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Hausarbeit, 2010
21 Seiten, Note: 12
1. Einleitung
2. Spielen im Politikunterricht
2.1 Was versteht man unter Spielen?
2.2 Welche Bedeutung haben Spiele im Politikunterricht?
3. Spielender Einstieg in den Unterricht
4. Diskussions- und Entscheidungsspiele und deren Berechtigung
4.1 Was bieten Diskussions- und Entscheidungsspiele im Politikunterricht?
4.2 Das Potenzial der Pro-Contra-Debatte
5. Zusammenfassung und Fazit
Literaturverzeichnis
Spätestens seit Ende der 1990er Jahre gehört ein breites Spektrum an Spielformen zum Methodenrepertoire des Politikunterrichts. Das Angebot reicht von Assoziations- und Einstiegsspielen, Diskussions- und Entscheidungsspielen, Simulationsspielen, Interaktionsund Kooperationsspielen, sowie Wissensspielen, bis hin zu szenischen Spielformen und spielerischen Präsentations- und Produktionsformen. Nicht zuletzt ein zunehmendes Desinteresse unter Schülern und Schülerinnen an dem Unterrichtsfach Politik und Wirtschaft führte dazu, dass dem Fach neue Attraktivität durch spielerische Elemente verliehen wurde. Spiele im Politikunterricht verfolgen jedoch nicht ausschließlich das Ziel, dem Politikunterricht im Allgemeinen größere Popularität zu verschaffen. Vor allem ermöglichen sie es den Schüler und Schülerinnen auf ungezwungene und spannende Weise ihre politische Urteils- und Handlungsfähigkeit auszubauen und sich zu demokratischen, mündigen und selbstständigen Bürgern zu entwickeln. Es steht fest, dass es sich bei Spielen und Lernen nicht um Komponenten handelt, die sich gegenseitig ausschließen. Vielmehr ermöglicht eine Kombination hieraus, dass Schüler und Schülerinnen spielerisch ihre Sozialkompetenzen, politische Urteilsfähigkeit und Handlungsfähigkeit ausbauen, sowie ihre methodischen Kompetenzen erweitern. Von besonderer Bedeutung für die politische Bildung sind Diskussions- und Entscheidungsspiele. So lernen Schüler und Schülerinnen beispielsweise in einer Pro-Contra-Debatte, dass es für eine bestimmte politische Ja-Nein-Streitfrage keine einvernehmliche Lösung gibt, da der Gehalt in hohem Maße kontrovers ist. In einer solchen Debatte lernen die Schüler und Schülerinnen beispielsweise Argumente aufzubereiten, Gegenargumente zu entwickeln oder multiperspektivisch einen Sachverhalt zu durchleuchten und sich in die Rollen ihrer Kontrahenten hineinzuversetzen. Die Pro-Contra-Debatte ist für das Erreichen der Lernziele des Politikunterrichts von erheblicher Bedeutung. Spiele müssen jedoch nicht immer - wie bei der Pro-Contra-Debatte - fest in der Erarbeitungsphase des Politikunterrichts verankert sein. Gerade zu Beginn einer neuen Unterrichtseinheit sind Assoziations- und Einstiegsspiele besonders wertvoll und sorgen für einen belebenden Unterrichtseinstieg. Durch den gezielten Einsatz diverser Einstiegsspiele, wird zu Beginn der Unterrichtsstunde das Interesse der Schüler und Schülerinnen für das zu behandelnde Thema geweckt, sowie deren Vorwissen über das entsprechende Unterrichtsthema aktiviert.
Diese Hausarbeit setzt sich zu Beginn allgemein mit der Bedeutung von Spielen im Politikunterricht auseinander. Hierbei wird zunächst danach gefragt, was man generell unter Spielen versteht. Im Anschluss wird durchleuchtet, wie sich Spiele im schulischen Kontext didaktisch sinnvoll und zielgerichtet einbetten lassen, so dass die Ziele des Politikunterrichts erfüllt werden können. Im Weiteren wird die Möglichkeit des spielerischen Einstiegs in den Politikunterricht vorgestellt und anhand von Beispielen illustriert. Zuletzt wird das Potenzial von Diskussions- und Entscheidungsspielen erörtert, indem allgemein deren Bedeutung für den Politikunterricht untersucht wird und in diesem Zusammenhang die Pro-Contra-Debatte vorgestellt wird.
