Irrationalismus und Esoterik boomen seit Anfang des 20ten Jahrhunderts, als Helena P. Blavatsky die Geheimwissenschaften für ein breites Publikum zugänglich machte, nahezu unverändert in den unterschiedlichsten Erscheinungsformen. Selbst die nicht im esoterischen Sumpf feststecken, verhalten sich zumeist unkritisch zu Grenzwissenschaften und Übersinnlichem; Wissenschaftlichkeit bleibt dabei selbstverständlich auf der Strecke. Unterschiedliche Formen der Wissenschaftskritik haben zwar zweifellos etwas notwendig Fortschrittliches an sich (namentlich die der Antipositivisten), nicht aber die aus dem spirituellen Lager, denn wenn die Wissenschaft generell abgelehnt oder als zweitrangig angesehen wird - und mit ihr folgerichtig die Vernunft - ist der Rückfall hinter die allemal kritisch zu betrachtenden, aber tendenziell doch humanen Errungenschaften der Aufklärung vorprogrammiert.
Viele niveauvolle und wissenschaftlich ernst zu nehmende Denker und Schulen befassten sich mit einer Kritik der Vernunft. Die gesamte deutsche Romantik beispielsweise war antibonarpartistisch geprägt und damit vernunftfeindlich und reaktionär. Der populärste Irrationalismus kommt von auf höherem Niveau schreibenden Philosophen wie Arthur Schopenhauer oder Friedrich Nietzsche, deren Antiintellektualismus und Willenspriorität mehrere Generationen prägte. Später dann focht Oswald Spengler, noch etwas später Martin Heidegger gegen den Antagonisten irrationalistischen Idealismus: die materialistische Philosophie, die von einem progressiven Standpunkt aus als Vorläufer der bisher nur als Utopie denkbaren Emanzipation des Individuums von sozioökonomischen Zwängen angesehen werden kann, bzw. mit ihr gleichzusetzen ist. Die philosophischen und soziologischen Entwürfe der radikalidealistischen Denker sind in akademischen Kreisen bekannt, ihr akademischer Anspruch verhinderte zumeist allerdings eine breite Massenwirkung, für deren Etablierung zweitklassige Irrationalisten zuständig waren: Geisterseher und Mystiker, Spiritisten und Wunderheiler, Theosophen und Satanisten sorgten für einen Abbau kritischen Denkens in der Bevölkerung, die sich dann um so leichter in den jeweils vorherrschenden ökonomischen Apparat (heute in den Markt, früher in tradierte Standes- Hierarchien) integrieren lässt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Begriff des Irrationalen
- Irrationalismus und der deutsche Sonderweg – eine Entwicklungslinie
- Exkurs: Notizen zur Medizin im Nationalsozialismus
- Radikaler Irrationalismus: Geheimwissenschaften und ihre pädagogischen Auswirkungen
- Hitlers Erziehungsvorstellungen und ihre praktischen Folgen
- Das pädagogische Denken Hitlers
- Umsetzung in der NS- Erziehung
- Propagandist der Erziehung zum Rassewahn: Alfred Rosenberg
- Die Exponenten der nationalsozialistischen Erziehungsphilosophie: Alfred Baeumler und Ernst Krieck
- Bedingungen des Aufstiegs zweitklassiger Pädagogen
- Das Denken Alfred Baeumlers
- Ernst Krieck
- Baldur von Schirach und die HJ
- Pars pro toto: Hans Schemm
- Mythos, Irrationalismus und Heldentum im Nationalsozialismus und seiner Pädagogik: eine Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht den Irrationalismus in der nationalsozialistischen Erziehungsphilosophie und beleuchtet die Ursachen für dessen Verbreitung und die Folgen für die deutsche Gesellschaft. Der Fokus liegt dabei auf der Rolle von Geheimwissenschaften und Esoterik, die als wesentliche Bestandteile des nationalsozialistischen Weltbildes betrachtet werden.
- Der Einfluss von Geheimwissenschaften und Esoterik auf die nationalsozialistische Erziehungsphilosophie
- Die Rolle von Irrationalismus und Mythenbildung in der nationalsozialistischen Propaganda
- Die Auswirkungen der nationalsozialistischen Erziehung auf die deutsche Gesellschaft
- Die Verbindung von Irrationalismus und Antisemitismus in der nationalsozialistischen Ideologie
- Die Rolle von Schlüsselpersonen wie Alfred Rosenberg, Alfred Baeumler und Ernst Krieck in der Verbreitung des nationalsozialistischen Gedankenguts
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die Relevanz des Themas Irrationalismus in der nationalsozialistischen Erziehungsphilosophie dar und beleuchtet die historische Entwicklung des Irrationalismus in Deutschland. Es werden die Ursachen für die breite Akzeptanz esoterischer Ideen und die Verbindungen zur nationalsozialistischen Ideologie aufgezeigt.
- Der Begriff des Irrationalen: Dieses Kapitel liefert eine Definition des Begriffs „Irrationalismus“ und diskutiert die historische Entwicklung des Irrationalismus in der Philosophie und im gesellschaftlichen Diskurs.
- Irrationalismus und der deutsche Sonderweg – eine Entwicklungslinie: Dieses Kapitel analysiert die historische Entwicklung des Irrationalismus in Deutschland im Kontext des deutschen Sonderwegs. Dabei werden die Einflüsse verschiedener Denker und Strömungen beleuchtet.
- Radikaler Irrationalismus: Geheimwissenschaften und ihre pädagogischen Auswirkungen: In diesem Kapitel wird die Rolle von Geheimwissenschaften und Esoterik in der nationalsozialistischen Erziehungsphilosophie behandelt. Die Arbeit beleuchtet die Auswirkungen dieser Ideen auf die Bildung und die Entwicklung der deutschen Jugend.
- Hitlers Erziehungsvorstellungen und ihre praktischen Folgen: Das Kapitel widmet sich den Erziehungsvorstellungen Adolf Hitlers und deren Umsetzung in der NS-Erziehung. Es werden die zentralen Elemente der nationalsozialistischen Erziehungsphilosophie analysiert und die Folgen für die deutsche Gesellschaft aufgezeigt.
- Propagandist der Erziehung zum Rassewahn: Alfred Rosenberg: Dieses Kapitel befasst sich mit der Rolle des nationalsozialistischen Ideologen Alfred Rosenberg und seiner Propaganda zur Erziehung zum Rassewahn.
- Die Exponenten der nationalsozialistischen Erziehungsphilosophie: Alfred Baeumler und Ernst Krieck: Hier werden die Ideen und Konzepte der nationalsozialistischen Erziehungsphilosophen Alfred Baeumler und Ernst Krieck beleuchtet.
- Baldur von Schirach und die HJ: Dieses Kapitel befasst sich mit der Rolle von Baldur von Schirach und der Hitlerjugend in der nationalsozialistischen Erziehung.
- Pars pro toto: Hans Schemm: Das Kapitel stellt die nationalsozialistische Erziehungsphilosophie am Beispiel des Pädagogen Hans Schemm vor.
Schlüsselwörter
Irrationalismus, Esoterik, Geheimwissenschaften, Nationalsozialismus, Erziehungsphilosophie, Rassewahn, Antisemitismus, Propaganda, Mythos, Bildung, Hitlerjugend, Alfred Rosenberg, Alfred Baeumler, Ernst Krieck, Hans Schemm, deutsche Geschichte, deutsche Gesellschaft.
- Quote paper
- Anonym (Author), 2002, Irrationalismus in der nationalsozialistischen Erziehungsphilosophie, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/22851