Die französische Sprache gilt im Allgemeinen aufgrund ihrer „Sprachmelodie“ als eine der schönsten Sprachen der Welt, die, unabhängig von Mann oder Frau, sogleich als solche erkannt und wertgeschätzt wird. Dass die Intonation des Französischen aber weit komplexer und vielschichtiger ist, als sich die meisten Menschen bewusst sind, ist ebenfalls eine unumstrittene Tatsache, die diese Sprache in den Mittelpunkt vieler Sprachwissenschaftler und Sprachwissenschaftlerinnen rücken lasst.
Im Rahmen des sprachwissenschaftlichen Seminars, das von den Teilnehmern besucht wurde und welches sich mit einzelnen „Aspekten der französischen Intonation“ beschäftigt, haben die Teilnehmer sich dazu entschlossen, sich näher mit der Realisierung des Initialakzents im Französischen auseinander zu setzen und dessen Besonderheiten zum Gegenstand der vorliegenden Seminararbeit zu machen.
So soll in einem einleitenden ersten Teil dieser Arbeit kurz auf die Französische Intonation und deren Rhythmus eingegangen werden, um einzelne Kennzeichen, welche als typisch für das Französische gelten, aufzuzeigen.
Der anschließende, zweite Teil unserer Seminararbeit wird sich mit den theoretischen Zugängen und Auffassungen des Initialakzents befassen. Hierzu wurde sich mehrerer Fachartikel bedient, welche von den Französinnen Jacqueline Vaissière und Cecile Fougeron, als auch von der Koreanerin Sun-Ah Jun zu diesem Thema verfasst wurden. Jede dieser Forscherinnen erschließt den Bereich des Initialakzents auf individuelle Art und Weise und beschreibt anhand von persönlich aufgestellten Forschungsergebnissen dessen Möglichkeiten und Probleme. Ausgehend von diesen Fachartikeln wurden mehrere Forschungsfragen formuliert, welche im dritten Teil dieser Arbeit vorgestellt und anhand einer Korpusanalyse näher beleuchtet werden sollen. Einige Auszüge aus dieser Analyse werden hier anhand von Grafiken abgebildet und kurz kommentiert, ehe ein abschließender vierter Teil dieser Arbeit die wesentlichen Ergebnisse und Schlussfolgerungen der Forschungsarbeit zusammenfassen wird.
Inhalt
1. Einleitung
2. Französische Intonation und Rhythmus
3. Initial jumps im Privatgespräch
3.1. Initial jumps (nach Jacqueline Vaissière)
3.1.1. Weitere Realisierungsmöglichkeiten des Initial Jumps
3.1.2. Konfliktgefahr
3.2. Initial H tone (nach Sun-Ah Jun / Cecile Fougeron)
4. Forschungsfragen
5. Korpusanalyse
5.1... Forschungsfrage
5.2... Forschungsfrage
5.3... Forschungsfrage
6. Schlussbetrachtung
7. Bibliographie
Anhang
1. Einleitung
Die französische Sprache gilt im Allgemeinen aufgrund ihrer „Sprachmelodie“ als eine der schönsten Sprachen der Welt, die, unabhängig von Mann oder Frau, sogleich als solche erkannt und wertgeschätzt wird. Dass die Intonation des Französischen aber weit komplexer und vielschichtiger ist, als sich die meisten Menschen bewusst sind, ist ebenfalls eine unumstrittene Tatsache, die diese Sprache in den Mittelpunkt vieler Sprachwissenschaftler und Sprachwissenschaftlerinnen rücken lasst.
Im Rahmen des sprachwissenschaftlichen Seminars, das wir beide, Susanne Kraus und Stefan Loidl, besucht haben und welches sich mit einzelnen „Aspekten der französischen Intonation“ beschäftigt, haben wir uns dazu entschlossen, uns näher mit der Realisierung des Initialakzents im Französischen auseinander zu setzen und dessen Besonderheiten zum Gegenstand der vorliegenden Seminararbeit zu machen.
So soll in einem einleitenden ersten Teil dieser Arbeit kurz auf die Französische Intonation und deren Rhythmus eingegangen werden, um einzelne Kennzeichen, welche als typisch für das Französische gelten, aufzuzeigen.
