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Hausarbeit, 2012
17 Seiten, Note: 1,3
1. Einleitung
2. Zur Entstehung des Projekts
3. Voraussetzungen
3.1 Räumliche Voraussetzungen
3.2 Personelle und Sprachliche Voraussetzungen
3.3 Zeitliche Voraussetzungen
4. Ziele und Prinzipien
5. Vorgehen/Arbeitsweise im Projekt
6. Durchgängige Sprachförderung
6.1 Modell
6.2 Sprachbeobachtung
6.3 Von den Beobachtungsergebnissen bis zu den Förderentscheidungen
6.4 Themen
7 Sprachförderung
7.1 Alltägliches sprachliches Handeln der Erzieherinnen
7.3 Integrierte Sprachförderung
7.4 Sprachförderung in Kleingruppen
8. Fazit
Quellenverzeichnis
„Wir übergeben diese Dokumentation der Öffentlichkeit in der Hoffnung, dass sie andere Einrichtungen zu eigenen Initiativen, Widerspruch oder Weiterentwicklung anregt und dadurch der Sprachförderung insgesamt dient.“[1]
Mit diesem Zitat im Vorwort beginnt die Dokumentation des sogenannten „Germersheimer Projekts“. Es zeigt, dass sich das Institut für Bildung im Kindes- und Jugendalter der Universität Landau optimistisch zeigt, andere Kindergärten und Tagesstätten durch die Dokumentation der Erprobung und erstmaligen Durchführung der „durchgängigen Sprachförderung“ beeinflussen zu können und sie auf eine Art und Weise inspiriert und animiert, so dass sie davon profitieren können.
Die Entwicklung des „Germersheimer Sprachenmodells“ benötigte aufgrund seines breit gefächerten Inhalts und der umfangreichen Organisation viel Zeit, Geduld und finanzielle Mittel.
In Folgenden möchte ich den Aufbau und Ablauf, und die Themen des Projekts erörtern und darlegen ob es sich bewährt. Weiterhin möchte ich eventuelle Stärken und Schwächen des Projekts herausarbeiten und feststellen, ob sich eine Einführung der „durchgängigen Sprachförderung“ in anderen Einrichtungen für sinnvoll erweist.
Den multikulturellen Kindergarten „Regenbogen“ der Stadt Germersheim (Pfalz) besuchen größtenteils -d.h. zu 80-90%- Kinder, die zwei oder drei Sprachen sprechen wie z.B. Türkisch, Russisch, Albanisch, Tamilisch, Bosnisch oder Serbisch. Nicht jedes von ihnen hat bereits Kenntnisse der deutschen Sprache. Dies liegt daran, dass die Tagesstätte ein Migrationsprodukt ist, da sich in Germersheim und Umgebung viele Aussiedler aus Osteuropa, Familien türkischer Arbeiter und Asylbewerber aus aller Welt niedergelassen haben. Aufgrund dieser unterschiedlichen sprachlichen Hintergründe ist vor Allem Differenzierung in der Bildungsarbeit des Kindergartens wichtig.[2]
Ein Verein, der dieses Ziel ehrenamtlich verfolgt, ist der Verein „Interkultur Germersheim e.V.“, der sich für die Situation von Migranten in Deutschland und das interkulturelle Zusammenleben einsetzt. Nicht nur während der Entwicklung, sondern auch bei der Durchführung des Projekts, war er eine große Hilfe. Sein Schwerpunkt liegt vor Allem bei der Förderung von Kindern und Jugendlichen aus Migrantenfamilien; sie sollen bessere Bildungschancen bekommen. Die Mitglieder des Vereins haben erkannt, dass Sprachförderung in Kindertagesstätten und Kindergärten meist viel zu spät einsetzt und somit wenig effektiv ist. Somit wurde das Ziel einer durchgängigen Sprachförderung verfolgt. Wichtig für die Planung war dem Verein dabei vor Allem, dass nicht nur die deutsche Sprache gefördert, sondern auch die Familiensprachen der Kinder miteinbezogen wird.
Durch die Zusammenarbeit der Kita Regenbogen, des Institutes für Bildung im Kindes- und Jugendalter der Universität Koblenz-Landau und dem Verein „Interkultur“ konnte das Projekt der durchgängigen Sprachförderung innerhalb von drei Jahren entstehen und 2007 schließlich gestartet und verwirklicht werden. Finanzielle Unterstützung erfolgte dabei durch die Robert-Bosch-Stiftung, außerdem durch die Innovations- und Zukunftsstiftung der Sparkasse, durch die Nolte GmbH und den Lions Club in Germersheim.
Zu den räumlichen Voraussetzungen des Kindergarten „Regenbogen“ ist zu sagen, dass es neben Küche, Kindertoiletten und Büro vier Gruppenräume sowie einen Mehrzweckraum gibt, der je nach Tageszeit umfunktioniert werden kann. Während er mittags als Schlafraum für die Kinder dient, die die Einrichtung bis zum Nachmittag besuchen, wird er am Morgen für die Durchführung der Sprachförderung genutzt. Das Gebäude, in dem sich der Kindergarten befindet, wurde 1971 erbaut.
