Nahezu taeglich berichten die Medien ueber Gespraeche zwischen Unternehmen die einen Zusammenschluss planen, ueber erfolgreiche wie aber auch von gescheiterten Zusammenschluessen und Unternehmen die sich wieder trennen. Die Gruende fuer Zusammenschluesse sind mannigfaltig – vom reinen Streben nach Wachstum bis hin zur Vernunftspartnerschaft, um das Ueberleben eines in die Krise geratenen Unternehmens zu sichern. Gibt es allerdings einen Zusammenhang zwischen Zusammenschluessen und Krisen?
Fuer die vorliegende Arbeit wurde diverse Fachliteratur zur Grundlagenerarbeitung gesichtet und Pressemeldungen zu Zusammenschluessen von Grossunternehmen mit einbezogen. Drei Praxisbeispiele wurden analysiert und auf den Zusammenhang zu Krisen geprueft.
Als Ergebnis kann festgehalten werden, dass das Zusammenschliessen in der aktuellen Zeit ein beliebtes Werkzeug fuer Unternehmen ist. Einerseits in der Krise, aber auch als schnelle Loesung um zusaetzliche Marktanteile zu erhalten. Etliche Unternehmen setzen in Krisenzeiten auf einen Zusammenschluss – die Partnerschaft ist allerdings nicht immer von langer Dauer.
The media are reporting on companies that are planning to merge, that merged already – successfully or not - and on revoked fusions almost every day. The causes for mergers are diverse – from the ambition to growth through to the pure reason to secure the survival of a crisis-torn company. But is there a link among mergers and crises?
For the work in hand diverse subject literature about the basics of fusions were sifted. Press releases about mergers of large-scale enterprises were included.
It can be stated as result, that M&A transactions (mergers and acquisitions) are a common tool for companies today. On the one hand during a crises but on the other hand also for a quick solution to obtain additional market shares. Many companies focus on M&A transactions with a partner in times of crises – however, the cooperation is not always of long continuance.
Inhaltsverzeichnis
Zusammenfassung
Einleitung
Kapitel 1: Definitionen
1.1 Definition Unternehmenszusammenschluss
1.2 Definition Krisenzeit
Kapitel 2: Grundlagen
2.1 Formen
2.2 Schritte / Phasen
2.3 Kapitalmaessige Verflechtung
2.4 Krisengeeignete Formen
2.5 Ziele und Bewertung
2.6 Risiken
Kapitel 3: Praxisbeispiele
3.1 Übernahme von Continental durch Schaeffler
3.2 Uebernahmeversuch Volkswagen durch Porsche
3.3 Fusion Daimler und Chrysler
3.4 Aktuelles Beispiel
Kapitel 4: Ergebnisse und Perspektiven
Literaturverzeichnis
Einleitung
Regelmaessig schliessen sich Unternehmen zusammen, ebenso regelmaessig werden Zusammenschluesse wieder zerschlagen. Ein Zusammenschluss hat weitreichende Konsequenzen fuer das Fortbestehen von Unternehmen und ferner den damit verbundenen Arbeitsplaetzen. Die Welle von Unternehmenszusammenschluessen ist u.a. die Antwort auf den industriellen Wandel mit der Liberalisierung und der Marktoeffnung sowie der Globalisierung (vgl. Siegwart & Neugebauer, 1999, p. 39). Auch eine Krise hervorgerufen durch eine wirtschaftlich schwierige Zeit kann der Ausloeser fuer die Frage eines Zusammenschlusses sein. Aktuell steht beispielsweise der Zusammenschluss der Aviatik-Riesen American Airlines und US Airways im Zentrum der Aufmerksamkeit (vgl. Fusion von American und US Airways nimmt erste Hürde, 2013). Es gilt zu klaeren, ob die Hypothese «Unternehmenszusammenschluesse sind eine Antwort auf eine Krise» stimmt oder die unzaehligen Zusammenschluesse ein generelles Mittel fuer das Unternehmenswachstum sind - das unabhaengig der wirtschaftlichen Situation der Unternehmen stattfindet. Oder spalten sich Unternehmen in der Krise sogar eher und teilen sich auf? Diese Arbeit befasst sich im ersten Kapitel mit der Definition der Begriffe Unternehmenszusammenschluss sowie Krisenzeit. Im naechsten Kapitel werden die Grundlagen mit Formen, Schritte und der kapitalmaessigen Verknuepfung – allgemein und in Krisenzeiten – abgehandelt. Ziele, die Bewertungskriterien sowie Risiken schliessen das Kapitel Grundlagen ab. Ein Augenmerk der Arbeit liegt generell auf dem Zusammenschluss von grossen Konzernen sowie die Betrachtung, ob Krisen eine Auswirkung auf Zusammenschlussaktivitaeten haben. Drei Praxisbeispiele sind exemplarisch fuer die unzaehligen Zusammenschluesse grob beschrieben. Den Abschluss macht die Formulierung der Erkentnisse aus der Erarbeitung sowie die Perspektiven.
