1 Historie der Fernsehduelle
Die Form des Fernsehduells, wie wir es im Jahre 2002 anhand des Kanzlerduells zwischen Gerhard Schröder (SPD) und Edmund Stoiber (CSU) gesehen haben, ist nicht neu in der Medienlandschaft. Vielmehr hat diese Form der Debatte als Wahlkampfinstrument bereits in einigen Ländern eine lange Tradition. Im folgenden Kapitel soll deshalb zunächst die TV-Debatte der Präsidentschaftskandidaten in den USA als Beispiel näher betrachtet werden. Dabei muss jedoch beachtet werden, dass sich die politischen Systeme in den USA und in Deutschland stark unterscheiden. Hervorzuheben ist hier insbesondere, dass die amerikanische Bevölkerung den Präsidenten direkt wählt, was in Deutschland nicht der Fall ist. Abschließend für dieses Kapitel wird kurz die Entwicklung der politischen Fernsehduelle in Deutschland am Beispiel von „Vier Tage vor der Wahl“ (1972) und „Journalisten fragen – Politiker antworten“ (1972) behandelt.
1.1 TV-Debatten der Präsidentschaftskandidaten in den USA
Die erste TV-Debatte zwischen zwei amerikanischen Präsidentschaftskandidaten fand im Jahre 1960 statt. Dabei standen sich John F. Kennedy und Richard Nixon als Teilnehmer gegenüber. Möglich wurde dieses durch einen Erlass des USKongresses (Artikel 315 – Federal Communications Act) im selben Jahr.1 Reglementiert wurden die Debatten durch die „Federal Election Commission“. Seit dem Jahre 1976 stellt diese Art der politischen Kommunikation ein fest verankertes Format im US-Fernsehen dar.2 Allerdings wurde nur die erste TV-Debatte von den TV-Anstalten als Organisatoren und Sponsoren durchgeführt. Alle folgenden TV-Debatten wurden bewusst von gemeinnützigen Institutionen als Organisatoren durchgeführt, da die Medien einen Historie der Fernsehduelle 3 Interessenkonflikt in der Berichterstattung über den Wahlkampf einerseits und die Durchführung der Debatten andererseits sahen.Seit 1987 werden die Wähler durch die „Commission on Presidential Debates“ über die Kandidaten und deren Schwerpunkte informiert. Ziel der Kommission ist es dabei durch eine unabhängige und objektive Debatte die Wähler zu informieren. Sämtliche Daten der TV-Debatten (Ort, Datum, etc.) werden dabei durch die Kommission, in enger Abstimmung mit den Kandidaten, festgelegt. Schon weit vor den eigentlichen TV-Debatten werden sämtliche Details (Ablauf, Inhalt, etc.) sehr genau geplant.
Inhaltsverzeichnis
-
- Historie der Fernsehduelle
- TV-Debatten der Präsidentschaftskandidaten in den USA
- ,,Vier Tage vor der Wahl\" / „Journalisten Fragen - Politiker antworten“
- Das Kanzlerduell 2002
- Das,,Print-Duell“
- Allgemeines, Regeln, Moderatoren des TV-Duell
- Modell der Theatralität von Meyer, et al.
- Aspekt I: Übergang von einer schriftgeprägten Kommunikation zu einer Kultur der Telepräsenz
- Aspekt II: Entstehung hochprofessionalisierter Inszenierungsräume
- Aspekt III: Transformation im Zeichengebrauch
- Aspekt IV: Theatralisierung der Kommunikations- und Rezeptionshaltungen
- Wie weit darf die politische Inszenierung gehen?
- Stimmen Prominenter zum TV-Duell
- Pressestimmen zum Kanzlerduell
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert das Kanzlerduell 2002 unter medienwissenschaftlichen Aspekten, insbesondere im Hinblick auf die Theorien von Meyer et al. zur Theatralität. Die Arbeit untersucht die Inszenierung des Duells und die Rolle der Medien in der Inszenierungsgesellschaft.
- Die Entwicklung der Fernsehduelle in der Medienlandschaft
- Das Kanzlerduell 2002 als mediale Inszenierung
- Analyse des Duells anhand des Modells der Theatralität
- Die Bedeutung der Medien in der Inszenierungsgesellschaft
- Die Frage nach der Zulässigkeit politischer Inszenierung
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die Historie der Fernsehduelle, mit Schwerpunkt auf die TV-Debatten der US-amerikanischen Präsidentschaftskandidaten. Es wird die Entwicklung dieser Debattenform in Deutschland anhand von "Vier Tage vor der Wahl" und "Journalisten fragen – Politiker antworten" betrachtet.
Das zweite Kapitel widmet sich dem Kanzlerduell 2002. Es werden die Besonderheiten des „Print-Duells“ sowie das TV-Duell mit seinen Regeln und Moderatoren behandelt. Ein wichtiger Teil des Kapitels ist die Analyse des Duells anhand des Modells der Theatralität von Meyer et al., das die Transformation der Kommunikation im Kontext der Inszenierungsgesellschaft beschreibt.
Schlüsselwörter
Kanzlerduell, Fernsehduell, Medienwissenschaften, Inszenierungsgesellschaft, Theatralität, Politische Kommunikation, Medienwirkung, Wahlkampf, Gerhard Schröder, Edmund Stoiber, Meyer et al., Telepräsenz, Inszenierungsräume, Zeichengebrauch, Politische Inszenierung.
- Arbeit zitieren
- Marc Langenstein (Autor:in), 2004, Das Kanzlerduell 2002 - Politisches Programm oder Persönlichkeitstest, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/26663