Angeregt durch das Erntedankfest soll das Symbol „Brot“ im Mittelpunkt meiner Hausarbeit stehen.
In unseren Lebensräumen ist Brot immer noch ein Grundnahrungsmittel. Da wir in Deutschland jedoch in einer Wohlstandsgesellschaft leben, fällt es heutzutage vielen Menschen schwer, die existenzielle Bedeutung von Brot noch nachzuvollziehen. Jederzeit besteht für uns die Möglichkeit, dieses durch andere Nahrungsmittel zu ersetzen. Brot spielt in unserem Alltag nur noch eine untergeordnete Rolle, weshalb auch seine anderen Bedeutungsebenen, das heißt sein symbolhafter Charakter, für viele nicht mehr erschlossen werden kann. Dies spielt aber eine große Rolle, um Teile des christlichen Glaubens verstehen und verinnerlichen zu können. Wenn es also gelingt, die Symbolik von Brot für Kinder und Jugendliche wieder zu entschlüsseln, kann gerade die Bibel einen ungeheuren Erfahrungsschatz eröffnen, der für die aktuelle Lebenssituation der Schüler nutzbar gemacht werden kann und zur Herausbildung ihrer religiösen Identität beiträgt. In Symbolen schlummert demnach ein sehr großes Potential, das auch der Religionsunterricht nutzen sollte.
In meiner Hausarbeit soll nun die besondere Bedeutung von „Brot“ und seine Symbolfunktion im Christentum herausgearbeitet werden. Dazu wird im ersten Kapitel zunächst geklärt, was ein Symbol überhaupt ist und welche Funktionen es hat. Da das Arbeiten mit Symbolen auch im Religionsunterricht eine wichtige Rolle spielt, soll anschließend untersucht werden, was die Symboldidaktik leisten kann und welche Ziele sie verfolgt.
Inhaltsverzeichnis:
1. Einleitung
2. Symboldidaktik
2.1 Was ist ein Symbol?
2.2 Was leistet Symboldidaktik?
3. Das Symbol „Brot“
3.1 Die Bedeutung von „Brot“ in unserer Gesellschaft
3.2 Die Bedeutung von „Brot“ im Alten Testament
3.2.1 Brot als Grundnahrungsmittel
3.2.2 Brot und die Beziehungzwischen Gott und Mensch
3.2.3 Brot und die Beziehungzwischen Menschen
3.2.4 Brot und Wort Gottes
3.3 Die Bedeutung von „Brot“ imNeuen Testament
3.3.1 Mahlfeiern Jesu und Abendmahl
3.3.2 Brotwunder bzw. Jesus als das Brot des Lebens
3.3.3 Brotbrechen als nachösterliches Erkennungszeichen
4. Didaktische Überlegungen
5. Zusammenfassung
Literaturverzeichnis
1. Einleitung:
Angeregt durch das Erntedankfest soll das Symbol „Brot“ im Mittelpunkt meiner Hausarbeit stehen. In unseren Lebensräumen ist Brot immer noch ein Grundnahrungsmittel. Da wir in Deutschland jedoch in einer Wohlstandsgesellschaft leben, fällt es heutzutage vielen Menschen schwer, die existenzielle Bedeutung von Brot noch nachzuvollziehen. Jederzeit besteht für uns die Möglichkeit, dieses durch andere Nahrungsmittel zu ersetzen. Brot spielt in unserem Alltag nur noch eine untergeordnete Rolle, weshalb auch seine anderen Bedeutungsebenen, das heißt sein symbolhafter Charakter, für viele nicht mehr erschlossen werden kann. Dies spielt aber eine große Rolle, um Teile des christlichen Glaubens verstehen und verinnerlichen zu können. Wenn es also gelingt, die Symbolik von Brot für Kinder und Jugendliche wieder zu entschlüsseln, kann gerade die Bibel einen ungeheuren Erfahrungsschatz eröffnen, der für die aktuelle Lebenssituation der Schüler nutzbar gemacht werden kann und zur Herausbildung ihrer religiösen Identität beiträgt. In Symbolen schlummert demnach ein sehr großes Potential, das auch der Religionsunterricht nutzen sollte.
