Die voranschreitende Internationalisierung erfordert nicht nur von Unternehmen die permanente Bereitschaft, sich Herausforderungen zu stellen und Anpassungen vorzunehmen. Vielmehr ist auch die Politik in der Pflicht, die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Deutschlands durch zukunftsweisende Politik zu sichern und zu gestalten. Mit dem Koalitionsvertrag vom 26.10.2009 haben sich CDU, CSU und FDP das mittelfristige Ziel gesetzt, die Wettbewerbsfähigkeit und Attraktivität des deutschen Steuersystems durch gezielte Steuerreformprojekte zu steigern. Dabei liegt das Hauptaugenmerk auf der Einführung einer modernen Gruppenbesteuerung, die die bisherige Organschaft ersetzen und zu einer Stärkung des Holdingstandorts Deutschlands beitragen soll.
Auch die Finanzverwaltung hat den sich daraus ergebenen Reformbedarf erkannt. Allerdings steht sie zwei entgegengesetzten Zielsetzungen gegenüber. In der Absicht die gesetzlichen Regelungen zu vereinfachen und zu optimieren, strebt die Finanzverwaltung auch eine Sicherung des deutschen Besteuerungsrechts an. Vor allem das Ziel der Begrenzung finanzieller Risiken für den Staatshaushalt, setzt Überlegungen zur Erarbeitung einer grenzüberschreitenden Organschaft Grenzen und engt Gestaltungsspielräume ein.
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich zunächst mit den zwei wesentlichen Problembereichen der ertragsteuerlichen Organschaft, der Binnenorientierung und dem GAV. Anschließend werden die Auswirkungen dieser Problembereiche auf die grenzüberschreitende Verlustverrechnung, unter Beachtung internationaler und nationaler Rechtsprechung, dargestellt. Kapitel 3 setzt sich mit der Konzeption der österreichischen Gruppenbesteuerung auseinander. Dabei soll aufgezeigt werden, wie Österreich europarechtlichen Bedenken entgegentritt und wie die österreichische Konzeption eine grenzüberschreitende Verlustverrechnung ermöglicht. Im Fokus dieses Kapitels steht die Frage, ob eine Übertragbarkeit einzelner Elemente aus deutscher Sicht empfehlenswert erscheint. Im Anschluss skizziert Kapitel 4 die wesentlichen Ansätze der Reformüberlegungen des Hessischen Ministeriums der Finanzen und des Bayrischen Finanzministeriums zur Fortentwicklung der deutschen Organschaft. Abschließend wird eine kurze Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse vorgenommen.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einführung
- 2 Problembereiche der ertragsteuerlichen Organschaft und Reformbedarf
- 2.1 Binnenorientierung
- 2.1.1 Organträger
- 2.1.2 Organgesellschaft
- 2.2 Notwendigkeit eines Gewinnabführungsvertrages
- 2.3 Grenzüberschreitende Verlustverrechnung im Konzern
- 2.1 Binnenorientierung
- 3 Moderne Gruppenbesteuerung in Österreich
- 3.1 Relevanz der österreichischen Gruppenbesteuerung für die deutsche Organschaft
- 3.2 Konzeption der österreichischen Gruppenbesteuerung
- 3.2.1 Gruppenantrag
- 3.2.2 Einschränkung der Binnenorientierung
- 3.2.3 Grenzüberschreitende Verlustverrechnung innerhalb der Österreichischen Gruppenbesteuerung
- 3.3 Übertragbarkeit des österreichischen Gruppenbesteuerungssystems für eine Reform der deutschen Konzernbesteuerung
- 4 Reformüberlegungen zur Einführung einer modernen Gruppenbesteuerung
- 4.1 Konzerninternes Gruppenbeitragsmodell
- 4.2 Einkommenszurechnungsmodell
- 5 Zusammenfassende Darstellung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Bachelorarbeit analysiert die Problemfelder der ertragsteuerlichen Organschaft im deutschen Recht und untersucht Reformansätze zur Einführung eines modernen Gruppenbesteuerungssystems. Das Ziel ist es, die bestehenden Schwächen der Organschaft, insbesondere im grenzüberschreitenden Kontext, aufzuzeigen und potenzielle Lösungen im Vergleich mit dem österreichischen Modell zu präsentieren.
