Diese Arbeit setzt sich mit den unterschiedlichen Lehrmeinungen der
katholischen und evangelischen Kirche zur Rechtfertigungslehre
auseinander. Ausgangspunkt ist die Gemeinsame Erklärung der
katholischen Kirche und des Lutherischen Weltbundes zur
Rechtfertigungslehre. Ziel ist es, die Erklärung auf dem Hintergrund der
Lehrmeinungen zu bewerten und eigene Ansätze für Ökumene zu
entwickeln. Am Anfang eine biblische Orientierung ? Auch das Thema der
Rechtfertigung muss im Zusammenhang der Heiligen Schrift gesehen
und vor dorther beurteilt werden. Daher eine biblische Orientierung, die
dort beginnt, wo die Geschichte der Menschen mit Gott beginnt.
Der status integratis beschreibt den Urstand, das Urverhältnis zwischen
Mensch und Gott. Die Menschen lebten mit Gott in Einklang (Gen 1,31).
Durch Adam als Stellvertreter für die Menschheit (hebr. adama) kam die
Sünde als Spaltung in das Verhältnis zwischen Mensch und Gott (Gen
3,24). Erste Schritte eines erneuten Vertrauens finden im Abrahamsbund
statt (Gen 17). Schon hier spielt der Glaube für die Gerechtigkeit eine
Rolle, Gen 15,6: „Abram glaubte dem Herrn, und das rechnete er ihm
zur Gerechtigkeit.“ Es folgt die Tora, die das Leben der Menschen und
ihre Beziehung zu Gott regeln soll. Hier spielen die Werke des Einzelnen
für sein Ansehen bei Gott eine wichtige Rolle. [...]
INHALT
Vorwort
Biblische und kirchengeschichtliche Orientierung
cooperatio oder mere passive
Glaube und Werke
Das Sündersein des Gerechtfertigten
Was leistet die Gemeinsame Erklärung ?
Literaturverzeichnis
Erklärung
Vorwort
Diese Arbeit setzt sich mit den unterschiedlichen Lehrmeinungen der katholischen und evangelischen Kirche zur Rechtfertigungslehre auseinander. Ausgangspunkt ist die Gemeinsame Erklärung der katholischen Kirche und des Lutherischen Weltbundes zur Rechtfertigungslehre. Ziel ist es, die Erklärung auf dem Hintergrund der Lehrmeinungen zu bewerten und eigene Ansätze für Ökumene zu entwickeln.
Was einer denkt, ist nicht entscheidend,
zu welchen Gedanken er unfähig ist, das verrät ihn.
(Nikolaus Cybinski (*1936), dt. Aphoristiker)
Biblische und kirchengeschichtliche Orientierung
Am Anfang eine biblische Orientierung ? Auch das Thema der Rechtfertigung muss im Zusammenhang der Heiligen Schrift gesehen und vor dorther beurteilt werden. Daher eine biblische Orientierung, die dort beginnt, wo die Geschichte der Menschen mit Gott beginnt.
Der status integratis beschreibt den Urstand, das Urverhältnis zwischen Mensch und Gott. Die Menschen lebten mit Gott in Einklang (Gen 1,31). Durch Adam als Stellvertreter für die Menschheit (hebr. adama) kam die Sünde als Spaltung in das Verhältnis zwischen Mensch und Gott (Gen 3,24). Erste Schritte eines erneuten Vertrauens finden im Abrahamsbund statt (Gen 17). Schon hier spielt der Glaube für die Gerechtigkeit eine Rolle, Gen 15,6: „Abram glaubte dem Herrn, und das rechnete er ihm zur Gerechtigkeit.“ Es folgt die Tora, die das Leben der Menschen und ihre Beziehung zu Gott regeln soll. Hier spielen die Werke des Einzelnen für sein Ansehen bei Gott eine wichtige Rolle. Das System (Wer das Gesetz nicht hält, wird bestraft bzw. muss etwas leisten)[1] zerbricht allerdings bei Hiob. Hiob leidet ohne Sünde (Hiob 1,22). Der Prophet Jeremia macht deutlich, dass die Menschen nicht in der Lage sind, das Gesetz Gottes zu halten (Jer 24,5ff) und daher die Verheißung: Gott will das Gesetz in die Herzen der Menschen schreiben (Jer 31,31ff). Die Erfüllung der Verheißung ist das Leben, der Tod und die Auferstehung Jesu, wie Jesus auch selbst von sich sagt: „Ich bin nicht gekommen [das Gesetz] aufzulösen, sondern zu erfüllen“ (Mt 5,17). In welcher Form Jesus das Gesetz erfüllt hat, schreibt Paulus: „Der Gerechte wird aus Glauben leben“ (Röm 1,17b). Dabei betont Paulus, im Sinn der Lehre Jesu, wie auch der Schreiber des Jakobusbriefes, dass der Glaube nicht auf die Werke verzichten kann. Es besteht also die Frage: Wie werde ich gerecht vor Gott ? Durch Werke ? Durch Glaube ? Es ist dieselbe Frage, die Martin Luther bedrängt hat (Wie bekomme ich einen gnädigen Gott ?) und die Frage, die mit der Reformation die Kirche gespalten hat. Seitdem haben sich zwei unterschiedliche Rechtfertigungslehren auf katholischer und evangelischer Seite entwickelt, die sich u.a. in Tridentinum und Confessio Augustana niederschlugen.
[...]
[1] Vgl. Dtn 4,1