Der anschließende, zweite Teil unserer Seminararbeit wird sich mit den theoretischen Zugängen und Auffassungen des Initialakzents befassen. Hierzu haben wir uns mehrerer Fachartikel bedient, welche von den Französinnen Jacqueline Vaissière und Cecile Fougeron, als auch von der Koreanerin Sun-Ah Jun zu diesem Thema verfasst wurden. Jede dieser Forscherinnen erschließt den Bereich des Initialakzents auf individuelle Art und Weise und beschreibt anhand von persönlich aufgestellten Forschungsergebnissen dessen Möglichkeiten und Probleme. Ausgehend von diesen Fachartikeln wurden von uns mehrere Forschungsfragen formuliert, welche im dritten Teil dieser Arbeit vorgestellt und anhand einer Korpusanalyse näher beleuchtet werden sollen. Einige Auszüge aus dieser Analyse werden hier anhand von Grafiken abgebildet und kurz kommentiert, ehe ein abschließender vierter Teil dieser Arbeit die wesentlichen Ergebnisse und Schlussfolgerungen unserer Forschungsarbeit zusammenfassen wird.
2. Französische Intonation und Rhythmus
Wenn man einen Franzosen fragt, welche Silbe in einem französischen Wort am meisten betont wird, ist er bestimmt verwirrt und wird vermutlich darauf antworten, dass es die erste Silbe ist.[1] Die Antwort dieses Muttersprachlers ist natürlich korrekt, doch zeigen bisher durchgeführte Studien zu diesem Themengebiet, dass es sich bei der französischen Intonation und deren Rhythmus um einen weitaus komplexeren Forschungsgegenstand handelt. Im folgenden Abschnitt soll deshalb die französische Intonation und deren „Eigenheiten“ näher beleuchtet werden.
Im Französischen können entweder die letzte, die vorletzte, oder, wie es am häufigsten der Fall ist, eine der Initialsilben betont werden. Normalerweise wird die letzte Silbe eines Wortes oft reduziert und gehaucht, sie kann sogar verschwinden. In einigen Fällen kann sie aber auch betont werden (z.B. intéres SANT). Dies wäre der Fall, wenn eine Verstärkung und ein Anstieg realisiert werden, welche eine Fortführung ankündigen (LH% oder H-), bei einem finalen Anstieg bei einer Frage (H%), wenn ein Schwerpunkt gesetzt wird (H*) oder bei einem Ausdruck von Bewunderung. Wird hingegen die vorletzte Silbe betont (z.B. inté RES sant), kann das ein Ausdruck von Zweifel oder eine Nuance, bedingt durch einen regionalen Akzent, sein. Normalerweise wird im Französischen aber eine der Initialsilben betont (z.B. IN téressant beziehungsweise in TÉ ressant). Dies kann, aufgrund des Initial Jumps, die erste Silbe sein, was oft bei langen Wörtern der Fall ist, oder aber auch die zweite Silbe aufgrund des subglottalen Luftdrucks, der leichter bei Obstruenten abgebaut wird.[2]
3. Initial jumps im Privatgespräch
3.1. Initial jumps (nach Jacqueline Vaissière)
Im Französischen hat jedes lexikalische Wort zumindest einen Anstieg (H), entweder am Beginn des Wortes, am Ende oder beides, wobei letzteres am häufigsten auftritt. Bei einer Reihe von Funktionswörtern kommt es zu einer Senkung am Ende des letzten Wortes. Laut Vaissière findet im Französischen also bei lexikalischen Wörtern ein Anstieg statt, bei Funktionswörtern wird hingegen eine Senkung realisiert.[3]
Vaissière unterscheidet innerhalb einer groupe rythmique im Französischen zwischen sechs verschiedenen Typen von Silben. Es wären dies (i) Endsilben, betonte Silben mit einem Anstieg und Verstärkung, die die Fortführung ankündigen (LH% oder H-), (ii) Anfangssilben mit Initial jump und konsonantischer Verstärkung am Beginn, (iii) die erste Silbe eines Wortes, die mit einem Konsonanten beginnt (Schwerpunkt und exspiratorische Betonung), (iv) Silben in Funktionswörtern, die die Ankerpunkte der erreichten Tiefe darstellen, (v) die vorletzte Silbe, die sich speziell verhält und von regionalem Akzent geprägt ist und (vi) unbetonte Übergangssilben.[4]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1[5]
Die Tonkurve dieser abgebildeten Grafik zeigt an, dass auf der Initialsilbe « jar- » des ersten Vollwortes « jardin » (gekennzeichnet durch ein schwarzes Dreieck) ein Initial jump realisiert wird.
