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Seminararbeit, 2012
26 Seiten, Note: 1,0
1. Intro
2. Begriffsdefinition Werte
3. Wertetheorien
3.1 Das Wertekonzept von Schwartz
3.2 Werte nach Joseph Maria Bochenski
3.3 Bedeutung der drei wesentlichen Triebkräfte für die Ein- und Durchführung von Wertemanagementsystemen in Unternehmen
3.3.1 Komplexität von Managemententscheidungen
3.3.2 Renaissance der Subjektivität
3.3.3 Gesellschaftliche Verantwortung
4. Unternehmensethik
4.1 Konfliktformen
4.1.1 Intrapersonelle Konflikte
4.1.2 Innerorganisatorische Konflikte
4.1.3 Inter-firm-Konflikte
4.1.4 Extra-firm-Konflikt
4.2 Unternehmenspolitische Strategien
4.2.1 Wettbewerbsstrategie
4.2.2 Ordnungspolitische Strategie
4.2.3 Marktaustrittsstrategie
5. Dilemmata, die in der Kommunikation von Werten und über Werte entstehen, und mit denen sich Wertemanagement und Kommunikationsmanagement zur Herstellung von Vertrauen beschäftigen müssen
5.1 Lösung Behrents für diese Dilemmata
5.2 Beispiel aus der Praxis
6. Compliance – Grundlage der Corporate Governance
6.1 Erklärung – Compliance
6.2 Die sieben Grundelemente eines Complianceprogramms
6.3 Vorteile eines funktionierenden Compliance-Systems
6.4 Anforderungen bei der Implementierung eines Compliancesystems in einem Unternehmen
6.5 Welche Abteilungen in Unternehmen sind in der Regel für die Durchführung von Complianceprogrammen verantwortlich
7. Coaching als Implementierungsstrategie von Wertemanagement
7.1 Kontaktphase (Orientierung)
7.2 Vorgespräche (Information)
7.3. Umfrage (Kodifizierung)
7.4 Informationsphase (Kommunikation)
7.5 Prozessschritte (Implementierung)
7.6 Zertifizierung
7.7 Fazit
8. Die Rolle von Werten bei der Gestaltung der Unternehmenskultur
8.1 Unternehmenskultur
8.2 Die Rolle der Unternehmenskultur bei der Einführung eines Wertemanagementsystems
8.3 Wie kann die Unternehmenskultur erkundet und beschrieben werden
9. Resümee
Quellen
Im Zusammenhang mit dem zunehmenden Wandel der Unternehmensumwelt ist der Wert eines Unternehmens mehr und mehr abhängig von der Nutzung weltweiter Wertschöpfungsketten und der Wahrnehmung von sozialer und gesellschaftlicher Verantwortung. Durch Betrug, Korruption und andere illegale Machenschaften wird der Wirtschaft und ihrer Reputation immer wieder geschadet. Als ein Bespiel von vielen kann hier die Schmiergeldaffäre um Siemens aus dem Jahr 2006 genannt werden. Der Skandal zog hohe Strafen nach sich und Persönlichkeiten aus der Führungsetage mussten das Unternehmen verlassen. Aufgrund solcher Handlungen haben Begriffe wie Werte und Moral in der Wirtschaft eine zunehmende Bedeutung erlangt. Durch klar definierte Grundwerte und deren Umsetzung im täglichen Geschäft gewinnt ein Unternehmen an Charakter. Zusätzlich werden dem Management durch solche Grundwerte Handlungsmaßstäbe verliehen und das Unternehmen erlangt einen guten Ruf, da sie sich positiv auf die Leistungen im Unternehmen niederschlagen, ein positives Image generieren und den Unternehmenswert steigern. Auch Siemens reagierte auf den Imageschaden in Folge des Skandals und führt mittlerweile eine komplette Abteilung, die sich mit der Einhaltung von Regeln gegen Korruption befasst. Jährlich veröffentlicht diese Abteilung mittlerweile Compliance-Kennzahlen. Im Jahr 2011 wurden 787 Verstöße gegen Unternehmensrichtlinien registriert. Daraus resultierten 306 Disziplinarmaßnahmen und 77 Entlassungen.[1] Das Siemens-Beispiel zeigt das Wertemanagement in Unternehmen von großer Bedeutung ist um illegalen Handlungen vorzubeugen und Imageschaden von einem Unternehmen fernhalten zu können, aber auch um Mitarbeitern ein positives Arbeitsklima zu schaffen. Aufgrund der hohen Bedeutung von Wertemanagement befasst sich diese Arbeit zu Beginn mit dem Nutzen des Wertemanagementsystems in einem Unternehmen. Anschließend wird auf die Unternehmensethik und Werte in der strategischen Kommunikation eingegangen. Danach folgt ein möglicher Präsentationsaufbau der fiktiven Firma „NewTech“ zur Veranschaulichung von Compliance. Abschließend wird noch ein erster Vorschlag zur Implementierung eines Wertemanagementsystems vorgestellt und im letzten Teil der Arbeit wird auf die Rolle der Unternehmenskultur bei Einführung eines Wertemanagementsystems in dem fiktiven Unternehmen „NewTech“ eingegangen.
