In den letzten Jahren haben sich in den Medien Berichte über Mobbing gehäuft und viele Kinder und Jugendliche, aber auch Erwachsene kennen im eigenen Bekannten- bzw. Freundeskreis sowie in der Schule Betroffene, die seelischer Gewalt ausgesetzt sind und gemobbt werden. Da Mobbing häufig nur als Modeerscheinung belächelt und herabgesetzt wird, weil nicht genügend Erfahrungen und Kenntnisse zur richtigen Bewertung der Situation vorhanden sind, geraten Betroffene häufig mit ihren Beschwerden, erfolglosen Lösungsbemühungen und schlussendlich mit ihrer Resignation in die soziale sowie psychische Isolation. Gegenstand dieser Arbeit sollen deshalb die „Verlaufsphasen und Lösungsansätze bei Mobbingkonflikten sein“. Bei der Bearbeitung dieser Thematik sollen zwei Fragekomplexe im Vordergrund stehen. Zum einen welche Phasen den Verlauf von Mobbingkonflikten kennzeichnen und zum anderen welche Hilfen und Lösungen es bei Mobbingkonflikten gibt.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Definitionen von Mobbing
3. Verlauf von Mobbingkonflikten
3.1. Altes Phasenmodell (Leymann: 1993)
3.2. Neues Phasenmodell (Esser/Wolmerath: 2003)
4. Hilfen und Lösungen bei Mobbingkonflikten
4.1. Interventionsmöglichkeiten
5. Fazit
6. Anhang
7. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
In den letzten Jahren haben sich in den Medien Berichte über Mobbing gehäuft und viele Kinder und Jugendliche, aber auch Erwachsene kennen im eigenen Bekanntenbzw. Freundeskreis sowie in der Schule Betroffene, die seelischer Gewalt ausgesetzt sind und gemobbt werden. Da Mobbing häufig nur als Modeerscheinung belächelt und herabgesetzt wird, weil nicht genügend Erfahrungen und Kenntnisse zur richtigen Bewertung der Situation vorhanden sind, geraten Betroffene häufig mit ihren Beschwerden, erfolglosen Lösungsbemühungen und schlussendlich mit ihrer Resignation in die soziale sowie psychische Isolation.
Gegenstand dieser Arbeit sollen deshalb die „Verlaufsphasen und Lösungsansätze bei Mobbingkonflikten sein“. Bei der Bearbeitung dieser Thematik sollen zwei Fragekomplexe im Vordergrund stehen. Zum einen welche Phasen den Verlauf von Mobbingkonflikten kennzeichnen und zum anderen welche Hilfen und Lösungen es bei Mobbingkonflikten gibt.
Um zu verstehen, was Mobbing überhaupt bedeutet, werde ich unter Punkt 2. zunächst den Begriff des Mobbings definieren. Als nächstes werde ich unter Punkt 3. den Verlauf von Mobbingkonflikten behandeln. Hierbei werde ich als erstes unter Punkt 3.1. das alte Phasenmodell von Leymann aus dem Jahr 1993 näher beleuchten. Des Weiteren werde ich mich unter Punkt 3.2. mit dem neuen Phasenmodell von Esser und Wolmerath aus dem Jahr 2003 auseinandersetzen. Dieses neuere Prozessmodel ist eine Weiterentwicklung des alten Phasenmodells von Leymann und berücksichtigt einen dynamischen Geschehensprozess. In Punkt 4. werde ich schließlich mögliche Hilfen und Lösungen bei Mobbingkonflikten darlegen. Dazu werde ich unter Punkt 4.1. zwei mögliche Interventionsformen vorstellen. Zum Abschluss der Arbeit werde ich unter Punkt 5. schlussendlich ein Resümee ziehen und die Ergebnisse noch einmal zusammenfassend reflektieren.
2. Definitionen von Mobbing
In diesem Teil der Arbeit werde ich zunächst zum besseren Verständnis den Begriff Mobbing, seine Herkunft sowie einige Definitionen des Begriffs aufführen. Die Bezeichnung „Mobbing“ stammt ursprünglich aus dem Englischen und wird von dem Verb „to mob“ abgeleitet, was bedeutet „angreifen, anpöbeln, jdn. umringen, jdn. bedrängen“. Im Deutschen bezeichnet der Begriff „Mob“ wiederum den „Pöbel der Straße“ oder auch das „Straßengesindel“.
