Diese Hausarbeit beschäftigt sich mit der Sprachpolitik in der Republik Mosambik und speziell mit der Entwicklung in der Bildung seit 1990. Der Grund für die Setzung der Zeitmarke liegt in der Verfassung von 1990, die die Bedeutung der indigenen Sprachen betont und für eine weitere Entwicklung wirbt. Es wird geprüft inwiefern dies in der Bildungspolitik von 1990 bis heute umgesetzt wurde und welche Erfolge in der Alphabetisierung bisher erreicht wurden.
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1. Einleitung
2. Allgemeine Daten
3. Sprachpolitik bis
4. Verfassung
5. Sprachpolitik seit
6. Bildungspolitik
7. Probleme der Schulpolitik
8. Einzelne Projekte und Programme zur besseren Alphabetisierung
9. Ergebnis
10. Literaturverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
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1. Einleitung
In dieser Hausarbeit werde ich mich mit der Sprachpolitik in der Republik Mosambik beschäftigen und auf die Entwicklung in der Bildung seit 1990 genauer eingehen. Der Grund für die Setzung der Zeitmarke liegt in der Verfassung von 1990, die die Bedeutung der indigenen Sprachen betont und für eine weitere Entwicklung wirbt. Ich möchte in dieser Arbeit herausfinden, inwiefern dies in der Bildungspolitik von 1990 bis heute umgesetzt wurde und welche Erfolge in der Alphabetisierung bisher erreicht wurden.
Zunächst werde ich auf allgemeine Fakten des Staates Mosambik und auf die geschichtlichen Ereignisse von der Zeit der Unabhängigkeit bis zur Verfassung 1990 eingehen, um die Sprachpolitik dieses Landes und die sich daraus ergebenden Folgen zu verstehen. Danach folgen die Vorstellung der Verfassung sowie die Entwicklung der Sprachpolitik bis in die Gegenwart.
Zur Sprachpolitik Mosambiks gibt es einige gute und umfassende Bücher wie „Sprachensituationen in mehrsprachigen Gesellschaften am Beispiel Mosambiks: zur Situation der autochthonen Sprachen, zu den Erfahrungen aus einem Pilotprojekt und zu den schulpolitischen Konsequenzen“ von José P. Castiano und Lutz Rainer Reuter aus dem Jahre 1996 oder „Alphabetisierung: Entfaltung von Potentialen oder Festschreibung der Marginalität?“ von Elisa Fuchs aus dem Jahre 1994. Bereits 1988 hatte Frau Fuchs ein Buch zu diesem Thema herausgegeben, doch ich habe bei meiner Recherche das ältere Werk ausgeschlossen. Des Weiteren habe ich mich mit Aufsätzen wie „The Language Situation in Mozambique“ von Armando Jorge Lopes aus dem Jahre 1999 und mit „Language policy for education and the media in Mozambique: an alternative perspective“ von Armindo S.A. Ngunga aus dem Jahre 2001 beschäftigt. Da ich mir die Zeitmarke 1990 bis heute gelegt habe, werde ich mich bei der Entwicklung der Bildungspolitik auf Literatur beziehen, die nach 1990 veröffentlicht wurde. Leider sind diese Quellen so ausführlich sie auch sind, nicht auf dem neuesten Stand. Sie beziehen sich häufig auf Studien und Konferenzen, die in den 80er Jahren oder frühen 90er Jahren geführt wurden. Somit können sie nicht den aktuellen Entwicklungsstand, sondern nur eine Entwicklungstendenz angeben. Nach dieser Erkenntnis habe ich bei meiner Literaturrecherche mit Zeitschriften fortgesetzt, da diese mehrere Ausgaben im Jahr herausbringen. Hierbei habe ich zwei Artikel gefunden, die sich mit der Alphabetisierung von Erwachsenen in Mosambik beschäftigen, jedoch nicht mit der Schulpolitik.
2. Allgemeine Daten
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Die Republik Mosambik ist ein ostafrikanischer Staat und grenzt an Tansania, Malawi, Sambia, Simbabwe, Swasiland und Südafrika. Seine 22,8 Millionen Einwohner leben auf einer Fläche von 799.380km² (Stand 2009, Weltbank) in elf Provinzen. Die Hauptstadt Maputo mit etwa einer Millionen Einwohnern liegt im Süden des Landes.
