Inhalt:
In der folgenden Arbeit soll eines der berühmtesten Werke von G. E. Lessing unter dem Zugang der literarischen Mentalitätsgeschichte behandelt werden. Es handelt sich um das bürgerliche Trauerspiel „Emilia Galotti“. Uraufgeführt in fünf Aufzügen am 13. März 1772 im Herzoglichen Opernhaus in Braunschweig, ist es seither intensiv erforscht worden und erzeugt viele gegensätzliche Meinungen unter den Wissenschaftlern. Mit „Emilia Galotti“ erscheint erstmals ein bürgerliches Trauerspiel auf der Bühne, das den Ständekonflikt im Kontext der bürgerlichen Mentalität konkret thematisiert.1
Lessing schuf in dem Stück aber auch eine „psychologische Ausnahmesituation“2 zwischen Vater und Tochter, die sich immer mehr zuspitzt. Die konfliktreiche Vater-Tochter-Beziehung nimmt in Lessings Trauerspielen meistens eine Schlüsselfunktion ein, die eine Untersuchung geradezu herausfordern. Daher soll die Beziehung zwischen der Tochter Emilia und der bürgerlichen Vaterfigur des Odoardo in dieser Arbeit beleuchtet werden.
Die deutsche Gesellschaft unterlag im 18. Jahrhundert durch politische Ereignisse, sowie durch die Strömungen der Aufklärung und Empfindsamkeit einem ideellen Wandlungsprozess, der sich auch in der Literatur der Zeit bemerkbar machte. Das bürgerliche Trauerspiel wurde populär. Statt königlichen, heroischen Helden stand in diesem der private Mensch mit einem „immanenten Selbstverständnis“3 sowie die Familie und deren Werte- und Gefühlswelt im Mittelpunkt.
Im ersten Abschnitt werde ich zunächst auf den Begriff der Bürgerlichkeit eingehen, der im 18. Jahrhundert immer häufiger verwendet wurde und aufgrund seiner komplexen Bedeutungsvielfalt problematisch ist. Sodann werde ich im ersten Unterkapitel den traditionellen Patriarchalismus beschreiben, der über Jahrhunderte die familialen Beziehungen bestimmte. Im Anschluss stelle ich die Auswirkungen dar, die der oben beschriebene gesellschaftliche Wandel auch auf das patriarchalische Wertsystem hatte. Denn durch die Tendenzen der Empfindsamkeit verbreitete sich ein neues, emotionalisiertes Familienideal, das die Beziehung zwischen Eltern und Kindern nachhaltig beeinflusste.
Im zweiten Kapitel, welches den Hauptteil darstellt, werden die Charaktere der Tochter Emilia und des Vaters Odoardo im Stück untersucht. Dabei spielen ihre Wertvorstellungen, die ihr Denken und Handeln leiten, eine tragende Rolle. Anschließend wird das Verhältnis von Vater und Tochter vor allem unter psychologischen Aspekten analysiert.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Zur Bürgerlichkeit im 18. Jahrhundert
- 2.1 Der Patriarchalismus
- 2.2 Der Patriarchalismus im Wandel
- 3. Lessings Emilia Galotti
- 3.1 Odoardo, der Patriarch
- 3.2 Emilia, die tugendhafte Tochter
- 3.3 Die Vater-Tochter-Beziehung zwischen Odoardo und Emilia
- 4. Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht Lessings bürgerliches Trauerspiel „Emilia Galotti“ unter dem Blickwinkel der literarischen Mentalitätsgeschichte, insbesondere die Vater-Tochter-Beziehung zwischen Odoardo und Emilia. Sie beleuchtet den Kontext der zeitgenössischen Familienkonzeption im 18. Jahrhundert und analysiert die konfliktreiche Beziehung im Lichte des gesellschaftlichen Wandels.
- Der Wandel des Patriarchalismus im 18. Jahrhundert
- Die Konzeption von Bürgerlichkeit im 18. Jahrhundert
- Die Darstellung der Vater-Tochter-Beziehung in „Emilia Galotti“
- Der Einfluss der Aufklärung und Empfindsamkeit auf die Familienstrukturen
- Die psychologischen Aspekte der Vater-Tochter-Beziehung in Lessings Drama
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der Arbeit ein und benennt das bürgerliche Trauerspiel „Emilia Galotti“ von G.E. Lessing als Untersuchungsgegenstand. Sie hebt die zentrale Bedeutung der Vater-Tochter-Beziehung im Stück hervor und kündigt die Analyse dieser Beziehung im Kontext der gesellschaftlichen Veränderungen des 18. Jahrhunderts an. Die Einleitung begründet die Relevanz der Untersuchung durch die Schlüsselfunktion der Vater-Tochter-Beziehung in Lessings Werk und die gegensätzlichen Meinungen von Wissenschaftlern zu diesem Stück. Der Fokus liegt auf der Erforschung der komplexen Dynamik zwischen Emilia und Odoardo.
