Die ernsthafte Auseinandersetzung der Geschichtswissenschaft mit dem Verhalten der eigenen Fachgebiete zur
Zeit des Nationalsozialismus ist nicht sehr ausgeprägt. Entweder wird die Beschäftigung mit dieser Problematik
insgesamt gemieden und das in einigen Fällen problematische Verhalten mancher Kollegen grundsätzlich
ignoriert, oder es findet eine Vorverurteilung aller damaligen Historikergrößen (u.a. Helmut Berve), die in
Deutschland tätig waren, statt. Da mir eine derartige Verallgemeinerung unzulässig erscheint, möchte ich mich
differenzierter mit der Frage auseinandersetzen, welche Relevanz Helmut Berves Arbeiten zum Thema Sparta für
die heutige wissenschaftliche Sparta-Forschung haben können.
Es gilt zum Einen zu untersuchen, ob Helmut Berve seinen Aufgaben mit einer wissenschaftlichen Herangehensweise
und einem methodischen Anspruch begegnet, der heutigen Normen entspricht; zum Anderen, ob sich
dieser Anspruch in seinen Arbeiten tatsächlich widerspiegelt. Zusätzlich ist die politische Situation der
Geschichtswissenschaft zu der Zeit als seine Werke entstanden zu beleuchten, da die Einflüsse des Umfeldes für
die Arbeit eines Historikers m.E. sehr prägend sein können, bzw. der Versuch sich ihnen zu entziehen beachtet
werden muß.
Deshalb soll im zweiten Kapitel eine kurze Einführung in die damalige Situation der Universitäten und speziell
der Altertumswissenschaft gegeben werden, die darauf eingeht, welches Geschichtsbild in den Jahren 1933-45
gefördert und welche Beeinflussungen vom NS-Regime ausgeübt wurden.
Im dritten Kapitel findet zunächst eine Ausseinandersetzung mit der allgemeinen Geschichtsauffassung des
Helmut Berve statt, so wie sie sich in etlichen seiner Artikel abzeichnet. Dabei wird das Augenmerk vornehmlich
auf dem von ihm gesehenen Sinn und Zweck der Auseinandersetzung mit der Antike liegen. Der folgende
Unterpunkt gibt einen kurzen Versuch der politischen Einordnung wieder, zu dem von verschiedenen Historikern
verfaßte Biographien/Nekrologe herangezogen werden. Daraufhin wird der von Helmut Berve geforderte
wissenschaftliche und methodische Anspruch behandelt, wobei (wie im ersten Unterkapitel 3.1) nur
Selbstzeugnisse berücksichtigt werden sollen - jedoch direkter als auch indirekter Art, d.h. in Vorwörtern eigener
Werke formulierten Bekundungen, sowie aus der Kritik in Rezensionen von Arbeiten anderer Historiker
herauslesbare Vorstellungen. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zur Einführung: Altertumswissenschaft zwischen 1933-1945 in Deutschland
- Die Selbst-Gleichschaltung der dt. Universitäten und das Verhalten der Professoren
- Das NS-Geschichtsbild und seine Auswirkungen auf die Geschichtsforschung 1933-45
- Helmut Berve
- Helmut Berves Geschichtsauffassung
- Die politische Gesinnung des Helmut Berve
- Der wissenschaftliche Anspruch Helmut Berves
- Forschungsmeinungen zur allgemeinen Beurteilung der Kompetenz des Helmut Berve
- Sparta
- Vorstellung diverser Artikel Helmut Berves zum Thema Sparta
- Vorstellung des 'Sparta-Buches' des Helmut Berve
- Kritische Betrachtung der Auseinandersetzung Helmut Berves mit dem historischen Sparta im 'Sparta-Buch' durch Karl Christ
- Eigene Betrachtung und Stellungnahme zum Sparta-Buch des Helmut Berve, bzw.: Eine Antwort auf Karl Christ
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Relevanz der Arbeiten Helmut Berves zum Thema Sparta für die heutige wissenschaftliche Sparta-Forschung. Dabei werden die wissenschaftliche Herangehensweise und der methodische Anspruch von Berves Arbeiten untersucht und in Bezug zur politischen Situation der Geschichtswissenschaft seiner Zeit gesetzt.
- Die "Selbst-Gleichschaltung" der deutschen Universitäten und das Verhalten der Professoren in der NS-Zeit
- Das NS-Geschichtsbild und seine Auswirkungen auf die Geschichtsforschung
- Helmut Berves Geschichtsauffassung und seine politische Gesinnung
- Der wissenschaftliche Anspruch in Berves Arbeiten
- Die Bedeutung von Berves Sparta-Buch für die heutige Sparta-Forschung
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit stellt die Forschungsfrage nach der Relevanz von Berves Arbeiten für die moderne Sparta-Forschung und skizziert den methodischen Ansatz.
- Zur Einführung: Altertumswissenschaft zwischen 1933-1945 in Deutschland: Dieses Kapitel beleuchtet die Situation der deutschen Universitäten und der Altertumswissenschaft im Nationalsozialismus, insbesondere die "Selbst-Gleichschaltung" und die Prägung des NS-Geschichtsbildes.
- Helmut Berve: Dieses Kapitel analysiert Berves Geschichtsauffassung, seine politische Gesinnung und seinen wissenschaftlichen Anspruch, basierend auf seinen Schriften und Einschätzungen von anderen Historikern.
- Sparta: Dieses Kapitel behandelt Berves Darstellung des historischen Spartas, besonders seine Arbeiten zum Thema und die Kritik von Karl Christ an seinem "Sparta-Buch".
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen dieser Arbeit sind die "Selbst-Gleichschaltung" der deutschen Universitäten während der NS-Zeit, das NS-Geschichtsbild, Helmut Berves Geschichtsauffassung und seine Arbeiten zum Thema Sparta, die Relevanz seiner Werke für die heutige Forschung und die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Geschichte des antiken Spartas.
- Arbeit zitieren
- Andrea Dittert (Autor:in), 1996, Sparta - Forschung zur Zeit des Nationalsozialismus. Eine Untersuchung über die Relevanz der Arbeiten des Helmut Berve, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/23333