- Probleme der Binnenorientierung der deutschen Organschaftsbesteuerung
- Auswirkungen des Gewinnabführungsvertrages (GAV)
- Grenzüberschreitende Verlustverrechnung im Konzern
- Analyse der österreichischen Gruppenbesteuerung
- Reformvorschläge für die deutsche Konzernbesteuerung
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einführung: Die Arbeit leitet die Thematik der grenzüberschreitenden Organschaft ein und betont den Reformbedarf angesichts der Internationalisierung und des Wettbewerbsdrucks. Sie hebt die Kritik an der bestehenden Organschaft hervor, die insbesondere durch die Binnenorientierung und den GAV gekennzeichnet ist. Die Arbeit skizziert den Forschungsansatz, der die Problemfelder der Organschaft analysiert und das österreichische Modell als potenzielles Vorbild für eine Reform in Deutschland untersucht.
2 Problembereiche der ertragsteuerlichen Organschaft und Reformbedarf: Dieses Kapitel analysiert detailliert die zentralen Schwachstellen der deutschen Organschaftsbesteuerung. Die starke Binnenorientierung wird kritisch beleuchtet, wobei die Einschränkungen für grenzüberschreitende Sachverhalte im Fokus stehen. Die Notwendigkeit eines Gewinnabführungsvertrages (GAV) wird ebenso thematisiert, inklusive der damit verbundenen rechtlichen und betriebswirtschaftlichen Herausforderungen. Schließlich wird die Problematik der grenzüberschreitenden Verlustverrechnung im Konzern im Kontext nationaler und internationaler Rechtsprechung behandelt. Das Kapitel stellt dar, wie die beschriebenen Problemfelder zu Wettbewerbsnachteilen für deutsche Unternehmen im internationalen Vergleich führen können.
3 Moderne Gruppenbesteuerung in Österreich: Dieses Kapitel untersucht das österreichische Gruppenbesteuerungssystem als mögliches Vorbild für eine Reform der deutschen Konzernbesteuerung. Es wird analysiert, wie Österreich europarechtliche Bedenken umgeht und eine grenzüberschreitende Verlustverrechnung ermöglicht. Die Übertragbarkeit einzelner Elemente des österreichischen Systems auf den deutschen Kontext wird kritisch geprüft und diskutiert, um herauszufinden, welche Aspekte des österreichischen Modells für Deutschland relevant und umsetzbar wären. Der Fokus liegt dabei auf der Frage, ob eine Übernahme einzelner Elemente des österreichischen Systems die Situation für deutsche Unternehmen verbessern könnte.
4 Reformüberlegungen zur Einführung einer modernen Gruppenbesteuerung: Das Kapitel präsentiert und bewertet verschiedene Reformansätze für die deutsche Organschaft, wie sie beispielsweise vom Hessischen und Bayrischen Finanzministerium vorgeschlagen wurden. Es beleuchtet verschiedene Modelle wie konzerninterne Gruppenbeitragsmodelle und Einkommenszurechnungsmodelle, diskutiert deren Vor- und Nachteile und bewertet ihre Eignung, die bestehenden Mängel der deutschen Organschaftsbesteuerung zu beheben. Die jeweiligen Auswirkungen der verschiedenen Modelle auf die Steuergerechtigkeit und die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen werden dabei berücksichtigt.
