Gegenstand dieser Arbeit ist die heutzutage nicht mehr erhaltene Statue der Athena Parthenos im Parthenon auf der Akropolis, die von Phidias entworfen wurde. Rekonstruiert wird sie ausschließlich über schriftliche Quellen. Die berühmte und imposante Statue aus Gold und Elfenbein wurde von vielen Künstlern der Antike rezipiert. Einige bekannte Beispiele dieser Rezeptionen werden auch hierbei näher beleuchtet und mit der Originalfassung verglichen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Die Statue der Athena Parthenos
2.1 Entwurf und Ausführung der Athena Parthenos
2.2 Die kultische Funktion der Statue der Athena Parthenos
3. Die Rezeption der Athena Parthenos
3.1 Antike Nachbildungen und deren Funktion
3.2 Kultbildnachbildungen in Kleinasien
4. Fazit
Literaturverzeichnis
Anhang
1. Einleitung
Im Folgenden soll nun die Statue der Athena Parthenos im Parthenon auf der Athener Akropolis sowie auch die Rezeption ihrer Darstellungsweise näher beleuchtet werden. Das Kunstwerk ist in heutiger Zeit nicht mehr erhalten, so dass die Rekonstruktionsvorschläge, welche auf den Berichten antiker Geschichtsschreiber basieren, und antike Nachbildungen die einzigen Anhaltspunkte sind, um sich ein Bild dieser einzigartigen Kolossalstatue machen zu können. Hierbei ist Pausanias als antiker Geschichtsschreiber wohl eine der wichtigsten Quellen, da sein Werk eine Beschreibung der Athena Parthenos auf der Athener Akropolis enthält.[1]
Das zweite Kapitel widmet sich deshalb zunächst einmal einer detaillierten Beschreibung dessen, wie die Athena Parthenos gemäß den Überlieferungen dargestellt war. Hierbei sollen insbesondere die einzelnen Elemente, welche diese Statue einzigartig machten, beschrieben werden. Zudem thematisiert das zweite Kapitel ebenfalls die kultische Bedeutung und Funktion der Statue, welche in einem religiösen Kontext, namentlich in dem Athena geweihten Tempel Parthenon, aufgestellt war. Trotz des religiösen Aufstellungsortes besaß die Kultstatue auch noch weitere Funktionen, auf die ebenfalls in diesem Kapitel eingegangen werden soll.
Das dritte Kapitel steht unter der Überschrift der Rezeption der Athena Parthenos. Dies bedeutet, dass hierbei die Kunstwerke, die die Kunst der Statue nachahmten und durch diese inspiriert wurden, näher beschrieben werden. Das Kapitel ist dabei untergliedert in die antiken Nachbildungen und deren Funktion einerseits und die Kultnachbildungen im kleinasiatischen Raum andererseits. Demnach wird nun besonderes Augenmerk auf das weitreichende Einflussgebiet Athens im fünften und vierten Jahrhundert v.Chr. gelegt. Aus diesem Grund liegt der Fokus im kleinasiatischen Raum auf den ionischen Städten, welche Athen im fünften Jahrhundert v.Chr. im Kampf gegen die persische Großmacht unterstützte.
Das vierte Kapitel ist schlussendlich das Fazit, in dem in zusammenfassender Weise noch einmal die Aspekte der Athena Parthenos aufgezeigt werden, die das Kunstwerk zu einer Besonderheit machten.
