Der Mensch beobachtet in seinem sozialen Leben täglich seine Umwelt und seine Mitmenschen, die Ihn umgeben. Dadurch verschafft er sich eine Rekonstruktion der Wirklichkeit, die er für sich individuell interpretiert und bewertet. Durch die eigene Kultur und Wertevorstellung selektiert er dabei die Wahrnehmung und kommt somit zu einem eigenen Bild der Wirklichkeit. Dabei kann eine selbe Situation von verschiedenen Beobachtern völlig anders wahrgenommen und interpretiert werden. So fällt beispielsweise die Bewertung eines Abends mit Freunden durchaus unterschiedlich zwischen den Anwesenden aus. Der eine empfand den gemeinsamen Abend beispielsweise als angenehm, wohingegen der andere durch eine bestimmte Situation die Stimmung als angespannt oder auch für sich persönlich als bedrohlich empfand. Daraus resultierend bewerten die zwei Personen in diesem Beispiel Beobachtungen, die beide an diesem Abend gemacht haben, völlig unterschiedlich.
Dieses kleine Beispiel zeigt die Problematik des Themas. Um die Kriterien einer wissenschaftlichen Beobachtung erfüllen zu können, muss eine gewisse Objektivität entstehen, welche es ermöglicht, Beobachtungen von verschiedenen Beobachtern zu vergleichen und auch zusammenfassen zu können. Zudem ist der Anspruch der objektiven Richtigkeit der Beobachtung zu gewährleisten.
Die vorliegende Seminararbeit soll versuchen, Kriterien für eine wissenschaftlich anwendbare Beobachtung zu formulieren. Dabei sollen zudem verschiedene Formen der Beobachtung erläutert werden, was jedoch aufgrund des Umfanges der Arbeit nur auf den Aspekt der strukturierten bzw. unstrukturierten und der teilnehmenden bzw. nicht- teilnehmenden Beobachtung ausgedehnt werden kann.
Trotzdem soll versucht werden, die Beobachtung schlussendlich in das Themengebiet der empirischen Methoden einzusortieren und den Stellenwert in diesem System zu bewerten.
Inhaltsverzeichnis
1 EINLEITUNG
2. FORMEN DER BEOBACHTUNG
2.1 Abgrenzung zwischen naiver und wissenschaftlicher Beobachtung
2.2 STRUKTURIERTE UND UNSTRUKTURIERTE BEOBACHTUNG
2.3 TEILNEHMENDE UND NICHT- TEILNEHMENDE BEOBACHTUNG
3. FAZIT
LITERATURVERZEICHNIS
1 Einleitung
Der Mensch beobachtet in seinem sozialen Leben täglich seine Umwelt und seine Mitmenschen, die Ihn umgeben. Dadurch verschafft er sich eine Rekonstruktion der Wirklichkeit, die er für sich individuell interpretiert und bewertet. Durch die eigene Kultur und Wertevorstellung selektiert er dabei die Wahrnehmung und kommt somit zu einem eigenen Bild der Wirklichkeit. Dabei kann eine selbe Situation von verschiedenen Beobachtern völlig anders wahrgenommen und interpretiert werden. So fällt beispielsweise die Bewertung eines Abends mit Freunden durchaus unterschiedlich zwischen den Anwesenden aus. Der eine empfand den gemeinsamen Abend beispielsweise als angenehm, wohingegen der andere durch eine bestimmte Situation die Stimmung als angespannt oder auch für sich persönlich als bedrohlich empfand. Daraus resultierend bewerten die zwei Personen in diesem Beispiel Beobachtungen, die beide an diesem Abend gemacht haben, völlig unterschiedlich.
Dieses kleine Beispiel zeigt die Problematik des Themas. Um die Kriterien einer wissenschaftlichen Beobachtung erfüllen zu können, muss eine gewisse Objektivität entstehen, welche es ermöglicht, Beobachtungen von verschiedenen Beobachtern zu vergleichen und auch zusammenfassen zu können. Zudem ist der Anspruch der objektiven Richtigkeit der Beobachtung zu gewährleisten.
Die vorliegende Seminararbeit soll versuchen, Kriterien für eine wissenschaftlich anwendbare Beobachtung zu formulieren. Dabei sollen zudem verschiedene Formen der Beobachtung erläutert werden, was jedoch aufgrund des Umfanges der Arbeit nur auf den Aspekt der strukturierten bzw. unstrukturierten und der teilnehmenden bzw. nicht- teilnehmenden Beobachtung ausgedehnt werden kann.