Um der Frage nach der Bedeutung von Spielen für den Politikunterricht nachgehen zu können, muss zunächst einmal geklärt werden, was unter Spielen zu verstehen ist. Bis heute herrscht kein Konsens darüber, was Spielen bedeutet. Vielmehr gibt es verschiedene Spieltheorien.[1] Immanuel Kant sieht im Spiel einen Gegenpol zur Arbeitswelt.[2] [3] Demnach hat das Spiel einen entspannenden und kreativen Charakter, der der Regeneration dient. Friedrich Schiller hingegen misst dem Spiel eine noch größere Bedeutung bei:
Der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Wortes Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.
Nach Schiller ist das Spiel eine Eigenschaft des Menschlichen. Die wahre Natur des Menschen kommt nur dort zum Ausdruck, wo der Mensch im Spiel vertieft ist. Die Frage danach, was Spielen definiert, ist letztlich auch eine Frage nach der Herangehensweise an den Begriff. So wird das Spiel aus psychologischer Sicht nach bestimmtem Verhaltensmustern definiert, während beispielsweise in der Anthropologie die verschiedenen Spielarten und Spielformen im Vordergrund stehen.[4] Dem Kulturanthropologen Johan Huizinga zu Folge ist das Spiel
[...] eine interaktive Handlung oder Beschäftigung, die innerhalb gewisser
festgesetzter Grenzen von Zeit und Raum nach freiwillig angenommen, aber
unbedingt bindenden Regeln verrichtet wird, ihr Ziel in sich selber hat und
begleitet wird von einem Gefühl der Spannung und Freude und einem
Bewusstsein des ,Andersseins‘ als das ,gewöhnliche Leben‘.[5]
Huizingas Definition gibt zu verstehen, dass Spielen eine freiwillige Handlung ist, bei der Spielende sich gewissen Regeln unterwerfen. Das Spiel ist in seinem Ablauf durch Zeit und Raum beschränkt und findet bewusst außerhalb der realen Lebenswelt der Spielenden statt. Aus der Definition geht hervor, dass das Spielen einem Selbstzweck unterliegt. Jedoch könne es auch einen Wettbewerbscharakter annehmen, indem ein Spielender darum kämpfe, besser zu sein als seine Mitspieler.[6]
Es herrscht Einigkeit darüber, dass Spielen „[...] im Leben eines Menschen von sehr großer Wichtigkeit ist. Spiele haben eine „existenzielle[n] Bedeutung“ für den Menschen, da durch ihren kreativen Charakter die individuelle Entwicklung, das Verhalten, die kulturelle Entfaltung und Sozialisation, als auch die Umwelt- und Selbstwahrnehmung des Menschen geformt werden.[7] Dazu kommt, dass Spielen etwas Spannendes ist, was den meisten Menschen Freude bereitet und keinem Zwangscharakter unterliegt, sondern aus sich heraus und auf freiwilliger Basis stattfindet. Spiele enthalten zudem meist kommunikative und interaktive Elemente.[8] So zum Beispiel Rollenspiele, in denen eine Person eine andere Rolle übernimmt und deren Charakteristiken (Sprechweise, Gestik, Mimik etc.) imitiert. Durch den meist hohen Anteil an Kommunikation und Interaktion in Spielen, wird Spontaneität und Kreativität gefördert, wodurch das Spielen ein hohes Maß an „Freude, Abwechslung und Geselligkeit“ mit sich bringt.[9]
[...]
[1] Vgl. Scholz, Lothar (2007 [2005]): „Spielend lernen: Spielformen in der politischen Bildung". In: Sander, Wolfgang (Hg.): Handbuch politische Bildung. 2. Aufl. Bonn: Wochenschau Verlag. 549.
[2] Vgl. Neuenfeld, Jörg et al. (2005): Alles ist Spiel: Zur Geschichte der Auseinandersetzung mit einer Utopie der Moderne. Würzburg: Verlag Königshausen und Neumann. 12.
[3] Schiller, Friedrich (1795): Briefe über die ästhetische Erziehung des Menschen. 15. Brief.
[4] Vgl. Ziehm, Patrick (2005): Spielen und Spiele - Konzeptionen der Soziologie. Hat das Spiel Einfluss auf die kulturelle Entwicklung einer Gesellschaft. Norderstedt: Grin Verlag. 9.
[5] Huizinga, Johan (1956): Homo Ludens. Vom Ursprung der Kultur im Spiel. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt. 37.
[6] Vgl. Ebd.
[7] Vgl. Scholz, Lothar (2007 [2005]): „Spielend lernen: Spielformen in der politischen Bildung". In: Sander, Wolfgang (Hg.): Handbuch politische Bildung. 2. Aufl. Bonn: Wochenschau Verlag. 550.
[8] Vgl. Ebd. 551.
[9] Ebd. 551.