Wie steht die Kirche heute zur Homosexualität? Zentrale Themen sind der Vergleich zwischen der Sicht der evangelischen und katholischen Kirche, sowie Bibelstellen, die auf Homosexualität verweisen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einführung
2. Homosexualität: Definition und kurzer geschichtlicher Exkurs
3. Homosexualität heute
3.1. Daten und Statistiken
3.2. Heutiger gesellschaftlicher Stand
3.3. Heutiger kirchlicher Stand
3.3.1. Katholische Kirche
3.3.2. Evangelische Kirche
3.3.3. Homosexualität in der Bibel
4. Fazit
Literaturverzeichnis
1. Einführung
Verfolgt man die Presse heute, stößt man immer wieder auf Artikel über die Homosexualität, die homosexuelle Ehe, die Rechte der Homosexuellen etc. Überwiegend in den USA spielt sich zur Zeit eine Menge in diesem Bereich ab. Der US-Präsident Barack Obama, der in den USA zuletzt den Verbot von Homosexualität im Militär abgeschafft und sich nun auch für die homosexuelle Ehe ausgesprochen hat, bleibt dabei stark im Fokus. Auch beliebte Stars, die entweder selbst schwul/lesbisch sind oder sich für Toleranz gegenüber Homosexuellen und der „Homo-Ehe“ aussprechen, tauchen oft in der Presse auf. Dies alles berücksichtigt jedoch größtenteils die politischen, rechtlichen und teils gesellschaftlichen Aspekte des Themas Homosexualität. Diesen wird sich diese Seminararbeit zwar für den Überblick stellen, der Schwerpunkt soll aber auf die Sicht der Kirche sowie die Homosexualität in der Bibel gelegt werden. Dabei werden Unterschiede zwischen evangelischer und katholischer Kirche erarbeitet und einzelne Bibelstellen zur Analyse herangezogen. Die Hauptfrage, mit der sich die Arbeit beschäftigt, ist also: Wie sieht die christliche Kirche - evangelisch und katholisch - Menschen, die gleichgeschlechtliche Liebe und Sexualität ausüben, und wie lässt sich diese Sicht unter Aspekten der menschlichen Rechte und Würde begründen und beurteilen?
2. Homosexualität: Definition und kurzer geschichtlicher Exkurs
„Homosexualität“ bedeutet die sexuelle Anziehung eines Menschen zum gleichen Geschlecht (griech. homo = gleich). Dementsprechend fühlen sich homosexuelle Männer zu Männern und homosexuelle Frauen zu Frauen angezogen. Im alltäglichen Sprachgebrauch werden dafür die Wörter „schwul“ und „lesbisch“ benutzt.1
Homosexualität ist ein Phänomen, das es wohl schon immer gegeben hat, solange es Menschen auf der Erde gibt. Schon im antiken Griechenland gab es diese Verbindung zwischen Männern und vor allem Männern und Knaben. Diese Knabenliebe wurde nicht nur geduldet, sie wurde sogar gefördert, da das männliche Geschlecht als das starke Geschlecht galt und die Liebe zwischen zwei starken Geschlechtern sogar als besser als die Liebe zwischen dem starken und dem schwachen Geschlecht (Frau) empfunden wurde. Dies verdeutlichen Überlieferungen und Abbildungen auf Vasen etc. Von derartigen Verbindungen zwischen Frauen findet man selten etwas, es sei denn man sieht sich etwa Werke der Dichterin Sappho, die Gedichte über die Liebe zu Mädchen und Frauen schrieb. In Ländern wie „gypten wurden homosexuelle Handlungen überwiegend im Rahmen der Tempelprostitution kritisiert, in anderen Ländern waren sie einfach akzeptiert, weniger verurteilt. Im Wandel der Zeit durch das dunkle Mittelalter, wo Sexualität allgemein stark von der Kirche beeinflusst wurde, entwickelte sich das Ansehen der Homosexualität jedoch in die negative Richtung. Nachdem Homosexuelle vor allem im Nationalsozialismus ähnlich wie z.B. Behinderte als Unmenschen verabscheut und verfolgt wurden, ist es heute für viele Menschen noch ein großer und wagemutiger Schritt, sich zu ihrer Homosexualität zu bekennen, da es stark auf die Gesellschaft und die Religion ankommt, in und mit der sie leben.
