Regionen aktiv bei. Ausschlaggebend sind jedoch nicht nur junge Menschen, sondern auch das Verhalten der zunehmenden älteren Bevölkerung. Bei der Wahl eines Wohnortes stellen sich dort weniger die Fragen nach guten Arbeitsmarkt-Bedingungen oder Lebensunterhaltskosten, sondern Faktoren wie Pflegeangebot, großzügige Wohnlage, leicht zu erreichende Versorgungseinrichtungen, aber ebenso auch Kultur- und Freizeitangebot spielen eine zentralere Rolle.
Beide Positionen zeigen deutlich, dass nicht nur der demographische Wandel, sondern auch die damit unmittelbar zusammenhängende Binnenwanderung für alle Generationen von zentraler und aktueller Bedeutung ist.
2.2 Forschungsfrage und Zielsetzung
Interdependenzen von Binnenwanderung und regionaler Entwicklung- in welcher Weise beeinflusst die Ausprägung der Binnenwanderung die regionale Entwicklung?
Durch unser Projektseminar ‚Demographischer Wandel- Folgen und Gestaltungsoptionen in Regionen’ haben wir uns näher mit den Konsequenzen des Demographischen Wandels auseinandergesetzt. Es war uns bereits vorher bewusst, dass sich durch die demographische Entwicklungstendenz einiges in der heutigen Zeit verändert. Durch den Rückgang der Geburten und die steigende Lebenserwartung tun sich zahllose Schwierigkeiten auf. Ein Beispiel dafür wäre die Alterung der Gesellschaft und der dementsprechend abnehmende Teil der Jüngeren. Nicht komplett ersichtlich war uns jedoch davor, was für eine wichtige Rolle die Zuwanderer in diesem Kontext spielen. Wir haben gelernt, dass die deutsche Bevölkerung schon seit Beginn der 1970er Jahre geschrumpft wäre, wenn nicht Menschen aus dem Ausland zugewandert wären. Da dieser Bereich des ‚Demographischen Wandels’ stark unser Interesse weckte, beschlossen wir, uns mit den Wanderungen auseinanderzusetzten. Nach einer längeren Diskussion entschieden wir uns, uns nur auf die Wanderung innerhalb Deutschlands zu spezialisieren. Unser Forschungsinteresse war zu Beginn noch sehr weit gefasst, da wir anfangs nur ein umfassendes und grobes Verständnis für die Situation erlangen wollten.
Die konkrete Frage, die sich uns aufdrängte, war, wie Binnenwanderungsströme die Struktur eines Landes verändern können. Wir haben uns mit dem Hauptthema ‚Binnenwanderung’ befasst und diese unter verschiedenen Gesichtspunkten bearbeitet. Als wir uns das erste Mal mit diesem Thema auseinander setzten, drängte sich uns das Bedürfnis auf, diesen Trend als negativ beziehungsweise als positiv einzuordnen. Diesem Bedürfnis folgend begannen wir, uns dem Thema näher zu widmen. Um zu einer zufriedenstellenden Antwort zu gelangen versuchten wir, das Thema immer wieder kritisch und konsequent zu beleuchten.
Nach einem ausgiebigen Brainstorming häuften sich die Fragen, die wir am liebsten alle beantworten wollten. Eine wesentliche greift nach den Wurzeln der Binnenwanderung: Wie kommt es überhaupt zu Binnenwanderung? Je mehr Wissen und Kenntnisse wir erlangten, desto mehr Fragen stellten sich uns jedoch auch wieder. Einige Fragen, die sich uns aufwarfen, sind beispielhalber Folgende: wieso gibt es so starke räumliche Disparitäten? Wieso entstehen strukturschwache Regionen und wie kann man diese Situation verändern? Am besten nachhaltig verändern. Was sind die ‚Pull-Faktoren’ der Zuwanderungsgebiete?
Letztendlich wurde es unser Ziel eine Antwort darauf zu finden, wie die Binnenwanderung den Arbeitsmarkt, die Schulen und die Infrastruktur verändert. Diese Fragestellung wollen wir nach wissenschaftlichen Maßstäben behandeln.
Ein von uns weit gegriffenes Wunschziel ist außerdem, auf Lösungsansätze für ein nachhaltiges Gleichgewicht zwischen den verschiedenen Regionen zu stoßen.
