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Hausarbeit, 2009
13 Seiten, Note: 13
1 Einleitung
2 Die Komplexität des Politikbegriffs
3 Konsequenzen verschiedener Politikbegriffe für den Unterricht
4 Zusammenfassung und Fazit
Literaturverzeichnis
Der Begriff „Politik“ wird im täglichen Leben auf vielfältige Weise verwendet. Für die Einen ist Politik menschliches Handeln um Konflikte zu lösen, für die Anderen ist es die Grundlage gesellschaftlichen Zusammenlebens. Manche sehen in der Politik ein Mittel zur Förderung des Gemeinwohls, während andere sie als reines Machtmittel auffassen. Oftmals wird der Begriff „Politik“ auch in Zusammenhang mit staatlichem Handeln genannt. Übereinstimmend lässt sich konstatieren, dass Politik etwas mit Macht, dem Staat, Gemeinwohl und Konflikten zu tun hat. Doch wieso fällt es so schwer den Politikbegriff eindeutig zu definieren und wie soll sich daraufhin die politische Bildung mit dem Gegenstandsfeld Politik auseinandersetzen?
Diese Hausarbeit befasst sich mit der Definition des Gegenstandsfeldes „Politik“ und dessen unmittelbare Auswirkung auf die politische Bildung, bzw. den Politikunterricht in der Schule.
Zu Beginn soll die Frage beantwortet werden, wieso es keinen einheitlichen Politikbegriff gibt. Hier werden die Schwierigkeiten einer eindeutigen Definition und die Vielfalt des Politikbegriffs veranschaulicht. Außerdem wird aufgezeigt, welche Faktoren den Politikbegriff beeinflussen und wodurch sich dieser verändert.
Im Anschluss daran werden die resultierenden Konsequenzen dieses Definitionsversuchs für den Politikunterricht erläutert und die Meinungen von renommierten Politikwissenschaftlern über die Aufgaben, Inhalte und Ziele des Politikunterrichts dargelegt.
Die Definition eines allgemeingültigen Politikbegriffs gestaltete sich bislang als äußerst schwierig. Fakt ist, dass es weder in der Wissenschaft noch im Alltag eine klare und eindeutige Definition des Politikbegriffs gibt, die vollständig überzeugt und alle Bereiche abdeckt. In einem Lexikon wird Politik wie folgt definiert:
„Handeln, um in Herrschaftsverbänden, vor allem im Staat und zw. Staaten, durch Macht eine gesellschaftl. Ordnung zu realisieren oder zu erhalten.“[1]
Dieser Ansatz beinhaltet die Aussagen, dass Politik etwas mit staatlichem Handeln nach innen und nach außen - d.h. in Bezug auf die eigene Gesellschaft und in Bezug auf andere Staaten - zu tun hat. Es geht um Macht und Herrschaft, die Interessensgruppen dazu befähigt, das gesellschaftliche Zusammenleben zu regeln und zu steuern. Lediglich Macht und Herrschaft stehen im Vordergrund dieser Definition. Hier sind beispielsweise keine Aussagen darüber enthalten, dass Politik Bestandteil von Interessenskonflikten oder dem Gemeinwohl sein kann. Diese Aspekte werden außer Acht gelassen. Laut dem Sozial- und Erziehungswissenschaftler Wolfgang Sander kann fast jede soziale oder kulturelle Situation schon zu einem Politikum werden.[2] Der Begriff „Politik“ erweist sich als sehr vielseitig und dementsprechend lässt sich eine allumfassende und zugleich präzise Definition besonders schwierig verfassen.
Die Tatsache, dass Politik Bestandteil vieler unterschiedlicher Wissenschaften ist und Einzug in viele Bereiche erhält, erschwert eine präzise Definition zusätzlich. So findet sich das Politische sowohl in der Soziologie, der Wirtschaftswissenschaft, als auch in der Rechtswissenschaft wieder.[3]
Nach dem Politikwissenschaftler Karl Rohe ist jedes Verständnis des Politikbegriffs bereits ein Eingriff in die Politik. Die jeweilige Auslegung des Politikbegriffs führt somit unvermeidlich zu entsprechenden praktischen Konsequenzen.[4] Desweiteren ist der Politikbegriff durch die subjektive Wahrnehmung einer Person geprägt. Abhängig von eigenen Erfahrung, kultureller Prägung und eigener Interpretation kann sich ein völlig unterschiedliches Politikverständnis ergeben. Karl Rohe spricht hierbei vom „Doppelcharakter“ des Politischen, der durch die objektive und subjektive Wahrnehmung einer Person entsteht. Demnach seien „Politikbegriffe […] eine Frage des jeweiligen gesellschaftlichen Standorts.“[5] Menschen, die mit der Politik zufrieden sind, neigen eher dazu das Gemeinwohl in den Vordergrund zu stellen, während unzufriedene Menschen im Politischen eher den Konflikt als maßgebend betrachten.
