Die Hausarbeit in Form eines Portfolios beschäftigt sich mit Motivationsförderung. Dabei insbesondere mit zwei großen Theorien der Pädagogischen Psychologie, nämlich der Selbstbestimmungstheorie der Motivation nach Deci und Ryan und der Theorie motivationaler Handlungskonflikte am Beispiel von Freizeit und Schule nach Hofer und Fries.
Inhaltsverzeichnis
1. Die Selbstbestimmungstheorie der Motivation
1.1 Intrinsische und Extrinsische Motivation
1.2 Die Internalisierung von Handlungszielen und Verhaltensnormen
1.3 Bedeutung der Selbstbestimmungstheorie für die Pädagogik
2. Jugendliche zwischen Schule und Freizeit
2.1 Die Theorie motivationaler Handlungskonflikte
2.2 Pädagogische Implikationen
3. Reflexion(en)
Literaturverzeichnis: II
1. Die Selbstbestimmungstheorie der Motivation
Die Selbstbestimmungstheorie der Motivation (Self-Determinaton Theory) wurde von Edward L. Deci und Richard M. Ryan an der Universität von Rochester, USA, entwickelt. Wie der Name schon sagt, steht der Begriff des Selbst im Mittelpunkt der Theorie, insbesondere hinsichtlich des Ausmaßes, in dem der Mensch selbstbestimmt und frei über seine Handlungen entscheiden kann. Die Theorie besagt, dass der Mensch von Natur aus nach der Weiterentwicklung seines Selbst strebt. Die hierfür erforderliche Energie liefern bestimmte „(intrinsische) motivationale Faktoren “.1 Gleichzeitig verspürt der Menschjedoch auch das Bedürfnis, sich in seine Umwelt zu integrieren. Deci und Ryan haben drei dem Menschen angeborene psychologische Grundbedürfnisse definiert, die für intrinsische und extrinsische Motivation gleichermaßen relevant sind. Diese sind das Bedürfnis nach Autonomie und Selbstbestimmung, das Bedürfnis nach Kompetenz und das Bedürfnis nach sozialer Eingebundenheit.[1] [2]
1.1 Intrinsische und Extrinsische Motivation
Im Allgemeinen versteht man unter Motivation den Wunsch oder die Absicht, bestimmte Inhalte, Fertigkeiten oder Aufgaben zu erlernen bzw. auszuführen.[3] Über die der Motivation zugrundeliegenden Impulse sagt diese Definition jedoch nichts aus. Aus diesem Grund wird insbesondere in der Pädagogischen Psychologie weiter zwischen intrinsischer und extrinsischer Motivation unterschieden.
Intrinsische Motivation wird dahingehend definiert als Wunsch oder Absicht, eine bestimmte Handlung, Aufgabe oder Fertigkeit alleine deshalb auszuführen oder zu erlernen, weil die Handlung, Aufgabe oder Fertigkeit selbst als interessant, spannend oder herausfordernd erscheint. Die Handlung wird also „um ihrer selbst willen durchgeführt/[4]
Das Gegenstück hierzu bildet die Extrinsische Motivation. Eine extrinsisch motivierte Person führt eine Handlung deshalb aus, „um damit positive Folgen herbeizuführen oder negative Folgen zu vermeiden.“ Bei dieser Definition ist wichtig zu beachten, dass die Folgen außerhalb der eigentlichen Handlung liegen und eigentlich in keinem natürlichen oder direkten Verhältnis zu ihr stehen.[5]
1.2 Die Internalisierung von Handlungszielen und Verhaltensnormen
Die Selbstbestimmungstheorie unterscheidet Motivationsformen nicht nach Stärke der Motivation, sondern nach dem Grad ihrer Qualität. Je selbstbestimmter eine Handlung, Aufgabe oder Fertigkeit ist, desto größer und qualitativ hochwertiger ist die Motivation des Menschen, diese auszuführen oder zu erlernen. Durch das Bedürfnis des Menschen, sein Selbstkonzept in seine Umwelt zu integrieren, kann es bisweilen geschehen, dass extrinsisch motivierte Verhaltensweisen in die internalen Regulationsprozesse übernommen werden (Internalisierung). Weiter können diese internalisierten Werte und Regulationsprinzipien in die Entwicklung des Selbst integriert werden, sodass aus einer ehemals extrinsisch motivierten Handlung durch den Internalisierungs- und Integrationsprozess eine intrinsisch motivierte, also selbstbestimmte Handlung entsteht: „Wir sind der Auffassung, daß der Mensch die natürliche Tendenz hat, Regulationsmechanismen der sozialen Umwelt zu internalisieren, um sich mit anderen Personen verbunden zu fühlen und Mitglied der sozialen Umwelt zu werden. Durch die Integration dieser sozial vermittelten Verhaltensweisen in das individuelle Selbst schafft die Person zugleich die Möglichkeit, das eigene Handeln als selbstbestimmt zu erfahren. Im Bemühen, sich mit anderen Personen verbunden zu fühlen und gleichzeitig die eigenen Handlungen autonom zu bestimmen, übernimmt und integriert die Person also Ziele und Verhaltensnormen in das eigene Selbstkonzept.“[6]
Auf dem Weg von der externen zur integrierten Verhaltensregulation definieren Deci und Ryan vier Stufen extrinsischer Motivation, während die erste Stufe zumeist als Vorstufe des Integrationsprozesses angesehen wird.