Die erste Definition des Begriffs Mobbing welche ich aufzeigen will, stammt vom deutschen Mobbingforscher Heinz Leymann aus dem Jahr 1993. Dieser definiert Mobbing folgendermaßen: „Der Begriff Mobbing beschreibt negative kommunikative Handlungen, die gegen eine Person gerichtet sind (von einer oder mehreren anderen) und die sehr oft und über einen längeren Zeitraum hinaus vorkommen und damit die Beziehung zwischen Opfer und Täter kennzeichnen. Mobbing bedeutet, dass dem Opfer zentrale Möglichkeiten … genommen werden. Es ist ein direkter, über lange Zeit andauernder Angriff auf die Möglichkeit, sinnvoll zu kommunizieren, auf die sozialen Beziehungen und das gesellschaftliche Ansehen, auf die Möglichkeit des Opfers, sein Beruf auszuüben und auf seine Gesundheit“ (Leymann 1993, S. 21 ff.).
Auch Einarsen und Raknes beschäftigten sich mit der Mobbingthematik und formulierten eine umfassende Begriffserläuterung, welche Niedl in seinem Buch „Mobbing/Bullying“ ins Deutsche übersetze. Demnach bedeutet Mobbing, „dass eine oder mehrere Personen häufiger über eine Zeit lang negative Handlungen (Schikane, Isolation, Kränkungen usw.) von einer anderen oder mehreren Personen ausgesetzt ist/sind. Weiter muss ein Ungleichgewicht im Stärkeverhältnis vorhanden sein, sodass das Mobbingopfer es schwer hat, sich zu verteidigen. Man spricht nicht von Mobbing, wenn etwa zwei gleich starke Personen einen Konflikt austragen oder wenn es sich um kleine Konfliktepisoden handelt“ (Niedl 1995, S. 20; zit. nach Einarsen/Raknes 1991, S.10).
Basierend auf den bereits vorhandenen Definitionsansätzen hat Klaus Niedl 1995 schließlich eine weitere Formulierung vorgenommen: „Unter Mobbing … werden Handlungen einer Gruppe oder eines Individuums verstanden, denen von einer Person, die diese Handlungen als gegen sich gerichtet wahrnimmt, ein feindseliger, demütigender oder einschüchternder Charakter zugeschrieben wird. Die Handlungen müssen häufig auftreten und über einen längeren Zeitraum andauern. Die betroffene Person muss sich zudem aufgrund wahrgenommener sozialer, ökonomischer, physischer oder psychischer Charakteristika außerstande sehen, sich zu wehren oder dieser Situation zu entkommen“
(Niedl 1995, S.23).
Zusammenfassend kann man somit sagen, dass unter Mobbing eine konfliktbeladene Kommunikation zwischen Personen oder auch zwischen Vorgesetzten und Untergebenen verstanden wird. Dabei ist die angegriffene Person unterlegen und wird von einer oder auch mehreren Personen systematisch, häufig über einen längeren Zeitraum, direkt oder indirekt attackiert. Das Ziel bzw. der Effekt solcher Mobbingattacken ist oft der Ausstoß des Mobbingopfers, wobei das Mobbingopfer die gesamten Angriffe und Attacke als Diskriminierung empfindet (vgl. Honsa/Paasch 2004, S. 28/29).
3. Verlauf von Mobbingkonflikten
Mobbing ist eine prozesshafte Situation, welche eine Reihe einzelner Mobbinghandlungen umfasst. Dabei ist Mobbing kein plötzlich auftretendes Phänomen, „sondern … ein schleichender Prozess …, dessen Elemente sich chronifizieren können“ (Wolmerath 2000, S. 20). Spontane Reaktionen oder Späße können somit zum Selbstläufer werden und letztlich außer Kontrolle geraten, wodurch aus anfänglichen Spaß schlussendlich bitterer Ernst werden kann.