Kapitel 1: Definitionen
1.1 Definition Unternehmenszusammenschluss
Bei Sichtung von Materialien zum Thema Unternehmenszusammenschluesse faellt schnell auf, dass es keine einheitliche Terminologie bei den Begriffen Zusammenschluss, Fusion, Uebernahme, Mergers & Acquisitions gibt. Die Feststellung, dass eine exakte Umschreibung des Begriffes Zusammenschluss nicht einfach ist, beschreibt auch Boemle in seiner Veroeffentlichung «Unternehmensfinanzierung» (Boemle, 1998, p. 495). Diese Fragestellung kann im Rahmen dieser Arbeit nicht untersucht werden.
Spasova interpretiert den Begriff Unternehmenszusammenschluss wie folgt (vgl. Spasova, 2008, p. 3):
«Als Unternehmenszusammenschluss soll die voellige oder beschraenkte wirtschaftliche Verbindung mehrerer, rechtlich meist selbststaendig bleibender Unternehmen bezeichnet werden. Die Bezeichnung Unternehmenszusammenschluss trifft auch dann zu, wenn an einem Zusammenschluss nur Teile einem Unternehmen beteiligt sind - z.B. Konzerngliedbetrieb (Konzerngesellschaft) - oder der Gegenstand des Zusammenschlusses nicht nur wirtschaftlich, sonder auch rechtlich unselbststaendige Teile einem Unternehmen betrifft - z.B. bei Pacht- und Ueberlassungsvertraege. Je nach Strenge der Regelungen bezueglich der Zusammenarbeit der Unternehmen spricht man auch von Kooperation (loser Zusammenschluss) oder Konzentration (fester Zusammenschluss mit einheitlicher Leitung).»
Zusammenschluesse koennen horizontal, vertikal oder konglomerat (gleichbeutend mit diagonal) sein. Sind die beteiligten Unternehmen auf demselben Markt spricht man von einer horizontalen Fusion, bei vor- oder nachgelagerten Märkten handelt es sich um eine vertikale Fusion. Eine konglomerate Fusion bezeichnet einen Zusammenschluss von Unternehmen mit sachlich verschiedenen und nicht vertikal verbundenen Märkten (vgl. Leitfaden zur Marktbeherrschung in der Fusionskontrolle, 2012, p. 7-8).
1.2 Definition Krisenzeit
Die Begriffe «Krise» und «Krisenzeit» sind weit gefasste Ausdruecke und koennen sehr unterschiedlich interpretiert werden. Auch die Ausloeser einer Krise koennen sehr breitgefaechert sein, wie beispielsweise Krieg, Waehrungsverfall oder Naturkatastrophen (vgl. Arndt, 2009, p. 4) oder – die haeufiger anzutreffenden Ursachen – eine ungluecklich gewaehlte Strategie, eine Fehlbesetzung des Managements, falsche Investitionsentscheidungen oder schlichtweg externe Faktoren des Marktes. Bei einer strategischen Krise sind langfristig angelegte Erfolgspotenziale gestoert und strategische Ziele verfehlt worden; eine operative Krise kann sich mit drohender Zahlungsunfaehigkeit oder sogar Zahlungseinstellung aeussern. Operativen Krisen gehen oftmals strategische Krisen voraus (vgl. Bickhoff & Blatz & Eilenberger & Haghani & Kraus, 2004, p. 5).
