Hausarbeit über die Finanzkrise aus damaligen aktuellen Anlass:
"Globale Inflations-, Deflations- oder
Stagflationstendenzen: Mögliche Auswirkungen auf die internationalen Finanzmärkte."
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Grundlagen der Preisniveaustabilität
2.1 Allgemeine Auswirkungen von Inflation, Deflation,
Stagflation auf die Preisniveaustabilität
2.1.1 Verlust der Steuerungsfunktion der Preise
2.1.2 Negative Beschäftigungseffekte
2.1.3 Beeinträchtigung der Wettbewerbsfähigkeit
2.1.4 Negative Verteilungswirkungen
2.2 Definitionen von Inflation, Stagflation und Deflation
2.2.1 Inflation
2.2.2 Stagflation
2.2.3 Deflation
2.3 Zielsetzungen und Einflussmöglichkeiten der Notenbanken
2.3.1 Expansive Geldpolitik
2.3.2 Kontraktive/ restriktive Geldpolitik
2.4 Entwicklung globaler Teuerungsraten
3 Investitionsentscheidungen auf dem Finanzmarkt
3.1 Bedeutung und Funktion der Finanzmärkte
3.2 Bedeutung von Rendite und Investition in der Anlage
von Renten und Aktien
3.2.1 Renditeberechnung und Investitionsentscheidung
für den Rentenmarkt
3.2.2 Renditeberechnung und Investitionsentscheidung
für den Aktienmarkt
3.2.3 Fundamentalanalyse
4 Aktien oder Renten: Auswirkungen der Entscheidung
5 Fazit
Literaturverzeichnis
Erklärung
1 Einleitung
Die Inflation ist ein monetäres Phänomen, das die Stabilität von Staaten zu jeder Zeit und überall bedrohen würde. Diese Auffassung stammt von Milton Friedman (1912-2006), dem im Jahr 1976 der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften zugesprochen wurde.[1] Friedmans formulierte Beobachtung hat bis zum heutigen Tag ihre Gültigkeit behalten, dennoch ist es in den vergangenen Jahrzehnten den Industrienationen gelungen, die Inflation dank einer gelungenen Geldpolitik zu stabilisieren. Einen Erfolg, den sich vor allem die unabhängigen Zentralbanken anrechnen können.
Sich abzeichnende größere Schwankungen der Vermögenspreise ließen in den vergangenen Jahren die Sorge um eine Stabilität des Finanzmarktes wieder steigen. Zudem wird das starke Wachstum, dass die Weltwirtschaft in den vergangenen fünf Jahren aufwies, seit 2008 seinem bislang schwersten Belastungstest unterzogen. Eine ansteigende Inflation ist somit weltweit zu beobachten. Als Auslöser gelten stark anziehende Rohstoff- und Nahrungsmittelpreise, das Abklingen der preisdämpfenden Effekte durch Exporte der Niedriglohnländer, Lohnsteigerungen sowie die in den vorangegangenen Jahren deutlich ausgeweitete globale Liquidität. In deren Folge steigt der Inflationsdruck und das an Schwung verlierende Wirtschaftswachstum ruft erste Warnungen vor einer Stagflation hervor.[2]
Die Angst vor einer Inflation geht um. Der Vermögensaufbau als auch der -erhalt scheinen wieder einmal bedroht. Erinnerungen an die Inflationen der 1920er Jahre werden wachgerufen. Man denkt zurück an die wertlosen, in Schubkarren transportierten Geldscheine, die nicht selten nur noch als Brennmaterial ein gutes Ende gefunden hatten. Daher ist es kaum verwunderlich, dass Rufe nach einer ausreichenden und wirkungsvollen Stabilisierungspolitik laut werden. Der neoklassischen Theorie würden diese Wünsche allerdings widersprechen. Gilt doch hier, dass die Wirtschaft in sich stabil sei und daher von sich aus langfristig zum Gleichgewicht tendiere. Eingriffe des Staates werden als unnötig und schädlich empfunden. Letztlich behaupten Vertreter dieser Theorie, dass ein Eingreifen der Politik die Volkswirtschaft destabilisiere.[3]
Zudem sind unsere heutigen Marktwirtschaften zugleich auch Geldwirtschaften, in denen der Preis eines Gutes dessen objektiven Tauschwert widerspiegelt. Das bedeutet, dass sich der Geldwert dadurch definiert, welcher bestimmten Geldmenge eine bestimmte Gütermenge zugeordnet wird. Da die Kaufkraft ständigen Veränderungen unterliegt, erhält man mit ein und demselben Geldbetrag immer wieder unterschiedliche Gütermengen zu unterschiedlichen Zeitpunkten. Dieses System des Wirtschaftens mit Geld stellt letztlich die Basis möglicher inflationärer Tendenzen dar.
