In den siebziger und achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts vollzog sich ein grundlegender Wandel in der Schulgeographie. Die Lehrpläne für das Fach Erdkunde wurden in dieser Zeit mehrfach reformiert und umstrukturiert, dementsprechend wandelten sich die Form wie auch die Zielsetzungen des geographischen Unterrichts. Die Anstöße für die tiefgreifende Revision der Curricula waren vielfältig. Vor dem Hintergrund der von Robinsohn (1967) ausgelösten Curriculumdiskussion sahen sich so gut wie alle Schulfächer und Wissenschaftsdisziplinen aufgefordert, ihre Grundlagen und Traditionen zu überdenken und die Ziele, Inhalte und Methoden ihres Lehr- und Lernbetriebes neu zu definieren.1 Unter den Fachdidaktikern der Geographie bestand weitgehend Einigkeit darüber, dass die bislang übliche Unterrichtsform, die durch die Abfolge von länderkundlichen Betrachtungen über die Schuljahre hinweg gekennzeichnet war, einer Modifizierung bedurfte. Uneinig war man sich jedoch über die Art und den Umfang dieser Neugestaltung. Es entstand eine lebhafte und kontroverse Diskussion darüber, welche Aufgaben auf den Erdkundeunterricht künftig zukommen und auf welche Weise diese gemeistert werden sollten. Einen Zentralpunkt dieser Debatte stellte die Frage nach dem Stellenwert der Allgemeinen bzw. der Regionalen Geographie dar. Beides sind verschiedene Betrachtungsweisen der Fachwissenschaft Geographie: Allgemeine Geographie untersucht die einzelnen geographischen Erscheinungen unabhängig von spezifischen Erdräumen und zielt auf die Erarbeitung von regelhaften, gesetzmäßigen Begriffen, Modellen und Systemen ab. Regionale Geographie dagegen erfasst Räume hinsichtlich ihrer jeweiligen geographischen Erscheinungen. Sie strebt die Beschreibung und Analyse eines individuellen Gebietes an. Hinsichtlich der fachdidaktischen Diskussion stellte sich die Frage: Welcher der beiden Ansätze ist für die Schule bzw. für den Schüler geeigneter? Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, die wesentlichen Standpunkte und Ergebnisse der geographiedidaktischen Debatte darzustellen und ihre Konsequenzen für den Erdkundeunterricht herauszustellen. [...] 1 vgl.: Haubrich 1997, S. 36; Köck 1986, S. 129 ff.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Von der Länderkunde zur Thematischen Geographie
- Der länderkundliche Durchgang
- Der allgemeingeographische Ansatz
- Der sozialgeographische Ansatz
- Der lernzielorientierte Ansatz
- Die Wiederbetonung des Regionalen
- Einwände gegen die reformierten Lehrpläne
- Der thematisch-regionale Ansatz
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Entwicklung der Lehrpläne im Schulfach Erdkunde in den 1970er und 1980er Jahren. Sie analysiert die verschiedenen Ansätze, die in dieser Zeit zur Diskussion standen und in den Unterricht integriert wurden, und zeigt die Auswirkungen dieser Veränderungen auf die Inhalte und Methoden des Erdkundeunterrichts auf.
- Abkehr vom länderkundlichen Ansatz und Hinwendung zur Allgemeinen Geographie
- Entwicklung und Bedeutung des allgemeingeographischen Ansatzes
- Einfluss des sozialgeographischen Ansatzes auf die Lehrpläne
- Die Wiederentdeckung der regionalen Geographie
- Die Konsequenzen der verschiedenen Lehrplanentwicklungen für den Erdkundeunterricht
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 2 beleuchtet die Abkehr vom länderkundlichen Ansatz und die Hinwendung zur allgemeinen Geographie in den 1970er Jahren. Es werden die Gründe für diesen Paradigmenwechsel, die maßgeblichen Reformansätze und ihre Auswirkungen auf den Erdkundeunterricht untersucht.
Kapitel 3 widmet sich der Wiederentdeckung der regionalen Geographie in den 1980er Jahren. Die Gründe für die Ergänzung der reformierten Lehrpläne durch regionalgeographische Betrachtungsweisen, sowie die Beschaffenheit des thematisch-regionalen Ansatzes, werden in diesem Kapitel beleuchtet.
Schlüsselwörter
Länderkunde, Allgemeine Geographie, Regionale Geographie, Lehrplanentwicklung, Erdkundeunterricht, Sozialgeographie, Lernzielorientierung, Thematischer Ansatz, Paradigmenwechsel, Reformansätze.
- Arbeit zitieren
- Karsten Kramer (Autor:in), 2004, Die Lehrplanentwicklung im Schulfach Erdkunde, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/26362