„Wir müssen begreifen, so schmerzlich es auch sein mag: Diese jungen Faschisten sind das Produkt unserer Gesellschaft, es sind unsere Kinder. Wir dürfen sie nicht, nicht einen, verloren geben. Wir haben uns vor Vorurteilen zu hüten, wie oft sind Vorurteile der erste Schritt zur Verurteilung. Selbstverständlich kann es nach allem, was die Nationalsozialisten der Welt und Deutschland angetan haben, keine Toleranz für faschistische Anschauungen und Taten geben. Barmherzigkeit, Wärme und Gesprächsbereitschaft aber sind wir auch den schlimmsten Tätern schuldig.“(Weiß:1990, S.5)
Rechtsextremismus ist kein Jugendphänomen, sondern in allen Bevölkerungsschichten vertreten. In der restlichen Bevölkerung sowie bei den Gemeindevertretern herrscht Hilflosigkeit, Toleranz und oftmals auch Akzeptanz. Eine demokratische Gegenwehr bleibt in der Regel aus. Die Realität wird oft aus Angst vor negativen Reaktionen der Presse und/oder anderer Gemeinden - als aus Imagegründen - geleugnet. (Wagner: 1998a, S.23)Um das Phänomen Rechtsextremismus in all seinen Dimensionen zu verstehen, ist es notwendig zu klären, wo die Ursprünge rechtsextremer Orientierungen liegen und wie man diesen entgegentreten kann.
Zudem ist es wichtig, sich denjenigen Menschen zu widmen, die bereits ein festes rechtsextremes Gedankenbild haben und Strategien und Möglichkeiten zu entwickeln, diese Menschen in die Gesellschaft zu integrieren und gleichzeitig ihre rechtsextreme Orientierung aufzubrechen. Zudem muss Toleranz und Akzeptanz in der Bevölkerung bekämpft werden. Nur so ist es einer Gesellschaft und einer Kommune möglich, Rechtsextremismus aus ihr zu verbannen.
Diese Arbeit zeigt monographisch am Beispiel der Stadt Hennigsdorf (Brandenburg) wie sich rechtsextreme Orientierungen in die Mitte der Gesellschaft gedrängt haben, wie einige wenige Einwohner dagegen kämpfen und wie die Bevölkerung der Stadt, der Bürgermeister, die Stadtverwaltung, die Stadtverordnetenversammlung und die Pressevertreter darauf reagieren.
Zudem will die vorliegende Arbeit klären, wie Rechtsextremismus generell entsteht und zeigen, dass es notwendig ist, die Dimensionen auf Mikro- und Makroebene gemeinsam zu analysieren und anzugehen.
Anschließend liefert die Arbeit Ansatzmöglichkeiten, wie man Rechtsextremismus begegnen kann und welche Fehler die Stadt Hennigsdorf dabei macht. Abschließend wurde ein Leitfaden entwickelt, anhand dessen die Stadt Hennigsdorf den Rechtsextremismus gezielt bekämpfen kann.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Fragestellung der Arbeit
- Ein Überblick über die Untersuchung
- Hypothesen
- Begriffsbestimmung
- Rechtsextremismus
- Rechtsextremismus, Rechtsradikalismus, Nationalsozialismus und Faschismus als amtlich-rechtlicher Begriff
- Rechtsextremismus als politikwissenschaftlicher Begriff
- Demokratie
- Der Begriff Demokratie
- Der herkömmliche Demokratiebegriff im Konflikt mit der Definition der Rechtsextremen: Diskussion der Kompatibilität beider Definitionen
- Hennigsdorf - ein Stadtportrait
- Ein Stadtportrait
- Die politische Struktur
- Gesamtgeschichtliche Betrachtung
- Zwangsarbeit und die Außenlager des Konzentrationszentrums Sachsenhausen/Oranienburg
- Stadtbild: Industrie- und Touristenstadt
- Die Situation der Migranten und das Asylbewerberheim
- Jugendszene – ein Überblick
- Methodik
- Interviewmethode
- Zugang zu den Interviewpartnern
- Interviewdurchführung
- Datenauswertung
- Interviewpartner
- Ein Überblick
- Eine Portraitreihe
- Portrait Rick R.
- Portrait Vivien V.
- Portrait Mandy M.
- Portrait Matthias S.
- Portrait Michael M.
- Portrait Andy A.