Normalerweise wird im Französischen eine der Initialsilben stärker betont. Dies kann, aufgrund des Initial jumps, die erste Silbe sein, was oft bei langen Wörtern der Fall ist, oder aber auch die zweite Silbe, aufgrund des subglottalen Luftdrucks, der leichter bei Obstruenten abgebaut wird. Eine Betonung schließt jedoch die andere nicht unmittelbar aus, so können vor allem in längeren Wörtern verschiedene Betonungen nebeneinander auftreten. Ein Initial jump kann - muss aber nicht - am zweiten Wort realisiert werden. Wird er realisiert, steigt die Wahrnehmungsdistanz zwischen den beiden Wörtern. Der Beginn eines Initial jumps im Wort ist synchron mit dem Beginn eines Wortes beziehungsweise dem ersten Konsonanten eines Wortes und sollte als eine indirekte Folge einer generellen Verstärkung, die am Wortbeginn auftritt, betrachtet werden.[6]
In einem früheren Artikel, in welchem Vaissière den Initial jump als Initial Rise (Ri) bezeichnet, definiert sie, abhängig von der phonemischen Kategorie am Wortanfang, drei verschiedene Fälle, wann und wie genau dieser ausgeführt wird. Im ersten Fall ist das Initialphonem ein anderer Konsonant als /l/, /m/ oder /n/, im zweiten Fall ist es einer der Konsonanten /l/, /m/ oder /n/ und im dritten Fall ist das Initialphonem ein Vokal. In all diesen Fällen ist der Initial Rise das Segment zwischen dem Ende des vorangehenden Wortes und dem darauffolgendem Phonem, bei welchem entweder eine Senkung erfolgt oder die Tonhöhe gleich bleibt. Im ersten Fall wird der Initial Rise auf dem Konsonanten realisiert und gelegentlich, bei manchen Sprechern, bis zum darauffolgenden Vokal ausgedehnt. Im zweiten Fall tritt er zwischen dem Initialkonsonanten und dem folgenden Vokal auf. Oft wird der Initial Rise auch bis zum darauffolgenden sonoranten Segment (= eine Sequenz von Phonemen, die aus einem Vokal und den Konsonanten /l/, /m/ und /n/ bestehen) ausgedehnt und kann somit auf die ersten beiden Silben erweitert werden. Im dritten Fall tritt der Initial Rise spätestens während des ersten sonoranten Segments eines Wortes auf. Der Initial Rise ist somit größtenteils vom phonemischen Kontext abhängig, im Gegensatz zu einem Continuation Rise, der von der Gepflogenheit des Sprechers abhängt.[7]
3.1.1.1. Weitere Realisierungsmöglichkeiten des Initial jumps
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2[8]
Vaissière spricht im Zuge ihrer Ausführungen über den Initial jump von einer weiteren Realisierungsmöglichkeit, die im Rahmen einer groupe rythmique auftreten kann, aber nicht zwingend notwendig ist. Gemäß ihrem momentanen Forschungsstand stellt Vaissière die Theorie auf, dass ein Adjektiv, welches einem Substantiv folgt, mittels Initial jump realisiert werden kann. Diese Aussage unterstreicht sie mit einem praxisnahen Beispiel, welches unter der Abbildung 2 zu erkennen ist.[9] Der Satz « Le crapaud craintif » beinhaltet das Funktionswort « Le » und die beiden Vollwörter « crapaud craintif ». Aus der darüberliegenden Tonkurve ist ersichtlich, dass ein Initial jump sowohl auf der Initialsilbe des Substantivs « cra- », als auch auf der ersten Silbe des Adjektivs « crain- » realisiert wurde.
[...]
[1] Vgl. Vaissière, Jacqueline (2002), “Cross-linguistic prosodic transcription: French versus English”. In N.B. Volskaya et al (eds.): Problems and methods of experimental phonetics. In honour of the 70th anniversary of Pr. L.V. Bondarko. St. Petersburg (St. Petersburg State University Press), 151.
[2] Vgl. ebda, 151f.
[3] Vgl. ebda, 152.
[4] Vgl. ebda, 153.
[5] Vgl. ebda, 153.
[6] Vgl. ebda, 153f.
[7] Vgl. Vaissière, Jacqueline (1975), „Futher note on french prosody“. Quarterly Progress Report 115, Research Laboratory of Electronics, Massachusetts Institute for Technology, 253 - 256.
[8] Vgl. Vaissière, Jacqueline / Michaud, Alexis (2006), “Prosodic constituents in French”. In Kawaguchi et al (eds.): Prosody and Syntax. Amsterdam (John Benjamins), 56.
[9] Vgl. ebda, 56.