Der 30. Januar 1933 markierte einen entscheidenden Einschnitt in die Geschichte des Deutschen Reiches. Mit der Ernennung von Adolf Hitler zum Reichskanzler und der folgenden Gleichschaltung der Länder, nahezu aller Organisationen, dem Verbot der Sozialdemokratischen Partei und der ,,kalten" Auflösung der KPD begann die Herrschaft der Nationalsozialistischen Partei in Deutschland. Am Ende der Regierungszeit Hitlers waren die Kriegsfolgen in Deutschland und Europa verheerend. Von ersten Erfolgen wie dem Polen- und dem Frankreichfeldzug bestärkt und die Konsequenz der Alliierten unterschätzend, führten der ,,Reichskanzler und Führer" und die deutsche Generalität einen Weltkrieg, der alles öffentliche Leben des Landes in seinen Dienst stellte. Die ohne Gewaltanwendung erreichten Ziele, etwa die Annektion Österreichs 1938 und die ,,Angliederung" der sudetendeutschen Gebiete an das deutsche Reich im selben Jahr, sind auf einen der Kernziele der Außenpolitik Hitlers zurückzuführen: Die Expansion. Ein Jahr später, am 1. September 1939, fiel der erste Schuß des Weltkriegs an der Grenze zu Polen; dem Land, dem gegenüber das Reich noch 1934 eine zehnjährige ,,Friedensgarantie" abgegeben hatte. Die Expansionspolitik wurde fortgesetzt, diesmal mit anderen Mitteln.
Die vorliegende Arbeit behandelt den Wandel in der Polenpolitik des deutschen Reiches zwischen der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler und dem Abschluß des deutsch-polnischen Vertrags am 26. Januar 1934. Dabei wird jeweils kurz die Außenpolitik des Kaiserreiches und der Weimarer Republik skizziert, soweit sie sich auf Polen bezieht. Danach werden die Gründe untersucht, welche zum deutsch-polnischen Vertrag geführt haben. Hierbei wird sowohl auf die innenpolitische Lage Polens, als auch auf die innen- und machtpolitische Situation im Deutschen Reich sowie die ökonomischen Fragen eingegangen. Im letzten Teil des dritten Kapitels folgt dann eine Analyse der strategischen Situation, in der sich Deutschland im Januar 1933 befindet und die Einordnung des deutsch-polnischen Vertrages in die allgemeine Außenpolitik der Nationalsozialisten. Besondere Berücksichtigung findet die Frage, ob sich die Beziehungen Deutschlands zu Polen in den Jahren 1933 und 1934 geändert haben. Eine Schlußbetrachtung bildet das Ende dieser Arbeit. Dabei wird auch auf die wissenschaftliche Diskussion um die Kontinuität der deutschen Außenpolitik unter Hitler Bezug genommen.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- POLENDER UNHEIMLICHE NACHBAR.
- REPRESSION UND GERMANISIERUNG - DIE POLEN UND DAS KAISERREICH
- REVISION DIE POLENPOLITIK DER WEIMARER REPUBLIK.
- DIE POLENPOLITIK DER NATIONALSOZIALISTEN.
- DER NICHTANGRIFFSVERTRAG VOM 26. JANUAR 1934.
- KÄMPFE NACH INNEN UND AUBEN - POLEN UNTER PILSUDSKI.
- HITLERS INNENPOLITISCHER ERFOLG.
- DER NICHTANGRIFFSVERTRAG IM KONTEXT DER ALLGEMEINEN AUBENPOLITIK
- VON WEIMAR NACH BERLIN? - KONTINUITÄT IN DER AUBENPOLITIK.
- SCHLUBFOLGERUNG
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert die Veränderungen in der Polenpolitik des Deutschen Reiches zwischen der Machtergreifung Hitlers und dem Abschluss des deutsch-polnischen Vertrags im Januar 1934. Die Arbeit beleuchtet die außenpolitischen Strategien des Kaiserreichs und der Weimarer Republik in Bezug auf Polen und untersucht die Ursachen für den deutsch-polnischen Vertrag. Der Fokus liegt dabei auf den innenpolitischen Verhältnissen in Polen, der Machtpolitik im Deutschen Reich sowie auf ökonomischen Faktoren. Die Arbeit analysiert zudem die strategische Situation Deutschlands im Januar 1933 und ordnet den Vertrag in den Kontext der allgemeinen Außenpolitik der Nationalsozialisten ein. Zentral ist die Frage, ob sich die Beziehungen zwischen Deutschland und Polen in den Jahren 1933 und 1934 tatsächlich verändert haben.
- Veränderungen in der Polenpolitik des Deutschen Reiches nach der Machtergreifung Hitlers
- Analyse der deutsch-polnischen Beziehungen in den Jahren 1933 und 1934
- Untersuchung der Ursachen für den deutsch-polnischen Vertrag von 1934
- Einordnung des Vertrags in den Kontext der allgemeinen Außenpolitik der Nationalsozialisten
- Diskussion der Frage nach Kontinuität in der deutschen Außenpolitik
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel legt die Grundlage für die Analyse der deutsch-polnischen Beziehungen im Kontext der NS-Herrschaft. Es stellt die historischen Hintergründe und den Wandel der deutsch-polnischen Beziehung von der Zeit des Kaiserreichs bis zur Weimarer Republik dar. Der Fokus liegt dabei auf der Repression und Germanisierung der polnischen Bevölkerung während der Zeit des Kaiserreichs sowie auf der Revision der Polenpolitik in der Weimarer Republik. Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit der Polenpolitik der Nationalsozialisten. Es untersucht den deutsch-polnischen Vertrag von 1934 im Kontext der damaligen innenpolitischen Lage in Polen und der innen- und machtpolitischen Situation im Deutschen Reich. Die Analyse umfasst die ökonomischen Interessen und die strategische Situation Deutschlands. Das dritte Kapitel widmet sich der Einordnung des deutsch-polnischen Vertrages in die allgemeine Außenpolitik der Nationalsozialisten und stellt die Frage nach möglichen Kontinuitäten zur Vorgeschichte. Es analysiert die Veränderungen in den deutsch-polnischen Beziehungen während der ersten beiden Jahre der NS-Herrschaft und bietet Einblicke in die politischen und strategischen Hintergründe des Vertrags.
Schlüsselwörter
Die zentrale Fragestellung der Arbeit dreht sich um die Kontinuität deutscher Außenpolitik in Bezug auf Polen. Die Arbeit untersucht die Beziehungen zwischen Deutschland und Polen in den Jahren 1933/34, insbesondere den Abschluss des deutsch-polnischen Vertrags von 1934. Die Arbeit beleuchtet die außenpolitischen Strategien des Kaiserreichs und der Weimarer Republik in Bezug auf Polen sowie die innenpolitische Lage in Polen und die innen- und machtpolitische Situation im Deutschen Reich. Weitere wichtige Themen sind die ökonomischen Interessen und die strategische Situation Deutschlands im Kontext der allgemeinen Außenpolitik der Nationalsozialisten.
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- Bjoern Egner (Author), 1999, Kontinuität deutscher Außenpolitik? Der deutsch-polnische Vertrag von 1934, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/2149