„Der Irrsinn ist bei einzelnen etwas Seltenes - aber bei Gruppen, Parteien, Völkern, Zeiten die Regel.“ Dieses von Friedrich Nietzsche stammende Zitat kann man gut auf den Irrsinn anwenden, der zu Zeiten des Nationalsozialimuses in Deutschland weit verbreitet und als Normalität angesehen wurde. Das dies möglich war, ist wohl zu einem großem Teil auch durch das Charisma und Re-detalent Adolf Hitlers bedingt. Er war ein sehr guter und beeindruckender Redner und wusste wie er das Publikum in seinen Bann ziehen kann. Auffällig ist, dass er in seinen Reden oft religiöse Konnotationen verwendet. Hier soll nun eine Analyse vollzogen werden, bei welcher es um die Einbindung religiöser Bilder in die Nationalsozialistische Propaganda und insbesondere in Reden geht. Die zentrale Frage, der sich dieser Aufsatz widmen möchte, lautet also wie folgt:
Mit welchen religiösen Bildern arbeitet Hitler in seinen Reden und zu welchem Zweck setzt er diese ein?
Inhaltsverzeichnis:
1. Einleitung
2. Kontext
3. Redner
4. Adressaten
5. Inhalt
6. Sprachlich-rhetorische Analyse
7. Religiöse Bilder
8. Fazit
9. Quellen- und Literaturverzeichnis
1. Einleitung
„Der Irrsinn ist bei einzelnen etwas Seltenes - aber bei Gruppen, Parteien, Völ-kern, Zeiten die Regel.“[1] Dieses von Friedrich Nietzsche stammende Zitat kann man gut auf den Irrsinn anwenden, der zu Zeiten des Nationalsozialimuses in Deutschland weit verbreitet und als Normalität angesehen wurde. Das dies möglich war, ist wohl zu einem großem Teil auch durch das Charisma und Redetalent Adolf Hitlers bedingt. Er war ein sehr guter und beeindruckender Redner und wusste wie er das Publikum in seinen Bann ziehen kann. Auffällig ist, dass er in seinen Reden oft religiöse Konnotationen verwendet. Hier soll nun eine Analyse vollzogen werden, bei welcher es um die Einbindung religiöser Bilder in die Nationalsozialistische Propaganda und insbesondere in Reden geht. Die zentrale Frage, der sich dieser Aufsatz widmen möchte, lautet also wie folgt:
Mit welchen religiösen Bildern arbeitet Hitler in seinen Reden und zu welchem Zweck setzt er diese ein?
Die Person hinter den Reden soll etwas zurückgestellt werden und Erklärungen zu ihm nur am Rande und wenn nötig erfolgen. Es soll das Hauptaugenmerk auf den sakralen Bildern und Metaphern liegen und nur zu Anfang eine kurze Analyse der Rede erfolgen, welche andere Gesichtspunkte, wie die Sprache oder den Kontext kurz abdeckt. Auch soll nur eine Rede des Redners analysiert werden, in diesem Fall die Rede Hitlers, welche er kurz nach seiner Ernennung zum Reichskanzler, genauer am 10. Februar 1933 hielt. Da diese Rede noch ziemlich am Anfang des dritten Reichs gehalten wurde kann man in ihr auch schon viele Ansätze für später verwendete Manipulationen oder im Laufe der Zeit weiter ausgebaute Propagandaansätze finden.
2. Kontext
Die NSDAP wurde trotz größerer Stimmenverluste im Jahr 1932 wieder stärkste Partei im Reichstag. Dieser Rückschlag verhinderte eine sofortige Machtergreifung Hitlers, welche jedoch am 30. Januar 1933 mit seiner Ernennung zum Reichskanzler dennoch vollzogen wurde. Dies war das Ergebnis persönlicher Intrigen, unter anderem auch zwischen Schleicher und Pappen sowie von spezifischen Interessenverbindungen. Hitler setzte für Anfang März 1933 Neuwahlen an, womit diese Rede als Wahlkampfrede verstanden werden kann und muss.
3. Redner
„Wir werden als die größten Staatsmänner aller Zeiten, oder als die größten Verbrecher in die Geschichte eingehen.“[2] Prophezeite Joseph Goebbels einst. Er hatte mit diesem Ausspruch Recht. Sind doch er und insbesondere Adolf Hitler als einige der schlimmsten Verbrecher der Geschichte bekannt. Der am 20. April 1889 geborene Hitler, welcher Vorsitzender der NSDAP und ab 30.01. 1933 bis zu seinem Suizid im Jahr 1945 Reichskanzler des Deutschen Reiches war, sagte von sich selbst immer wieder, dass er „[…] ein namenloser und unbekannter Soldat […]“[3] gewesen sei, der sich entschloss „[…] eine Bewegung zu bilden, die […] das deutsche Volk auf einer neuen Ebene wieder vereinigen kann.“[4] Es ist ein unfassbar interessantes Phänomen, wie er es schaffte solch einen Rasanten Aufstieg hinzulegen und ein irrsinniges Programm des Krieges als notwendig zu verkaufen.