Im Folgenden Teil der Arbeit werde ich dazu zwei Phasenmodelle vorstellen, die den Verlauf von Mobbingkonflikten darstellen. Zunächst werde ich das alte Phasenmodell von Leymann darlegen. Dieses Prozessmodell stammt aus dem Jahr 1993 und besteht aus vier (bzw. später fünf) Phasen. Im Anschluss daran werde ich das neue Phasenmodell von Esser und Wolmerath ausführen. Dieses neuere Prozessmodel aus dem Jahr 2003, ist eine Weiterentwicklung des alten Phasenmodells von Leymann und berücksichtigt einen dynamischen Geschehensprozess.
3.1. Altes Phasenmodell (Leymann: 1993)
Der Mobbingforscher Heinz Leymann untersuchte eine Vielzahl von Mobbingfällen und kam zu dem Schluss, dass unterschiedliche Mobbingkonflikte häufig einen ähnlichen Verlauf haben. Dazu entwickelte er ein Phasenmodell, in dem er den Verlauf von Mobbing veranschaulichte. Dieses Modell gliederte er in vier (später in fünf) Phasen, wobei nicht immer zwangsweise alle Phase durchlaufen werden müssen. Des Weiteren weist Leymann darauf hin, dass äußere Bedingungen eine entscheidende Rolle dabei spielen, ob aus einem einfachen Konflikt mit der Zeit Mobbing wird.
In der ersten Phase von Leymanns Modell treten erste Konflikte auf und einzelne Gemeinheiten werden geäußert. Leymann zeigt dazu auf, dass Konflikte immer dann entstehen wenn Menschen aufeinander treffen, wobei zu beachten ist, dass beispielsweise Schüler einer Klasse bis auf die gleichen Lehrer und die gleiche Klassengemeinschaft zuweilen kaum oder gar keine gemeinsamen Interessen haben.
Durch diesen Umstand können sich mögliche Konflikte potenzieren. Weiter hält Leymann fest, dass unterschiedliche Konflikte zum Alltag gehören, die meisten davon aber in der Regel gelöst werden können, ohne das es zu Mobbing kommt. Dabei ist zu beachten, dass all diese Konflikte eine Sach- bzw. Beziehungsebene aufweisen. Die meisten Konflikte beginnen zunächst auf der Sachebene und werden im weiteren Verlauf der Auseinandersetzung auf der Beziehungseben ausgetragen, wo der Konflikt zunehmend verletzender wird. Diese Verlagerung von der Sach- auf die Beziehungsebene ist typisch für eine Mobbingkonflikt. Dabei kann man bei einem Mobbingkonflikt zwischen folgenden unterschiedlichen Konfliktformen differenzieren:
Beziehungskonflikte, Geschlechtskonflikte, Zielkonflikte, Rollenkonflikte, Konkurrenzkonflikte und Kommunikationskonflikte (vgl. Tiefenbacher 2008, S. 46-55). In der zweiten Phase des Modells erfolgt schließlich der Übergang zu Mobbing und Psychoterror. Wenn beispielsweise Lehrer in einen anschwellenden Konflikt nicht rechtzeitig eingreifen und diesen nicht durch Kompromisse und Gespräche versuchen zu lösen, kann sich aus einer einfachen Auseinandersetzung ein Mobbingkonflikt entwickeln. In den Fällen wo bereits in der Anfangsphase eines Konfliktes eingegriffen wird und sich dafür eingesetzt wird, dass dieser zur Zufriedenheit aller Beteiligten beigelegt wird, kann eine spätere Eskalation vermieden werden. Auf der anderen Seite kann sich ein Konflikt weiter verfestigen wenn Schlichtungsversuche versäumt wurden, wodurch letztendlich die Basis für Mobbing geschaffen ist. Diese hier beschriebene zweite Verfestigungsphase muss nicht zwangsläufig durchlaufen werden. In einigen Mobbingkonflikten wird sie teilweise ausgelassen und nach der ersten Phase erfolgt ein direkter Übergang zur dritten Phase (vgl. Tiefenbacher 2008, S. 55-57).
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