Innerhalb eines zusammenwachsenden Europas oder vielmehr der Globalisierung der Welt wird dem Lernen von Sprachen eine entscheidende Bedeutung beigemessen. Die Sprache dient dabei aber nicht nur als Verständigungsmittel zwischen den Menschen. Aus kultureller Sicht ist sie identitätsstiftend. Wode fasst die Situation der Mehrsprachigkeit bzw. Sprachenvielfalt und ihre Bedeutung in Europa wie folgt zusammen,
Sprachen sind hochrangige Kulturgüter[…]Denn sie stellen Merkmale für die kulturelle Identität ihrer Sprecher dar und sind so in der sich abzeichnenden politischen, wirtschaftlichen und sprachlichen Entwicklung in Europa von großer Bedeutung[…]Mehrsprachigkeit kann viel dazu beitragen, Sprachkonflikten vorzubeugen. Sie ist daher eine wichtige Voraussetzung für eine längerfristige Friedensicherung auf der Grundlage von Toleranz für kulturelle Vielfalt und Andersartigkeit[…]Die Sprachenvielfalt soll erhalten bleiben und keine Sprache soll zur alleinigen Verkehrssprache werden[…] (Wode 1995: 10)
Wie kann nun aber dieser Herausforderung begegnet werden? Durch konventionellen Fremdsprache nunterricht wird seit Jahren versucht die Schüler auf die europäische Situation vorzubereiten und dies mehr oder weniger erfolgreich. Vielversprechend für den Spracherwerb bei Kindern, d.h. relativ früh, erweisen sich Immersionsprogramme oder bilingualer Unterricht. Studien dazu haben gezeigt, dass sich durch bilingualen Unterricht beispielsweise das erreichbare Niveau von Fremdsprachenkenntnissen deutlich erhöhen lässt (vgl. Wode 1995: 11). Die Immersionsprogramme- ursprünglich in Kanada erprobt und sehr erfolgreich- haben in der Regel zu einer guten Beherrschung von mindestens zwei Sprachen, der L1 und der L2 geführt. Dabei wurden beide Sprachen als Unterrichtssprachen verwendet. Im Gegensatz zum konventionellen FU, in dem die Fremdsprache der Lehrgegenstand ist, lassen sich Immersionsprogramme als content- based language instruction (vgl. Wode 1995: 11) fassen. Die L2 wird also auch außerhalb des FU in ausgewählten Fächern eingesetzt, ohne, dass dabei notwendigerweise Sprachlehrverfahren verwendet werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Vorstellung zweier Immersionsprojekte zu „Minderheitensprachen und frühzeitigem Lernen: Deutsch in Frankreich“
- Immersionsunterricht zum Erwerb des Deutschen als Minderheitensprache im Elsaß
- Allgemeine Bemerkungen zum Projekt
- Erwerb formaler und kommunikativer Fähigkeiten innerhalb einzelner Sprachbereiche
- Teilimmersionsunterricht zum Erwerb des Deutschen bei französischen Grundschulkindern in Lyon
- Gründe für die Durchführung eines Teilimmersionsprojektes
- Zur Durchführung des Teilimmersionsprojekts
- Immersionsunterricht zum Erwerb des Deutschen als Minderheitensprache im Elsaß
- Analyse und Einschätzung
- Vorurteile bzw. negative Tendenzen
- Beurteilung der Ergebnisse bzw. Vorstellungen beider Projekte anhand von Schwerpunkten
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert zwei Immersionsprojekte, die sich mit dem Spracherwerb von Deutsch in Frankreich beschäftigen. Ziel ist es, die Konzepte und Durchführungen dieser Projekte zu präsentieren, ihre Ergebnisse und Schlussfolgerungen zu diskutieren, sowie mögliche negative Tendenzen und Herausforderungen im Kontext des frühzeitigen Fremdspracherwerbs zu beleuchten.
- Der Stellenwert von Mehrsprachigkeit in einem globalisierten Europa
- Die Rolle von Immersionsprogrammen im frühzeitigen Fremdspracherwerb
- Analyse der Umsetzung und Ergebnisse von Immersionsprojekten in Frankreich
- Bewertung der Potentiale und Herausforderungen von Immersionsprogrammen
- Diskussion über die Bedeutung von Muttersprache und Fremdsprachenentwicklung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Bedeutung des Fremdsprachenlernens in einem zusammenwachsenden Europa dar und diskutiert die Vorteile von Immersionsprogrammen für den Spracherwerb im Kindesalter.
Das zweite Kapitel stellt zwei Immersionsprojekte in Frankreich vor: Das erste Projekt beschreibt den Erwerb von Deutsch als Minderheitensprache im Elsaß. Hierbei wird auf die allgemeine Umsetzung und die Entwicklung von formalen und kommunikativen Fähigkeiten innerhalb einzelner Sprachbereiche eingegangen. Das zweite Projekt behandelt den Teilimmersionsunterricht für französische Grundschulkinder in Lyon und beleuchtet die Gründe für seine Durchführung und die konkrete Umsetzung.
Schlüsselwörter
Mehrsprachigkeit, Immersionsprogramme, frühzeitiger Fremdspracherwerb, Deutsch als Minderheitensprache, Teilimmersion, Sprachentwicklung, Frankreich, Elsaß, Lyon, Kultur, Identität, Kommunikation.
- Quote paper
- Liane Weigel (Author), 2004, Immersionsprojekte zu 'Minderheitensprachen und frühzeitigem Lernen: Deutsch in Frankreich', Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/25636