Bei dem Begriff „Werte“ stellt sich die Frage, was eigentlich genau dieser ist und welche Eigenschaften er erfüllen muss? Es gibt keine universelle Einheitsdefinition des Wertebegriffs, da jedes Individuum und jede Gesellschaft durch verschiedene Einflussfaktoren ein eigenes Verständnis von Werten entwickelt hat. Nach Karl Schlecht sind Werte „jene Vorstellungen, die in einer Gesellschaft allgemein als wünschenswert anerkannt sind und den Menschen Orientierung verleihen. Man unterscheidet moralische (Aufrichtigkeit, Gerechtigkeit, Treue), religiöse (Gottesfurcht, Nächstenliebe), politische (Toleranz, Freiheit, Gleichheit), ästhetische (Kunst, Schönheit) und materielle Werte (Wohlstand), Familienwerte und Firmenwerte.“[2] Nach Rupert Lay sind Werte zudem „eine in einem soziokulturellen Entwicklungsprozess herausgebildete und von der Menschheit einer soziokulturellen Einheit akzeptierte und internalisierte Vorstellung über das Wünschbare (= Elemente von Religion und Weltanschauung).“[3] Prof. Dr. Heinz Engelstädter definiert Werte als „[…]Vorstellungen und Ideale der Menschen, die als solche nicht erzwungen werden können. Sie sind weder nur rational noch intuitiv erfassbar und andererseits auch nicht biologisch vorgegeben. Soziale Hauptquellen der Werte-Entwicklung sind Erziehung und Bildung sowie die höchst persönliche Lebenserfahrung der Menschen. Da es nur so zur Wertrealisierung kommt, ist es wissenschaftlich sinnvoll, den allgemeinen Wertbegriff auf das menschliche Soziale einzugrenzen.“[4]
In der Literatur werden verschiedene philosophische, wie auch psychologische Theorien, die sich mit Werten beschäftigen, aufgelistet. Im folgenden Abschnitt wird auf zwei dieser Theorien näher eingegangen
Der Sozialpsychologe Shalom Schwartz verfasste eine Theorie der Werte und entwarf ein interkulturell einsetzbares Messinstrument, das auch in Bevölkerungsumfragen angewendet werden kann. Er definiert Werte als Kriterien, nach welchen Menschen Handlungen, Personen, inklusive sich selbst, und Ereignisse bewerten. Seine umfassende Definition von Werten gliedert sich in folgende Punkte:[5]
a. Werte sind beliefs (Überzeugungen), welche nicht allein von objektiven und rationalen Überlegungen abhängen, sondern auch emotional beeinflusst werden.
b. Werte sind motivierende Konstrukte und beziehen sich auf wünschbare Ziele, die eine Person zu erreichen versucht. Werte, die eine Person als wichtig ansieht, wirken für diese motivierend um eine entsprechende Handlung durchzuführen.
