Führungsverhalten ist in der Schule wie auch in sozialen Strukturen insgesamt von großer Bedeutung, da die führende Person eine tragende Rolle für das Interaktionsgeschehen hat. In diesem Sinne ist Führung nicht als alleinige Machtergreifung oder gar Unterdrückung zu verstehen, sondern vielmehr als Möglichkeit, Unterricht sozial und integrativ zu gestalten und den Schülern mögliche Angst zu nehmen, sie zu motivieren und ihre Selbstwahrnehmung und Eigenständigkeit zu stärken bzw. zu fördern (Helmke 2007 S.44). Als Lehrer genau diese Ziele mit seinen Schülern umzusetzen und zu gewährleisten, dass diese auch Spaß am Lernen haben, ist nicht immer einfach und auch nicht leicht umsetzbar.
Anhand der theoretischen Grundlagen und mit Hilfe meiner Beobachtungen im Praktikum, möchte ich das Thema Klassenführung eingehender untersuchen und versuchen die Frage zu klären, wie eine optimale Lehrerfunktion auszufüllen ist. Dabei werde ich auch den erzieherischen Auftrag des Lehrers mit einbeziehen, die methodische Vielfalt beleuchten und anhand des ausgewählten Beispieles meine Beobachtungen im Praktikum, sowie meine Ergebnisse hinsichtlich des vorgestellten Beispieles kommentieren.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. "Von der Rolle des Lehrers" zur Erweiterung "Methodenvielfalt"
3. "Sichere" Faktoren für die Unterrichtsqualität nach Helmke und Meyer
4. Die beobachtete Doppelstunde
5. Fazit der Beobachtungen
Literaturverzeichnis
Anhang
1. Einleitung
Führungsverhalten ist in der Schule wie auch in sozialen Strukturen insgesamt von großer Bedeutung, da die führende Person eine tragende Rolle für das Interaktionsgeschehen hat. In diesem Sinne ist Führung nicht als alleinige Machtergreifung oder gar Unterdrückung zu verstehen, sondern vielmehr als Möglichkeit, Unterricht sozial und integrativ zu gestalten und den Schülern mögliche Angst zu nehmen, sie zu motivieren und ihre Selbstwahrnehmung und Eigenständigkeit zu stärken bzw. zu fördern (Helmke 2007 S.44). Als Lehrer[1] genau diese Ziele mit seinen Schülern umzusetzen und zu gewährleisten, dass diese auch Spaß am Lernen haben, ist nicht immer einfach und auch nicht leicht umsetzbar.
Anhand der theoretischen Grundlagen und mit Hilfe meiner Beobachtungen im Praktikum, welches ich an dem Mädchengymnasium St. Angela in Düren gemacht habe, möchte ich das Thema Klassenführung eingehender untersuchen und versuchen die Frage zu klären, wie eine optimale Lehrerfunktion auszufüllen ist. Dabei werde ich auch den erzieherischen Auftrag des Lehrers mit einbeziehen, die methodische Vielfalt beleuchten und anhand des ausgewählten Beispieles meine Beobachtungen im Praktikum, sowie meine Ergebnisse hinsichtlich des vorgestellten Beispieles kommentieren.
2. Entwicklung der Fragestellung
„Von der Rolle des Lehrers“ zu der Erweiterung „Methodenvielfalt“
Zu Beginn meines Praktikums stand die Idee im Vordergrund, der Frage nach zu gehen, in wie weit das Gelingen von Unterricht im Zusammenhang mit der Rolle des Lehrers steht. Bei der Konkretisierung der Fragestellung war auffallend, dass diese Frage sich auch noch aus meinem eigenen Erleben als Schüler ergab. Die Rolle des Beobachters sollte mir nun einen anderen Blickwinkel ermöglichen und mich bereits in den ersten Tagen an meiner Praktikumsschule meine Fragestellung erweitern lassen.