Das Tolle am Außengelände der Einrichtung ist, dass sich dort zwischen Rasen, Bäumen und einer großen Wiese ein Tiergehege befindet, das dem Kindergarten gehört. Darin befinden sich ein Hase und mehrere Meerschweinchen, welche die Kinder selbst füttern und versorgen dürfen.
Aber auch an Spielgeräten mangelt es der Einrichtung nicht, die Kinder können sich an verschiedenen Klettergeräten und im Sandkasten beschäftigen. Natürlich gibt es auch Schaukeln und eine große Rutsche sowie eine gepflasterte Fläche, so dass die Kinder dort verschiedene Fortbewegungsmittel ausprobieren und damit umherfahren können.
Das Personal der Kindertagesstätte setzt sich aus insgesamt acht Erzieherinnen zusammen, von denen zwei türkische Muttersprachlerinnen und eine russische Muttersprachlerin sind. Zusätzlich zur regulären Besetzung bekommt das Team Unterstützung von zwei externen Sprachförderkräften, von denen eine aus Russland stammt. Diese Sprachförderkräfte führen die Sprachförderung nach den Vorgaben des rheinland-pfälzischen Landesprogramms durch.
Bevor das Projekt startete, wurde für jede der Erzieherinnen ein Sprachenporträt angefertigt. Wichtig sind diese, da jede Erzieherin sich mit ihrer Sprache nicht nur selbst ausdrückt, sondern auch die Kinder anregt, sich selbst sprachlich weiterzuentwickeln; sie sind also Vorbilder.[3] Bei der Erstellung eines solchen Sprachenporträts werden die gesprochenen Sprachen und Dialekte in die eigene, selbstaufgemalte Silhouette hinein gemalt. Es ist nämlich sehr wichtig, sich seine eigenen Spracherfahrungen bewusst zu machen und sich mit anderen darüber auszutauschen. Genutzt werden können solche Sprachporträts also um die Sprachenvielfalt einer Gruppe kennenzulernen und sich Mehrsprachigkeit bewusst zu machen und zu schätzen. Unterschiedlichen sprachlichen Profile in einem Kindergarten- Team sollen nämlich als Ressourcen gesehen und genutzt werden, von denen jeder in der Einrichtung -nicht nur die Kinder- profitieren kann.[4]
Auch die Mitarbeiterinnen des Kindergarten „Regenbogen“ erstellten sich Sprachenportraits und konnten so feststellen, dass sie insgesamt und als Team bereits sehr viele verschiedene Spracherfahrungen machen konnten. Der nächste, darauffolgende Schritt war die Erarbeitung und das Nachvollziehen des Zusammenhangs zwischen den eigenen sprachlichen Erfahrungen, also der Sprachbiographie und der „Spracharbeit“ mit den Kindern in der Tagesstätte. Durch das Festhalten des Dialekts im Sprachenporträt stellte das Team zum Beispiel fest, dass dieser meist ein wichtiger Bestandteil der eigenen sprachlichen Identität ist.
Doch das Personal im Kindergarten „Regenbogen“ hat nicht nur unterschiedliche Sprachprofile, sondern auch voneinander abweichende Ausbildungsschwerpunkte. Zwei der vier Kindergartengruppen im Haus orientieren sich an der Montessori-Pädagogik, die auf dem Motto „Hilf mir, es selbst zu tun!“ basiert. Das heißt, den Kindern soll geholfen werden, ihren eigenen Willen zu entwickeln sowie selbstständig zu denken und handeln zu können. Dabei sollen sie genügend Raum für freie Entscheidungen haben.
Umgesetzt wird die Montessori-Pädagogik vor Allem durch Freiarbeit mit den Montessori-Materialien. Damit diese richtig angewendet werden und die Kinder jemanden an ihrer Seite haben, der sich als „Helfer zur Entwicklung selbständiger Persönlichkeiten“[5] versteht, gibt es in diesen beiden Gruppen der Kita jeweils mindestens eine Erzieherin, die eine Montessori-Ausbildung absolviert hat.
Für den Kindergartenalltag gibt es einen groben Ablauf, den jede Gruppe befolgt, so dass es einige gemeinsame Aktivitäten der Gruppen gibt. Ansonsten plant jede Gruppe ihren Tagesablauf selbst, das heißt, die Tagesstätte ist kein offener Kindergarten.
Bevor sich jede Gruppe zum gemeinsamen Frühstück trifft, haben die Kinder Zeit für freies Spielen. Anschließend gehen alle zusammen nach draußen oder treffen sich in einem Stuhlkreis. Während um zwölf Uhr schon die ersten Kinder abgeholt werden, treffen sich die anderen in ihrem Gruppenraum zum Mittagessen. Anschließend bringt jedes Kind sein Geschirr in die Küche. Für die kleineren Kinder ist dann ein Mittagsschlaf angesagt, während die etwas älteren Kinder diverse Angebote wahrnehmen können.
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[1] Protestantischer Kindergarten „Regenbogen“, Institut für Bildung im Kindes- und Jugendalter (2009): S.2
[2] Kindergarten „Regenbogen“, Institut f. Bildung im Kindes- und Jugendalter (2009): S.5
[3] Kindergarten „Regenbogen“, Institut f. Bildung im Kindes- und Jugendalter (2009): S.10
[4] Galling: Sprachenporträts im Unterricht.
[5] IFAP: „Hilf mir, es selbst zu tun!“