Trotzdem soll versucht werden, die Beobachtung schlussendlich in das Themengebiet der empirischen Methoden einzusortieren und den Stellenwert in diesem System zu bewerten.
2. Formen der Beobachtung
Wie das kleine Beispiel aus der Einleitung verdeutlicht, ist es notwendig, den ,alltäglichen‘ Begriff der Beobachtung zunächst zu definieren:
Die Beobachtung lässt sich dabei in den übergeordneten Begriff der Wahrnehmung eingruppieren (vgl. Sumaski 1977: 45). Unter dem Begriff Wahrnehmen kann man dabei die allgemeine, menschliche, auch unbewusste Aufnahme der Umwelt verstehen, bei der alle Sinnesorgane beteiligt sein können. Erregt nun etwas die Aufmerksamkeit der wahrnehmenden Person, wird aus einem generellen Wahrnehmen schnell das selektive Beobachten beispielsweise einer anderen Person. Dieses kann an allen Orten des menschlichen Zusammenlebends geschehen.
Ein Beispiel: In einem Cafe auf einem Marktplatz sitzen zwei Personen an einem Tisch und trinken zusammen einen Kaffee. Sie nehmen die Umwelt um sich herum wahr, sie hören beispielsweise die Geräusche der Stadt, riechen den Frühling und wärmen ihre Hände an der Cafetasse. Durch einen Streit am Nachbartisch wird nun die Wahrnehmung der beiden Personen auf den Nachbartisch konzentriert. Der Streit wird nun von unseren beiden Personen beobachtet. Somit ändert sich das „beiläufige und zufällige Wahrnehmungsverhalten [...] augenblicklich [zu einem] beobachtenden Verhalten“ (Sumaski 1977: 45).
An diesem Beispiel erkennt man den schnellen Übergang vom thematisch übergeordneten Begriff des Wahrnehmens, hin zu einer Beobachtung, bei der „sinnlich wahrnehmbare Tatbestände und Prozesse“ (Atteslander 1975: 136) im Mittelpunkt stehen.
So lässt sich die Beobachtung als das „Erfassen von Ablauf und Bedeutung einzelner Handlungszusammenhänge“ (Kromrey 2000: 323) charakterisieren, die sich während eines Beobachtens ständig verändern können. Dabei „können neben verbalen Aussagen auch nonverbale Signale sowie Kontextbedingungen und Verläufe sozialer Interaktion in den Fokus der Datenerhebung aufgenommen werden“ (Seipel/ Rieker 2003: 156).
2.1 Abgrenzung zwischen naiver und wissenschaftlicher Beobachtung
„Die Beobachtung ist gleichzeitig das primitivste wie auch modernste Mittel der Forschung“ (Atteslander 1975: 137). Der Mensch beobachtet alltäglich (naiv) seine Umwelt. Diese Tatsache macht es notwendig, zwischen einer alltäglichen und einer wissenschaftlichen Beobachtung zu unterscheiden. Dabei ist die alltägliche, zufällige Beobachtung eines neuen Phänomens (beispielsweise unbekanntes soziales Verhalten) häufig der Ausgangspunkt für ein neues Forschungsthema, wodurch der naiv beobachtete Sachverhalt zum Forschungsmittelpunkt wird (Häder 2008: 298) (vgl. Abb. 1).
Aus der (Gelegenheits- ) Beobachtung kann der Forscher erste Hypothesen oder Gedanken formulieren, welche daraufhin durch wissenschaftlich anerkannte Methoden verfestigt oder wieder verworfen werden können (vgl. Sumaski 1977: 47) (Abb.1). Da „nur wer eine konkrete Frage hat, eine Hypothese prüft, einer Zusammenhangsvermutung nachgeht, [...] Wissenschaft“ (Greve/ Wentura 1991: 18) betreibt, ist diese Hypothese der Ausgangspunkt für eine wissenschaftliche Beobachtung.
Um die so aufgestellte Hypothese nun wissenschaftlich korrekt zu überprüfen, muss es gewisse Standards geben, die zu einer Abgrenzung zwischen einer im Alltag getroffenen Beobachtung und einer wissenschaftlichen Beobachtung führen (vgl. Atteslander 2008: 67). Im Zentrum dabei steht die systematische Beobachtung, also die geplante, kontrollierte, einer bestimmten Fragestellung folgende und nicht dem Zufall überlassene Beobachtung (vgl. Greve/ Wentura 1991: 18; Sumaski 1977: 46).
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