Schlaf - eine neue und ziemlich interessante wissenschaftliche Teildisziplin. Zudem ist der Schlaf ein relativ wenig untersuchtes Phänomen.
Diese Arbeit untersucht mithilfe von empirischen Methoden das Schlafverhalten von Jugendlichen und stößt dabei auf faszinierende Ergebnisse.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Theoretische Grundlagen
2.1 Was ist Schlaf ?
2.2 Funktion des Schlafs
2.3 Schlafphasen
2.4 Regulation des Schlafes
2.5 Schlafbedarf
3 Untersuchung
3.1 Darstellung der Arbeitshypothesen
3.2 Methodik und Hilfsmittel
3.3 Darstellung und Auswertung der Ergebnisse
4 Diskussion der Versuchsergebnisse
4.1 Diskussion der Arbeitshypothesen
4.2 Zusammenfassung und Ausblick
5 Literaturverzeichnis
6 Anhang
1 Einleitung
Auf die Idee eine Facharbeit zum Schlaf zu schreiben kam ich ganz spontan. Eines Abends, als ich nicht schlafen konnte, fing ich mich plötzlich an zu fragen, wieso der Mensch eigentlich schlafen muss oder was für Folgen denn ein chronischer Schlafentzug oder Schlafmangel in einem längeren Zeitraum verursachen kann. Außerdem stellte ich fest, dass eine Auseinandersetzung mit grundsätzlichen Fragen zum Schlaf heutzutage sehr selten ist. Wo doch ein Mensch im Laufe eines durchschnittlichen Lebens 27 Jahre in einem dunklen Raum in einer quasi ohnmächtigen Starre verbringt ! Der Autor und Schlafforscher ALEXANDER BORBELEY (1998) definierte den Schlaf meiner Ansicht nach sehr treffend als ,, das geheimnisvolle Drittel unseres Lebens,,. Da es mich ja persönlich betrifft, interessierte ich mich in diesem Hinblick für den Schlaf von Jugendlichen. Hierzu haben verschiedene Studien gezeigt, dass Jugendliche heutzutage viel weniger schlafen als vor 10 Jahren (nach IGLOWSTEIN et al 2003). Jedoch existieren nur wenige Untersuchungen zum Schlaf bzw. Schlafentzug bei Jugendlichen. In diesem Hinblick erscheint es wichtig, den Schlaf von Jugendlichen genauer zu untersuchen. Deswegen werden in der folgenden Arbeit Ergebnisse einer Studie zum Schlaf von Jugendlichen, welche am Beethoven-Gymnasium in Bonn ausgeführt wurde, prä- sentiert und ausführlich ausgewertet.
Aufgrund der Komplexität des Themas und der Begrenzung durch formale Vorgaben, wurde auf ausführliche Erläuterungen in den theoretischen Grundlagen verzichtet.
2 Theoretische Grundlagen
2.1 Was ist Schlaf ?
Das Wort Schlaf ist altgermanischen Ursprungs, abgeleitet vom Verb schlafen und bedeutet ,,schlapp werden,, (DUDEN 1963). Eine allgemein gültige Definition des Schlafes existiert bis heute nicht. Die Beschreibungen von Wissenschaftlern reichen von ,,geänderter Bewusstseinslage,, (BERGER 1992) zur ,,Erholung des Organismus dienende[m] Zustand […],, (DUDEN 2013) bis zur ,,reversiblen, periodisch auftretenden Verhaltensweise mit qualitativ verändertem Bewusstsein,, (GRIEFAHN 1985). Der Schlaf ist dadurch gekennzeichnet, dass er zum einen unbewusst abläuft und dass er zum anderen unmittelbar reversibel ist. D.h. jede schlafende Person kann durch externe Stimulation geweckt werden. Diese zwei Kennzeichen unterscheiden den Schlaf von anderen schlaf- ähnlichen Zuständen wie z.b. Koma, Narkose oder Hypnose (vgl. DEMENT VAUGHAN 2002). Außerdem ist nach WEESS LANDWEHR (2009) der Schlaf als ein komplexer, dynamischer und nach strengen Regeln ablaufender Prozess zu bezeichnen.
2.2 Funktion des Schlafes
Auf dem jetzigen Stand der Somnologie1 kann die Frage nach der Funktion des Schlafes nur teilweise beantwortet. Allgemein gesehen erlaubt der derzeitige Wissensstand lediglich eine deskriptive Beschreibung der physiologischen Systeme des Schlafes.
