Mit dem Phänomen Erdbeben musste sich Menschen schon seit jeher auseinandersetzen, ob man wollte oder nicht. Nur wurde der Verursacher für solch eine Naturkatastrophe zu damaliger Zeit in etwas anderem gesehen, als in der Moderne. Dennoch bleiben die Folgen die gleichen, da auch heute Gebäude einstürzen und diese Menschen unter sich begraben.
In der folgenden Arbeit wird das „Erdbeben in Sparta mit seinen Auswirkungen auf Staat und Mensch“ thematisiert. Dabei wird mit Hilfe antiker Quellen darauf eingegangen, wer der Auslöser des Erdbebens, nach antiker Menschenmeinung, ist und welche Ursachen dem Beben zugrunde liegen. Des Weiteren wird kurz erläutert, wie die modernen Wissenschaften sich die Naturkatastrophe, Erdbeben, erklären und wer die ersten naturwissenschaftlichen Erklärungen in der Antike aufstellte. Ein größerer Punkt wird den Bereich der Folgen umfassen, da kurze Zeit nach dem Beben sogar ein Krieg ausbrach, der in die Geschichte einging. Dieser Teil beschäftigt sich mit der Problematik der Heloten im spartanischen Machtgebiet und wie deren Aufstand zwecks Unterdrückung im Staat verlief. Noch dazu wird hier versucht, die Frage zu klären, ob das Erdbeben der Grund des Bevölkerungsrückganges sei oder ob andere, bereits aufgestellte, Thesen eher zum allmählichen Niedergang beitrugen. Der letzte Punkt umfasst einen Überblick über die wichtigsten Quellen antiker Autoren, die das Erdbeben in Sparta erwähnen bzw. schildern.
INHALTSVERZEICHNIS
Einleitung
1. Das Erdbeben
2. Der Erderschütterer Poseidon
3. Entstehung eines Erdbebens in modernen Wissenschaften
3.1 Plattentektonik in kurzen Zügen
3.2 Erdbebeninstrumente
4. Erdbebentheorien der Antike
5. Folgen der Zerstörung
5.1 Das Verhältnis zwischen Spartanern und Heloten
5.2 Der Heloten Aufstand
5.3 Erdbeben als Ursache des Bevölkerungsrückgangs
6. Historische Quellen
7. Fazit
8. Literaturverzeichnis
9. Abbildungsverzeichnis
Einleitung
Mit dem Phänomen Erdbeben musste sich Menschen schon seit jeher auseinandersetzen, ob man wollte oder nicht. Nur wurde der Verursacher für solch eine Naturkatastrophe zu damaliger Zeit in etwas anderem gesehen, als in der Moderne. Dennoch bleiben die Folgen die gleichen, da auch heute Gebäude einstürzen und diese Menschen unter sich begraben.
In der folgenden Arbeit wird das „Erdbeben in Sparta mit seinen Auswirkungen auf Staat und Mensch“ thematisiert. Dabei wird mit Hilfe antiker Quellen darauf eingegangen, wer der Auslöser des Erdbebens, nach antiker Menschenmeinung, ist und welche Ursachen dem Beben zugrunde liegen. Des Weiteren wird kurz erläutert, wie die modernen Wissenschaften sich die Naturkatastrophe, Erdbeben, erklären und wer die ersten naturwissenschaftlichen Erklärungen in der Antike aufstellte. Ein größerer Punkt wird den Bereich der Folgen umfassen, da kurze Zeit nach dem Beben sogar ein Krieg ausbrach, der in die Geschichte einging. Dieser Teil beschäftigt sich mit der Problematik der Heloten im spartanischen Machtgebiet und wie deren Aufstand zwecks Unterdrückung im Staat verlief. Noch dazu wird hier versucht, die Frage zu klären, ob das Erdbeben der Grund des Bevölkerungsrückganges sei oder ob andere, bereits aufgestellte, Thesen eher zum allmählichen Niedergang beitrugen. Der letzte Punkt umfasst einen Überblick über die wichtigsten Quellen antiker Autoren, die das Erdbeben in Sparta erwähnen bzw. schildern.
