Die Antike bot stets eine große Fundgrube voll von interessanten Stoffen und
Motiven für spannende Geschichten. Auch die Regisseure der ersten Filmproduktionen
bedienten sich aus ihr. Man kann daher sagen, die Antike begleitet
den Film von Kindesbeinen an, so dass bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts
antike und altertümliche Filme ein eigenes Genre darstellen.
Eine Besonderheit von antiker Literatur ist ihr angestrebtes Ziel der sogenannten
„Technik der Vergegenwärtigung“ von bestimmten Szenendetails. Durch
sparsame Freigabe von Informationen über die erzählten Ereignisabläufe sollen
beim Publikum mentale Prozesse der Imagination in Gang gesetzt werden. Das
bedeutet, während des Hörens oder Lesens des Textes sollen sich beim Rezipienten
Bilder über das eben Erfahrene im Kopf entwickeln. Im Film erfährt diese
Technik der Vergegenwärtigung eine bis dahin unbekannte Dimension: Aus
einem mentalen Imaginationsprozess ist eine fertige Darstellung der Erzählung
entstanden. Zwischen Film und Antike hat sich eine komplexe Beziehung entwickelt.
Gegenstand meiner Arbeit ist die Antikenrezeption, die ich anhand von Federico
Fellinis „Fellini-Saytricon“ thematisiere. Doch da dieser Film aufgrund seiner
„einzigartigen“ Inszenierung nicht ohne Probleme in das Genre des Antikenfilms
eingegliedert werden kann, ist es mir wichtig innerhalb meiner Arbeit den Bruch
mit der klassizistischen Filmversion und gleichzeitig auch mit den klassischen
Hollywood-Konventionen aufzuzeigen.
Meine Arbeit gliedert sich in zwei Teile. Denn dort, wo ein Bruch mit etwas entsteht,
dort muss zuvor strikte Einheit geherrscht haben: Der erste Teil beschäftigt
sich deshalb mit dem traditionellen Antikenfilm, seiner Entwicklung und vor
allem aber mit seinen Besonderheiten. Dieser Teil ist wichtig um den Bruch,
den „Fellini-Satyricon“ markiert, anhand von greifbaren Merkmalen verständlich
zu machen. Im zweiten Teil gehe ich dann auf Fellinis „Satyricon“ von 1969 ein:
Hier setze ich in erster Linie Fellinis Werk der literarischen Vorlage des Petron
gegenüber. Um den Unterschied aber zu den klassischen Antikenfilmen klar
herauskristalisieren zu können, beschäftigt sich ein eigenes Kapitel mit der Rezeptionsästhetik
des Filmes. Ein Exkurs zum Begriff des „Grotesken“ und zu
den „wirkungsästhetischen Konsequenzen“ soll helfen, die Krassheit der Diffe
renzen bezüglich Darstellung und Rezeptionsempfinden leichter nachvollziehen
zu können.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- Erster Teil
- 2. Der traditionelle Antikenfilm
- 2.1 Die Verbindung antiker Motive und modernem Film
- 2.2 Die Entwicklung des Antikenfilms
- 2.3 Die Besonderheiten des Antikenfilms
- Zweiter Teil
- 3. Fellini-Satyricon
- 3.1 Zum Aufbau des Films
- 3.2 Petron Arbiter und „Fellini-Satyricon“ - Eine Gegenüberstellung
- 3.3 Rezeptionsästhetik
- 3.3.1 Die Ästhetik in Fellinis „Satyricon“
- 3.3.2 Exkurs: Das Groteske
- 3.3.3 Exkurs: Wirkungsästhetische Konsequenzen
- 3.4 Fellini-Satyricon - Eine Einordnung
- 3.5 Fellinis Verhältnis zu Petron Arbiter
- 4. Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht die Antikenrezeption am Beispiel von Federico Fellinis Film „Fellini-Satyricon“. Sie analysiert, wie Fellini antike Motive und Themen in seinen Film integriert und welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten zu klassischen Antikenfilmen bestehen.
- Die Verbindung von antiken Motiven und modernem Film
- Die Entwicklung des traditionellen Antikenfilms
- Der Bruch mit klassischen Filmkonventionen in Fellinis „Satyricon“
- Die Rezeptionsästhetik von Fellinis Film
- Die Einordnung von Fellinis „Satyricon“ im Kontext der Antikenfilmgeschichte
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Antikenrezeption im Film ein und beleuchtet die Bedeutung der „Technik der Vergegenwärtigung“ in der antiken Literatur und ihre Umsetzung im Film. Anschließend beschreibt sie den Fokus der Arbeit auf Fellinis „Fellini-Satyricon“ und den Bruch mit klassischen Antikenfilmen.
Der erste Teil der Arbeit beschäftigt sich mit dem traditionellen Antikenfilm. Er analysiert die Verbindung von antiken Motiven und modernem Film, die Entwicklung des Genres und seine spezifischen Merkmale.
Der zweite Teil konzentriert sich auf Fellinis „Satyricon“ von 1969. Er setzt das Werk in Beziehung zu Petron Arbiter und analysiert die Rezeptionsästhetik des Films anhand von Fellinis Inszenierungstechniken und der Verwendung des Grotesken als Stilmittel.
Schlüsselwörter
Antikenrezeption, Antikenfilm, Federico Fellini, „Fellini-Satyricon“, Petron Arbiter, Rezeptionsästhetik, Groteske, klassische Filmkonventionen, Technik der Vergegenwärtigung.
- Quote paper
- M.A. Sonja Koesling (Author), 2004, Antikenrezeption. Federico Fellini und Fellini-Satyrion, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/24239