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Hausarbeit (Hauptseminar), 2011
16 Seiten, Note: 2,0
1. Einleitung
2. Begriffsklärung und Entwicklung der Elementarisierung
3. Elementarisierungsansatz bei Friedrich Schweitzer und Karl Ernst Nipkow
3.1. Die fünf Dimensionen der Elementarisierung
4. Elementarisierungsansatz bei Godwin Lämmermann und Kritik am Ansatz Schweitzers und Nipkows
4.1. Elementarisierungsschritte bei Lämmermann
5. Praktischer Ausblick
6. Schluss
Im Laufe dieser Arbeit soll das didaktische Konzept der Elementarisierung zuerst in einem theoretischen Rahmen näher betrachtet werden, um daran anschließend, in einem praktischen Ausblick, die fünf Dimensionen der Elementarisierung nach Friedrich Schweitzer und Karl Ernst Nipkow anhand des Themas der Theodizee zu betrachten.
Einleitend soll nun betrachtet werden, was der Begriff der Elementarisierung meint, wo die Wurzeln dieses Ansatzes liegen und wie er sich weiterentwickelt hat.
Was meint der Begriff Elementarisierung? Der Begriff „elementar“ lässt sich mit Worten wie grundlegend oder wesentlich wiedergeben. So ist es ein verbreitetes Missverständnis, wenn die Elementarisierung schlicht als Vereinfachung bezeichnet wird. Dies wird der didaktischen Bedeutung des Elementarisierungskonzepts nicht gerecht.[1] So befasst sich die Elementarisierung durchaus mit der Zuspitzung von theologischen Inhalten, damit diese verständlicher werden und auf die wichtigsten und elementaren Punkte beschränkt werden, aber es geht dabei nicht alleine um die Inhalte, sondern es geht auch um die Personen, für die komplexe Inhalte vereinfacht werden. Denn bei dem Elementarisierungsmodell handelt es sich um ein doppelseitiges Konzept, welches im Prozess zwischen dem Inhalt und der Person wirksam werden will.[2]
Bei dem Ansatz der Elementarisierung handelt es sich um ein religionspädagogisches Modell, welches zur Planung von Religionsunterricht genutzt wird. Dabei ist es kein Konzept, welches speziell für den Religionsunterricht entworfen worden ist, sondern es kann auch durchaus für andere Unterrichtsfächer genutzt werden. Das Elementarisierungsmodell soll eine authentische, fruchtbare und lebensnahe Begegnung zwischen den Personen, sprich den Schülerinnen und Schülern, und den Inhalten ermöglichen.[3] Dabei orientiert sich der Ansatz an Fragen und Kriterien, die eine erfolgreiche Begegnung ermöglichen sollen. Diese Fragen und Kriterien werden im Hauptteil näher vorgestellt, wenn die beiden Elementarisierungsansätze näher betrachtet werden.
Der Begriff und das Verständnis der Elementarisierung wurden bereits im 18. Jh. durch Johann Heinrich Pestalozzi geprägt. In der Moderne ist in die 1950´er und 60´er Jahre zu blicken, in denen der Didaktiker Wolfgang Klafki, welcher Vertreter der bildungstheoretischen Didaktik ist, den Begriff des Elementaren aufnahm und weiterentwickelte. An Klafki anschließend, befassten sich Religionspädagogen wie Helmut Kittel und Klaus Wegenast mit diesem Thema und sie entwickelten darauf aufbauend eigene religionspädagogische Ansätze. Eine dringende Frage dieser Zeit war es, ob die Elementarisierung ein pädagogisches Anliegen verfolgen sollte, oder ob eine Festlegung auf theologische Minimalansprüche ihr Anliegen sein sollte. Diese Frage wirkt bis heute nach.[4]
In der heutigen Elementarisierungsdiskussion ist das Forschungsprojekt des Commenius-Instituts von Bedeutung. In Anbetracht der Curriculum-Diskussion und der Frage nach der Legitimation von Unterrichtsinhalten meint Elementarisierung die Elementarisierung theologischer Inhalte und Methoden in Anbetracht einer Lehrplanrevision und Curriculumentwicklung. Dabei waren die Ergebnisse des Projektes beinahe ausschließlich auf die biblische Didaktik bezogen. So beschäftigten sich die religionspädagogischen Elementarisierungsansätze zuerst mit den biblischen Fragen. In diesem Zusammenhang sind Ingo Baldermann und Karl Ernst Nipkow zu erwähnen, die in ihren Elementarisierungsansätzen diese biblischen Fragen aufnahmen. Ingo Baldermann ist dafür kritisiert worden, dass er sich in seinem Ansatz zu stark an der Bibel orientieren würde und die pädagogische Seite nicht deutlich genug herauskommen würde. Diese Kritik ist so aber nicht berechtigt, da sich in der Ordnung der biblischen Inhalte bei Baldermann entwicklungspsychologische Einflüsse erkennen lassen. Karl Ernst Nipkow richtete seinen Ansatz stärker pädagogisch und erfahrungshermeneutisch aus und bezog die Entwicklungspsychologie offener mit ein.[5]