Dieses berücksichtigend soll diese Hausarbeit zeigen, welche Bedeutung inflationäre, deflationäre als auch stagflationäre Bedrohungen auf die Investitionsentscheidungen am globalen Finanzmarkt haben. Ausgehend von der Darstellung, welche allgemeinen Auswirkungen Inflation, Deflation und Stagflation auf die Preisniveaustabilität haben und mit welchen Mitteln die Notenbanken diesen entgegenarbeiten, wird zu zeigen sein, wie sich die Veränderungen am Markt letztendlich auf die Renten- als auch auf die Aktienmärkte und die Renditeentwicklung auswirkt.
2 Grundlagen der Preisniveaustabilität
2.1 Allgemeine Auswirkungen von Inflation, Deflation und Stagflation auf die Preisniveaustabil ität
Die Preisniveaustabilität ermöglicht den Unternehmen die langfristige Berechnung der Kosten und Erlöse. Die Bedeutung für die Haushalte liegt in einer gleich bleibenden Kaufkraft. Ein starker Preisanstieg, wie bei einer Inflation, verunsichert die Konsumenten als auch die Unternehmer und gefährdet die Geldfunktion. Zudem werden Besitzer von Sachgütern, diese behalten ihren Wert, und Schuldner, deren Verbindlichkeiten verlieren an Wert, von einer Inflation begünstigt. Eine Benachteiligung erfahren Gläubiger, Arbeitnehmer und Empfänger von Transfereinkommen, wie Rentner oder Sozialhilfeempfänger. Während einer Deflation wiederum profitieren die Gläubiger und die Schuldner werden benachteiligt. Eine einsetzende Kaufzurückhaltung der Konsumenten und sinkende Güterpreise führen hier zu einer Deflationsspirale mit Preis- und Einkommensrückgängen und Arbeitslosigkeit.
Ein stabiles Preisniveau ist folglich erstrebenswert. Abweichungen von diesem stabilen Preisniveau haben die geschilderten negativen Konsequenzen zur Folge. Zudem erzeugen in- als auch deflationäre Tendenzen Folgendes:
- den Verlust der Steuerungsfunktion der Preise,
- negative Beschäftigungseffekte,
- den Verlust internationaler Wettbewerbsfähigkeit,
- negative Verteilungswirkungen.[4]
2.1.1 Der Verlust der Steuerungsfunktion der Preise
Der Preismechanismus stellt in der Mikro- und der neoklassischen Makroökonomik den zentralen Steuerungsmechanismus in der Volkswirtschaft dar. Inflation und Deflation führen hier zu Fehlsteuerungen in der Volkswirtschaft. Mit einer Inflation kommt es zur Flucht in Sachwerte. Die Wirtschaftssubjekte setzen verstärkt auf Gold oder Immobilien und wenden sich u.a. von festverzinslichen Wertpapieren ab.[5] Planungsunsicherheiten begünstigen kurzfristige, sich schnell amortisierende Investitionen, während langfristige erschwert werden. Entgegengesetzt verhalten sich die Wirtschaftssubjekte bei einer Deflation. Der Geldwert steigt und die Bargeldhaltung wirft Erträge ab. Das Geld wird gehalten und Güterkäufe werden verschoben. Dieses Phänomen wird u.a. im keynesianischen Modell als ‚Liquiditätsfalle’ beschrieben.[6]
2.1.2 Negative Beschäftigungseffekte
1958 veröffentlichte der englische Ökonom Alban William Housego Phillips (1914-1975) einen Artikel, der eine stabile negative Korrelation zwischen Inflation und Arbeitslosigkeit nachwies. Durch die Auswertung historischer Daten konnte das ‚Phillips-Theorem’ formuliert werden, wonach mit sinkender Arbeitslosigkeit ein höheres Preisniveau einhergeht. Philips Prinzip, das den Beginn einer langjährigen Diskussion über Beschäftigungseffekte während einer Inflation bedeutete, wurde damit erklärt, dass mit sinkender Arbeitslosigkeit das Volkseinkommen steigen würde. Die daraus resultierende Konsumgüternachfrage wird die Produktionskapazitäten übersteigen. In der Folge würden Preise als auch Löhne ansteigen.