Diese Arbeit ist den Charakteristika eines griechischen Symposions gewidmet. Grundlage bilden die Quellen von Platon und Xenophon, die dieses Ereignis schildern. Das Symposion war ein wichtiger Bestandteil des griechischen Gesellschaftslebens und prägend für die Herausbildung von sozialem Rang und Kontakt. Das Werk beinhaltet darüber hinaus die Analyse einer bildlichen Quelle, die einen Symposiasten darstellt.
Inhaltsverzeichnis
l. Einleitung
l.l Quellenkritik
2. Quellen
2.l Platons Symposion
2.2 Xenophons Symposion
2.3 Das Symposion in der Klassischen Archäologie
2.3.l Beispiel einer Darstellung
3. Bestandteile eines Symposions im 5./4. Jahrhundert v.Chr.
3.l Ort eines Symposions
3.2 Ablauf eines Symposions
3.3 Unterhaltungen während eines Symposions
4. Fazit
5. Literatur- und Quellenverzeichnis
6. Anhang
l. Einleitung
Im Zuge des Seminarthemas „Athen und Sparta im 5./4. Jahrhundert v.Chr. - von Freund zu Feind“ ist es von großem Interesse die gesellschaftlichen Aspekte des alltäglichen Lebens im klassischen Griechenland zu beleuchten.
Damals wie auch heute ist besonders das gesellige Beisammensein ein wesentlicher Punkt des sozialen Lebens, welcher im Bereich Griechenlands mit dem Begriff „Symposion“ verbunden wird. In erster Linie bezeichnet dieser allerdings das „gemütliche Trinken in fröhlicher Gesellschaft“.l Damit ist das Symposion abzugrenzen vom „Deipnon“, welches eine Begrifflichkeit für das Abendessen selbst darstellte. Der Hauptunterschied lag darin, dass gewöhnlich die gesamte Familie am Deipnon teilnehmen durfte, während zum darauf folgenden Symposion nur männliche Teilnehmer zugelassen waren.2 Die Teilnehmer eines Symposions nannte man „Symposiasten“, während der für den Abend gewählte Leiter des Gelages „Symposiarch“ genannt wurde.3 Um sich dem Phänomen des Symposions in geeigneter Weise nähern zu können, gilt es nun besonderes Augenmerk auf die verbliebenen archäologischen Quellen sowie auch auf die von den antiken Geschichtsschreibern überlieferte Symposion-Literatur zu richten. Anhand der beiden athenischen Geschichtsschreiber Platon und Xenophon, die jeweils ein Werk über diese Thematik verfassten, soll nun das literarische Quellenmaterial mit den bildlichen Darstellungen archäologischer Quellen verglichen werden. Dazu werden nach einer Quellenkritik zunächst in Kapitel 2 die beiden Quellen des Platon und Xenophon näher beleuchtet, während sich Kapitel 2.3 den Erkenntnissen der Klassischen Archäologie widmet. Verdeutlicht werden die Ausführungen durch ein Beispiel aus dem Grab des Tauchers. Schließlich wird im 4. Kapitel zusammenfassend dargestellt, ob die Symposion- Literatur ein solches Gastmahl realistisch beschreiben konnte.
l.l Quellenkritik
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Im Folgenden stehen zwei verschiedene Quellen stellvertretend für die breite Auswahl an Symposion-Literatur.
Zu den beiden Quellen gehören „Das Gastmahl“ des Xenophon, der im Zeitraum zwischen 426 und 355 v.Chr. lebte, und „Symposion“ von Platon, der zwischen 428/27 und 348/47 v.Chr. lebte, womit beide Autoren der klassischen Epoche waren. Sowohl Platon als auch Xenophon beschreiben in ihren Werken den Philosophen Sokrates als Gast eines Symposions. Platon schrieb in Dialogform über das Gastmahl des Agathon, während Xenophon das Gastmahl des Kallias beschrieb. Jedoch sind beide Quellen nur bedingt aussagekräftig und glaubwürdig, da sie ein Symposion mit sehr gebildeten Gästen beschrieben, die sich adäquat in einem philosophischen Streitgespräch zu behaupten wussten.4Hierbei wurde das jeweilige Symposion als Ideal des Verstandes und der geistigen Bildung verstanden und orientierte sich damit an den aristokratischen Wertvorstellungen des 5.Jahrhunderts v.Chr5Die Werke dieser Geschichtsschreiber stellen demnach nur eine Möglichkeit des Symposions dar, namentlich das der philosophisch Gebildeten. Es gilt zu bezweifeln, dass nur gebildete Bürger an solchen Symposia teilnahmen, da beispielsweise von Perikles berichtet wird, dass dieser als maßvoll geltende und wichtige Persönlichkeit nie an solchen Banketten teilgenommen habe.6 Aus diesem Grund muss zusätzlich auch archäologisches Material als Quelle hinzugezogen werden, um die im Gros üblichen Begebenheiten eines Symposions zu erfahren.