Die Antworten auf viele der Fragen und besonders der Lösungsansatz für einen nachhaltigen Gleichgewichtszustand scheint für alle Bürger Deutschlands relevant zu sein. Denn Binnenwanderung spielt in vielen Bereichen eine große Rolle. Für die junge Generation - bezüglich der Bildung - treibt die Binnenwanderung viel Veränderung an. Auch greift die Binnenwanderung in die ältere Generation und die damit einhergehende Pflege ein und bildet für die Älteren eher einen negativen Faktor. Denn die Abwanderung der Jugend beschleunigt in den Abwanderungsgebieten den ‚Demographischen Wandel’. Und in den wachsenden Großstädten ist bald kein Platz mehr für Rentner. Des Weiteren beeinflusst die Binnenwanderung die Wohnsituation in großen Städten, wie auch in ländlichen Gebieten. In ländlichen Gebieten findet man viele leerstehende Wohnungen, währenddessen in den Städten eine rege Wohnungsnot herrscht.
Auch auf die Wirtschaft, und Arbeitswelt, übt die Zu- beziehungsweise Abwanderung großen Einfluss aus. Dort, wo Arbeitsplätze mit guten Löhnen angeboten werden, kommen auch die Arbeitskräfte hin und es entsteht somit eine große Nachfrage. Und natürlich gilt das auch andersrum. Letztendlich stellt sich die Politik auf Zuströme von Umsiedlern ein und wird davon geprägt. Auch das Kultur- und Freizeitangebot hängt mit der Binnenwanderung zusammen, die in ländlichen Gebieten eher weniger anzutreffen sind[1].
Mit einigen von diesen Gesichtspunkten sind wir auch im Projektbericht vorangegangen um die Beeinflussung der vielen Komponenten zu analysieren und einschätzen zu können.
Für uns macht die Dringlichkeit und die Allgegenwärtigkeit das Thema der Binnenwanderungsströme so interessant und aktuell. 2008 arbeiteten beispielsweise 40 % der Deutschen in Kernstädten[2].
Es ist nützlich, sich mit Projekten wie diesen auseinanderzusetzen, denn dadurch steigt deutlich das Problembewusstsein. Um gegen Probleme wie diese vorgehen zu können, muss man Konsequenzen früh erkennen und sich um Lösungen bemühen. Des Weiteren ist die Rücksichtsnahme aller Parteien sehr wichtig und die Verantwortung für andere zu übernehmen. In diesem Fall wären das die ländlichen Gebiete und die ältere Gesellschaft.
Als wir mit unserem Projekt begannen, haben wir uns natürlich auch mit den erwarteten Resultaten auseinandergesetzt. Anfangs galt es lediglich die Konsequenzen für die Infrastruktur durch Binnenwanderung herauszuarbeiten. Je stärker wir uns jedoch mit diesem spannenden und umfangreichen Thema auseinandersetzen, desto größer wurde das Anliegen, eine anhaltende Problemlösung zu finden. Wir hoffen, dass uns durch die Erarbeitung des Themas die Wünsche der Wanderer klar werden. Unser Wunsch ist es, ein positives Ergebnis für Gebiete und Menschen zur gleichen Zeit zu finden. Denn der Mensch stellt einen sehr wichtiger Faktor in dem Trend ‚Binnenwanderung’ dar. Nur durch das menschliche Streben nach Verbesserung ist diese Entwicklung überhaupt erst entstanden. Da die Wünsche jedoch so individuell sind, kann es sich für uns als Problem erweisen, diese darzustellen. Deshalb versuchen wir, das Ersuchen der Menschen zusammenzufassen und allgemein zu formulieren. Im Internet fanden wir einen Artikel über Binnenwanderung älterer Menschen. Der nordamerikanische Staat Florida hat beispielsweise ein Programm entwickelt, welches die ältere Generation schmeicheln um umzusiedeln und somit eine bessere und für sie passende Umwelt zu schaffen[3]. Wir hoffen, dass wir in unser Ausarbeitungsphase noch weitere solche Programme finden, die auch für die Älteren eine Lösung bieten können.
Teil B: Ergebnisdarstellung und Reflexion
4 Darstellung der Untersuchung
4.1 Allgemeines
4.1.1 Definition
Binnenwanderung oder Binnenmigration ist ein Faktor, der zum demographischen Wandel beiträgt.