[7] Die in der ‚Phillips-Kurve’ dargestellte Theorie wurde durch das Aufkommen einer Stagflation in den 1970er Jahren weitestgehend widerlegt. Es stellte sich heraus, dass die Annahmen von 1958 nur haltbar waren, wenn die Einflüsse von Außen stabil gehalten werden konnten und zudem eine Unterauslastung der Produktionskapazitäten vorlag. Die letzten beiden Bedingungen stehen als Kennzeichen für eine Deflation, welche die Beschäftigung über einen Nachfragemangel beeinträchtigt. Dies drückt sich in steigender Kassenhaltung und sinkender Güternachfrage aus. Gelder versickern in Spekulationskassen. Die zurückgehende Güternachfrage lässt die Kapazitätsauslastung sinken in deren Folge Arbeitskräfte entlassen werden. In Konsequenz gehen Volkseinkommen und Nachfrage zurück. Es beginnt ein Teufelskreis, der nur schwer zu durchbrechen ist.[8]
2.1.3 Beeinträchtigung der Wettbewerbsfähigkeit
Mit einer Inflation im Inland kommt es zur Aufblähung aller Preise, einschließlich derer für Exportgüter. Bleibt im Ausland die Inflation aus, werden die exportierten Güter dort real teurer. Es kommt zu Absatzverlusten. Zudem sinkt der Außenbeitrag tendenziell. Gleichzeitig steigt die Wettbewerbsfähigkeit ausländischer Anbieter im Inland, da diese nicht von den aufgeblähten Preisen betroffen sind. Liegen dann unwiderruflich feste Wechselkurse vor, wie bei der Einführung des Euro in der Europäischen Währungsunion, kann dieses Ungleichgewicht der Preise nicht mehr ausgeglichen werden. Letztlich kommt es zu einer Beeinträchtigung der Wettbewerbsfähigkeit.[9]
2.1.4 Negative Verteilungswirkungen
Eine Reihe von Hypothesen zu den Verteilungswirkungen der Inflation stellen dar, welche Gruppen Gewinner und welche Verlierer angesehen werden können:
Lohn-Lag-Hypothese (= Lohn-Verlierer-Hypothese): Verlierer sind die Einkommensbezieher, da deren Löhne nur mit Verzögerung an die steigenden Preise angepasst werden. Inflationsgewinner sind die Gewinneinkommensbezieher, da diese ihre Preise schneller anpassen können.[10]
Transfer-Lag-Hypothese (= Transfer-Verlierer-Hypothese): Neben den Lohnbeziehern gelten auch die Bezieher von Transfereinkommen (Rente, Arbeitslosengeld, Hilfe zum Lebensunterhalt u.a.) als Inflationsverlierer. Besonders sind die Bezieher von Renten betroffen, da deren Anpassung an die Inflationsrate an die Lohnerhöhungen gekoppelt ist.[11]
Gläubiger-Schuldner-Hypothese : Inflationsgewinner sind die Schuldner, da diese die Möglichkeit haben, ihre festgelegten Verbindlichkeiten mit entwertetem Geld zurückzubezahlen. Die Gläubiger sind die Inflationsverlierer, die bei falsch vorhergesehener und beim Zinssatz nicht ausreichend berücksichtigter Inflation eine negative Realverzinsung erleiden werden.[12]
Staat-Private-Hypothese : Der Staat ist ein doppelter Inflationsgewinner. Er profitiert als Schuldner als auch als Fiskus aus der Besteuerung von ‚Scheingewinnen’. Bei abgenutzten Anlagegütern ist nur eine Abschreibung von Anschaffungs- oder Herstellungskosten zulässig, so ist die Berücksichtigung inflationsbedingter höherer Wiederbeschaffungskosten nicht vorgesehen.[13]
2.2 Definitionen von Inflation, Stagflation und Deflation
2.2.1 Inflation
