Im Jahre 1866 wurde das damalige Kurfürstentum Hessen von Preußen annektiert und in den folgenden Jahren gemeinsam mit Nassau und Frankfurt dem Königreich als Provinz Hessen-Nassau eingegliedert. Auch für Marburg bedeutete dies einschneidende Veränderungen; das einstige, fast noch mittelalterlich anmutende "Universitätsdorf"1 wandelte sich in den folgenden Jahren zur Universitätsstadt, wobei die preußische Herrschaft entscheidende Impulse zur Modernisierung gab. Als einer dieser Impulse, auf die noch genauer einzugehen sein wird, gilt allgemein die Garnison des Hessischen Jägerbataillons Nr. 11, das 1866 eingerichtet und in Marburg stationiert wurde. Zwar gibt es viel Literatur zur allgemeinen Geschichte und Entwicklung der Stadt,2 auch einige wenige, meist kürzere und im allgemeinen einer eher apologetischen Sichtweise verpflichtete Schriften zum Militär in Kurhessen und zu seiner Rolle in Marburg.3 [...] 1 So beispielsweise Leopold von Ranke; vgl. Kämmer, Entwicklung, s. 17. 2 Zu nennen sind hier vor allem: Kürschner, Geschichte; Dettmering/Grenz, Marburger Geschichte; Marburg. Eine illustrierte Stadtgeschichte. 3 Für Kurhessen allgemein: Bach, Heer; Kaiser, Eingliederung. Reine Truppengeschichten, die über die militärischen Einsätze des Bataillons hinaus nicht viel Stoff bringen, sind: Döring, Dienstzeit; Krüger, Geschichte; Moldenhauer, Geschichte; Wetzel, Jäger. Die Informationsschriften für die heute in Marburg stationierten Einheiten (Dein Standort Marburg bzw. Unsere Garnison) enthalten auch kurze Aufsätze zur Geschichte des Militärs in Marburg, u.a. Langkabel, Garnison. Außerdem sind hier zu nennen Huber, Militär-Tradition; Langkabel, Marburg als Garnison; ders., Marburg als Garnisonstadt; Schneider, Kaserne. Kritisch mit Aspekten der Marburger Militärgeschichte setzen sich allein Werther, "... darauf sind wir Jäger stolz", sowie in Zukunft Michael Lemling mit seinem Werk über die Mechterstädter Morde auseinander.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Die Lage der Stadt in kurhessischer Zeit
- 3. Die Annexion 1866
- 4. Aufbruchstimmung in der Stadt: Planungen für die Zukunft
- 4.1. Garnison
- 4.2. Universität
- 4.3. Stadterweiterung und Infrastruktur
- 5. Der Bau der Jägerkaserne
- 6. Nutzen für die Stadt? Die städtische Entwicklung in den ersten Jahren nach der Annexion
- 6.1. Garnison
- 6.2. Universität
- 6.3. Bevölkerung und Stadterweiterung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Einfluss des Militärs, speziell den Bau der Jägerkaserne (1866-1869), auf die städtische Entwicklung Marburgs nach der preußischen Annexion Kurhessens. Es wird analysiert, welche Interessen die Stadt an einer Garnison hatte, welche Leistungen sie erbrachte und welchen Nutzen sie letztendlich davon zog. Die Untersuchung berücksichtigt die enge Verknüpfung zwischen Garnisonsplanung, Universitätsentwicklung und Stadterweiterung.
- Die Lage Marburgs vor der Annexion und die bestehenden Herausforderungen.
- Die politischen und gesellschaftlichen Auswirkungen der Annexion auf Marburg.
- Die Planungen für die städtische Entwicklung nach der Annexion (Garnison, Universität, Infrastruktur).
- Der Bauprozess der Jägerkaserne, inklusive der damit verbundenen Schwierigkeiten und Konflikte.
- Der wirtschaftliche und soziale Einfluss der Garnison und der Universität auf die Stadtentwicklung.
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Arbeit untersucht die Bedeutung des Militärs für die städtische Entwicklung Marburgs nach der preußischen Annexion 1866, am Beispiel des Baus der Jägerkaserne. Sie beleuchtet die Forschungslücke bezüglich des Zusammenhangs von Militär und Stadtentwicklung und stellt zentrale Forschungsfragen.