Das Teilwort ‚binnen’ wurde aus den zwei Wörtern ‚bei’ und ‚innen’ zusammengefasst und bedeutet ‚innerhalb’. Der Begriff ‚Wanderung’ hat im Duden drei verschiedene Bedeutungen. Eine davon wird in dem Zusammenhang langen Fußwegen von Nomaden genannt[4]. Wenning zitiert in seinem Buch Dr. Günther Albrecht (1972), der dem Begriff ‚Wanderung’ zehn verschiedene Bedeutungen zuschreibt und daraus schlussfolgert, dass dieses Wort zu viele Bedeutungen hat, um passend zu sein[5].
‚Wanderbewegung’ ist ein Synonym von Migration[6], welche wir als eine „längerfristige, räumliche Verlagerung des Lebensschwerpunktes über eine größere Distanz, die ein Verlassen des sozialen Aktionsraumes zur Folge hat, wird als Migration bezeichnet“ verstehen[7].
„Binnenmigration stellt den Vorgang des Wechsel des Wohnsitzes von Personen oder Haushalten innerhalb der Grenzen eines Staates dar“[8]. Infolgedessen schließt dieser Vorgang die Pendlerbewegung, den Tourismus und das Nomadenwandern aus[9].
4.1.2 Allgemeine Informationen zu Binnenwanderung in Deutschland
Hubert kategorisiert die Binnenwanderung nach folgenden drei Kriterien. Das erste Kriterium stellt die Dauer in den Vordergrund, Ortsveränderungen können permanent oder vorübergehend Ortsveränderung sein. Des Weiteren unterscheidet er zwischen individueller und kollektiver Wanderung. Die Individuelle tritt seit dem 19. Jahrhundert verstärkt auf, die Kollektive hat kontinuierlich abgenommen. Zuletzt differenziert er zwischen einer geographisch nahen oder sehr weiten Entfernung[10].
Wenning erläutert zusätzlich den Unterschied zwischen freiwilliger und unfreiwilliger Umsiedlung folgendermaßen. Wenn Personen ihren Lebensraum verlassen und in einen anderen auswandern, der die gleichen Lebensbedingungen vorweist, ist dieser Zuzug freiwillig. Bei unfreiwilligen Umsiedlungen haben die Bewohner einer bestimmten Region keine Wahl und sind somit gezwungen, diese zu verlassen[11].
Bei 18 bis 35 jährigen sind Wanderungen am häufigsten anzutreffen. Ab dem Alter von 35 Jahren werden Wanderungen durch Familiengründungen weniger[12].
In der Volkszählung 1907 wurden die deutschen Bürger nach ihren Wanderungsverhalten befragt. Dabei erklärten von 62 Millionen Deutschen, 29 Millionen, dass sie nicht mehr in ihrem Geburtsort lebten. Das sind 48% der Gesamtbevölkerung darstellte. 9 Millionen von ihnen verließen sind vom Land eine Industriestadt gezogen. In dem Zeitabschnitt der Industrialisierung wurde der Höhepunkt der Abwanderung aus ländlichen Gebieten erreicht[13].
Ravenstein leitete aus seinen Nachforschungen folgende Wanderungsgesetze ab: „
(1) Der größte Teil der Wanderer legt nur eine kurze Strecke zurück.
(2) Die Bewegungsrichtung zielt dabei auf die Handels- und Industriezentren.
(3) Je weiter eine Region oder Stadt von einer anderen Region oder Stadt entfernt ist, desto weniger direkte Wanderer gibt es zwischen den Regionen bzw. Städten.
(4) Jeder große Wanderungsstrom erzeugt einen Gegenstrom.
(5) Fernwanderer gehen im Allgemeinen in Industriegebiete.
(6) In der Stadt Geborene sind weniger mobil als Personen vom Lande.
(7) Frauen sind mobiler als Männer.
(8) Die Zahl der Wanderungen hängt von der wirtschaftlichen Entwicklung ab.“[14]
4.1.3 Ursachen der Binnenwanderung
Die Ursachen der Umsiedlungen sind zahlreich und verschiedenartig. Der häufigste Grund ist jedoch die Suche nach Arbeitsplätzen und höheren Löhnen. „Je niedriger das Einkommen des Wohnortes, desto größer die ‚Wanderungselastizität’ “[15]. Wanderungen finden jedoch nicht erstrangig lohngerichtet statt. Häufig werden auch Arbeitsplätze mit Aufstiegschancen gesucht. Diese versprechen einen höheren Lohn nach der erhofften Beförderung[16].
Durch die Globalisierung entstehen gehäuft räumliche Disparitäten, was räumliche Ungleichheiten bedeutet. Durch die wachsende räumliche Mobilität, die Beweglichkeit von Personen in einem geographischen Raum, wandern viele aus den peripheren Gebieten in die bevorzugten Gebiete.