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(Abb.1: Karte von Sparta)
1.) Das Erdbeben
„Die Sparter haß‘ ich, mag Poseidon
Ihr Gott auf Tainaron, mit einem Erdstoß
Die Häuser alle auf die Köpfe schmettern!“
So schilderte Aristophanes in der Rede des Dikaiopolis in den „Acharnern“ (508-510) die damalige Lage Spartas. Ein verheerendes Erdbeben suchte Sparta 464 v. Chr., wahrscheinlich im Frühjahr, heim. S gilt bis heute als das größte, das die Antike kannte und man zeigte sogar die Gräber der Verstorbenen noch bis in die Kaiserzeit hinein. Die Autoren des 5. Jh. v. Chr. berichten nichts über die Anzahl der Toten und über die Stärke des Bebens, bis auf die oben zitierte Anspielung auf die damalige Lage bei Aristophanes. Die Autoren formulieren dafür in späterer Zeit die Zerstörung immer genauer aus. Man verstand damals das Beben als göttliches Zeichen, also als Prodigium, oder gar als Strafe für eine vorangegangene Untat, auf die ich später noch zu sprechen kommen werde.[1]
Die Meinungen darüber, wann das Beben genau stattgefunden hat, wie viele Opfer es forderte und wie deren soziale und geschlechterspezifische Zusammensetzung ausgesehen haben mag, werden in der Forschung oft diskutiert und man ist sich darüber noch immer nicht einig. Diodor gibt beispielsweise an, dass das Erdbeben bereits 469 v. Chr. Sparta getroffen hat, sowie er auch von einer Opferzahl 20000 spricht, was viele für eine Übertreibung halten. Archäologisch kann das Beben nicht nachgewiesen werden, da die Ausgrabungen in Sparta unzureichend sind. Auch über die langfristigen Folgen für Sparta ist man sich noch nicht ganz im Klaren.[2]
2.) Der Erderschütterer Poseidon
Bereits Pausanias berichtete darüber, dass die Lakedaimonier am meisten von allen Griechen Furcht vor den Prodigien hatten. Himmelserscheinungen und vor allem Erdbeben wirkten sich auf das Handeln der Spartaner aus. Wenn man bedenkt, dass die antiken Menschen keinerlei wissenschaftliche Erklärungen für die Entstehung eines Erdbebens kannten, kann man sich leicht vorstellen, wie so etwas, das immerhin das Festeste, was die Menschen damals kannten, nämlich den Boden, ins schwanken brachte und ganze Häuser zerstören lies, auf diese wirken musste. Natürlich machten sie deswegen einen Gott dafür verantwortlich und dieser nannte sich Poseidon, der Herr der Erdtiefe. Dieser besaß in Sparta und Lakonien zahlreiche Kulte, um ihn zu besänftigen und schlimmeres Unheil zu vermeiden. Poseidon Asphalios und Poseidon Domatites verehrte man in Sparta, Poseidon Gaiaochos wurde bei Therapne und Gytheion angebetet. Mit dem Wort „asphalios“, was übersetzt „sicher“ bedeutet, wird ein primitiver Glaube aufgezeigt, denn derjenige, der das Unheil verursacht, soll es dementsprechend auch wieder heilen können. Poseidon trug diesen Namen auch bei den erdbebengefährdeten Inseln Santorin und Rhodos[3]. Jeder Hörer Homers kannte den Erderschütterer und die Wirkung seiner Kraft. Somit wird durch ein Erdbeben der Zorn des Gottes ausgedrückt, der natürlich durch eine Untat hervorgerufen wurde. Damit gelten Erdbeben als Zeichen, die in die Vergangenheit, aber auch in die Zukunft wiesen. Man glaubte sogar daran, dass man, wenn Poseidon seinen Zorn verkündet, seine Taten daraufhin einstellen muss. Dies führte oft dazu, dass zum Beispiel ganze Feldzüge wegen eines Erdstoßes abgebrochen werden mussten. Dies geschah so um 426 v. Chr. als die Spartaner am Isthmos einfielen und 414 v. Chr. beim Zug gegen Argos.[4]
Im 2. Jh. v. Chr. empfahl sogar das Orakel von Didyma in Kleinasien, nach einem Erdbeben in der Gegend von Milet, sich dem Kult des Poseidon Asphalios anzuschließen.[5]
3.) Entstehung eines Erdbebens in modernen Wissenschaften
Erste Erklärungsversuche, die auf nicht mythischen Deutungen beruhen, stammen bereits aus dem antiken Griechenland, dass wegen des Aufeinandertreffens der Eurasischen Platte und der Afrikanischen Platte, besonders gefährdet war. Viele griechische Philosophen versuchten mit mechanischen Erklärungsmethoden, die Katastrophe zu erklären. Einer der ersten war Strabo, der feststellte, dass Erdbeben häufiger an den Küsten, als im Landesinneren vorkommen. So wie auch Aristoteles nahm auch er an, dass diese durch unterirdische Stürme entstehen, die brennbares Material in der Tiefe entzünden.[6]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(Abb.2: Platten der Welt)
