Das deutsche Berufsbildungssystem ist von den beruflichen Ausbildungen anderer Länder
sehr verschieden. Kennzeichnend für unser Ausbildungssystem ist, dass die Ausbildung im
Betrieb und in der Berufsschule stattfindet, das duale System. Um die derzeitigen
Diskussionen um die Berufsbildung zu verstehen muss man sich mit der Anfängen und der
Entwicklungsgeschichte „unseres“ Systems beschäftigen. Nun stellt sich die Frage, warum
sich unsere Berufsausbildung so entwickelt hat, wie wir sie heute vorfinden.
Ein Mensch, der gerade im Berufsschulwesen für entscheidende Veränderungen zu Beginn
des 20. Jahrhunderts gesorgt hat, ist Georg Kerschensteiner. Er gehört mit zu den Menschen,
neben Eduard Spranger, Anna Siemsen und vielen anderen, die im Bereich der beruflichen
Bildung viel geleistet haben und von dessen Veränderungen wir heute noch profitieren.
Obwohl er von Hause aus kein Berufspädagoge war, sondern in seinem Leben sehr viel im
politischen Bereich tätig war, hat er sich mit Schulorganisation, Charakterbildung und damit
zusammenhängend der staatsbürgerlichen Erziehung beschäftigt. In seiner Anfangszeit als
Gymnasiallehrer erkannte er schon den vorherrschenden Mangel am bestehenden
Schulsystem, der Volksschule, der Fortbildungsschule, aber auch an den höheren Schulen.
Ihm war es ein großes Anliegen diese Bildungseinrichtungen zu reformieren, wobei sein
Hauptaugenmerk auf dem beruflichen Ausbildungsweg lag.
Mit der Frage: „Was wollte Kerschensteiner für und mit der Arbeitsschule und der
Berufsschule erreichen?“ möchte ich klären, wie die Arbeitsschule und die Berufsschule im
Sinne Kerschensteiners aussehen sollten und natürlich mit welchen Begründungen er eine
Umstrukturierung des Schulsystems für notwendig und sinnvoll erachtet. Des Weiteren
erscheint es mir von Bedeutung, was Georg Kerschensteiner bei den Schülern bewirken
wollte.
In dieser Hausarbeit werde ich zur Klärung dieser Frage zunächst auf die staatsbürgerliche
Erziehung eingehen, da sie ein zentrales Anliegen für die gesamte schulische Ausbildung bei
Kerschensteiner war. Für seine Schrift: „Die staatsbürgerliche Erziehung der Jugend“ erhielt
er 1901 den ersten Preis der Erfurter Akademie. Diese Schrift ist zugleich wohl eine der
bekanntesten von ihm. Um seine weitere Tätigkeit im Bildungswesen zu verstehen, muss man
sich mit seinen Theorien zur staatsbürgerlichen Erziehung beschäftigen, da auf ihnen die
gesamte Schulorganisation aufbaut. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Staatsbürgerliche Erziehung
- Grundlagen der staatsbürgerlichen Erziehung
- Annäherungen an den Begriff der staatsbürgerlichen Erziehung
- Die äußeren Grundlagen der staatsbürgerlichen Erziehung
- Die inneren Grundlagen der staatsbürgerlichen Erziehung
- Die verschiedenen Erziehungseinrichtungen
- Die schulischen Erziehungskräfte
- Die außerschulischen Erziehungseinrichtungen
- Das Ziel der staatsbürgerlichen Erziehung
- Die Arbeitsschule
- Der pädagogische Wert der Arbeit
- Organisation und Aufbau der Arbeitsschule
- Aufgaben der Arbeitsschule
- Ziele der Arbeitsschule
- Die Berufsschule
- Stellenwert der Berufsbildung
- Organisation und Aufbau der Fortbildungsschule bzw. der Berufsschule
- Aufgaben der Fortbildungsschule
- Ziele der Fortbildungsschule
- Die Wirkung Georg Kerschensteiners
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit den Reformideen von Georg Kerschensteiner im Bereich der beruflichen Bildung. Das Hauptziel ist es, die Ziele und Konzepte der Arbeitsschule und der Berufsschule aus seiner Sicht zu erforschen. Dabei wird untersucht, wie Kerschensteiner die Umstrukturierung des Schulsystems für notwendig erachtete und welche Bildungsziele er für die Schüler anstrebte.
- Staatsbürgerliche Erziehung als Grundlage der Bildung
- Der pädagogische Wert der Arbeit und die Rolle der Arbeitsschule
- Die Relevanz der Berufsschule für die Entwicklung der Berufsbildung
- Die Auswirkungen der Ideen Kerschensteiners auf das heutige Berufsschulsystem
- Die Kritik an den Theorien und Wirken Kerschensteiners
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in das deutsche Berufsschulsystem und erläutert die Bedeutung von Georg Kerschensteiners Wirken für dessen Entwicklung. Anschließend wird die staatsbürgerliche Erziehung als zentrales Element in Kerschensteiners Bildungsverständnis untersucht. Das Kapitel beleuchtet die verschiedenen Auffassungen von staatsbürgerlicher Erziehung und stellt Kerschensteiners Sichtweise im Kontext dar.
Das dritte Kapitel fokussiert auf die Arbeitsschule, die Kerschensteiner als Grundlage für die berufliche Bildung sah. Hier werden der pädagogische Wert der Arbeit, die Organisation und der Aufbau sowie die Aufgaben und Ziele der Arbeitsschule aus seiner Perspektive dargestellt.
Im vierten Kapitel wird die Berufsschule im Sinne Kerschensteiners betrachtet. Es werden der Stellenwert der Berufsbildung, die Organisation der damaligen Fortbildungsschule und die Ziele der beruflichen Ausbildung aus seiner Sicht beleuchtet.
Das fünfte Kapitel befasst sich mit der Wirkung von Georg Kerschensteiners Ideen auf das heutige Berufsschulsystem.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit Georg Kerschensteiner, einem einflussreichen Pädagogen, der sich mit der Reform des Schulsystems auseinandersetzte. Wichtige Themen sind staatsbürgerliche Erziehung, Arbeitsschule, Berufsschule, Berufsbildung und die Entwicklung des deutschen Bildungssystems im 20. Jahrhundert. Weiterhin werden die Ziele und Konzepte der Arbeit und der Berufsschule aus Kerschensteiners Sicht erörtert.
- Arbeit zitieren
- Sabine Alt (Autor:in), 2003, Was wollte Kerschensteiner für und mit der Berufs- und Arbeitsschule erreichen?, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/21924