Die Intention der Seminararbeit liegt in der Bearbeitung des Märchens hin-sichtlich verschiedener Schwerpunkte. Nach einer kurzen Zusammenfassung des Inhalts erfolgt die Darstellung der Funktionen der handelnden Personen im Märchen. Grundlegend dafür ist die Arbeit Vladimir Propps „Morphologie des Märchens“, welche 1928 in Leningrad erschienen ist. Darin versucht Propp einen strukturalistischen Analyseansatz in der Erzähl-forschung durchzusetzen. Im Anschluss daran erfolgt die Bearbeitung ver-schiedener Deutungsmöglichkeiten, hierbei findet speziell die Besonderheit des blauen Bartes Beachtung – welche Wirkung hat der blaue Bart auf Frau-en und warum „findet“ Blaubart trotzdessen derart viele Ehefrauen? Auch der Tabubruch, explizit die Fragen nach der Hierarchie von Mann und Frau und ihrer Genese im historischen Kontext, finden Erläuterung.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Das Märchen „Blaubart“ der Brüder Grimm - Eine inhaltliche Kurzbeschreibung -
3. Die Funktionen der handelnden Personen im Märchen
4. Deutungsmöglichkeiten im literarischen Diskurs
4.1 Deutungsmöglichkeit I: Der blaue Bart
4.2 Deutungsmöglichkeit II: Das Brechen des Tabus
5. Die Figur des Blaubarts – Übergang von Fiktion und Realität
6. (K)eine Schlussbetrachtung
Literaturverzeichnis
Anhang
1. Einleitung
In den Märchen der unterschiedlichen Völker finden sich zahlreiche Motive, welche sich zuweilen stark ähneln und wiederholen. Eines dieser wiederkehrenden Motive – das, des Frauenmörders Blaubart – soll Gegenstand dieser Seminararbeit sein und hinsichtlich ausgewählter literarischen Deutungsmöglichkeiten untersucht werden. Aufgrund der vielfältigen literarischen Bearbeitungen des Blaubartmotivs, scheint im Rahmen der Arbeit die Festlegung auf eine inhaltliche Darstellung zielführend. Die Grundlage für die vorliegende Arbeit bildete demnach das Märchen Blaubart, nach den Brüdern Grimm.
Die Intention der Seminararbeit liegt in der Bearbeitung des Märchens hinsichtlich verschiedener Schwerpunkte. Nach einer kurzen Zusammenfassung des Inhalts erfolgt die Darstellung der Funktionen der handelnden Personen im Märchen. Grundlegend dafür ist die Arbeit Vladimir Propps „Morphologie des Märchens“, welche 1928 in Leningrad erschienen ist. Darin versucht Propp einen strukturalistischen Analyseansatz in der Erzählforschung durchzusetzen. Im Anschluss daran erfolgt die Bearbeitung verschiedener Deutungsmöglichkeiten, hierbei findet speziell die Besonderheit des blauen Bartes Beachtung – welche Wirkung hat der blaue Bart auf Frauen und warum „findet“ Blaubart trotzdessen derart viele Ehefrauen? Auch der Tabubruch, explizit die Fragen nach der Hierarchie von Mann und Frau und ihrer Genese im historischen Kontext, finden Erläuterung. Die Analyse der Deutungsmöglichkeiten stützen sich vorwiegend auf die Ausführungen von Ulrike Blaschke „Märchen vom Blaubart“ 1989 in Frankfurt am Main erschienen sowie Beat Mazenau und Severin Perrig „Wie Dornröschen seine Unschuld gewann“ 1995 in Leipzig veröffentlicht. Abschließend soll die Figur des Blaubarts beleuchtet, explizit der Übergang von Fiktion und Realität dargestellt werden. Dazu empfiehlt es sich, Parallelen zu historische Personen zu ziehen. Besondere Beachtung fand dabei das Werk „Märchen und Wirklichkeit“ von Lutz Röhrich, welches 1956 in Wiesbaden herausgegeben wurde.