In meiner Hausarbeit soll nun die besondere Bedeutung von „Brot“ und seine Symbolfunktion im Christentum herausgearbeitet werden. Dazu wird im ersten Kapitel zunächst geklärt, was ein Symbol überhaupt ist und welche Funktionen es hat. Da das Arbeiten mit Symbolen auch im Religionsunterricht eine wichtige Rolle spielt, soll anschließend untersucht werden, was die Symboldidaktik leisten kann und welche Ziele sie verfolgt.
Danach wird im Kapitel 3 ausführlich auf die verschiedenen Bedeutungsebenen des Symbols „Brot“ eingegangen. Zunächst wird geklärt, welche Rolle es ganz allgemein in unserem Kulturkreis spielt, dann wird vor allem auf die biblische Überlieferung eingegangen und herausgestellt, welche Erfahrungen dort mit dem Thema „Brot“ gemacht wurden. Vorwiegend geht es dabei um die Herausarbeitung von „Brot“ als christliches Symbol und dessen Deutung auf Jesus Christus.
Im letzten Kapitel sollen schließlich Möglichkeiten aufgezeigt werden, dieses Symbol im Unterricht einzuführen und es für die Schüler erfahrbar zu machen.
In meiner Präsentation möchte ich dann eine Unterrichtseinheit (Doppelstunde) zur Thematik „Brot als Symbol“ vorstellen, die ich in der Grundschule Rautheim bereits durchgeführt habe.
2. Symboldidaktik:
2.1 Was ist ein Symbol?
Der Begriff „Symbol“ leitet sich von dem griechischen Verb „symballein“ ab und bedeutet „zusammenfügen“. Diese ursprüngliche Bedeutung begründete sich in einem alten Ritual: Wenn sich zwei Freunde für längere Zeit trennen mussten, ritzten sie ihre Namen in eine Tonscheibe und zerbrachen diese. Jeder erhielt nun zur Erinnerung eine Hälfte. Beim nächsten Wiedersehen wurden die Stücke zum Zeichen der noch bestehenden Freundschaft aneinander gehalten. Zur rein materiellen Funktion dieser Tonscheibe gesellte sich nun also noch eine übergeordnete, nichtmaterielle Bedeutung, die nur von den Teilhabern dieses Rituals verstanden werden konnte.[1] Diese ursprüngliche Bedeutung erfuhr mit der Zeit eine Erweiterung. Das lateinische Wort „symbolum“ wird z. B. mit „Sinnbild“ oder „Kennzeichen“ übersetzt.[2] Ein Symbol wurde demnach zu einem „sinnlichen Erkennungszeichen“[3], das immer „zwei Seiten, zwei Ebenen, zwei Welten“[4] in sich vereinte. Zu der für alle sichtbaren, äußeren Wirklichkeit kam noch eine unsichtbare, nur für eine bestimmte Gemeinschaft (z. B. Gruppen, Staaten, Religionen) verstehbare Ebene hinzu. Das Symbol wurde demnach auch zum Kommunikationsmittel.[5] Für die Mitglieder einer Gruppe spielt dabei die Doppelbedeutung des Symbols eine sehr große Rolle. Da nur sie über dieses Wissen verfügen, grenzen sie sich damit gegenüber anderen Gruppen ab und definieren so ihre Identität.[6] Im Grunde kann alles zu einem Symbol oder „Bedeutungsträger“ werden. Meist wird mit dessen Hilfe etwas bereits Vergangenes in die Gegenwart übertragen und dadurch bewahrt. Oft ist dieses Symbol auch mit einem Ritual, also einer wiederholbaren Handlung, verknüpft.[7]
Halbfas, ein wichtiger Symboldidaktiker, bestimmte fünfMerkmale bzw. Funktionen für Symbole:[8]
1) Symbole weisen auf eine Wirklichkeit hin, die man nicht unmittelbar erschließen kann.