Die Kaufkraft der Konsumenten nimmt gefühlt ab. Der Euro scheint weniger wert zu sein als vor einigen Jahren. Was der Konsument spürt, wird durch das Statistische Bundesamt stetig belegt. Die zuverlässigen Daten werden über das Prinzip eines ‚Warenkorbes’ ermittelt, der eine repräsentative Anzahl an täglich konsumierten Gütern und Dienstleistungen enthält. Dieser ‚Warenkorb’ stellt die Basis zur Bildung von unterschiedlichen Preisindizes dar. Dabei werden die Entwicklungen über einen Zeitraum von fünf Jahren beobachtet. Es lässt sich aus den vom Statistischen Bundesamt gewonnenen Daten festhalten, dass die Kaufkraft des Geldes stetig abgenommen und es eine Inflation gegeben hat. Als Inflation wird ein dauerhaftes Ansteigen des allgemeinen Güterpreisniveaus verstanden. Das Ausmaß einer Inflation wird durch die Inflationsrate ausgedrückt. Diese gibt an, um wie viel Prozent das Preisniveau innerhalb eines bestimmten Zeitraumes gestiegen ist.[14] Eine Möglichkeit, die Ursachen einer Inflation näher zu beschreiben, bietet die von Irving Fisher (1867-1947) aufgestellte Gleichung:
M *v = G *p
M steht hierbei für die momentan in Umlauf befindliche Geldmenge. V steht für die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes. G gibt die angebotene Gütermenge und p das Preisniveau wieder. Die linke Seite verkörpert zudem die gesamtwirtschaftliche Nachfrage in Form des nachfragewirksam werdenden Geldes und die rechte Seite das gesamtwirtschaftliche Angebot in Form der in Preisen bewerteten Gütermenge.[15]
Aus dieser Gleichung ergeben sich folgende mögliche Ursachen für eine Inflation:[16]
angebotsinduziert : Preissteigerungen entstehen durch einen Nachfragesog während konjunktureller Hochphasen. Es werden mehr Güter nachgefragt als angeboten. Dies führt zu einer Erhöhung der Geldmenge entweder durch eine verstärkte Kreditaufnahme oder durch eine höhere Umlaufgeschwindigkeit des Geldes. Der gleiche Effekt tritt bei einer Erhöhung der Produktionskosten durch Lohnsteigerungen ein. Zur Erfüllung der Fishergleichung muss sich entweder das Preisniveau oder die angebotene Gütermenge erhöhen.[17]
unvollkommene Marktgegebenheiten : Die angebotene Gütermenge kann durch einen Monopolist verknappt und damit verteuert werden, wenn das Gut durch den Konsumenten nicht anderweitig substituiert werden kann.[18]
importiert : Außenhandelsüberschüsse erhöhen das Einkommen der Exporteure. Zugleich reduziert sich das Güterangebot innerhalb der Volkswirtschaft. Auf diese Weise kommt es zu einer Erhöhung des Preisniveaus.[19]
auf Erwartungshaltungen beruhende Inflation (Self-Fulfilling-Prophecy): Eine Inflation wird erwartet und verfrühte Lohnsteigerungen führen zu einer erhöhten gesamtwirtschaftlichen Nachfrage und somit zu inflationären Tendenzen.[20] Ein anderer Auslöser wäre die Erhöhung der Geldmenge durch die Zentralbank. Dies würde zu einem Steigen des Preisniveaus bei gleich bleibenden Güterangebot und konstanter Umlaufgeschwindigkeit des Geldes führen.
[...]
[1] Vgl. Tomann; S. 36.
[2] Vgl. Schulte; S. 2.
[3] Vgl. Cobbers; S. 2.
[4] Vgl. Dittmar; S. 120f.
[5] Vgl. Riese; S. 279ff.
[6] Vgl. Sorg; S. 15.
[7] Vgl. Riese; S. 200f.
[8] Vgl. Anderegg; S. 228ff.
[9] Vgl. Huffschmid; S. 35.
[10] Vgl. Wildmann 3; S. 70.
[11] Vgl. ebd. S. 71.
[12] Vgl. Riese; S. 115ff.
[13] Vgl. Dorn; S. 128.
[14] Vgl. Dornbusch; S. 14.
[15] Vgl. Heine; S. 268.
[16] Hier keine abschließende Aufzählung.
[17] Vgl. Preisser; S. 95
[18] Vgl. Heine, S. 109.
[19] Vgl. Preisser; S. 96.
[20] Vgl. Preisser; S. 95.