2. Die Lage der Stadt in kurhessischer Zeit: Dieses Kapitel beschreibt die Situation Marburgs im 19. Jahrhundert vor der Annexion. Marburg war ein relativ kleines, von mittelalterlichen Stadtmauern eingeschlossenes Universitätsdorf mit stagnierender Wirtschaft, eingeschränkter Infrastruktur (fehlende Kanalisation und Wasserversorgung), und einer unterentwickelten Industrie. Die Universität litt unter geringer Studentenzahl und unzureichender Ausstattung. Die Stadt hegte ein starkes Interesse an der Wiedererlangung einer Garnison, scheiterte aber an den finanziellen und logistischen Hürden.
3. Die Annexion 1866: Dieses Kapitel behandelt die Annexion Kurhessens durch Preußen im Jahr 1866. Es beschreibt den politischen Kontext, die Reaktionen der Bevölkerung und die Bedeutung dieser Ereignisse für die zukünftige Entwicklung Marburgs. Die Annexion wurde von Teilen der Bevölkerung, insbesondere dem liberalen Bürgertum und dem Offizierskorps, positiv aufgenommen, da man sich wirtschaftliche Vorteile und Modernisierung erhoffte.
4. Aufbruchstimmung in der Stadt: Planungen für die Zukunft: Dieses Kapitel beschreibt die Hoffnungen und Planungen der Marburger Bevölkerung nach der Annexion. Drei zentrale Punkte standen im Vordergrund: die Einrichtung einer Garnison (insbesondere für Einjährig-Freiwillige), die Förderung der Universität und der Ausbau der Infrastruktur und Stadterweiterung. Das Kapitel analysiert die jeweiligen Argumente und Erwartungen im Detail.
5. Der Bau der Jägerkaserne: Dieses Kapitel widmet sich dem Bau der Jägerkaserne. Es beschreibt den Entscheidungsprozess für den Standort, die Planungs- und Bauphase, die Konflikte mit dem Bauunternehmer und die finanziellen Aspekte. Die Kapitel beleuchtet die komplizierten Verhandlungen zwischen der Stadt und den preußischen Behörden, die zu erheblichen Verzögerungen und Kostensteigerungen führten.
6. Nutzen für die Stadt? Die städtische Entwicklung in den ersten Jahren nach der Annexion: Dieses Kapitel analysiert die Auswirkungen der Garnison und der Universitätsentwicklung auf die Stadt Marburg in den Jahren nach der Annexion. Es untersucht, inwiefern die Erwartungen der Marburger Bevölkerung erfüllt wurden und wie sich die Garnison und die Universität auf die Wirtschaft, die Bevölkerung und die Stadterweiterung auswirkten. Der wirtschaftliche Nutzen der Garnison entsprach nicht den Erwartungen, während die Universität einen Aufschwung erlebte, der sich auch positiv auf die Stadtentwicklung auswirkte, wenn auch mit zeitlicher Verzögerung. Die Stadterweiterung, besonders im Südviertel, wird im Detail beschrieben, wobei die Kaserne als Ausgangspunkt der Entwicklung hervorgehoben wird.
Schlüsselwörter
Preußische Annexion, Kurhessen, Marburg, Stadtentwicklung, Militär, Jägerkaserne, Universität, Stadterweiterung, Infrastruktur, Wirtschaft, Bevölkerung, Einjährig-Freiwillige, Kasernenbau, Finanzwirtschaft, Südviertel.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Arbeit: "Der Einfluss des Militärs auf die städtische Entwicklung Marburgs nach der preußischen Annexion 1866"
Was ist das Thema dieser Arbeit?
Die Arbeit untersucht den Einfluss des Militärs, insbesondere den Bau der Jägerkaserne (1866-1869), auf die städtische Entwicklung Marburgs nach der preußischen Annexion Kurhessens. Es wird analysiert, welche Interessen die Stadt an einer Garnison hatte, welche Leistungen sie erbrachte und welchen Nutzen sie letztendlich davon zog. Die enge Verknüpfung zwischen Garnisonsplanung, Universitätsentwicklung und Stadterweiterung wird berücksichtigt.