2) Symbole vermitteln die Wirklichkeit, die sie bezeichnen.
3) Symbole sind nicht willkürlich: sie können nicht frei erfunden oder künstlich geschaffen werden.
4) Symbole lassen sich nur über den symbolischen Weg erschließen.
5) Symbole geben immer Ausdruck über die Gefühlswelt der Menschen.
Nach Halbfas lässt sich „Symbol“ im engeren und weiteren Sinn definieren. Dabei wird vor allem der Unterschied zwischen einem klassischen Symbol und einem einfachen Zeichen herausgestellt. Dies ist besonders wichtig, da ein Symbol immer ein Zeichen ist, ein Zeichen jedoch nicht gleichzeitig ein Symbol.
- Ein Symbol entsteht, wenn ein Gegenstand oder eine Handlung über das eigentlich Sichtbare eine weitere Bedeutungsebene, einen Doppelsinn, erhält. „Das bloße Ding geht also ins Symbol über.“[9] Die einzelnen Bedeutungsebenen können sich dabei durchaus widersprechen, also Gegensätze darstellen. Als Beispiel wäre „Wasser“ zu nennen, das einerseits lebensspendende, andererseits zerstörende Kraft besitzt. Ein Symbol ist demnach in der Lage, auch dialektische Wirklichkeitsdimensionen in sich zu vereinen, ohne dabei die Gegensätze aufzulösen. Als sehr charakteristisches Merkmal lässt sich des Weiteren nennen, dass jedes Symbol sowohl eine Hinweisfunktion besitzt, das heißt, es weist auf eine andere Wirklichkeit hin, als auch eine Repräsentanzfunktion, das heißt, es repräsentiert diese andere Wirklichkeit. Außerdem lässt sich die Herausbildung von Symbolen immer geschichtlich und gesellschaftlich einordnen. Meist spiegeln sie vergangene menschliche Erfahrungen wieder. (Engeres Verständnis)[10]
- Wenn ein Symbol seine Doppel- bzw. Mehrdeutigkeit wieder verliert, wird es zum arbiträren Zeichen. „Zeichen“ sind für Halbfas immer eindeutig verstehbar, gelten für konkrete Bereiche und wurden willentlich aus einer bestimmten Notwendigkeit heraus konstruiert. (Weites Verständnis).[11]
2.2 Was leistet Symboldidaktik?
Symboldidaktik ist ein wichtiges Feld innerhalb des Religionsunterrichts. Auch dabei geht es um die Vermittlung von Glauben und Lebenserfahrung. Den Schülern sollen mit Hilfe von Symbolen Möglichkeiten gezeigt werden, ihre Welt und die Grundvollzüge des christlichen Glaubens verstehen zu lernen.[12] Symbole übernehmen die Funktion einer „Brücke des Verstehens“ zwischen der Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen und der Welt der Religion.[13] Mit Hilfe von Symbolen lassen sich also entsprechende Berührungspunkte zwischen beiden Welten aufspüren, die ermöglichen, die aktuellen Erfahrungen der Schüler mit vergangenen Erfahrungen, z.B. die der Menschen in der Bibel, zu verknüpfen. Dadurch wird den Kindern und Jugendlichen ein Verständnishorizont eröffnet und der christliche Glaube näher gebracht.[14]
[...]
[1] Vgl. Reinhardt, 2010
[2] Vgl. Ebenda
[3] Vgl. Weidinger, 2007, S. 149
[4] Vgl. Bieger, 2010
[5] Vgl. Weidinger, 2007, S. 150
[6] Vgl. Biehl, 1999, S. 5
[7] Vgl. Weidinger, 2007, S. 149
[8] Vgl. Ebenda
[9] Ebenda, S. 150
[10] Ebenda
[11] Ebenda
[12] Ebenda, S. 154
[13] Biehl, 1999, S. 5
[14] Vgl. Ebenda