Schlüsselwörter
Organschaft, Gruppenbesteuerung, Konzernbesteuerung, Gewinnabführungsvertrag (GAV), Binnenorientierung, grenzüberschreitende Verlustverrechnung, internationales Steuerrecht, österreichisches Steuerrecht, Reformbedarf, Wettbewerbsfähigkeit.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Bachelorarbeit: Problembereiche der ertragsteuerlichen Organschaft und Reformansätze
Was ist der Gegenstand dieser Bachelorarbeit?
Die Arbeit analysiert die Schwächen der ertragsteuerlichen Organschaft im deutschen Recht und untersucht mögliche Reformen, insbesondere im Vergleich zum österreichischen System der Gruppenbesteuerung. Der Fokus liegt auf der Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen im internationalen Kontext.
Welche Problemfelder der deutschen Organschaftsbesteuerung werden behandelt?
Die Arbeit beleuchtet kritische Punkte wie die Binnenorientierung der Organschaft, die Notwendigkeit von Gewinnabführungsverträgen (GAV), die Schwierigkeiten bei der grenzüberschreitenden Verlustverrechnung und die daraus resultierenden Wettbewerbsnachteile für deutsche Unternehmen.
Wie wird das österreichische Gruppenbesteuerungssystem in die Analyse einbezogen?
Das österreichische Modell dient als Vergleichsbeispiel für eine mögliche Reform der deutschen Konzernbesteuerung. Die Arbeit untersucht, wie Österreich europarechtliche Bedenken umgeht und eine effektive grenzüberschreitende Verlustverrechnung ermöglicht. Die Übertragbarkeit einzelner Elemente des österreichischen Systems auf Deutschland wird kritisch bewertet.
Welche Reformansätze werden diskutiert?
Die Arbeit präsentiert und bewertet verschiedene Reformvorschläge, darunter konzerninterne Gruppenbeitragsmodelle und Einkommenszurechnungsmodelle. Die Vor- und Nachteile der einzelnen Modelle werden im Hinblick auf Steuergerechtigkeit und Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen diskutiert.
Welche konkreten Aspekte der Binnenorientierung werden kritisiert?
Die Arbeit kritisiert die Einschränkungen der Binnenorientierung, insbesondere im grenzüberschreitenden Kontext. Sie zeigt auf, wie diese Einschränkungen zu Nachteilen für international agierende deutsche Unternehmen führen.
Welche Rolle spielt der Gewinnabführungsvertrag (GAV)?
Der GAV wird als ein zentraler Bestandteil der deutschen Organschaftsbesteuerung analysiert, einschließlich seiner rechtlichen und betriebswirtschaftlichen Herausforderungen und seiner Auswirkungen auf die grenzüberschreitende Verlustverrechnung.
Wie wird die grenzüberschreitende Verlustverrechnung behandelt?
Die Arbeit untersucht die Problematik der grenzüberschreitenden Verlustverrechnung im Detail, unter Berücksichtigung nationaler und internationaler Rechtsprechung und ihrer Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen.
Welche Schlussfolgerungen zieht die Arbeit?
Die Arbeit kommt zu Schlussfolgerungen bezüglich der Notwendigkeit einer Reform der deutschen Organschaftsbesteuerung und bewertet die Übertragbarkeit von Elementen des österreichischen Gruppenbesteuerungssystems auf den deutschen Kontext. Die Ergebnisse liefern Empfehlungen für eine Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit?
Organschaft, Gruppenbesteuerung, Konzernbesteuerung, Gewinnabführungsvertrag (GAV), Binnenorientierung, grenzüberschreitende Verlustverrechnung, internationales Steuerrecht, österreichisches Steuerrecht, Reformbedarf, Wettbewerbsfähigkeit.
Wo finde ich detaillierte Informationen zu den einzelnen Kapiteln?
Das Inhaltsverzeichnis der Arbeit bietet eine detaillierte Übersicht der einzelnen Kapitel und Unterkapitel. Die Kapitelzusammenfassungen liefern zusätzliche Informationen zu den jeweiligen Inhalten.
- Quote paper
- Liv Päglow (Author), 2012, Grenzüberschreitende Organschaft, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/202037