2. Die Statue der Athena Parthenos
Wie so viele andere Kunstwerke der Antike ist auch das berühmte Kultbild der Athena Parthenos, welches von Phidias entworfen wurde, zu heutiger Zeit nicht mehr erhalten. Lediglich durch antike Nachbildungen der Statue und Berichte antiker Geschichtsschreiber wie Pausanias ist es möglich, sich ein Bild der Darstellung zu machen. Sicher jedoch ist, dass Phidias die bedeutsame Kultstatue in einer ebenso eindrucksvollen Umgebung aufstellte, nämlich im Parthenon.[2]
Die Athena Parthenos befand sich dabei im östlichen Teil des Tempels im Naos, der 29,52 Meter lang und 19,22 Meter breit war. Der Raum war durch zwei Säulenreihen aus jeweils neun Säulen der dorischen Ordnung in drei Teile gegliedert, von denen der mittlere Teil 9,8 Meter in der Breite maß. In einem Abstand von ungefähr zehn Metern vom Eingang entfernt, befand sich die Athena-Statue, die durch eine Barriere vom restlichen Bereich abgetrennt war. Zudem reichte sie bis fast unter die Decke des Tempels und konnte aus diesem Grund auch nur aus relativ geringer Distanz im Ganzen betrachtet werden.[3]
Wann genau der Entwurf und der Baubeginn der Athena Parthenos anzusetzen sind, ist ebenfalls unbekannt. Vermutlich konnte erst mit der Planung begonnen werden, als die Pläne für den Parthenon fertiggestellt waren, um den zu Verfügung stehenden Platz berechnen zu können. Fest steht aber, dass die Statue im Jahre 438 v.Chr. vollendet und im Heiligtum platziert wurde.[4]
2.1 Entwurf und Ausführung
Bei der Statue der Athena Parthenos handelte es sich um ein kolossales Kultbild von zwölf Metern Höhe, welches die Stadtgöttin Athena in einem bodenlangen Gewand darstellte. (Abb. 1) Das Monument bestand aus ebendieser gewaltigen Kultstatue und einer Basis, auf der die Geburt der Pandora in Anwesenheit von 20 weiteren Gottheiten zu erkennen war. Dabei war die Athena-Statue aus wertvollen Materialien erbaut. Die unbekleideten Teile der Athena sowie die Figur der Nike bestanden aus Elfenbein, das Gewand jedoch aus Gold.[5]
Auf dem 1,16 Meter hohen Kopf der Athena Parthenos schloss sich ein reicher Kopfschmuck von 1,45 Meter Höhe an. Die Grundlage des Kopfschmucks bildete ein Helm der attischen Form mit Nackenschirm und beweglichen Wangenklappen, auf dem zentral eine Sphinx abgebildet war.[6] Diese Sphinx galt als Symbol der Weisheit, während die Greifenprotome zu beiden Seiten der Sphinx auf dem Helm als Schützer des Goldes verstanden wurden.[7] Phidias nutzte den Nackenschirm des attischen Helmes hierbei wohl als Unterstützung des Halses, welcher durch den üppigen Kopfschmuck stark beansprucht war.[8]
Den Helm setzte Phidias jedoch tiefer in die Stirn als gewöhnlich und nutzte deshalb die nach oben und unten ausschweifende Form eines Stirnschirms. Durch den parallelen Verlauf des Helmrandes mit der Augenbrauenform sowie der „einspringende(n) Spitze über dem Nasenansatz“ konnte so der „Eindruck des Eulenhaften“ entstehen, so dass Athena durch diesen unterschwelligen Hinweis auf ihr Attribut, die Eule, eindeutig identifiziert werden konnte.[9] Die Augenbrauen sowie auch ihre Wimpern wurden wahrscheinlich durch ein dunkleres Material vom weißen Untergrund des Elfenbeins abgehoben. Die Augen selbst wurden nicht aus Elfenbein, sondern aus Stein geschaffen, so dass diese realistischer wirkten.[10]
[...]
[1] Vgl. Paus. Hellados Periegesis, I, 24,3-7.
[2] Johansen 1924, 40.
[3] Johansen 1924, 40.
[4] Johansen 1924, 36.
[5] Brommer 1979, 52.
[6] Loeschke 1891, 4f.
[7] Johansen 1924, 33.
[8] Loeschke 1891, 6.
[9] Loeschke 1891, 8.
[10] Johansen 1924, 33.