Es scheint also, dass die Leute, welche sagen, in Lakedaimon sei der Freie im vollsten Sinne frei und der Sklave im vollsten Sinne Sklave gewesen, den Unterschied recht wohl erkannt haben.
Das Phänomen der Sklaverei ist so alt wie die Menschheit selbst. Das dem zugrundeliegende Prinzip ist von offensichtlicher Simplizität: Der Stärkere macht sich den Schwächeren zum Untertan. Dass Sklave nicht gleich Skla-ve ist, lässt sich bereits in der Antike feststellen. Neben den persönlichen, als Leibeigene zu bezeichnenden, Sklaven existierte noch jene Sonderform der Unfreiheit - die Helotie. Mit wenigen Worten charakterisiert Plutarch den unleugbaren Unterschied zwischen Sklaven und Freien in Sparta, wo in beispielloser Manier dem Wort Sklave derart genüge getan wurde.
Nicht umsonst wird dieses, allein in Sparta in derartig elaborierter Form auftretende, Phänomen als „Achillesferse“ Spartas bezeichnet. Die moderne Forschung stützt darauf die Thesen, die von der übermächtigen Helotenfurcht kündigt, welche das Handeln der Spartiaten maßgeblich beeinflusst haben soll. Dagegen spricht, dass die lakonischen Heloten jahrhundertelang Teil des spartanischen Staates waren und Integration in das Staatssystem erfuhren. Die messenischen Heloten hingegen mögen den Spartiaten durchaus Anlass zur Furcht gegeben haben.
Im Folgenden soll die Frage erörtert werden, welche Unterschiede zwischen lakonischen Heloten und jenen aus Messenien bestanden. Um die Merkmale beider ethnischer Gruppen und ihre Unterschiede zu verstehen, bedarf es zuvor allerdings einer Beschäftigung mit der Helotie als solcher. Daher wird auf den folgenden Seiten neben der Klärung der Frage nach einem Unterschied, ebenfalls das System der Helotie und dessen Relevanz für Sparta beleuchtet.
Den Anfang dieser Arbeit bildet eine Erklärung des Begriffes „Helotie“, woran sich die Darstellung der Entwicklung dieser Form der Unfreiheit anschließt. Bevor dezidiert auf die Fragestellung eingegangen wird, soll die Bedeutsamkeit, welche der Rolle der Heloten für den spartanischen Staat zukam, verdeutlicht werden. Der Zusammenbruch dieser Form der Unfreiheit in Sparta, ausgelöst durch die Helotenaufstände sowie den Verlust Messeniens, wird in dieser Hausarbeit allerdings nicht behandelt werden,da dies thematisch ein neues Kapitel aufschlüge, welches sich primär mit den messenischen Heloten befasst und zur Klärung der Frage nach dem Unterschied wenig beitrüge.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Quellenlage
3. Begriffserklärung
4. Anfänge der Helotie
5. Rolle der Heloten in Sparta
6. Vergleich lakonischer und messenischer Heloten
7. Fazit
8. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Es scheint also, dass die Leute, welche sagen, in Lakedaimon sei der Freie im voll-
sten Sinne frei und der Sklave im vollsten Sinne Sklave gewesen, den Unterschied recht wohl erkannt haben.[1]
Das Phänomen der Sklaverei ist so alt wie die Menschheit selbst. Das dem zugrundeliegende Prinzip ist von offensichtlicher Simplizität: Der Stärkere macht sich den Schwächeren zum Untertan. Dass Sklave nicht gleich Sklave ist, lässt sich bereits in der Antike feststellen. Neben den persönlichen, als Leibeigene zu bezeichnenden, Sklaven existierte noch jene Sonderform der Unfreiheit - die Helotie. Mit wenigen Worten charakterisiert Plutarch den unleugbaren Unterschied zwischen Sklaven und Freien in Sparta, wo in beispielloser Manier dem Wort Sklave derart genüge getan wurde.
Sparta hatte auf der Peloponnes eine, aus spartanischer Sicht durchaus berechtigte Sonderstellung inne. Die Heloten sind untrennbar mit der spartanischen Geschichte verbunden, stellen sie doch jenen entscheidenden Pfeiler dar, auf welchen das militärisch fokussierte Sparta sich stützte. Nicht umsonst wird dieses, allein in Sparta in derartig elaborierter Form auftretende, Phänomen als „Achillesferse“ Spartas bezeichnet. Die moderne Forschung stützt darauf die Thesen, die von der übermächtigen Helotenfurcht kündigt, welche das Handeln der Spartiaten maßgeblich beeinflusst haben soll. Dagegen spricht, dass die lakonischen Heloten jahrhundertelang Teil des spartanischen Staates waren und Integration in das Staatssystem erfuhren. Die messenischen Heloten hingegen mögen den Spartiaten durchaus Anlass zur Furcht gegeben haben.
Im Folgenden soll die Frage erörtert werden, welche Unterschiede zwischen lakonischen Heloten und jenen aus Messenien bestanden. Um die Merkmale beider ethnischer Gruppen und ihre Unterschiede zu verstehen, bedarf es zuvor allerdings einer Beschäftigung mit der Helotie als solcher. Daher wird auf den folgenden Seiten neben der Klärung der Frage nach einem Unterschied, ebenfalls das System der Helotie und dessen Relevanz für Sparta beleuchtet.