Durch die Einsicht, dass ein Bezug allein auf biblische Themen nicht ausreichend ist, wurde seit Mitte der 1980´er Jahre die Elementarisierung zu einem allgemeinen religionspädagogischen Ansatz weiterentwickelt und nahm nun auch andere theologische Themen und Themen aus der Lebenswelt der Schüler[6] auf.[7]
Den Grund für eine moderne Religionspädagogik und dem Elementarisierungsmodell als Vorbereitungshilfe für den Unterricht sehen Schweitzer und Nipkow in der Herausforderung des Verhältnisses zwischen christlicher Tradition und neuzeitlicher Subjektivität. Diese neuzeitliche kritische Einstellung und das verstärkte historische Bewusstsein geraten in Spannung zur christlichen Tradition. Diese Entwicklung hat auch Auswirkungen auf den Religionsunterricht. So ist eines der wichtigsten Anliegen des Elementarisierungsmodells, wie Schweitzer und Nipkow es formulieren, einen Bezug zu den Schülern mit ihren Erfahrungen und Verstehensweisen herzustellen und den Schülern eine möglichst lebensnahe und fruchtbare Begegnung mit den Unterrichtsinhalten zu bieten. Auch ist der Religionsunterricht gezwungen, sich gegenüber anderen alternativen Fächern wie Ethik, praktische Philosophie oder Lebensgestaltung-Ethik-Religionskunde zu profilieren. Diese Profilierung kann am ehesten durch ein überzeugendes religionspädagogisches Modell von innen geschehen, so wie es auch Friedrich Schweitzer fordert.[8]
Doch auch schlichte Unterrichtspraktische Gründe sprechen für ein modernes didaktisches Modell. Es zeigt sich ein häufiges Desinteresse der Schüler an den Unterrichtsthemen, oder die Schüler fühlen sich selbst nicht persönlich von dem Religionsunterricht angesprochen. Die Besonderheit, die zur Profilierung des Religionsunterrichts gegenüber einer Religionskunde beiträgt und die in besondere Weise die Schüler ansprechen soll, ist die Konzentration auf bedeutsame Wahrheitsfragen im Dialog zwischen den Schülern und in ihrem Glauben identifizierbaren Erwachsenen.[9] Zu diesem Thema der elementaren Wahrheiten wird im folgenden Gliederungspunkt eine nähere Betrachtung erfolgen.
Für ihren Elementarisierungsansatz haben Friedrich Schweitzer und Karl Ernst Nipkow Anforderungen formuliert, die eine Mehrdimensionalität befördern sollen. So sollen der eigene Charakter und die Widerständigkeit der Sachverhalte bedacht werden, die Erfahrungen der Schüler einbezogen werden, die Auseinandersetzung um die Wahrheit in Anbetracht der verschiedenen Wahrheitsansprüche berücksichtigt werden und der persönliche Zugang und die ganz eigene Verstehensweise der Schüler in Blick auf die Themen respektiert werden.[10]
[...]
[1] Vgl. Schweitzer, Friedrich: Elementarisierung – ein religionsdidaktischer Ansatz, in: Schweitzer, Friedrich (Hrsg.): Elementarisierung im Religionsunterricht. Erfahrungen, Perspektiven, Beispiele, 2. Auflage, Neukirchen-Vluyn 2007, 9.
[2] Vgl. Schweitzer, Friedrich u.a.: Religionsunterricht und Entwicklungspsychologie. Elementarisierung in der Praxis, Gütersloh 1995, 25.
[3] Vgl. Schweitzer, Friedrich: Elementarisierung – ein religionsdidaktischer Ansatz, in Schweitzer, Friedrich (Hrsg.): Elementarisierung im Religionsunterricht, 10f.
[4] Vgl. a.a.O., 204f.
[5] Vgl. a.a.O., 205f.
[6] Aufgrund der besseren Lesbarkeit wird im Folgenden statt Schülerinnen und Schüler nur Schüler geschrieben. Der Begriff Schüler impliziert dabei sowohl weibliche als auch männliche Jugendliche.
[7] Vgl. a.a.O., 207f.
[8] Vgl. a.a.O., 11-13.
[9] Vgl. a.a.O., 13f.
[10] Vgl. Schweitzer, Friedrich u.a.: Religionsunterricht und Entwicklungspsychologie, 146.