Die Wanderer sind auf der Suche nach besseren Lebenschancen[17]. In der Stadt werden Lebensverhältnisse durch bessere Bildungsmöglichkeiten und kulturelle Angebote verbessert[18]. Die Daseinsgrundfunktionen sind in Städten besser erfüllt als auf dem Land. Das vielseitige Freizeit- und Kulturangebot ist ein weiterer ‚Pull-Faktor’ der Stadt[19]. Ein ‚Pull-Faktor’ ist ein Element, was an einer Region anziehend ist. Das Element, welches dich von einer Region wegdrückt, nennt sich ‚Push- Faktor’.
[...]
[1] Pohl, Daniela: Der Fachkräftemangel in Deutschland im Regionalen Vergleich- Beschreibung und Lösungsansätze, 1. Auflage, GRIN- Verlag, s. S. 38.
[2] Dr. Buch, Tanja u.a. : IAB- Kurzbericht, Aktuelle Analysen und Kommentare aus dem Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung. Nr 16, IAB, 2010.
[3] Dr. Friedrich, Klaus: Binnenwanderungen älterer Menschen- Chancen für Regionen im Demographischen Wandel?, http://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=5&cad=rja&ved=0CE8QFjAE&url=http%3A%2F%2Fwww.stadtbauenstadtleben.de%2Fnn_74482%2FBBSR%2FDE%2FVeroeffentlichungen%2FIzR%2F2008%2F3__4%2FInhalt%2FDL__friedrich%2CtemplateId%3Draw%2Cproperty%3DpublicationFile.pdf%2FDL_friedrich.pdf&ei=IGZPUZueL4rEPYfmgMAO&usg=AFQjCNGFz7jgSfA48wPMYOdYzBblLreBKg&bvm=bv.44158598,d.ZWU, 2008, [20.01.2013]
[4] vgl. Dr. Scholze-Stubenrecht, Werner: Duden, deutsches Universalwörterbuch. Bibliographisches Inistitut GmbH, 2011.
[5] vgl. Wenning, Norbert: Migration in Deutschland: Ein Überblick. Waxmann Verlag GmbH, 1. Auflage, 1996, s. S. 11.
[6] vgl. Dr. Scholze-Stubenrecht, Werner (2011): Duden, deutsches Universalwörterbuch.
[7] Wenning, Norbert (V): Migration in Deutschland: Ein Überblick, s. S. 12.
[8] Prof. Dr. Drosdowski, Günther: Duden, Das große Wörterbuch der deutschen Sprache. 2. Auflage, F. A. Brockhaus AG, 1993.
[9] vgl. Musil, Jini: Räumliche Auswirkungen des Transformationsprozesses in Deutschland und bei den östlichen Nachbarn, 1. Auflage, Leske und Budrich, 1996, s. S. 171.
[10] vgl. Hubert, Michael: Deutschland im Wandel: Geschichte der detuschen Bevölkerung seit 1815. 1. Auflage, Franz Steiner Verlag Stuttgart, 1998, s. S. 71.
[11] vgl. Wenning, Norbert (1996), Migration in Deutschland, s. S. 25f.
[12] vgl. Dienel, Christiana: Abwanderung, Geburtenrückgang und regionale Entwicklung, Ursachen und Folgen des Bevölkerungsrückgangs in Ostdeutschland. 1. Auflage, VS Verlag für Sozialwissenschaften/ GWV Fachverlag GmbH, 2005, s. S. 8.
[13] vgl. Hubert, Michael (1998): Deutschland im Wandel, s. S. 174.
[14] Wenning, Norbert (1996): Migration in Deutschland: Ein Überblick, s. S. 22.
[15] Hubert, Michael (1998): Deutschland im Wandel, s. S. 72.
[16] vgl. Wenning, Norbert(1996): Migration in Deutschland: Ein Überblick, s. S. 28.
[17] vgl. Wehler, Hans Ulrich: Deutsche Gesellschaftsgeschichte 1849-1914. 1. Auflage, C. H. OHG, 1995, s. S.10.
[18] vgl. Hossaini, Wahid: Wohnen und Immobilienmarkt 2030-veränderte Anforderungen an Wohnimmobilien. 1. Auflage, GRIN Verlag, 2010, s. S. 6.
[19] vgl. Wehler, Hans Ulrich (1995): Deutsche Gesellschaftsgeschichte 1849-1914, s. S. 510.