Im Rahmen dieser Arbeit wird von einer Unternehmenskrise ausgegangen, definiert laut Gablers Wirtschaftslexikon (Unternehmungskrise, ohne Jahresangabe) mit
«Unterschiedlichste Phänomene im Leben einer Unternehmung, von der bloßen Störung im Betriebsablauf über Konflikte bis hin zur Vernichtung der Unternehmung, die zumindest aus Sicht der betroffenen Unternehmung als Katastrophe zu bezeichnen sind. In der neueren Literatur werden Unternehmungskrisen übereinstimmend als ungeplante und ungewollte, zeitlich begrenzte Prozesse verstanden, die in der Lage sind, den Fortbestand der Unternehmung substanziell zu gefährden oder sogar unmöglich zu machen. [...] Die in dem Begriff der Unternehmungskrise enthaltene Chance zur positiven Wende - u.U. auch noch im Fall der Insolvenz - ist wesensbestimmend für den Begriff und macht die Ambivalenz der Entwicklungsmöglichkeiten (Untergang oder Sanierung) deutlich.»
Die nachfolgend behandelten Themen zu Unternehmenszusammenschluessen in Krisenzeiten gehen von dieser Definition aus.
Kapitel 2: Grundlagen
2.1 Formen
Wie die Definition selbst (siehe Kapitel 1) ist auch die Unterscheidung der Formen von Unternehmenszusammenschluessen in Fachpublikationen weit und nicht immer einheitlich aufgespleist.
Folgendes Diagramm zeigt die generelle Unterteilung nach strukturellem Aufbau, nach der zeitlichen Bindung und der unterschiedlichen Intensitaet. Diese drei Formen koennen wiederum in Untergruppen unterteilt werden, wie die folgende Abbildung verdeutlichen soll (Unternehmungszusammenschluss, ohne Jahresangabe).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2.1: Formen von Unternehmenszusammenschluesse. Eigene Darstellung in Anlehnung an Text „Unternehmungszusammenschluss“, ohne Jahresangabe.
Eine weitere Unterscheidungsform kann nach Unternehmensvereinigung, sprich Konzenierung oder Fusion, sowie Unternehmenskooperation erfolgen. Eine Unternehmenskooperation kann von einer losen Interessengemeinschaft, ueber Arbeitsgemeinschaften, Kartelle, operative Beziehungen bis hin zu strategischen Allianzen gehen (vgl. Paratsch, 2009, p. 6). Bei den spaeter in dieser Arbeit behandelten Zusammenschluessen von Grossunternehmen handelt es sich meistens um Unternehmensvereinigungen. Die Unterscheidung aufgrund von Beteiligungen mit versus ohner finanzieller Beteiligung wird im Abschnitt 2.3 beschrieben.
Entscheidend - vorallem fuer das uebernommene Unternehmen - ist die Frage, ob die rechtliche Selbststaendigkeit erhalten bleibt oder nicht. Wobei selbst bei Erhalt der rechtlichen Selbststaendigkeit hat das Management der uebernehmenden Unternehmnung einen erheblichen Einfluss auf die Geschaeftstaetigkeit der anderen Unternehmung (vgl. Bartoszewski, 2006, p. 21).
2.2 Schritte / Phasen
Je nach Branche und Groesse der Unternehmen sowie Umfang des Zusammenschlusses sind die Schritte entsprechend anzupassen. Allgemeingueltig sind drei Schritte: Vorbereitung, Transaktion und Integration bzw. die meist verwendeten englischen Bezeichnungen Pre-Merger-, Merger und Post-Merger-Phase. Dabei gibt es keine Gewichtung, jede Phase bzw. jeder Schritt muss mit derselben Sorgfalt ausgefuehrt werden. Die Ursache fuer das haeufige Scheitern von Zusammenschluessen sehen manche Fachleute vor allem in der mangelhaften Ausfuehrung der Post-Merger-Phase (vgl. z.B. Painsi, 2010, p. 9).
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