2. Zur Bürgerlichkeit im 18. Jahrhundert: Dieses Kapitel befasst sich mit dem vielschichtigen Begriff der Bürgerlichkeit im 18. Jahrhundert. Es beleuchtet die unterschiedlichen Konnotationen des Begriffs „bürgerlich“, von Stadtbewohner bis Staatsbürger, und diskutiert die Schwierigkeiten bei der Definition des Begriffs aufgrund seiner komplexen Bedeutungsvielfalt. Das Kapitel analysiert den traditionellen Patriarchalismus als bestimmendes Element familiärer Beziehungen und beschreibt die Veränderungen dieses Systems durch die Einflüsse der Aufklärung und Empfindsamkeit. Der Wandel im Verständnis von Moral, Gesellschaft und Mensch wird im Kontext der aufkommenden bürgerlichen Kultur erörtert, mit Betonung auf Arbeit, Bildung und dem aufstrebenden Mittelstand. Die Entwicklung eines neuen, emotionalisierten Familienideals wird in Bezug auf die Beziehung zwischen Eltern und Kindern herausgestellt.
Schlüsselwörter
Emilia Galotti, Lessing, Bürgerliches Trauerspiel, Vater-Tochter-Beziehung, Patriarchalismus, Bürgerlichkeit, 18. Jahrhundert, Aufklärung, Empfindsamkeit, Familienkonzeption, literarische Mentalitätsgeschichte.
Häufig gestellte Fragen zu „Emilia Galotti“ - Lessing: Vater-Tochter-Beziehung und Bürgerlichkeit im 18. Jahrhundert
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert Gotthold Ephraim Lessings bürgerliches Trauerspiel „Emilia Galotti“ mit dem Schwerpunkt auf der Vater-Tochter-Beziehung zwischen Odoardo und Emilia. Sie untersucht diese Beziehung im Kontext der gesellschaftlichen Veränderungen des 18. Jahrhunderts und der sich wandelnden Konzeption von Bürgerlichkeit und Patriarchalismus.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit beleuchtet den Wandel des Patriarchalismus im 18. Jahrhundert, die verschiedenen Konnotationen von „Bürgerlichkeit“, die Darstellung der Vater-Tochter-Beziehung in „Emilia Galotti“, den Einfluss von Aufklärung und Empfindsamkeit auf Familienstrukturen sowie die psychologischen Aspekte der Vater-Tochter-Beziehung in Lessings Drama.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel über Bürgerlichkeit im 18. Jahrhundert mit Fokus auf den Patriarchalismus und dessen Wandel, ein Kapitel zur Analyse der Vater-Tochter-Beziehung in „Emilia Galotti“ und einen Schluss. Jedes Kapitel wird in der Zusammenfassung der Kapitel detailliert beschrieben.
Wie wird die Vater-Tochter-Beziehung in „Emilia Galotti“ analysiert?
Die Analyse der Vater-Tochter-Beziehung in „Emilia Galotti“ betrachtet die komplexe Dynamik zwischen Odoardo und Emilia im Lichte des gesellschaftlichen Wandels des 18. Jahrhunderts. Sie untersucht die Konflikte und die psychologischen Aspekte dieser Beziehung.
Welche Rolle spielt der Patriarchalismus?
Der Patriarchalismus als bestimmendes Element familiärer Beziehungen im 18. Jahrhundert wird analysiert, einschließlich seines Wandels durch die Einflüsse der Aufklärung und Empfindsamkeit. Die Arbeit untersucht, wie sich dieser Wandel auf die Vater-Tochter-Beziehung in „Emilia Galotti“ auswirkt.
Wie wird Bürgerlichkeit im 18. Jahrhundert definiert?
Die Arbeit beleuchtet die vielschichtigen Bedeutungen des Begriffs „Bürgerlichkeit“ im 18. Jahrhundert, von Stadtbewohner bis Staatsbürger, und diskutiert die Schwierigkeiten, den Begriff aufgrund seiner komplexen Bedeutungsvielfalt eindeutig zu definieren.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Emilia Galotti, Lessing, Bürgerliches Trauerspiel, Vater-Tochter-Beziehung, Patriarchalismus, Bürgerlichkeit, 18. Jahrhundert, Aufklärung, Empfindsamkeit, Familienkonzeption, literarische Mentalitätsgeschichte.
Welche Forschungsfragen werden behandelt?
Die Arbeit untersucht, wie sich die Konzeption von Bürgerlichkeit und Patriarchalismus auf die Vater-Tochter-Beziehung in Lessings Drama auswirkt und welche Rolle die Aufklärung und Empfindsamkeit dabei spielen.
Für wen ist diese Arbeit gedacht?
Diese Arbeit ist für Leser gedacht, die sich für Lessings „Emilia Galotti“, die literarische Mentalitätsgeschichte, die Geschichte der Familie im 18. Jahrhundert, sowie die Analyse von Vater-Tochter-Beziehungen interessieren. Sie ist insbesondere für akademische Zwecke konzipiert.
- Quote paper
- Daniela Kittel (Author), 2012, Die Vater-Tochter-Beziehung in Lessings "Emilia Galotti", Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/205826