c. Werte sind transsituationale Ziele, welche über bestimmte Situationen und Handlungen hinaus gehen. Dieser Grad der Abstraktheit unterscheidet sie von anderen Konzepten wie z.B. Einstellungen, die sich meist auf spezifische Aktionen, Objekte oder Situationen beziehen.
d. Werte dienen als Kriterien und Standards. Sie lenken in der täglichen Wahrnehmung die Auswahl und bestimmen die Bewertung von Handlungen, politischen Maßnahmen, Personen und Ereignissen
e. Werte sind nach Wichtigkeit geordnet und die Werte eines Individuums bilden ein geordnetes System, welches nach Prioritäten geordnet ist.
Letztendlich umfasste sein Modell zehn Wertegruppen:
1. Self-Direction (Selbstbestimmung)
2. Stimulation (Anregung)
3. Hedonism (Suche nach Glück und Genuss)
4. Achievement (Erfolg, das Erreichte)
5. Power (Macht, Kraft)
6. Security (genauer: Safety, Sicherheit, Schutz)
7. Conformity (Gruppenzusammengehörigkeit und Gruppendruck)
8. Tradition
9. Benevolence (Wohlwollen, guter Wille)
10. Universalism (weltweite Gültigkeit)
Zusammengefasst kann man Werte als allgemeine Richtlinien und Ziele einer Person verstehen, die die Bewertung von Meinungen, Handlungen, Personen oder Ereignissen lenken und dabei über die Zeit und Situationen hinweg relativ stabil sind.
Eine weitere Werttheorie hat Bochenski entwickelt. Der Philosoph Joseph Maria Bochenski unterscheidet zwischen materiellen (z.B. Wohlstand) und immateriellen Werten. Die immateriellen Werte wurden von ihm im Jahre 1959 in drei verschiedene Kategorien eingeteilt, welche durch das eigene Verhalten verwirklicht werden können. Er charakterisierte sie als moralische, ästhetische und religiöse Werte. Durch die moralischen Werte wird ein Anspruch auf das eigene Handeln gestellt, durch die ästhetischen Werte wird das Ergebnis des eigenen Handelns wiedergegeben und die religiösen Werte sind eine Verbindung der beiden vorangegangenen Werte. Sie veranlassen den Menschen zu einer Handlung, aber auch dazu diese zu unterlassen.[6]
Das Ziel des Wertemanagements besteht darin eine Schnittstelle zwischen Unternehmen und Mitarbeitern herzustellen. Hierbei spielen besonders Identitätsstiftung und Handlungsorientierung, Grundlage und Grundanliegen des Wertemanagements eine wichtige Rolle. Um Wertemanagement in einem Unternehmen ein- und durchführen zu können, müssen wesentliche Triebkräfte beachtet werden.
Zum einen gehört die Komplexität von Managemententscheidungen zu den drei wesentlichen Triebkräften für die Ein- und Durchführung von Wertemanagementsystemen in Unternehmen. Der Grund für die Komplexität wirtschaftlicher Entscheidungen liegt in der Verlängerung der globalen Wertschöpfungsketten. Durch die Globalisierung herrscht auf dem Markt nicht nur eine weltweite Konkurrenzfähigkeit zwischen Unternehmen und anderen Organisationen, sondern ebenso eine weltweite Kooperationsfähigkeit. Ein Unternehmen muss kooperationsbereit und kooperationsfähig sein, um an zukunftsfähiges und innovatives Wissen zu gelangen und um globale Vertriebskanäle und Kapitalmärkte zu organisieren. Somit kann das Unternehmen auf dem globalen Markt wettbewerbsfähig werden. Dabei ist für ein Unternehmen entscheidend seine Kooperationsfähigkeit und Konkurrenzfähigkeit auf Werten wie Fairness, Verantwortung und Vertragstreue aufzubauen. Denn dieser Aufbau spiegelt sich in der Wertekultur eines Unternehmens und seine sich daraus ableitende Identität aus individuellen Werthaltungen, Branchen- und Wirtschaftskulturen wieder. Aus diesem Grund muss dem Wertemanagement eines Unternehmens eine angemessene Bedeutung zugeteilt werden, da seine Aufgabe darin liegt, Werte und Moral, mit Hilfe von formalen und informalen Regelungen, die sich auf staatliche oder private Regelungen beziehen, zu integrieren. Damit soll in erster Linie das Vertrauen in die Integrität des Unternehmens gefestigt werden.[7]