- Rechtsextreme Szene und Strukturen in Hennigsdorf
- Überblick
- Geschichtliche Entwicklung des Rechtsextremismus in Hennigsdorf
- Die aktuelle Situation in Hennigsdorf: Überblick und Akzeptanz in der Gesellschaft
- Struktur der rechten Szene
- Kommunalwahl 2008
- Rechtsextreme Straftaten
- Die Situation für Ausländer in Hennigsdorf
- Rechtsextreme Jugendkultur in Hennigsdorf
- Rechtsextreme Gewalt, Protestverhalten und Demonstrationen in Hennigsdorf
- Männer und Frauen in der Szene
- Treffpunkte und Szeneläden in Hennigsdorf
- Musik in der rechten Szene und in Hennigsdorf
- Fazit
- Strategien gegen Rechts
- Das Aktionsbündnis gegen Rechts und die Hennigsdorfer Antifaschistische Initiative HAI
- H.A.L.T. - Das Aktionsbündis für lebendige Teilhabe
- Schulen ohne Rassismus - Schulen mit Courage
- Die Nachhilfeeinrichtung Faq'n' Fun
- Ursachen des Rechtsextremismus in Hennigsdorf - eine Analyse
- Fehlende kommunale Gegensteuerung
- Akzeptanz durch staatliche Organe
- Fehlende Anlaufstellen
- Falsche Ansatzpunkte
- Analyse - Entwicklung von Rechtsextremismus auf der Makroebene und Mikroebene sowie deren Zusammenspiel
- Entwicklung von Rechtsextremismus auf der Makroebene
- Nährboden Ostdeutschland: Gründe für die Entwicklung des Rechtsextremismus in Ostdeutschland nach 1990
- Die Ausweitung des Rechtsextremismus in den neuen Bundesländern als Folge der autoritären Sozialisation der DDR-Bürger und des daraus resultierenden fehlenden Demokratieverständnisses
- Die Ausweitung des Rechtsextremismus in den neuen Bundesländern als Folge des Transformationsprozesses zweier politischer Systeme und der damit verbundene schnelle Gesellschafts- und Systemwandel sowie politische Unzufriedenheit
- Zwischenfazit
- Entwicklung von rechtsextremen Einstellungsmustern auf Mikroebene
- Erziehungsstil – der autoritäre Charakter
- Die Qualität der familiären Beziehungen und der Bindung zur primären Bezugsperson
- Transmission
- Einflussfaktor Bildungsgrad
- Entwicklung von Rechtsextremismus – Zusammenspiel zwischen Mikro- und Makroebene
- Konzept zur Entwicklung rechtsextremer Einstellungen
- Entwicklung rechtsextremer Einstellungsmuster bei den Probanden
- Rick R.
- Vivien V.
- Mandy M.
- Matthias M.
- Michael M.
- Andy A.
- Fazit
- Rechtsextremismus bekämpfen – Gegenstrategien und Möglichkeiten in der Arbeit mit Jugendlichen und Erwachsenen
- Grundsätze der akzeptierenden Jugendarbeit
- Grundlegende Handlungsmuster der akzeptierenden Jugendarbeit
- Gesellschaftlicher Stand der akzeptierenden Jugendarbeit und Kritik am Konzept
- Dasselbe Ziel - ein neuer Weg
- Zwischenfazit
- Handlungsempfehlungen und Lösungsansätze für die Stadt Hennigsdorf
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Dissertation befasst sich mit der rechtsextremen Jugend- und Erwachsenenkultur in Ostdeutschland, insbesondere in der Stadt Hennigsdorf (Brandenburg). Die Arbeit untersucht die Folgen von Ausgrenzung und die Möglichkeiten der Integration rechtsextremer junger Erwachsener. Ziel der Dissertation ist es, die Ursachen und Entwicklungen rechtsextremer Einstellungen auf der Makro- und Mikroebene zu analysieren und daraus Handlungsempfehlungen für die Integration rechtsextremer Jugendlicher und Erwachsener zu entwickeln.
- Rechtsextremismus in Ostdeutschland
- Integration rechtsextremer junger Erwachsener
- Ursachen und Entwicklungen rechtsextremer Einstellungen
- Handlungsempfehlungen für die Integration
- Analyse der rechtsextremen Szene in Hennigsdorf
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einleitung: In diesem Kapitel wird die Fragestellung der Arbeit, der Untersuchungsfokus und die Hypothesen der Arbeit erläutert.
- Kapitel 2: Begriffsbestimmung: In diesem Kapitel werden die Begriffe Rechtsextremismus und Demokratie im Kontext der Arbeit definiert.
- Kapitel 3: Hennigsdorf - ein Stadtportrait: Dieses Kapitel stellt die Stadt Hennigsdorf vor, ihre politische Struktur, die Gesamtgeschichte und die Situation der Migranten.
- Kapitel 4: Methodik: In diesem Kapitel wird die Interviewmethode, der Zugang zu den Interviewpartnern, die Interviewdurchführung und die Datenauswertung erläutert.
- Kapitel 5: Rechtsextreme Szene und Strukturen in Hennigsdorf: Dieses Kapitel analysiert die rechtsextreme Szene in Hennigsdorf, ihre Geschichte, Struktur, Gewaltverhalten und Musik.
- Kapitel 6: Analyse - Entwicklung von Rechtsextremismus auf der Makroebene und Mikroebene sowie deren Zusammenspiel: Dieses Kapitel untersucht die Ursachen und Entwicklungen rechtsextremer Einstellungen auf der Makro- und Mikroebene.
- Kapitel 7: Rechtsextremismus bekämpfen – Gegenstrategien und Möglichkeiten in der Arbeit mit Jugendlichen und Erwachsenen: Dieses Kapitel analysiert Möglichkeiten der Integration rechtsextremer Jugendlicher und Erwachsener und bietet Handlungsempfehlungen.
Schlüsselwörter
Rechtsextremismus, Jugendkultur, Integration, Ostdeutschland, Hennigsdorf, Ausgrenzung, Demokratie, Sozialisation, Makroebene, Mikroebene, Handlungsempfehlungen, akzeptierende Jugendarbeit.
- Arbeit zitieren
- Ina Gorzolka (Autor:in), 2012, Rechtsextreme Jugend- und Erwachsenenkultur in Ostdeutschland, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/207478