Was man unter „Politik“ oder „Politischem“ verstehe kann sich, laut Sander, auch dadurch verändern, dass sich der Gegenstand Politik selbst verändere.[6] Diese Entwicklung findet unter anderem dadurch statt, dass Äußerungen von Menschen getätigt werden, wodurch sich die Bedeutung von Politik fortlaufend verändert. Hieraus resultiert, dass es keineswegs unbedeutend für die Definition von Politik sei, was die Menschen, bzw. die Gesellschaft darunter verstehe.[7] In diesem Zusammenhang sei der historische Hintergrund und zeitgeschichtliche Ablauf von großer Bedeutung für die Definition des Politikgegenstands.[8] Beispielsweise galt über einen langen Zeitraum der menschlichen Kulturgeschichte die Versorgung von Hilfsbedürftigen und alten Menschen als private Angelegenheit. Heute gehört dies zu den Aufgaben des Staats und ist somit Gegenstand der Politik geworden.[9]
Die Pluralität des Politikbegriffs wird außerdem dadurch verursacht, dass jede Auslegung des Politischen auf gewissen Grundannahmen basiert. Hierzu gehören gesellschaftstheoretische, wissenschaftstheoretische oder anthropologische Grundannahmen, auf denen der jeweilige Politikbegriff basiert. So wählen Wissenschaftler unterschiedliche Zugänge, die abhängig von Forschungsinteressen und persönlicher Überzeugung der Politikwissenschaftler variieren. Je nach Interessenslage, Gewichtung und Forschungsansatz entstehe somit ein stark differenziertes Politikverständnis.[10] Diese verschiedenen Ansätze stellen unterschiedliche Ansprüche an eine Definition und es lässt sich nicht beurteilen, ob einer dieser Ansätze sachgemäßer ist, als ein anderer. Sie sind vielmehr gleichberechtigt nebeneinander.
Weiterhin stellt sich beim Definitionsversuch die Frage danach, ob es sich um einen normativen Politikbegriff handeln soll, der ein Idealbild vorgibt und politische Ereignisse demnach beurteilt, oder aber soll es sich um einen deskriptiv-analytischen Politikbegriff handeln, der das Politische lediglich beschreibt und möglichst durchleuchtet, ohne eine Bewertung vorzunehmen.
[...]
[1] Knaurs Lexikon (1976): Politik. Wemding: Georg Appl. S. 4760.
[2] Pohl, Kerstin (2004): Positionen der politischen Bildung 1: Ein Interviewbuch zur Politikdidaktik. Schwalbach: Wochenschau-Verlag. S. 232.
[3] Sander, Wolfgang (2007): Politik entdecken – Freiheit leben. Didaktische Grundlagen politischer Bildung. Schwalbach: Wochenschau-Verlag. S. 60.
[4] Rohe, Karl (1994 [1978]: Politik. Begriffe und Wirklichkeiten. Stuttgart: Verlag W. Kohlhammer. S. 15.
[5] Rohe, Karl (1994 [1978]: Politik. Begriffe und Wirklichkeiten. Stuttgart: Verlag W. Kohlhammer. S. 145.
[6] Sander, Wolfgang (2007): Politik entdecken – Freiheit leben. Didaktische Grundlagen politischer Bildung. Schwalbach: Wochenschau-Verlag. S. 63.
[7] Rohe, Karl (1994 [1978]: Politik. Begriffe und Wirklichkeiten. Stuttgart: Verlag W. Kohlhammer. S. 15.
[8] Sander, Wolfgang (2007): Politik entdecken – Freiheit leben. Didaktische Grundlagen politischer Bildung. Schwalbach: Wochenschau-Verlag. S. 62.
[9] Ebd. S. 68.
[10] Ebd. S. 62.