Diese Bachelor-Arbeit setzt sich mit der Darstellung der Frauenfiguren in Gotthold Ephraim Lessings bürgerlichen Trauerspielen Miβ Sara Sampson und Emilia Galotti auseinander. Die Protagonistinnen der Werke, Sara und Emilia, werden im Hinblick auf ihre Tugendvorstellungen, ihre Handlungen und die damit verbundenen Emanzipationsversuche analysiert. Wie der Titel der Arbeit besagt, stehen die beiden Frauen zwischen Tugendrigorismus und Emanzipation.
Diese beiden Begriffe, die auf den ersten Blick antagonistisch erscheinen, sind eng miteinander verbunden. Unter Tugendrigorismus wird im Folgenden das starre Festhalten an bürgerlichen Wertevorstellungen verstanden, welches die Frauen in ihrem Handeln beeinflusst und prägt. In der Aufklärung wird dem Menschen Sittlichkeit vermittelt, die er einhalten muss, um von der Gesellschaft akzeptiert zu werden. Die aufkommende Bewegung in dieser Epoche und die damit verbundene Wissbegierde setzen eine gewisse Moral voraus, damit sich der denkende und sich weiterbildende Mensch anpassen kann. Dem Tugendrigorismus wird der antagonistische Begriff der ,,Emanzipation‘‘ entgegengesetzt, der die Loslösung von den bürgerlichen Prinzipien meint.
Der Fokus der Arbeit liegt somit auf der Frage, inwiefern Lessings Frauenfiguren nach den Sittlichkeitsauffassungen zur Zeit der Aufklärung und der Empfindsamkeit handeln und inwiefern sie trotzdem versuchen, ihren eigenen Weg zu gehen. Dabei werden neben den Protagonistinnen auch die jeweiligen Gegenspielerinnen Marwood und Orsina wie auch Emilia Galottis Mutter Claudia analysiert. Die Rolle der Antagonistinnen Marwood und Orsina wird dabei in Betracht gezogen, so wie ihr Einfluss auf die Protagonistinnen selbst und auf die Wende in den beiden Tragödien.
Inwiefern ist der Tugendbegriff von Bedeutung für das Verständnis der Handlungsmotive von Sara Sampson und Emilia Galotti? Dieser Fragestellung wird ein Einblick in die Charakteristika der Epoche vorangesetzt, da die Prinzipien der Aufklärung und das zwiespältige Handeln der Hauptfiguren der beiden Trauerspiele miteinander verbunden sind. Der literaturgeschichtliche Hintergrund verweist auf die bürgerlichen Intentionen und das Streben nach Wissen im 18. Jahrhundert. Aufgrund der Tatsache, dass der Mensch sich auf intellektueller Ebene entwickeln will, wird auch das Familienbild sichtlich verändert. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Menschenbild im aufklärerischen 18. Jahrhundert
- Bildung und Aufschwung des bürgerlichen Selbstbewusstseins
- Familienideale und Moralvorstellungen
- Humanistische Konstellationen im bürgerlichen Trauerspiel der Aufklärung
- Tugend und Moral: eine utopische Gesellschaftsgestaltung?
- Tugendbegriff und Frauendarstellung bei Lessing
- Zu Lessings Miß Sara Sampson
- Streben nach väterlichen Prinzipien
- Die zu erwartende Konfliktsituation
- Die „wollüstige Marwood“
- Auswirkungen von Saras Tod
- Die Verführung und das Böse als Antipoden der Tugend
- Zu Lessings Emilia Galotti
- Die Rolle der Claudia Galotti und der Orsina
- Emilia Galotti, tugendhaft oder zwischen den Fronten?