3.1) Plattentektonik in kurzen Zügen
Mit dem Modell der Plattentektonik wird in der Moderne die Entstehung eines Erdbebens erklärt. Die einzelnen Platten reichen in eine Tiefe von bis zu 80 km und sind in einer ständigen Bewegung in vorwiegend horizontaler Richtung. Diese Bewegung wird ermöglicht, weil darunter eine weichere Schicht liegt. An den Plattenrändern kommt es zur Übertragung starker deformierter Kräfte, welche je nachdem kollidieren, sich parallel verschieben oder voneinander entfernen. Mit dieser Bewegung verursachen sie physikalische und auch chemische Veränderungen im Gestein. Die gewaltigsten, die Erdoberfläche gestaltenden geologischen Veränderungen, wie z.B. die Entstehung von Hochgebirgen, vollziehen sich an den Plattenrändern. Des Weiteren befinden sich die Platten in einem ständigen Wachstum, aber es gibt auch Platten, die wieder kleiner werden. Das Anwachsen entsteht dadurch, dass Lava vom Erdinneren hervorquillt und sich dieses auf den Platten, als neuer Meeresboden ansammelt. Nun kann man sich fragen, wohin das alte Plattenmaterial verschwindet, wenn ständig neues Plattenmaterial entsteht? Man nimmt an, dass die im Zusammenhang mit den vorrückenden Kontinenten und Inselbögen stehenden ozeanischen Tiefseegräben die „Begräbnisstätte“ der Platten bilden. Diese Gebiete werden Subduktionszonen genannt und hier sinkt die Oberflächenschicht in das Erdinnere ab. Dort steigt die Temperatur an und der Druck wächst, je tiefer es wird. Schritt für Schritt wird die absinkende Lithosphäre gelöst, bis sie von den umgebenden Gesteinen absorbiert und mit ihnen vermischt wird. Aus diesem Grund gelten Erdbeben an den ozeanischen Rücken, die entstehen, wenn zwei Platten wieder voneinander wegbewegen, als eine Folge des Anwachsens der Platten. An submarinen Kettengebirgen kommt es zu zahlreichen oberflächlichen Rissen und des Öfteren fallen Blöcke von höheren Partien in tiefergelegene herab. An der Stelle, an der die Platten „stirnseitig“ kollidieren, entstehen, begleitet von einer fast ununterbrochenen Erdbebentätigkeit, Hochgebirgsketten. Oberflächennahe Beben kommen zustande, wenn sich eine Platte im Bereich des Tiefseegrabens abwärts biegt und somit Brüche in der Platte entstehen. Aber nur 10% aller Beben kommen an ozeanischen Rücken vor und sie tragen auch nur 5% zu der Gesamtenergie bei, die durch die Beben in aller Welt freigesetzt wird. Hingegen liefern die Beben der Tiefseegräben mehr als 90% der gesamten auf der Erde überhaupt freigesetzten seismischen Energie oberflächennaher Beben und den Hauptteil der Energie aus beben mit mittleren und großen Herdtiefen. Die Ursachen der meisten Erdbeben liegen in den Subduktionszonen und sind also ein Ergebnis der Überschiebung einer Platte über die andere. Erdbeben sind also nach moderner Ansicht wegen der andauernden geologischen Umgestaltung des Planeten grundsätzlich immer zu erwarten.[7]
In Sparta, das ja auf der Peloponnes zu finden ist und somit an den Grenzen der schon bereits erwähnten Eurasischen Platte und Afrikanischen Platte liegt, wird das Erdbeben, modern betrachtete, als Tektonisches Beben bezeichnet. Diese sind Beben, die am häufigsten vorkommen und entstehen durch momentanes Zerbrechen von Gestein aufgrund gebirgsbildender geologischer Kräfte. Sie bedrohen, durch ihre enorm wirkende zerstörerische Kraft, die Menschen am meisten. Andere Arten von Beben wären die Vulkanischen Erdbeben, die Einsturzbeben und die Explosions-Erdbeben.[8]
Besonders die Landschaft in Lakonien, vor allem das Gebiet zwischen Megapolis und dem lakonischen Golf ist eine sehr erdbebenanfällige Zone.[9]
[...]
[1] Vgl. Manfred Clauss, Sparta-eine Einführung in seine Geschichte und Zivilisation (1983) 43
[2] Vgl. Stuttgarter Kolloquium, Naturkatastrophen der antiken Welt (1998) 291, ebd. Anm. 1f.
[3] Vgl. Holger Sonnabend, Naturkatastrophen in der Antike (1999) 129
[4] Vgl. Manfred Clauss, Sparta-eine Einführung in seine Geschichte und Zivilisation (1983) 177f.
[5] Vgl. Holger Sonnabend, Naturkatastrophen in der Antike (1999) 129
[6] Vgl. B. A. Bolt, Erdbeben – Eine Einführung (1984) 3
[7] Vgl. ebd. 11ff., 51
[8] Vgl. Vgl. M. Clauss, Sparta - Eine Einführung in seine Geschichte und Zivilisation (1983) 177, B. A. Bolt, Erdbeben – Eine Einführung (1984) 52f.
[9] Vgl. M. Clauss, Sparta-Eine Einführung in seine Geschichte und Zivilisation (1983) 177