Als sich die amerikanische Wirtschaft Ende der 1980er Jahre in einer ernsten Krise befand, wuchsen auch die Zweifel an der „Ewigkeitsgarantie“ des US-Imperiums. An ihre Stelle
trat eine in weiten Kreisen geführte Debatte um den imperialen, bzw. hegemonialen Niedergang der USA. Auch in akademischen Kreisen fanden diese Überlegungen breiten Anklang. Dabei erregte Paul
Kennedys monumentales Geschichtswerk „The Rise and Fall of the Great Powers. Economic Change and Military Conflict from 1500 to 2000“ sicherlich weithin das größte Aufsehen.3 Ziel dieser Arbeit
ist es, die Debatte um den hegemonialen Niedergang der USA anhand von Kennedys Werk zu untersuchen, da dieses einerseits einen breiten historischen Überblick bietet, andererseits aber
ebenso eine „populäre Theorie“4 enthält, um diesen zu erklären, auch wenn Kennedy sein „historisches Extrakt“ nicht als solche verstanden wissen möchte (s.u.). Dabei soll besonderen Wert auf die Belastbarkeit dieser theoretischen Grundannahmen gelegt werden, indem seinem realistischen Ansatz zwei andere Ansätze, ein konstruktivistischer und ein der Interdependenz- Analyse entstammender, gegenüber gestellt wird. Auf diese Weise soll gezeigt werden, dass auch der Niedergang der USA, bzw. ob er überhaupt stattfindet (oder damals stattfand) in erster Linie von der
theoretischen „Linse“ bestimmt wird, durch die der jeweilige Autor die Welt betrachtet. Kennedys Arbeit ist in erster Linie ein historisches Werk. So kann mit der Nachverfolgung seiner Argumentation zugleich auch ein historischer Überblick gegeben werden. Selbstverständlich können die Betrachtungen im Rahmen dieser Arbeit nur auf einem oberflächlichen Niveau bleiben; es wurde
jedoch versucht, dem Leser einen groben Überblick über die Debatte und das Problem ihrer theoretischen Rezeption zu geben.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Decline-Debatte der 1990er Jahre – eine historische Hinführung
- Paul Kennedy – Vom Aufstieg und Verfall der Großmächte
- Kennedys Schlussfolgerungen - (K)eine Theorie
- Historischer Abriss
- Pax Americana: Der Aufstieg der USA als Imperium
- The Decline of American Power - Kennedys Blick in die Zukunft
- Decline im Auge des Betrachters: Kritik an Kennedy
- Henry R. Nau: Die Enge des Blickwinkels
- Joseph S. Nye: Anpassung an die neuen Gegebenheiten
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Debatte um den hegemonialen Niedergang der USA anhand des Werks von Paul Kennedy „The Rise and Fall of the Great Powers. Economic Change and Military Conflict from 1500 to 2000“. Das Ziel ist es, Kennedys historischen Überblick und seine "populäre Theorie" zu untersuchen und deren Belastbarkeit im Vergleich zu anderen theoretischen Ansätzen zu bewerten.
- Der Aufstieg und Niedergang großer Imperien im historischen Kontext
- Kennedys Theorie des "imperialen Überstretchens" und ihre Anwendung auf die USA
- Kritik an Kennedys Theorie aus verschiedenen Perspektiven
- Der Einfluss von theoretischen Annahmen auf die Interpretation des Niedergangs der USA
- Die Rolle der Wirtschaft und der militärischen Stärke in der Hegemonie
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die Frage nach dem Schicksal der USA als Imperium und die Rolle, die sie in der Weltgeschichte einnimmt. Sie thematisiert die Hoffnung auf eine Ausnahme von den scheinbar ewigen Gesetzmäßigkeiten des Aufstiegs und Niedergangs großer Imperien und die Herausforderungen, die die USA im Kalten Krieg bewältigen musste.
- Die Decline-Debatte der 1990er Jahre – eine historische Hinführung: Dieses Kapitel beleuchtet die Debatte um den Niedergang der USA, die im Kontext des Vietnamkriegs, der Watergate-Affäre und des Zerfalls der Nachkriegs-Wirtschaftsordnung entstand. Es analysiert die verschiedenen Faktoren, die diese Debatte befeuerten, wie z.B. die Wirtschaftskrise der 1980er Jahre und den Wandel im ideologischen Selbstverständnis der USA.
- Paul Kennedy – Vom Aufstieg und Verfall der Großmächte: Dieses Kapitel stellt das Werk von Paul Kennedy vor, das einen historischen Überblick über den Aufstieg und Fall großer Mächte von 1500 bis 2000 liefert. Kennedys Theorie des "imperialen Überstretchens" wird erklärt und diskutiert. Das Kapitel beleuchtet Kennedys historische Analyse der USA als Imperium und seinen Blick in die Zukunft.
- Decline im Auge des Betrachters: Kritik an Kennedy: Dieses Kapitel präsentiert verschiedene Kritikpunkte an Kennedys Theorie und beleuchtet alternative Ansätze. Es diskutiert die Kritik von Henry R. Nau und Joseph S. Nye, die Kennedys Analyse als zu eng und die USA als anpassungsfähig an neue Gegebenheiten betrachten.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: amerikanische Hegemonie, imperialer Niedergang, Wirtschaftskraft, militärische Stärke, "imperiales Überstretchen", Pax Americana, Kalter Krieg, historische Analyse, theoretische Ansätze, Realismus, Konstruktivismus, Interdependenzanalyse.
- Arbeit zitieren
- Martin Maerschalk (Autor:in), 2009, Die Debatte um den imperialen/hegemonialen Niedergang der USA um 1990 im historischen und theoretischen Kontext, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/203171