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1962 gründete sich die FRELIMO zur Befreiung von der Kolonialmacht Portugal. Zwei Jahre später nahm diese Rebellenbewegung, die von sozialistischen Staaten unterstützt wurde, ihren bewaffneten Kampf auf. Am 25. Juni 1975 wurde Mosambik von der ehemaligen Kolonialmacht Portugal unabhängig und die FRELIMO etablierte sich als Einheitspartei in der von nun an sozialistischen Volksrepublik. Ab 1979 kam es zu blutigen Auseinandersetzungen mit der RENAMO, die in eine Jahre andauernden Bürgerkrieg mündeten. Mit den 1992 aufgenommenen Friedensverhandlungen endete dieser Bürgerkrieg und zurück blieb ein zerstörtes Land mit einer maroden Wirtschaft und Infrastruktur. Seit 1990 besteht die Verfassung. Nach über 15 Jahre Bürgerkrieg wurde 1994 zum ersten Mal ein Parlament die „Assembleia da República gewählt. Bei diesen Wahlen konnte sich die FRELIMO (Frente da Libertação de Moçambique) als stärkste Partei behaupten (Mabe 2004: 412). Sie stellt bis heute die Regierungspartei. Armando Emílio Guebuza wurde im Dezember 2004 zum Staatspräsidenten gewählt. Den größten Teil der Opposition stellt die RENAMO (Resistência Nacional de Moçambique).
Die Lebenserwartung der Menschen ist sehr gering. Sie lag 1999 bei den Männern bei 38,8 Jahren und bei den Frauen bei 40,8 Jahren. Ähnlich geringe Werte zeigt eine Statistik der UNESCO aus dem Jahre 2007 (Siehe S.8). Nach Mabe (2004:411) waren 1999 nur 44,4% der Erwachsenen von 15 Jahren aufwärts alphabetisiert und 52,9% der Jugendlichen von 15 bis 24 Jahren konnten lesen und schreiben. Die Literaritätsrate der Frauen ist stets geringer als die Durchschnittswerte.
3. Sprachpolitik bis 1990
Während der Kolonialzeit war Portugiesisch die einzige Verwaltungs- und Schulsprache. Autochthone Sprachen wurden abwertend als Dialekte bezeichnet und die Menschen diskriminiert. Nur wer fließend portugiesisch sprach, galt als portugiesischer Bürger. Nach Castiano und Reuter (1996:9) war Portugiesisch „Instrument der politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Marginalisierung der Mehrheit und der kulturellen Assimilierung einer Minderheit von Mosambikanern.“
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1970 gab es eine Konferenz der Erziehungs- und Kulturabteilung der provisorischen FRELIMO-Regierung, die sich mit der Frage beschäftigte, welche Alphabetisierungs- und Schulsprache in den befreiten Gebieten und im zukünftigen Mosambik verwendet werden sollten. Zur Auswahl standen Portugiesisch und Englisch, nicht aber indigene Sprachen. Seit der Gründung der FRELIMO wurde Portugiesisch als „Sprache der nationalen Einheit“ (Castiano und Reuter 1996:9) gebraucht, autochthone Sprachen würden diese Einheit nur gefährden, hieß es. Das Paradoxe hieran war, dass sie Rückhalt und die Unterstützung von der ländlichen Bevölkerung bekamen, die kein Portugiesisch sprachen. Auf diese Weise war die FRELIMO imstande, ihren uneingeschränkten Führungsanspruch zu wahren.
1978 kam es zur Gründung der NELIMO, dem Zentrum für das Studium der mosambikanischen Sprachen, als Abteilung der sprach- und literaturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Eduardo Mondlane (UEM). „Das NELIMO erhielt die Aufgabe, die einheimischen Sprachen zu erforschen und die Grundlagen der Bantulinguistik in der Lehre der UEM zu vermitteln.“ (Castiano und Reuter 1996:4). Fast zehn Jahre später gab es das erste Sprachstandardisierungsseminar, bei dem 20 indigene Sprachen genannt wurden: Kiswahili, Kimwani, Shimakonde, Ciyao, Emakhuwa, Ekoti, Elomwe, Echuwabo, Cinyanja, Cisenga, Cinyungwe, Cisena, Cishona, Xitswa, Xitsonga, Citonga, Cicopi, Xironga, Swazi, Zulu.
Emakhuwa, Cinyanja, Cishona und Xitsonga wurde durch ihre Funktion als Lingua Franca zu Haupt- und Leitsprachen. Alle diese Sprachen gehören zur Bantugruppe und somit zur Niger-Kongo Phyle.
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