- Emanzipatorische Ansätze gegen strenge Idealvorstellungen
- Emilias Tod als Flucht vor ihrem Tugendverlust
- Das Scheitern als Merkmal des lasterhaften Menschen
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Bachelor-Arbeit analysiert die Frauenfiguren in Gotthold Ephraim Lessings bürgerlichen Trauerspielen „Miß Sara Sampson“ und „Emilia Galotti“ hinsichtlich ihrer Tugendvorstellungen, Handlungen und Emanzipationsversuche. Dabei untersucht die Arbeit, wie diese beiden Begriffe, Tugendrigorismus und Emanzipation, die Frauen im 18. Jahrhundert beeinflussen und prägen. Der Fokus liegt auf der Frage, inwiefern Lessings Frauenfiguren den Sittlichkeitsauffassungen der Aufklärung und der Empfindsamkeit folgen und gleichzeitig versuchen, ihren eigenen Weg zu gehen.
- Die Darstellung der Tugendvorstellungen der Frauenfiguren in „Miß Sara Sampson“ und „Emilia Galotti“
- Die Analyse der Emanzipationsversuche der Protagonistinnen im Kontext der bürgerlichen Moralvorstellungen
- Die Rolle der Gegenspielerinnen Marwood und Orsina sowie Claudia Galotti im Hinblick auf ihren Einfluss auf die Protagonistinnen und die Entwicklung der Tragödien
- Der Einfluss des Tugendbegriffs auf das Verständnis der Handlungsmotive von Sara Sampson und Emilia Galotti
- Die Verbindung zwischen den Prinzipien der Aufklärung und dem zwiespältigen Handeln der Hauptfiguren in den Trauerspielen
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der Bachelor-Arbeit ein und erläutert die Forschungsfrage, die sich mit der Darstellung von Frauenfiguren in Lessings bürgerlichen Trauerspielen beschäftigt. Dabei werden die beiden Begriffe "Tugendrigorismus" und "Emanzipation" in Bezug auf die Frauenfiguren erläutert. Die Arbeit beleuchtet zudem die Bedeutung des Tugendbegriffs für das Verständnis der Handlungsmotive von Sara Sampson und Emilia Galotti.
- Das Menschenbild im aufklärerischen 18. Jahrhundert: Dieses Kapitel beleuchtet die gesellschaftlichen und kulturellen Rahmenbedingungen des 18. Jahrhunderts, die die Handlung der Trauerspiele beeinflussen. Es geht insbesondere auf den Aufschwung des bürgerlichen Selbstbewusstseins und die mit der Aufklärung verbundenen Familienideale und Moralvorstellungen ein.
- Humanistische Konstellationen im bürgerlichen Trauerspiel der Aufklärung: Dieses Kapitel untersucht die Verbindung zwischen Tugend und Moral in den bürgerlichen Trauerspielen der Aufklärung. Es betrachtet, wie Sittlichkeit und Laster eng miteinander verbunden sind und wie Lessings Tugendbegriff die Frauendarstellung in seinen Werken beeinflusst.
- Zu Lessings Miß Sara Sampson: Dieser Abschnitt analysiert die Figur der Sara Sampson im Hinblick auf ihre Tugendvorstellungen, ihre Handlungen und die damit verbundenen Emanzipationsversuche. Er betrachtet insbesondere die Rolle der "wollüstigen Marwood" und die Auswirkungen von Saras Tod auf die Handlung.
- Zu Lessings Emilia Galotti: In diesem Kapitel werden die Figuren der Claudia Galotti und der Orsina sowie die Protagonistin Emilia Galotti analysiert. Es untersucht, inwiefern Emilia tugendhaft oder zwischen den Fronten der gesellschaftlichen Erwartungen und ihrer eigenen Sehnsucht nach Selbstbestimmung steht. Das Kapitel beleuchtet zudem die emanzipatorischen Ansätze gegen strenge Idealvorstellungen und den Tod Emilias als Flucht vor ihrem vermeintlichen Tugendverlust.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter der Bachelor-Arbeit sind: bürgerliches Trauerspiel, Aufklärung, Empfindsamkeit, Tugend, Moral, Emanzipation, Frauendarstellung, Handlungsmotiv, Sittlichkeit, Familie, Gesellschaft, Laster, Konflikt, Tod, Lessing, „Miß Sara Sampson“, „Emilia Galotti“, Marwood, Orsina, Claudia Galotti.
- Quote paper
- Nathalie Tremont (Author), 2011, Zwischen Tugendrigorismus und Emanzipation, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/205153