- Vorstufe: externe Regulation
Eine Handlung, die aufgrund externer Regulation zustande kommt ist im klassischen Sinne extrinsisch motiviert und wird ausgeführt, um eine externale Belohnung zu erhalten oder um einer angedrohten Strafe zu entgehen. Der Grad der Selbstbestimmtheit ist gleich null.
- 1. Stufe: introjizierte Regulation
Auf dieser Stufe hat die Person bereits extemale Handlungsziele übernommen und intemalisiert, ohne sichjedoch mit ihnen zu identifizieren. Hierzu zählt beispielsweise ein Handeln aufgrund sozialer Erwünschtheit oder um ein schlechtes Gewissen zu vermeiden.
- 2. Stufe: identifizierte Regulation
Die Person hat die ehemals externalen Handlungsziele als ihre eigenen akzeptiert, sodass die Handlungen nun durchgeführt werden, weil sie die damit verfolgten Ziele als wichtig erachtet. An den Handlungen selbst hat die Personjedoch keine Freude.
- 3. Stufe: integrierte Regulation
Unter der integrierten Regulation versteht man die qualitativ hochwertigste Stufe extrinsischen Handelns. Diese liegt vor, wenn sich die Person mit der Handlung identifiziert und sie in Übereinstimmung mit anderen Handlungen in ihr Selbstkonzept integriert hat. Die Selbstbestimmtheit ist ähnlich hoch wie bei intrinsisch motiviertem Verhalten. Der einzige Unterschied zur intrinsischen Motivation liegt darin, dass intrinsisch motiviertes Handeln autotelischer Natur ist, also die Handlung keinen weiteren Zweck verfolgt, als sich selbst, während integriertes extrinsisches Verhalten zwar selbstbestimmt und als subjektiv hoch angesehen wird, weiterhin jedoch instrumenteller Natur ist.[7] ’[8]
1.3 Bedeutung der Selbstbestimmungstheorie für die Pädagogik
Eine Person, die sich als selbstbestimmt und kompetent erlebt ist intrinsisch motiviert. Entsprechend der Internalisierung von Handlungszielen und Verhaltensnormen fördert das soziale Umfeld das Auftreten von intrinsischer Motivation dort, wo es die Bedürfnisse nach Autonomie und Kompetenzerleben fördert.
[...]
[1] Vgl. Deci, E. L., Ryan, R. M., Die Selbstbestimmungstheorie der Motivation, in: Zeitschrift für Pädagogik, 39. Jg., 1993, Ausgabe Nr. 2, S. 223
[2] Vgl. Deci, E. L., Ryan, R. M., Die Selbstbestimmungstheorie der Motivation, in: Zeitschriftfür Pädagogik, 39. Jg., 1993, Ausgabe Nr. 2, S. 229
[3] Schiefele, U., Köller, O., Intrinsische und extrinsische Motivation, Weinheim, 2001, S. 304
[4] Schiefele, U., Köller, O., Intrinsische und extrinsische Motivation, Weinheim, 2001, S. 304
[5] Vgl. Schiefele, U., Köller, O., Intrinsische und extrinsische Motivation, Weinheim, 2001, S. 305
[6] Deci, E. L., Ryan, R. M., Die Selbstbestimmungstheorie der Motivation, in: Zeitschrift für Pädagogik, 39. Jg., 1993, Ausgabe Nr. 2, S. 227
[7] Vgl. Schiefele, U., Köller, O., Intrinsische und extrinsische Motivation, Weinheim, 2001, S. 309
[8] Vgl. Deci, E. L., Ryan, R. M., Die Selbstbestimmungstheorie der Motivation, in: Zeitschrift für Pädagogik, 39. Jg., 1993, Ausgabe Nr. 2, S. 227-228
- Arbeit zitieren
- Master of Education; Dipl. Kfm. (FH) Volker Ahmad Qasir (Autor:in), 2011, Motivationsförderung in Schule und Unterricht, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/231214