Je komplizierter und unübersichtlicher die moderne Welt wird, um so mehr wächst die Nachfrage nach Orientierung so Nagorni (1993, 7). Antisemitismus wäre ein solches Ordnungsmuster, welches einfache Erklärungen für komplexe Sachverhalte liefert. So ist es beispielsweise zu erklären, dass auch nach dem Schrecken des Zweiten Weltkrieges, der Antisemitismus nicht mit dem Kriegsende zu Ende ging. Stereotype und Ausländerfeindlichkeit treten immer wieder in den Vordergrund von Diskussionen, die wir lange schon hätten überwinden sollen.
Dass der Mensch Kategorien und Stereotype bilden muss ist verständlich, denn dadurch verkürzt er seine Handlungen. Er bildet Kategorien aufgrund seiner Erinnerungen und dem Wissen, welches er sich im Laufe seines Lebens angeeignet hat. Es wäre für den Menschen unmöglich, ständig neue Gedankengänge bei jedem Objekt zu bilden. Dies bildet auch die Grundlage für unser stereotypes Denken und auch, dass sich jener Sündenbockmechanismus bildet, der Thema unserer Seminararbeit ist.
Der Sündenbockmechanismus besteht somit immer in unserer Gesellschaft, das Schwarz-Weiß Klischee, die Einteilung in Schafe und Böcke, Freunde und Feinde, Gut und Böse (Nagorni, 1993, 7) ist immer noch gesellschaftlicher Alltag. Dies dient dem inneren Zusammenhang in der eigenen Gruppe, und lässt Stereotype entstehen, die sich als Aggression und Gewalt gegenüber anderen äußern.
Die Geschichte zeigt uns, dass immer wieder die Juden als Projektionsfläche für die latente Gewaltbereitschaft der Gesellschaft herhalten mussten, sei es damals, zur Zeit der Schwarzen Pest, wo sie beschuldigt wurden, das Brunnenwasser vergiftet zu haben, als auch während der Zeit des Nationalsozialismus.
Das Buch des französischen Literaturkritikers René Girard verweist darauf, dass das menschliche Zusammenleben eines der wohl größten anthropologischen Probleme darstellt. Die wohl erkenntnisreichste Einsicht Girards; anhand griechischer Mythen erklärt er, dass sobald es zu einer Krise kommt, die einem zu jener Zeit unerklärlich erschien (z.B.: Naturkatastrophen, Dürre…), jemand dafür gerade stehen musste. Es bildet sich ein gemeinsames Feindbild, dem die Schuld für die Krise in die Schuhe geschoben wird. Dieser sogenannte Sündenbock zählt meist zu einer gesellschaftlichen Minderheit. Girard verdeutlicht dies vor allem an den Beispielen der Hexenverfolgung und der Judenverfolgung im 14. Jahrhundert.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Sündenbock- Theorie – Einleitender Teil
- Definition,,Sündenbock“.
- Die Rolle des Sündenbocks
- René Girard – Der Mythos und die Theorie des Sündenbocks
- Allgemeines zum Werk „Ausstoẞung und Verfolgung - Eine historische Theorie des Sündenbocks“
- Stereotype die in einem Mythos wirken – Ödipus-Mythos
- Die Pest - Judenverfolgung
- Die Hexenjagd
- Menschen mit Behinderung
- Kennzeichen eines Sündenbocks laut René Girard
- Der Sündenbock im Nationalsozialismus
- Theodor Adorno – Autorität lässt den Sündenbockmechanismus greifen
- Auswirkungen der Evolutionstheorie Darwins auf die Rassenhygiene im Nationalsozialismus
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit untersucht das Phänomen des Sündenbocks in historischer und inklusionspädagogischer Perspektive. Sie beleuchtet, wie der Sündenbockmechanismus in verschiedenen historischen Kontexten funktioniert und wie er zur Ausgrenzung und Gewalt gegenüber bestimmten Gruppen geführt hat.
- Definition und Funktion des Sündenbockmechanismus
- Die Theorie des Sündenbocks nach René Girard
- Der Sündenbock im Nationalsozialismus
- Der Zusammenhang von Sündenbockmechanismen mit Stereotypisierung und Ausgrenzung
- Die Bedeutung des Themas für die Inklusionspädagogik
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung skizziert das Thema der Seminararbeit und stellt die Relevanz des Sündenbockmechanismus in der heutigen Gesellschaft heraus. Im zweiten Kapitel wird der Begriff "Sündenbock" definiert und seine Rolle in der Geschichte des menschlichen Zusammenlebens beleuchtet. Der dritte Teil widmet sich der Theorie des französischen Literaturkritikers René Girard, der den Sündenbockmechanismus anhand von Mythen und historischen Beispielen erklärt. Das vierte Kapitel befasst sich mit dem Sündenbock im Nationalsozialismus, wobei die Theorien von Theodor Adorno und Charles Darwin in den Kontext des Phänomens eingeordnet werden. Die Arbeit schließt mit einem Fazit ab, das die wichtigsten Erkenntnisse zusammenfasst.
Schlüsselwörter
Die Seminararbeit beleuchtet die Bedeutung des Sündenbockmechanismus, der in verschiedenen historischen Kontexten zum Tragen kam. Schlüsselbegriffe sind unter anderem: Sündenbocktheorie, René Girard, Theodor Adorno, Ausgrenzung, Stereotype, Judenverfolgung, Hexenjagd, Nationalsozialismus, Rassenhygiene, Inklusionspädagogik.
- Arbeit zitieren
- Marcia Rainer (Autor:in), 2010, Der Sündenbock – Zeitlose Notwendigkeit eines gesellschaftlichen Phänomens, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/198765