3. Homosexualität heute
3.1. Daten und Statistiken
Homosexualität und Heterosexualität sind nicht die einzigen sexuellen Orientierungen, die es gibt. Dazwischen liegen sehr viele andere Orientierungen, die jetzt nicht im Einzelnen aufgeführt werden sollen. Es ist daher nur schwierig genaue Angaben zur Homosexualität zu machen, da sich viele Menschen heutzutage nicht trauen, zu ihrer Sexualität zu stehen, da sich für sie mögliche negative Konsequenzen im Zusammenleben mit ihren Menschen ergeben könnten (Vorurteile, Mobbing etc.). Dennoch soll hier eine Statistik herangezogen werden, die aus der Kinsey- Untersuchung 1978 über die amerikanische männliche Bevölkerung resultiert, um einen groben Überblick zu verschaffen. Die weibliche Bevölkerung ist bei dieser Untersuchung nicht berücksichtigt.
Zunächst erfolgt eine Unterteilung in 4% ausschließlich heterosexuelle Männer und 50% ausschließlich homosexuelle Männer. Die restlichen 46% repräsentieren die sogenannte Mischgruppe, also Männer, die auf irgendeine Weise in ihrem Leben homosexuelle Erfahrungen oder Fantasien aufwiesen.2 Beispiele dazu:
- 37% der gesamten männlichen Bevölkerung haben zumindest einige physische homosexuelle Erlebnisse bis zum Orgasmus zwischen Pubertät und Greisenalter.
- 50% der Männer, die bis zum Alter von 35 Jahren ledig bleiben, haben von Beginn der Pubertät an physische homosexuelle Erlebnisse bis zum Orgasmus.
- 58% der Männer, die der Realschulgruppe angehören, jedoch nicht darüber hinauskommen, 50% der Hauptschulgruppe und 47% der Hochschulgruppe haben homosexuelle Erlebnisse bis zum Orgasmus, wenn sie bis zum Alter von 35 Jahren ledig bleiben.
- Etwa 13% der Männer reagieren erotisch auf andere Männer, ohne tatsächliche homosexuelle Kontakte nach Beginn der Pubertät zu haben.
- 30% aller Männer haben zumindest einzelne homosexuelle Erlebnisse oder sie reagieren mit homosexuellen Gefühlen über eine Periode von mindestens drei Jahren zwischen dem Alter von 16 und 55 Jahren.
- 25% der männlichen Bevölkerung haben mehr als einzelne homosexuelle Erfahrungen oder reagieren gefühlshaft homosexuell über mindestens drei Jahre zwischen dem Alter von 16 und 55 Jahren.
- 18% der Männer haben mindestens genau so viele homosexuelle wie heterosexuelle Erlebnisse in ihrer Lebensgeschichte über mindestens drei Jahre im Alter von 16 und 55 Jahren.
- 13% der Bevölkerung weisen stärkere Homosexualität als Heterosexualität auf über mindestens drei Jahre im Alter von 16 und 55 Jahren.
- 10% der Männer sind mehr oder weniger ausschließlich homosexuell über mindestens drei Jahre im Alter von 16 und 55 Jahren.
- 8% der Männer sind ausschließlich homosexuell über mindestens drei Jahre im Alter von 16 und 55 Jahren.3
Diese Zahlen zeigen recht deutlich, wie verzweigt allein schon das Verständnis von Homosexualität ist. Homosexuelle sind von dieser Studie aus betrachtet also gar keine Minderheit in der Gesellschaft und wer die ausschließlich homosexuellen Männer diskriminiert, tut dasselbe also mit allen Männern, die irgendwann in ihrem Leben homoerotische Erlebnisse, Gefühle oder Gedanken erfahren haben, was bei etwa jedem zweiten Mann der Fall ist.
3.2. Heutiger gesellschaftlicher Stand
1969 erst wurde die Strafbarkeit der männlichen Homosexualität in Deutschland abgeschafft, die weibliche bleibt im Gesetzestext wie schon in der Kinsey- Untersuchung unerwähnt, da „Frauen eine selbstbestimmte Sexualität nicht zugestanden“4 5 wird. Weiterhin heißt es von der Münchner Kommunikationsforscherin Elke Amberg über weibliche Homosexualität in den Medien: „Lesben dürften nur vorkommen, wenn sie gut aussehen oder Mütter sind - wenn sie also dem traditionellen Bild einer heterosexuellen Frau entsprechen.“6 Homosexualität wird also größtenteils mit schwulen Männern assoziiert. Mit der Gesetzgebung von 1969 ist die Homosexualität in der deutschen Gesellschaft zumindest rechtlich akzeptiert.
[...]
1 Vgl. Spindelböck, 22.07.2012.
2 Vgl. Helmut Kentler (Hg.): Die Menschlichkeit der Sexualität. Berichte, Analysen, Kommentare ausgelöst durch die Frage: Wie homosexuell dürfen Pfarrer sein?, München 1983, S.44.
3 Kentler, Die Menschlichkeit der Sexualität, S.45.
4 Vgl. Warnecke, 22.07.2012.
5 Ebd., 22.07.2012.
6 Ebd., 22.07.2012.