Kausale Hintergründe werden zum Teil nur in Ansätzen verstanden (aus WEES LANDWEHR 2009 S.3). Bis heute liegt die einzige, wissenschaftlich bewiesene, Funktion des Schlafes im sog. , Entmüdungseffekt,( aus MÜLLER, T. (1996) S. 13). Jedoch besteht Grund zur Annahme, dass der Schlaf eine herausragende Bedeutung haben muss.
Denn fast alle Tierarten schlafen, obwohl dies in der Natur sehr riskant ist, da man während des Schlafs in einem ungeschützten, unbewussten Zustand liegt (siehe auch HAASE, D. 2009). Die zahlreichen Hypothesen zur Funktion des Schlafes lassen sich in zwei grundsätzliche Annahmen aufteilen: Die regenerative Hypothese und die psychische Hypothese. Die regenerative Hypothese sieht die Hauptfunktion des Schlafes in der Erholung der Organe oder auch im Abbau der im Wach-Zustand angereicherten toxischen Substanzen. Die psychische Hypothese hingegen hat zur Annahme, das der Schlaf eine Phase zur Verarbeitung der über den Tag erlebten Dinge bietet (siehe MÜLLER, T. (1996) S. 13 ff. und PASSOUANT, P. 1976). Einige Experten sind sich sicher, dass der Schlaf das einzige Medium zum Transport von Informationen in das Langzeitgedächtnis ist [vgl. HAASE, D. (2009)].
2.3 Schlafphasen
Der Schlaf wird mithilfe von polysomnographischen2 Messgrößen in verschiedene Schlafstadien unterteilt. Diese lassen sich zunächst in REM-Schlaf3 und Non-REM- Schlaf gliedern. Der Non-REM (nREM) wird weiter in Stadium 1 (Übergang von Wach- Zustand und Schlaf), Stadium 2 (leichter Schlaf) und Stadium 3 und 4 (beides Tiefschlaf), gegliedert [vgl. MÜLLER, T. (1996) S. 5]. Ein sich im Tiefschlaf befindender Mensch ist um einiges schwerer zu wecken als einer im nREM-Schlaf. Die Schlafstadien und ihre Abfolge lassen sich grafisch nach PENZEL, T. et al (2005) in einem sog.
Hypnogramm darstellen. Die folgende Grafik beinhaltet ein Hypnogramm zum idealtypischen Schlafprofil eines jungen Erwachsenen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1: Hypnogramm eines jungen Erwachsenen
2.4 Regulation des Schlafes
Nach den Ausführungen von Spitzer M. (2005) besitzt jeder Mensch eine innere Uhr, welche mehrere physiologische und biochemische Prozesse, aber auch Verhaltensweisen in geregelten Zyklen ablaufen lässt. Die innere Uhr des Menschen bestimmt auch sein Schlaf-, Wach-Verhalten, bzw. seinen Chronotyp (nach WITTMANN, M. et al 2006). So fällt beispielsweise das Einschlafen um 23 Uhr nachts leichter als um 10 Uhr morgens. Außerdem besitzen verschiedene Menschen einen unterschiedlichen Schlafbedarf. Ebenfalls Unterschiede gibt es zur Schlafenszeit. Hier differenziert man in der Chronobiologie4 zwischen Eulen (Nachtaktiv, Spätschläfer ) und Lerchen (Morgentyp). Abgesehen davon baut sich während des Wach-Zustandes ein sog. Tiefschlafdruck auf, der als Müdigkeit empfunden wird. So wird versäumter Tiefschlaf durch eine Intensivierung der Tiefschlaf-Phase nachgeholt (vgl. SCHÄFER, T. 2009). Diesen Zusammenhang zur Schlaf-Regulation stellte BORBÉLY A. 1982 im ,, Zwei-Prozesse-Modell der Schlafregulation,, dar:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2: Zwei-Prozesse-Modell der Schlafregulation von Borbély, A.
Nach dem Modell von Borbély wird der Ablauf von Schlaf und Wachen durch das Wechselspiel eines homoöstatischen Prozesses S, welcher der vom Schlaf-Wach- Rhytmus abhängigen Schlafbereitschaft entspricht, mit einem zirkadianen bzw. periodisch ablaufenden Prozess C. Borbély konnte mithilfe dieses Modells zeigen, dass ein linearer Zusammenhang zwischen der Tiefschlafmenge und der vorangegangenen Wachzeit besteht. [vgl. BORBÉLY (1982), WEIKEL (2005) und WIEGAND (2008)].
2.5 Schlafbedarf
Der Schlafbedarf eines Menschen hängt, den Ausführungen von BENGSTON M. (2005) zufolge von mehreren Faktoren, wie Altersklasse oder persönlicher Verfassung ab.