Den Anfang dieser Arbeit bildet eine Erklärung des Begriffes „Helotie“, woran sich die Darstellung der Entwicklung dieser Form der Unfreiheit anschließt. Bevor dezidiert auf die Fragestellung eingegangen wird, soll die Bedeutsamkeit, welche der Rolle der Heloten für den spartanischen Staat zukam, verdeutlicht werden. Der Zusammenbruch dieser Form der Unfreiheit in Sparta, ausgelöst durch die Helotenaufstände sowie den Verlust Messeniens, wird in dieser Hausarbeit allerdings nicht behandelt werden, da dies zum einen das Umfangsvolumen sprengen würde, sowie thematisch ein neues Kapitel aufschlüge, welches sich primär mit den messenischen Heloten befasst und zur Klärung der Frage nach dem Unterschied wenig beitrüge.
2. Quellenlage
Schaut man sich die Geschichte Spartas an, so fällt die Abwesenheit spartanischer Geschichtsschreiber ins Auge. Dieser Umstand ist bei der Betrachtung von Quellen mit einzubeziehen, wirkten die spartanische Gesellschaftsstrukturen auf antike Geschichtsschreiber doch in vielerlei Hinsicht befremdlich. Somit ist von einer Vielzahl von Legendenbildungen und reinen Erfindungen auszugehen. Institutionen wie die Helotie räumten Sparta auf der Peleponnes eine Art Sonderstellung ein. Deshalb ist es von unleugbarer Notwendigkeit, sich mit Sparta befassende Quellen hinsichtlich ihres Verfassers persönlicher Einstellung sowie ideologischem Gedankengut zu beurteilen. Als ernstzunehmende Quellen sind neben Platon zuvörderst die Gedichte des Tyrtaios und die Schriften des Pausanias zu nennen. Insbesondere das Wissen über die Messenischen Kriege basiert zu großen Stücken auf Tyrtaios.
3. Begriffserklärung
Aus antiker Sicht leitet sich der Ursprung des Wortes von der Stadt Helos ab, welche, gelegen an der Südküste Lakoniens, gegen die Spartaner relativ lange Widerstand leisten konnte und in der, der Fruchtbarkeit des Landes wegen, eine Vielzahl von späteren Heloten lebte. Die moderne Forschung vermutet hinter dem Wort Heloten allerdings das griechische Verb haliskomai, „fangen“, lassen sich die Heloten doch als die Kriegsgefangenen der Spartaner bezeichnen.[2] Bei den Heloten handelte es sich um die versklavte Urbevölkerung jener Gebiete, welche den Expansionsgelüsten Spartas zum Opfer fielen. Den Spartanern war nicht an der Auslöschung der ansässigen Bevölkerung gelegen, schließlich waren Menschen zur Bewirtschaftung des eroberten Landes vonnöten, weshalb die Besiegten am Leben gelassen und sie unter Schutz ihrer neuen Herren gestellt wurden.[3]
Obgleich Sklaven, gestanden die Spartiaten den Heloten bestimmte Rechte zu wie das Recht auf Besitztum, das Recht auf freie Reproduktion sowie das Recht auf das Fortbestehen von Familienverbänden.[4] Heloten sind von den klassischen Sklaven gesondert zu betrachten, da sie nach ihrer Unterwerfung weder getötet noch auf dem Sklavenmarkt verkauft wurden. Obgleich sie ebenfalls einem bestimmten Spartiaten unterstellt waren, befanden sie sich nicht in dessen persönlichem Besitz, sondern waren an den klaroi, die einem Spartiaten zugeteilte Parzelle, gebunden.[5] Sie standen zwischen Privat- und Staatssklaven und befanden sie sich zwar nicht in dem direkten, persönlichen Besitz eines einzigen Spartiaten, gehörten jedoch zu dessen klaroi, während sie gleichzeitig der Gesamtheit der Spartaner unterstellt waren.[6] Diese Interpretation wird untermauert von der Art und Weise, wie es mit der Freilassung von Heloten bestellt war. Obgleich sie an eine Scholle gebunden und somit einem bestimmten Spartiaten und dessen Familie unterstellt waren, kam es nicht auf dessen Entscheidung, sondern auf die der spartanischen Volksversammlung an. Sie entschied, ob ein Helot der Freiheit für würdig zu befinden war, wenn sich ein Helot bspw. in Krisenzeiten auf dem Schlachtfeld bewährt hatte.[7] Die Freilassung von Heloten war damit kein privater Rechtsakt, sondern fiel in den Befugnisbereich des Staates.
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[1] Plut. Lykurgos 28 (Zitat aus Myron von Priene FGrHist 106 F2).
[2] vgl. Hermann-Otto, E., Sklaverei und Freilassung in der griechisch-römischen Welt, Hildesheim 2009 (Studienbücher Antike 15), S. 63.
[3] vgl. ebd. S. 65.
[4] vgl. ebd. S. 63.
[5] vgl. ebd. S. 65.
[6] Welwei, K- W., Die griechische Polis. Verfassung und Gesellschaft in archaischer und klassischer Zeit, Stuttgart ²1998, S. 104.
[7] Schmitz, W., Haus und Familie im antiken Griechenland, München
2007(Enzyklopädie der griechisch- römischen Antike 1), S. 46.