2. Quellen
2.l Platons „Symposion“
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In „Symposion“ von Platon werden die Handlung sowie auch die verschiedenen Reden der einzelnen Teilnehmer des beschriebenen Gastmahles von Apollodorus wiedergegeben. Anlass des Gastmahles ist in diesem Falle Agathons Sieg bei einer Tragödienaufführung, den dieser als Gastgeber feiern möchte.7 Sokrates, der zu diesem Anlasse zum Symposion des Agathon geladen ist, trifft kurz davor Aristodemos, den er ungeladen mit den Worten „Zum Mahle des Guten kommen ungeladen die Guten“ zum Gastmahl mitnimmt.8
Im Hause des Agathon werden den Gästen zunächst die Füße von Sklaven gewaschen, bevor das Mahl sowie die Weinspende an den Weingott und Lieder an die Götter erfolgen.9 Die Symposiasten legen gemeinsam fest, dass an jenem Abend nur wenig Wein getrunken werden soll und entscheiden sich zudem die Flötenspielerin wegzuschicken, um sich mit Gesprächen zu unterhalten.lO Einer der Anwesenden, Eryximachos, leitet daraufhin das erste Thema ein, indem er Ehrenlieder an den Eros vorschlägt. Alle sechs Anwesenden halten deshalb eine Rede über den Eros, in welcher die persönliche Meinung des Einzelnen hervorgehoben wird. Schließlich folgt die Rede des Sokrates, in der er behauptet, dass es nur einen Eros gäbe, der sich auf das Positive richte und nicht vollkommen sei.ll
Nach einer weiteren Rede, in der Sokrates die Geschichte der Diotima wiedergibt, erscheint ein stark betrunkener Alkibiades mit einer Flötenspielerin und beginnt eine Lobrede auf Sokrates vorzutragen. Danach erscheint eine Gruppe von Zechern, die die Anwesenden zum Trinken anregt.l2
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Betrachtet man nun die Aspekte des Werkes, die sich auf das Symposion an sich beziehen, erscheinen einige Begebenheiten als besonders Wichtig. Sokrates nimmt einen ungeladenen Freund mit zum Gastmahl des Agathon, wobei dieser herzlich empfangen wird und gern gesehen zu sein scheint.13 Es scheint deshalb nichts Ungewöhnliches gewesen zu sein, als eingeladene Person einen Ungeladenen mitzubringen. Darüber hinaus werden auch einige Traditionen beschrieben, die vor dem jeweiligen Gelage befolgt wurden. Dazu gehört unter anderem die Reinigung der Füße bei der Ankunft des Aristodemos, eine Weinspende an den Gott und das Singen von Liedern direkt vor dem Symposion.14 Die Flötenspielerin wird anfangs weggeschickt, wobei jedoch davon ausgegangen werden kann, dass diese üblicherweise Bestandteil eines Gelages war. Dies zeigt sich, wenn Alkibiades schließlich angetrunken und in Begleitung einer Flötenspielerin zu der Gesellschaft stößt.15
[...]
l Hug, August, s.v. Symposion, REIV,l, l93l, l266-l27O.
2 Connolly/Dodge, Die Antike Stadt, 4l.
3 Garland, Daily Life of the Ancient Greeks, 98. l
4 vgl. Xenoph.Symp. 4.lO-4.56. & Plat. Symp. l78 a6- 2l2 c3.
5 Schäfer, Unterhaltungen beim griechischen Symposion, 87.
6 Slater, Dining in a classical context, l58.
7 Plat. Symp. l72 bl.
8 Plat. Symp. l74 bl-b5. 2
9 Plat. Symp. l75 a5- l76 a3.
lO Plat. Symp. l76b- l76e.
ll Plat. Symp. l78 a6- 2l2 c3. l2 Plat. Symp. 2l3 c- 222b7.
l3 Plat. Symp. l74 bl- l75 a5.
l4 Plat. Symp. l75 a5- l76 a3.
l5 Plat. Symp. 2l2 c. 3