4. Adressaten
Da diese Rede als Wahlkampfrede verstanden werden muss, ist sie dementsprechend an die Bevölkerung gerichtet. Sie wurde per Rundfunk in die meisten der deutschen Haushalte übertragen. Somit waren nicht nur die Anwesenden Menschen bei der Massenkundgebung Hitlers Zuhörer, sondern ein großer Teil des deutschen Volkes. Das Publikum ist aus freien Stücken anwesend. Zu diesem Zeitpunkt war Deutschland noch nicht totalitär unter Kontrolle der NSDAP. Er bekommt während der Rede vom anwesenden Publikum 36 Mal Beifall, was zeigt, wie gut die Rede dort aufgenommen wurde.
5. Inhalt
Hitler beginnt die Rede mit einem Rückblick auf die Situation, in welcher sich Deutschland 1918 befand. Er zeichnet seinen persönlichen Weg vom „namenlosen und unbedeutenden Soldaten“[5] bis hin zu seiner jetzigen Situation nach. Er bezeichnet immer wieder in der Rede den Marxismus als den größten Feind, den es zu bekämpfen gilt.[6] Von ihm wird die deutsche Vergangenheit glorifiziert und gesagt was man seiner Ansicht nach tun müsse um Deutschland wieder dorthin zu führen.[7] Er schließt die Rede mit einem Bekenntnis, dass er in Liebe zum Volk und der Nation seine Pflicht wahrnehmen wird und Deutschland zu einer Auferstehung führen wird.[8] Als Schlüsselbegriffe verwendet er unter Anderen: „schuldlos“[9], „Marxismus“[10], „Volk“[11] oder „Verfall“[12]. In der Rede werden keine antisemitischen Parolen benutzt und allgemein verliert er kaum ein Wort zu den Juden. Einen Ansatz davon findet man allerdings, indem er von einer „Säuberung auf allen Gebieten“[13] spricht, was man vorausschauend auf den Holocaust betrachten kann.
6. Sprachlich-rhetorische Analyse
Die Rede ist eine vorbereitete Wahlkampfrede. Hitlers auftritt wird von Joseph Goebbels angekündigt und auch nach der Rede tritt Goebbels nochmals an das Redner Pult um einen Schluss zu bilden. Vor und nach der Begrüßung der Zuhörer macht er eine lange Pause um die Erwartungen und die Spannung zu erhöhen. Er redet anfangs noch teils stockend und mit einer nicht sonderlich variablen Stimmlage. Er redet laut und schreit allerdings immer wieder, was sich im Verlauf der Rede jedoch erst steigert. Hitler wiederholt sich in dieser Rede oft, dies beginnt schon am Anfang: „[…] schuldlos an Kriegsursache, schuldlos am Kriegsbeginn, schuldlos an der Führung dieses Kampfes aber ebenso schuldlos auch an der übrigen politischen Gestaltung des deutschen Lebens, […]“[14] oder auch hier mit dem Einsatz von Anaphern: „[…] gegen die Klassenvorstellungen, gegen den Gedanken des Klassenkrieges und Klassenkampfes, der Klassenherrschaft, […]“[15] Er spricht oft im Plural, vom Volk und benutzt oft das Wort „wir“.[16] Um die Folgen der vorherigen Regierung und des ersten Weltkrieges zu charakterisieren benutzt er vermehrt die „Zerrissenheit“[17] des Volkes. Er verwendet oft Steigerungen, wie gegen Ende vom Glauben, zur Überzeugung bis hin zur Liebe.[18] Er spricht oft von einer „Bewegung“ die er ins Leben gerufen habe, was zeigt, dass sein Ziel, die Rettung des deutschen Volkes, noch nicht erreicht ist.[19] Er spricht das Volk auch direkt an und erklärt ihm, dass er sich wünschen würde, dass nicht die Regierung, die mit ihm, ob mit oder ohne Volk, den beschrittenen Weg weitergehen wird, sondern „daß eine Millionenmasse hinter diese Regierung tritt, daß sie mithilft mit ihrer Kraft und mit ihrem Willen […]“[20] Er bindet also das Volk, wie in Wahlkampfreden üblich direkt ein, spricht es an und erklärt wie wichtig und essentiell es ist um die nötigen Änderungen zu vollführen.
[...]
[1] Nietzsche Friedrich, Jenseits von Gut und Böse, Abschnitt 156
[2] Jörg von Bilavsky, Joseph Goebbels, S. 142 (Original-Zitat aus „Das Reich“ vom 14.11.1943)
[3] Wende Peter (Hrsg), Politische Reden III 1914-1945, S. 565
[4] Ebenda, S. 565
[5] Wende Peter (Hrsg), Politische Reden III 1914-1945, S. 565
[6] Wende Peter (Hrsg), Politische Reden III 1914-1945, S. 565, 573
[7] Ebenda S. 568, 571
[8] Ebenda S. 576
[9] Ebenda S. 563
[10] Ebenda S. 565, 573
[11] Ebenda S. 564-576
[12] Ebenda S. 568, 572
[13] Ebenda, S. 574
[14] Wende Peter (Hrsg), Politische Reden III 1914-1945, S.563
[15] Ebenda S.565
[16] Ebenda S.564-576
[17] Ebenda, S.565
[18] Ebenda, S. 576
[19] Ebenda, S.563, S. 569
[20] Ebenda S. 575