Seiner Ansicht nach, kann man jedoch Aussagen über das durchschnittliche Schlafbedürfnis einer Altersgruppe machen. So benötigen Neugeborene normalerweise 16 Stunden pro Tag, Kinder (6-11) im Durchschnitt 12 Stunden und Jugendliche (11-17) schließlich mindestens 9 Stunden pro Tag. Mit Eintritt in das
Erwachsenenalter sinkt der durchschnittliche Schlafbedarf auf 7-8 Stunden und bleibt dann bis ins Greisenalter so. Die Tatsache, dass ältere Menschen normalerweise weniger schlafen als ihre jüngeren Artgenossen, lässt sich dadurch begründen, dass Menschen im Alter verstärkt an Schlafstörungen5 leiden. (nach BENGSTON, M. 2005).
3 Untersuchung zum Schlaf von Jugendlichen
3.1 Darstellung der Arbeitshypothesen
Vor dem Durchführen der im Folgenden dargestellten Studie, wurden folgende Arbeitshypothesen aufgestellt, die im nachfolgenden Kapitel diskutiert werden:
a.) Schüler sind mit zunehmendem Alter bzw. höherer Jahrgangsstufen höheren Belastungen ausgesetzt, welche zu einem Schlafdefizit bzw. kürzerer Schlafdauer führen. Diese wiederum verursachen einen Leistungsabschwung in der Schule, insbesondere innerhalb der Morgenstunden.
b.) Jugendliche versuchen ihr Schlafdefizit unter der Schulwoche durch ausgedehnte Schlafzeiten am Wochenende auszugleichen.
c.) Als besonders kritisch sind die Schulzeiten eines Schülers zu sehen (normalerweise 8 – 16 Uhr), die komplett im Kontrast zur inneren Uhr von Jugendlichen steht. Somit sind die gesetzten Schulzeiten kontraproduktiv in Bezug auf Leistungs-, und Konzentrationsfähigkeit. Deswegen erscheint ein Verschieben des Schulbeginns notwendig.
3.2 Methodik und Hilfsmittel
Im Rahmen der Facharbeit wurde eine Umfrage am Beethoven-Gymnasium in Bonn durchgeführt. Befragt wurden 158 Schüler der Jahrgangsstufen 5 – 11 auf ihr Schlafverhalten hin. Es wurden verschiedene Jahrgangsstufen untersucht um festzustellen, ob sich während der Pubertät das Schlafverhalten ändert, und wenn ja, inwiefern und warum.
Zur Auswertung der Ergebnisse wurde neben separater selbst ausgeführter Auswertung das Auswertungsprogramm Graftstat 4 benutzt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
3.3 Darstellung und Auswertung der Ergebnisse
In der durchgeführten Umfrage wurde der Proband nach seinem Schlafverhalten gefragt. Die Schüler wurden nach ihren individuellen Einschlaf-, Aufwach-Zeitpunkten während der durchschnittlichen Schulwoche und am Wochenende befragt. Abgesehen davon wurde auch erfragt, wie zufrieden und leistungsfähig der Schüler durch seinen Schlaf sei und ob ein Schlafmangel vorhanden ist.
Im Folgenden werden die Ergebnisse der durchgeführten Umfrage dargestellt. Von den 158 befragten Jugendlichen waren 76 Personen (48,1%) männlich und 82 (51,9%) weiblich. Im folgendem die Diagramm sei die Geschlechterverteilung aufgeschlüsselt:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
männlich
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
82 weiblich
Abb. 3: Geschlechterverteilung
Da bei der Umfrage Schüler verschiedenen Alters teilgenommen haben, hier ein Diagramm, in dem das Alter der Teilnehmer aufgeschlüsselt ist.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1 Die Somnologie ist die Wissenschaft des Schlafes
2 Als Polysomnographie bezeichnet man das simultane Aufzeichnen mehrerer Biosignale während des Schlafes.
3 REM-Schlaf (engl.: rapid eye movement/dt.: schnelle Augenbewegungen) ist eine Schlafstadium, welches unter anderem durch schnelle Augenbewegungen gekennzeichnet ist.
4 Untersuchung der zeitlichen Organisation physiologischer Prozesse und wiederholter Verhaltensmuster von Organismen
5 Der Begriff Schlafstörung ist die Sammelbezeichnung für Störungen des Schlafverhaltens. Beispiele sind: Dyssomnien, Parasomnien oder Insomnien. (aus BROCKHAUS 2005)
- Arbeit zitieren
- Raunaq Miah (Autor:in), 2013, Untersuchung zum Schlafverhalten von Jugendlichen, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/214493