2. Das Märchen „Blaubart“ der Brüder Grimm
- Eine inhaltliche Kurzbeschreibung -
Zur besseren Übersichtlichkeit und zum erleichterten Einstieg in die Thematik soll nachfolgend der Inhalt des Märchens „Blaubart“ der Brüder Grimm kurz nachvollzogen werden.[1]
Eines Tages kommt ein König durch einen Wald geritten und trifft auf einen Mann und seine schöne Tochter. Obwohl sich Vater und Tochter vor dem blauen Bart des Königs fürchten, gibt der Vater dem König seine Tochter zur Frau. Die Tochter, welche ihre Scheu vor dem Fremden nicht ablegen kann, bittet ihre Brüder, ihr zu helfen, wenn diese ihre Schreie hörten. So geht die Tochter auf das Schloss des Königs und wird seine Gemahlin. Nach einiger Zeit unternimmt der König eine Reise und gibt seiner Frau die Schlüssel für jedes Zimmer im Schloss. Eines jedoch verbietet er ihr, unter Androhung des Todes, zu betreten. Die Neugierde der Gemahlin steigert sich schließlich derart, dass sie das verbotene Zimmer betritt, in welchem sie viele tote Frauen und eine große Blutlache findet. Vor Schreck fällt ihr der Schlüssel in das Blut, welches sich fortan nicht mehr von dem Schlüssel entfernen lässt. Als der König am folgenden Tag nach Hause kommt, bemerkt er sofort, dass seine Gemahlin sein Verbot gebrochen und das Zimmer betreten hat. Er holt sein Messer, um seine Frau zu töten. Diese bittet ihren Mann, um ein letztes Gebet, woraufhin er sie gehen lässt. Die Gemahlin steigt darauf in den Turm und ruft ihre Brüder um Hilfe. Die Brüder vernehmen die Schreie ihrer Schwester und kommen ihr im letzten Moment zu Hilfe. Sie töten Blaubart und nehmen ihre Schwester mit sich, welcher fortan alle Reichtümer des Königs gehören.[2]
3. Die Funktionen der handelnden Personen im Märchen
Das Märchen „Der Blaubart“ zählt zur Gattung der sog. Zaubermärchen.[3] „Die Existenz dieser Märchen als einer besonderen Kategorie wird hier als notwendige Arbeitshypothese zugelassen.“[4] Innerhalb des Aarne-Thompson-Indexes umfassen Zaubermärchen den Bereich der erfassten Märchen der Nummern 300-749.[5] Der Aarne-Thompson-Index ist eine Kombinaton des von Antti Aarne 1910 veröffentlichten „Verzeichnis der Märchentypen“ und der von Stith Thompson 1932-36 vorgenommenen Erweiterung zur Klassifikation von Märchen. „Blaubart“ zählt innerhalb dieser Klassifikation zu Märchen mit „Übernatürlichen Gegenspielern 300-399“, genauer ist es als Märchen 312 aufgeführt.[6]
Im historischen Kontext betrachtet, erschien das Blaubart-Märchen erstmals 1697 unter dem Titel „La Barbe-bleue“ bei dem französischen Schriftsteller Charles Perrault.[7]
Innerhalb eines Märchens gibt es verschiedenste Funktionen, welche die handelnden Personen ausüben. Dieser Ansatz der Einteilung von Märchen wurde zur Kategorisierung von Märchen von Vladimir Propp entwickelt. Im Zuge dieser Arbeit soll der Versuch unternommen werden, diese Funktionen auf das vorliegende Märchen anzuwenden. Dabei versteht sich die Darstellung der Funktionen nicht in ihrer Gesamtheit, sondern nur im Bezug auf ihr Vorkommen im Märchen „Blaubart“. Zur Verdeutlichung der Ausführungen wird die Klassifikation Propps in einer eigens entwickelten Übersicht dargestellt.[8]
[...]
[1] Das Märchen findet sich gesamt im Anhang „I Blaubart“.
[2] Vgl. Jacob und Wilhelm Grimm: Kinder- und Hausmärchen. Berlin 1812. S. 285-289.
(Im Internet auffindbar unter: http://www.zeno.org/nid/20004901037).
[3] Eine detailliertere Betrachtung der Klassifikation von Märchen bedürfte eines eigenen
Kapitels und wird aufgrund der quantitativen Restriktionen der Arbeit nicht näher ausge-
führt.
[4] Propp, V.: Morphologie des Märchens. Frankfurt am Main 1975. S. 25.
[5] Vgl. Ebd. S. 25.
[6] http://swbplus.bsz-bw.de.
[7] Vgl. Ranke, K. (Begr.) / Brednich, R. W. (Hrsg.): Enzyklopädie des Märchens. Berlin
1996. S. 1409.
[8] Die Inhalte des Schemas (Funktionen der handelnden Personen, Symbole und Besonder
heiten) stammen von Vgl. Propp, V.: Morphologie des Märchens. Frankfurt am Main
1975. S. 31-57.