Durch den fast permanenten organisatorischen Umbau von Unternehmen ist auch die Renaissance der Subjektivität eine ausschlaggebende Triebkraft für die Ein- und Durchführung von Wertemanagementsystemen in Unternehmen. Um auf dem Markt Wettbewerbsvorteile zu erzielen benötigt ein Unternehmen Mitarbeiter, die sich durch nicht imitierbare Fähigkeiten und Ressourcen auszeichnen. Jedoch möchten die Unternehmen, dass die Mitarbeiter sich weiter die Fähigkeit bewahren, sich auf dem Arbeitsmarkt flexibel zu bewegen. Gleichzeitig wird aber auch eine Identifizierung mit dem Unternehmen und seinen Zielen verlangt. Für diese Widersprüche gilt es, unter anderem durch die Zunahme der Subjektivität, eine Schnittstelle zu finden. Dabei ist ein wesentlicher Punkt eine starke und klare Wertekultur des Unternehmens an die Mitarbeiter zu vermitteln. Auch spielen Motivation, Leistungsqualität, die professionelle Abhängigkeit des Unternehmens von einzelnen Mitarbeitern und die Integration von Teams unterschiedlicher Kulturen auf internationaler Ebene eine besondere Rolle.[8]
Mit dem Übergang von der traditionellen Marktwirtschaft zur globalen Kooperationswirtschaft ist auch die Verantwortung der Unternehmen gegenüber der Gesellschaft gewachsen. Durch die Zunahme der Komplexität der Unternehmensführung sowie der Zunahme der moralischen Legitimation sind die Firmen gezwungen nicht nur die Ressourcen der Gesellschaft zu nutzen, sondern die Gesellschaft selbst mit einzubinden. Die Unternehmen müssen sich an die Veränderungen auf den Finanz-, Beschaffungs- und Konsummärkten anpassen. Um zu einem Mindeststandard hinsichtlich „Corporate Social Responsibility“[10] (CSR) zu kommen wird von den Unternehmen erwartet, dass sie ihre Investitions- und Geschäftsfähigkeit rund um den Erdball begleiten mit Anstrengungen auf dem Gebiet ökologischer und sozialer Standards, einem Engagement für Menschenrechte und zur Bekämpfung der Korruption.[9]
[...]
[1] Holdinghausen, H.:TAZ.de – Eine Hand wäscht die andere, 03.12.2012
[2] Schlecht, K.: www.karl-schlecht.de, 21.11.2012
[3] Schlecht,K.: Rupert Lay wird hier von Karl Schlecht zitiert, 21.11.2012
[4] Engelstädter, Prof.Dr. H.: berliner-wertekritiker.de, 21.11.2012
[5] Gohr, K.: Stand und Entwicklungstendenzen im multisensorischen Marketing zur Inszenierung von Marken, S.86
[6] Neises, N.: www.msn.uni-due.de, Relevanz interkultureller Kompetenz im Rahmen von Internationalisiserungsstrategien
[7] Wieland, J.: Handbuch Wertemanagement, Wozu Wertemanagement? Ein Leitfaden für die Praxis, S.17-20
[8] Wieland, J.: Handbuch Wertemanagement, Wozu Wertemanagement? Ein Leitfaden für die Praxis, S.20-21
[9] Wieland, J.: Handbuch Wertemanagement, Wozu Wertemanagement? Ein Leitfaden für die Praxis, S.21-22
[10] Wieland, J.: Handbuch Wertemanagement, Wozu Wertemanagement? Ein Leitfaden für die Praxis, S.22