Welche Zeitspanne wird betrachtet?
Der Fokus liegt auf der Zeit nach der preußischen Annexion Kurhessens im Jahr 1866, speziell auf den Jahren des Baus der Jägerkaserne und der unmittelbaren Folgejahre, in denen die Auswirkungen auf die Stadtentwicklung analysiert werden.
Welche Aspekte der Stadtentwicklung werden untersucht?
Die Arbeit untersucht verschiedene Aspekte der Stadtentwicklung, darunter die Garnisonsplanung, die Universitätsentwicklung, die Stadterweiterung (insbesondere im Südviertel), den Ausbau der Infrastruktur, die wirtschaftliche Entwicklung und die demografischen Veränderungen.
Welche Rolle spielt die Jägerkaserne?
Der Bau der Jägerkaserne dient als zentraler Fallstudie. Die Arbeit beschreibt den Entscheidungsprozess für den Standort, die Planungs- und Bauphase, die damit verbundenen Konflikte und die finanziellen Aspekte. Sie wird als Ausgangspunkt für die Analyse der Auswirkungen des Militärs auf die Stadtentwicklung verwendet.
Welche Quellen wurden verwendet?
Die genaue Quellenangabe ist nicht im vorliegenden Text enthalten. Die Zusammenfassung deutet jedoch auf eine breite Recherche hin, die den politischen Kontext, die städtische Planung und die Entwicklung der Universität umfasst.
Welche Forschungsfragen werden behandelt?
Die Arbeit untersucht, welche Interessen die Stadt Marburg an einer Garnison hatte, welche Leistungen sie erbrachte und welchen Nutzen sie letztendlich davon zog. Es werden die Auswirkungen der Garnison und der Universitätsentwicklung auf die Wirtschaft, die Bevölkerung und die Stadterweiterung analysiert. Die Arbeit beleuchtet den Zusammenhang zwischen Militär und Stadtentwicklung.
Wie wird die Lage Marburgs vor der Annexion beschrieben?
Marburg wird vor der Annexion als relativ kleines, von mittelalterlichen Stadtmauern eingeschlossenes Universitätsdorf mit stagnierender Wirtschaft, eingeschränkter Infrastruktur (fehlende Kanalisation und Wasserversorgung) und unterentwickelter Industrie beschrieben. Die Universität litt unter geringer Studentenzahl und unzureichender Ausstattung.
Welche Auswirkungen hatte die Annexion auf Marburg?
Die Annexion wurde von Teilen der Bevölkerung, insbesondere dem liberalen Bürgertum und dem Offizierskorps, positiv aufgenommen, da man sich wirtschaftliche Vorteile und Modernisierung erhoffte. Die Arbeit untersucht die politischen und gesellschaftlichen Auswirkungen detailliert.
Welche Erwartungen gab es bezüglich der Garnison und der Universität?
Die Einrichtung einer Garnison (insbesondere für Einjährig-Freiwillige), die Förderung der Universität und der Ausbau der Infrastruktur und Stadterweiterung standen im Vordergrund der Planungen nach der Annexion. Die Arbeit analysiert die jeweiligen Argumente und Erwartungen im Detail.
Welche Ergebnisse liefert die Arbeit?
Die Arbeit analysiert, inwiefern die Erwartungen der Marburger Bevölkerung erfüllt wurden und wie sich die Garnison und die Universität auf die Wirtschaft, die Bevölkerung und die Stadterweiterung auswirkten. Der wirtschaftliche Nutzen der Garnison entsprach nicht den Erwartungen, während die Universität einen Aufschwung erlebte, der sich auch positiv auf die Stadtentwicklung auswirkte, wenn auch mit zeitlicher Verzögerung. Die Stadterweiterung im Südviertel wird im Zusammenhang mit der Kaserne analysiert.
- Arbeit zitieren
- Sabine Schleichert (Autor:in), 1990, Militär und städtische Entwicklung in Marburg: Der Bau der Jägerkaserne 1866 - 1869, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/26338