Der „scramble for Africa“ begann bereits vor der Berliner Westafrikakonferenz mit der französischen Okkupation von Algerien und Tunesien. Zunächst besetzten französische Truppen bereits 1830 Algerien. Von dort aus marschierten sie dann Mitte 1881 in Tunesien ein. Dieser Einmarsch führte zur Unterzeichnung des Vertrages von Bardo am 12. Mai 1881, sowie der Vereinbarung von La Marsa am 8. Juni 1883 zwischen Frankreich und dem tunesischen Bey, was letztendlich die Einrichtung eines französischen Protektorates über Tunesien bedeutete.
Gilbert Ziebura vertritt in seinem Aufsatz „Interne Faktoren des französischen Hochimperialismus 1871-194“ die These, dass in Tunesien eine strategische Clique existierte, die aus Franzosen gebildet wurde, welche die französische Intervention in Tunesien maßgeblich beeinflusst haben. Diese strategische Clique habe eine wichtige Rolle bei der Okkupation Tunesiens gespielt, so Ziebura.
Ziel dieser Arbeit ist es, die Absichten dieser Clique herauszuarbeiten und zu überprüfen, in wie weit diese Ziele innerhalb des Gesamtvorganges der französischen Okkupation von Tunesien wiedergefunden werden können. Als Maßstab dafür soll der Vertrag von Bardo dienen. Immerhin bildete dieses Dokument den Rahmen der französischen Herrschaft in Tunesien. Wenn Ziebura mit seiner These Recht hat, so müssten die Ziele, oder zumindest Teile der Ziele, der strategischen Cliquen in dem Dokument zu finden sein.
Dazu ist es nötig, kurz auf die Vorgeschichte der französischen Intervention in Tunesien einzugehen, die zur Unterzeichnung des Vertrages von Bardo führte. Dabei soll nicht nur die französische Seite, sondern auch die tunesische Seite berücksichtigt werden. Danach soll die Zusammensetzung der strategischen Cliquen und deren Ziele untersucht werden, um nach einer Analyse und Interpretation des Vertrages von Bardo und der Vereinbarung von La Marsa zu untersuchen, ob die Ziele der Clique in diesem Vertrag wiedergefunden werden können. Abschließend soll ein Fazit formuliert werden, in dem die These von Ziebura unter dem Gesichtspunkt des genannten Dokumentes bewertet wird.
Inhaltsverzeichnis
- Die Vorgeschichte- aus französischer Sicht...
- Die französische Okkupation von Algerien
- Frankreichs innenpolitische Lage
- Frankreichs wirtschaftliche Lage
- Die Vorgeschichte aus tunesischer Sicht
- Tunesiens innenpolitische und wirtschaftliche Situation
- Tunesiens außenpolitische Situation
- Die strategischen Cliquen in Tunesien
- Die französische Okkupation von Tunesien
- Der Bardo-Vertrag
- Zusammenfassung und Bewertung...
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die These von Gilbert Ziebura, dass eine strategische Clique aus Franzosen die französische Intervention in Tunesien maßgeblich beeinflusst hat. Ziel ist es, die Ziele dieser Clique herauszuarbeiten und zu überprüfen, inwieweit diese Ziele im Vertrag von Bardo, dem Rahmen der französischen Herrschaft in Tunesien, wiedergefunden werden können.
- Die Vorgeschichte der französischen Intervention in Tunesien aus französischer und tunesischer Sicht
- Die Zusammensetzung der strategischen Cliquen und deren Ziele
- Analyse und Interpretation des Vertrages von Bardo
- Bewertung der These von Ziebura unter dem Gesichtspunkt des Vertrages von Bardo
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Vorgeschichte- aus französischer Sicht: Die Arbeit beginnt mit einer kurzen Darstellung der französischen Kolonialgeschichte und der Okkupation von Algerien im 19. Jahrhundert. Die Bedeutung dieser Ereignisse für Tunesien liegt in der unmittelbaren Nachbarschaft zur französischen Kolonie und der daraus resultierenden Bedrohung der tunesischen Unabhängigkeit.
- Die französische Okkupation von Algerien: Der Abschnitt behandelt die politischen und wirtschaftlichen Hintergründe der französischen Intervention in Algerien. Die Entscheidung zur Kolonialisierung wurde in Paris getroffen und zeigt die Bedeutung der französischen Innenpolitik für die koloniale Expansion.
- Frankreichs innenpolitische Lage: Die Arbeit beleuchtet die innenpolitische Situation in Frankreich zwischen 1852 und 1870, geprägt von der zweiten und dritten Republik sowie dem zweiten Kaiserreich. Die Bedeutung der Opportunisten und die Herausforderungen durch den Deutsch-Französischen Krieg werden dargestellt.
- Frankreichs wirtschaftliche Lage: Der Abschnitt beschreibt die französische Wirtschaft um 1880, die trotz der Industrialisierung stark von der Landwirtschaft geprägt war. Die zersplitterte Wirtschaftsstruktur und die Bedeutung des Kapitalexports werden hervorgehoben.
- Die Vorgeschichte aus tunesischer Sicht: Die Arbeit beleuchtet die innenpolitische und wirtschaftliche Situation Tunesiens im 19. Jahrhundert, geprägt von der relativen Unabhängigkeit vom Osmanischen Reich. Die Einführung einer Konstitution und die Herausforderungen durch die Aufnahme von Krediten im Ausland werden dargestellt.
- Tunesiens innenpolitische und wirtschaftliche Situation: Der Abschnitt beschreibt die politische Ordnung in Tunesien unter dem Bey und die Herausforderungen durch die Modernisierung der Armee und die Aufnahme von Krediten. Die Bedeutung der internationalen Finanzkommission und die Bedeutung der europäischen Investitionen werden hervorgehoben.
- Tunesiens außenpolitische Situation: Die Arbeit beleuchtet die außenpolitische Situation Tunesiens im 19. Jahrhundert, geprägt von der formellen Zugehörigkeit zum Osmanischen Reich. Die Bedrohung durch die französische Okkupation Algeriens und die Bedeutung des Berliner Kongresses werden dargestellt.
- Die strategischen Cliquen in Tunesien: Der Abschnitt beschreibt die Rolle der strategischen Clique aus Franzosen in Tunesien, die sich aus französischen Investoren und Konsuln zusammensetzte. Die Bedeutung des Konsuls Theodore Roustan und die Konflikte mit italienischen und britischen Interessen werden dargestellt.
- Die französische Okkupation von Tunesien: Die Arbeit beleuchtet die französische Intervention in Tunesien im Jahr 1881. Die Bedeutung des Vertrages von Bardo und die Rolle der strategischen Clique werden dargestellt.
- Der Bardo-Vertrag: Der Abschnitt analysiert den Vertrag von Bardo, der die Grundlage für das französische Protektorat über Tunesien legte. Die wichtigsten Punkte des Vertrages werden erläutert und die Bedeutung für die tunesische Unabhängigkeit hervorgehoben.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den französischen Imperialismus, die Berliner Westafrikakonferenz, die Okkupation Tunesiens, den Vertrag von Bardo, die strategische Clique, die französische Außenpolitik und die tunesische Unabhängigkeit. Der Text beleuchtet die Rolle der strategischen Clique aus Franzosen bei der französischen Intervention in Tunesien und analysiert die Bedeutung des Vertrages von Bardo für die Errichtung des französischen Protektorates.
- Quote paper
- Florian Raupach (Author), 2012, Zur These der „strategischen Clique“ und der französischen Okkupation von Tunesien am Beispiel des Vertrages von Bardo, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/213438