Mir wurde bewusst, dass das Gelingen von Unterricht zwar mit einer effizienten Klassenführung zusammenhängt, aber dass ich die Rolle der methodischen Vielfalt völlig außer Acht gelassen hatte. Aus diesem Grund erweiterte ich meine Beobachtungsfragen auch in Hinblick auf die Methode, die ich von da an auch für das Gelingen von Unterricht untersucht habe.
3. „Sichere“ Faktoren für die Unterrichtsqualität nach Helmke und Meyer
Eine effiziente Klassenführung wird benötigt, um zeitlich gut geführten und motivierten Unterricht sicher zu stellen. Die Klassenführung sollte die Qualität des Unterrichts sicherstellen, damit Schüler viel vom Unterricht mitnehmen können und dabei ihr Interesse für den Inhalt geweckt, gesteigert und gefördert wird. Der Faktor der Klassenführung hat somit einen großen Einfluss auf das Niveau und den Fortschritt der Schülerleistungen.
Dieses Ziel setzt voraus, dass der Unterricht möglichst ruhig und ohne Störungen ablaufen kann, bzw. dass Störungen den Unterricht nicht lange aufhalten oder zu dramatischen Situationen führen. „Besonders relevant ist in diesem Kontext die aktive Lernzeit der Unterrichtsstunde, in welcher der Schüler nicht nur körperlich, sondern auch geistig präsent (also aktiv dabei) ist und im Unterricht nicht zu viel Zeit aufgrund der Störungen und Regelfestsetzungen o.ä. verloren geht“ (Helmke, Andreas 2003. S.78).
Man sollte aber nicht glauben, dass die Klassenführung mit Disziplin gleich zu setzen wäre. Viel bedeutender ist die rechtzeitige, sorgfältige und gewissenhafte Vorbereitung des Unterrichts. Damit dieser auch gelingt, ist die frühzeitige Festsetzung von Regeln im Unterricht zwingend notwenig.
Dass die Schüler wissen an wen sie sich bei Fragen wenden können und dass es festgelegte Regeln, wie z.B. „Respekt, Toleranz“ gegenüber anderen Mitschülern und dem Lehrkörper gibt, sind wichtige Bestandteile des Unterrichts. Routine schafft Sicherheit. Nicht nur die Schüler, sondern auch der Lehrer können von ihr profitieren. Wenn beide Seiten wissen, wie zu handeln ist, wo man Hilfe bekommt und mit welchen Konsequenzen man bei regelwidrigen Handeln zu rechnen hat, vereinfacht dass nicht nur den Ablauf im Unterricht, sondern kann auch für die angestrebten Lehr- und Lernziele die Weichen stellen.
Diese Grundsätze sollten von Beginn des Unterrichts, bzw. Schuljahres an eingeübt werden, damit die Schüler und Lehrer sich dessen immer bewusst sind (ebd. S.80).
„Erziehung ohne Unterricht ist ebenso unerträglich wie Unterricht ohne Erziehung!“ (Meyer, 1990, S. 65).
In diesem Zusammenhang ist festzustellen, dass nach Untersuchungen über die Beziehungen zwischen Schulminderleistung und der Bedürftigkeit für die öffentliche Erziehung, ein Zusammenhang zwischen Störverhalten und absinkenden Leistungen der störenden Schüler besteht. „In jedem Falle kommt es bei chronischen Störern zu absinkenden Leistungen“ (Pinkert 1974, S. 74). Aus diesem Grund ist es auch nicht möglich, dass Lehrer die Hände in den Schoß legen und glauben „die Maxime ihres pädagogischen Handelns [...] einfach in einer philosophisch- gesellschaftstheoretischen Deduktion 'aus dem Zweck der Erziehung ableiten', [zu können], vielmehr müssen sie ihrer Schüler unter widriger gewordenen Rahmenbedingungen und mit immer größerem Kraftaufwand und -verschleiß befähigen, sich selbst vernünftige Zwecke zu setzen“ (Meyer 1990, S.55).
