Welche Bedeutung hat die eigene religiöse Tradition für ein Volk, das im Zuge des Kolonialismus missioniert und zum Christentum bekehrt worden ist?
Als die Maori zum Ende des 18. Jahrhunderts mit den weißen Entdeckern zum ersten Mal in intensiven Kontakt und Austausch gerieten, war dies der Beginn eines gewaltigen Umbruchs für die gesamte Kultur dieses indigenen Volkes. Die Vorstellungen ihrer eigenen Kultur und Religion waren bei den Maori, wie auch bei allen anderen polynesischen Völkern, mythischer Art. Aufgrund dessen entstanden schon früh die ersten Missverständnisse sowohl auf religiöser Ebene mit den Missionaren als auch mit politischen Vertretern, die allesamt ein völlig anderes Verständnis von Tradition mitbrachten und den Maori mit Unwissenheit gegenübertraten.
Um das Wesen und die Art der Maori im Hinblick auf die hier formulierte Fragestellung zu verstehen, muss stets das ganze Maoritum als Einheit betrachtet werden. Das zentrale Merkmal dieses sog. Maoritanga war aber immer die religiöse Natur des Maori. Das gesamte vorzeitliche Leben dieses Volkes war gestützt auf Säulen der Religion. Nichts wurde unternommen ohne den Rückgriff auf durch die Ahnen mitgebrachten religiösen Bräuche. Auch das gesamte Gesellschaftsleben eines jeden Maori war aufgebaut um das „Konzept des Göttlichen“ herum und der Tatsache, dass die Beibehaltung einer wesentlichen, lebendigen Religion notwendig war für das Überleben des Maoritums einschließlich der Maori-Sprache, der Maori-Künste und den Sinn der Gemeinde. Deshalb ist es bei einem Volk wie diesem nahezu unmöglich die Religion vom Rest ihrer Kultur zu trennen und diese separat zu behandeln. Infolgedessen werden in dieser vorliegenden Arbeit die Aspekte Religion, Bräuche und Tradition in den ersten drei Kapiteln hervorgehoben und möglichst detailliert beschrieben, um im späteren historischen Verlauf und dem Wandel der Neuzeit die Problematik zu beleuchten und erkenntlich zu machen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I Wer sind die Maori? Herkunft und neue Heimat
- 1.1 Aotearoa
- 1.2 Die Heimat Hawaiki
- 1.3 Maoritum: iwi — hapu — whanau
- 2 Die Mythen und Riten der Maori
- 2.1 Der Schöpfungsmythos — die Kinder von Rangi und Papa
- 2.2 Die Entstehung des Menschen
- 2.3 10 — das höchste Wesen
- 2.4 Maui - der Halbgott
- 2.5 Die Maori und ihre Heiligkeiten — mana, tapu und noa
- 3 Religiöses Handeln — karakia, mauri und tohunga
- 3.1 Karakia — die Zeremonie
- 3.2 Mauri
- 3.3 Tohunga
- 4 Die Begegnung mit den päkehä
- 4.1 Marsden, Williams, Selwyn - Die Missionare
- 4.2 Der Religionswandel
- 4.3 Kolonisation und der Vertrag von Waitangi (1840)
- 5 Die Maori-Kirchen
- 5.1 Te Ua Haumene und Pai-Marire — die religiöse Protestbewegung der Maori
- 5.2 Der Prophet Te Kooti
- 5.3 Die Kirche Ringatu — Glaube und Organisation
- 5.4 T.W. Ratana — „the Maori Miracle Man"
- 5.5 Die Ratana-Kirche
- 5.6 Die Maori und die päkehä-Kirchen heute:
- 6 Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die wissenschaftliche Hausarbeit befasst sich mit dem religiösen Wandel bei den Maori Neuseelands im Kontext des Kolonialismus und der Christianisierung. Die Arbeit analysiert, wie die Begegnung mit den europäischen Missionaren und Siedlern die traditionelle Maori-Religion und -Kultur beeinflusste und welche neuen religiösen Bewegungen entstanden.
- Die traditionelle Maori-Religion und -Kultur
- Der Einfluss des Kolonialismus und der Christianisierung
- Die Entstehung neuer Maori-Kirchen
- Die Bedeutung von Mana, Tapu und Noa
- Die Rolle von Propheten und religiösen Führern
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Hausarbeit ein und stellt die zentrale Fragestellung nach der Bedeutung der eigenen religiösen Tradition für ein Volk, das im Zuge des Kolonialismus missioniert wurde, dar. Die Arbeit betrachtet das Maoritum als Einheit und hebt die enge Verknüpfung von Religion, Bräuchen und Tradition hervor.
Kapitel 1 bietet einen Überblick über die Herkunft und Stammesstrukturen der Maori. Es beleuchtet die Bedeutung von Hawaiki als ursprünglicher Heimat und die Bedeutung von iwi, hapu und whanau für die traditionelle Maori-Gesellschaft.
Kapitel 2 befasst sich mit den Mythen und Riten der Maori. Es beschreibt den Schöpfungsmythos von Rangi und Papa, die Entstehung des Menschen und die Bedeutung von 10 als höchstem Wesen. Die Heldentaten des Halbgottes Maui werden dargestellt und die religiösen Konzepte Mana, Tapu und Noa erläutert.
Kapitel 3 widmet sich dem religiösen Handeln der Maori. Es beschreibt die Bedeutung von Karakia als Zeremonien und die Rolle von Mauri als Lebenskraft. Die Funktion des Tohunga als Priester und die Rolle des Priesteramtes in der traditionellen Maori-Gesellschaft werden beleuchtet.
Kapitel 4 schildert die Begegnung der Maori mit den Engländern. Es beschreibt die Ankunft der ersten Missionare und die Rolle von Samuel Marsden, Henry Williams und George Augustus Selwyn bei der Christianisierung der Maori. Der Vertrag von Waitangi und die Auswirkungen der Kolonisation auf die Maori-Gesellschaft werden dargestellt.
Kapitel 5 untersucht die Entstehung und Entwicklung von Maori-Kirchen. Es beschreibt die Pai-Marire-Bewegung unter Te Ua Haumene, die Ringatu-Kirche unter Te Kooti und die Ratana-Kirche unter T.W. Ratana. Die Glaubensvorstellungen, Organisationsstrukturen und die Bedeutung dieser Kirchen für die Maori werden erläutert.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den religiösen Wandel, die Maori-Kultur, den Kolonialismus, die Christianisierung, die Missionierung, die Entstehung neuer Maori-Kirchen, die Bedeutung von Mana, Tapu und Noa, die Rolle von Propheten und religiösen Führern sowie die Auswirkungen der Begegnung zwischen Maori und Pakeha auf beide Kulturen.
- Quote paper
- Dorota Bytner (Author), 2012, Von Rangi und Papa zum Gott der Pakeha. Der religiöse Wandel bei den Maori Neuseelands, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/266916