Das Problem welches sich im Zusammenhang von Erziehung und Unterricht ergibt, ist auch für die Schüler deutliche erkennbar. Der Lehrer, besonders in seiner Funktion als Klassenlehrer, muss dafür sorgen, dass seine Schüler diesen Zusammenhang von Erziehung und Unterricht nicht als belastendes Ärgernis oder auch als Mangel, sondern als positiv zu nutzende Möglichkeit zur Selbstentfaltung kennen lernen (vgl. ebd. S.56).
„Die methodische 'Monostruktur’ alltäglichen Unterrichts produziert Langeweile und behindert die stabile Interessenentwicklung“ (ebd. S.64).
Genau aus diesem Grund ist es für Hilber Meyer wichtig, dass der Lehrer sich seiner Rolle zwar bewusst ist, „wenn aber immer wieder neue Inhalte mit immer wieder gleichen, nämlich lehrerzentrierten und verkopften Methoden vermittelt werden, so brauchst sich niemand wundern, wenn sich die Monotonie der Methoden wie ein Grauschleier über die Wahrnehmung der Aneignung der Methoden legt“ (ebd. S.64).
Es ist ein unabstreitbares Problem, dass es in unserem gegenwärtigen Schulbetrieb so etwas gibt „wie einen Regelkreis der Langeweile- Produktion, den die Schüler sehr viel intensiver als Lehrer erleben und der auch von jenen Lehrern, die bewusst gegen ihn ankämpfen wollen, nur sehr schwer zu durchbrechen ist“ (ebd. S.66).
Obwohl „der Tatbestande der Langeweile Anlass zu einer zum Teil heftigen Lehrerschelte und Schulkritik“ [von Seiten der Schüler bietet], „schimmert ein auch von diesen Schülern aufrechterhaltendes Ideal einer ganzheitlichen Erziehung und Unterrichtung integrierenden Lehr- und Lernform [hindurch]“ (vgl.ebd.S.66).
Es stellt sich also die Frage, was man als Lehrer tun muss, damit die Schüler den Unterricht nicht als langweilig empfinden, sondern mit Freude und Motivation aktiv an ihm teilnehmen und diesem mitgestalten.
Hilbert Meyer ist der Ansicht, dass der Unterricht den Schülern eine breite Palette unterschiedlicher Inhalt -und Aneignungsweisen anbieten muss und er dafür sorgen muss, dass die Schüler im Unterricht die Gelegenheit haben, die wirre Vielfalt von Eindrücken zu ordnen, die durch Erfahrung du Umgang außerhalb der Schule entsteht (vlg. ebd. S.67).
Im optimalen Fall, soll der Lehrer sich sozusagen nahtlos an die Denk und Gemütsbewegungen der Schüler anschmiegen, um so besser in der „Werkstatt der Gedankenbildung“ der Schüler eingreifen zu können (vgl. ebd. S.68).
Diese Idee stützt sich auch auf neuere sozialisationstheoretische Untersuchungen. Ebenso wie der Augenschein deutlich macht, dass die Erziehungsmächtigkeit der Institution Familie abgenommen hat und in Zukunft vermutlich noch mehr abnehmen wird, bleibt den Schulen sowieso keine andere Wahl als die, kompensatorisch für die Familie, Erziehungsaufgaben zu übernehmen (vgl. ebd. S.68).
Um diesen Erziehungsaufgaben überhaupt gerecht werden zu können, hat Hilbert Meyer folgenden Anspruch an die Lehrer formuliert: Die Schüler sollen zu einer Vielseitigkeit der Interessenbildung geführt werden, welche voraussetzt, „dass der Lehrer im Unterricht ein vielfältiges inhaltliches Angebot bereitstellt und selbst Methoden-Vielfalt vorlebt, die der Verschiedenartigkeit der Köpfe Herzen und Hände der Schüler gerecht wird“ (ebd. S.70).
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[1] Zum Zweck des besseren Leseflusses wird darauf verzichtet, geschlechterspezifische Unterscheidungen vorzunehmen. So sind zum Beispiel in der Bezeichnung „ Lehrer“ alle männlichen und weiblichen Personen inbegriffen. Sollten geschlechterspezifische Unterscheidungen aus wissenschaftlichen Gründen relevant sein, werden diese explizit erwähnt.