1. Einleitung
Seit bereits mehreren Jahren machen sich Veränderungen in der deutschen Sprache bemerkbar. Verstärkt werden Anglizismen verwendet, Kürzel aus der Internetsprache sind nun schon im alltäglich Gesprochenen zu vernehmen und andere kleine, aber doch markierende Veränderungen besiedeln unsere Sprache. Eine davon ist der Gebrauch von Kurzwörtern, über den sich die Gemüter streiten. Zuerst bedarf es der Klärung, was unter einem Kurzwort zu verstehen ist und welche Bildungsmuster es gibt. Daher wird das Kurzwort im ersten Teil meiner Arbeit erst einmal genau definiert und danach die verschiedenen Arten und Bildungsmuster analysiert. Dadurch wird gewährleistet, dass der Leser mit dem zentralen Begriff des Themas vertraut gemacht wird. Meine Analyse des Begriffs stützt sich hauptsächlich auf einen Aufsatz von Wolfgang Fleischer aus dem Jahre 1969, der die Kurzwortbildung zur „Wortbildung der deutschen Gegenwartssprache“ hinzuzählt. Danach werden die sprachgeschichtlichen Anfänge des Kurzwortes knapp erläutert. Hierbei stütze ich mich auf zwei Hauptquellen: einen Aufsatz von Anja Steinhauer über Kurzwörter im Deutschen und ein Buch mit dem Titel „Das Kurzwort im Deutschen“ von Dorothea Kobler-Trill. Beide haben sich eingehend mit einem historischen Abriss über Kurzwörter befasst. Wichtig hierbei ist, dass der Leser einen ungefähren Überblick über die bereits sehr frühe Entstehung der Kurzwortbildung gewinnt, so dass im Folgenden sowohl die positiven Funktionen des Kurzwortes als auch die negative Kritik, die mit der Entstehung des Kurzwortes einherging, genauestens erläutert werden können. Wenn dann alle Unklarheiten und Verständnisprobleme aus dem Weg geräumt worden sind, kann im Anschluss die Frage geklärt werden, ob Kurzwörter nun tatsächlich echte Wörter sind. Das Ziel der vorliegenden Arbeit liegt vor allem darin, über Kurzwörter und ihre Bedeutung für die deutsche Sprache aufzuklären.
Inhaltsverzeichnis:
1. Einleitung
2. Das Kurzwort
2.1. Allgemeine Definition Kurzwort
2.2. Abgrenzung von Abkürzungen
2.3. Initialwörter und Silbenwörter
2.4. Das Kurzwort nach Fleischer
2.4.1. Definition
2.4.2. Kopfwörter
2.4.3. Schwanzwörter
2.4.4. Tilgung von Teilen in der Mitte des Wortes
2.4.5. Kunstwörter
3. Die Geschichte des Kurzwortes
3.1. Anfänge/ Entwicklung
3.2. Verwendung von Kurzwörtern
3.3. Negative Kritik
3.5. Sind Kurzwörter tatsächlich Wörter
4. Schluss
5. Bibliographie
1. Einleitung
Seit bereits mehreren Jahren machen sich Veränderungen in der deutschen Sprache bemerkbar. Verstärkt werden Anglizismen verwendet, Kürzel aus der Internetsprache sind nun schon im alltäglich Gesprochenen zu vernehmen und andere kleine, aber doch markierende Veränderungen besiedeln unsere Sprache. Eine davon ist der Gebrauch von Kurzwörtern, über den sich die Gemüter streiten. Zuerst bedarf es der Klärung, was unter einem Kurzwort zu verstehen ist und welche Bildungsmuster es gibt. Daher wird das Kurzwort im ersten Teil meiner Arbeit erst einmal genau definiert und danach die verschiedenen Arten und Bildungsmuster analysiert. Dadurch wird gewährleistet, dass der Leser mit dem zentralen Begriff des Themas vertraut gemacht wird. Meine Analyse des Begriffs stützt sich hauptsächlich auf einen Aufsatz von Wolfgang Fleischer aus dem Jahre 1969, der die Kurzwortbildung zur „Wortbildung der deutschen Gegenwartssprache“ hinzuzählt.
Danach werden die sprachgeschichtlichen Anfänge des Kurzwortes knapp erläutert. Hierbei stütze ich mich auf zwei Hauptquellen: einen Aufsatz von Anja Steinhauer über Kurzwörter im Deutschen und ein Buch mit dem Titel „Das Kurzwort im Deutschen“ von Dorothea Kobler-Trill. Beide haben sich eingehend mit einem historischen Abriss über Kurzwörter befasst. Wichtig hierbei ist, dass der Leser einen ungefähren Überblick über die bereits sehr frühe Entstehung der Kurzwortbildung gewinnt, so dass im Folgenden sowohl die positiven Funktionen des Kurzwortes als auch die negative Kritik, die mit der Entstehung des Kurzwortes einherging, genauestens erläutert werden können.
Wenn dann alle Unklarheiten und Verständnisprobleme aus dem Weg geräumt worden sind, kann im Anschluss die Frage geklärt werden, ob Kurzwörter nun tatsächlich echte Wörter sind. Das Ziel der vorliegenden Arbeit liegt vor allem darin, über Kurzwörter und ihre Bedeutung für die deutsche Sprache aufzuklären.
2. Das Kurzwort
2.1. Allgemeine Definition Kurzwort
Schlägt man das Wort Kurzwort im Duden nach, so findet man folgende Definition:
„Kurzwort, das: Wort, das aus Bestandteilen eines oder mehrerer Wörter gebildet ist (z.B.»Kripo« aus Kriminalpolizei) .“[1]
Dies ist eine Erklärung, die meines Erachtens jeder Laie problemlos verstehen kann. Dennoch ist sie sehr kurz und dadurch, dass nur ein Beispiel angeführt wird, hat man auch keine volle Einsicht in die Welt der Kurzwörter, sondern bekommt nur einen ungefähren Einblick. Es gibt natürlich auch etwas ausführlichere, etwas kompliziertere Erklärungen. Verschiedene Linguisten und Sprachforscher vermitteln eine detaillierte Sicht auf den Begriff.
2.2. Abgrenzung von Abkürzungen
Der deutsche Linguist Wolfgang Fleischer trennt zunächst einmal den Begriff Kurzwörter von dem der Abkürzungen ab. Er definiert diese „lediglich [als] eine Besonderheit der Schreibweise“.[2] Seiner Meinung nach sind diese „nicht Gegenstand der Wortbildungslehre“.[3] Als Beispiele führt er Fe für Eisen, km für Kilometer und „graphische Rationalisierungen“ wie Dr., Prof., Abb. ,Abbildung', Bd. ,Band' usw. an.[4] Auch Elke Donalies weist darauf hin, dass die Termini Abkürzung und Kurzwort keinesfalls synonym zu verwenden sind. Sie bezeichnet Abkürzungen als „rein graphische Varianten, [die] ausschließlich als Langform ausgesprochen [werden]“ und aufgrund dessen auch „nicht zur Wortbildung [gehören]“.[5] Das Kurzwort hingegen hat „eine eigene Lautung“ und wird deshalb zu den Wortbildungsarten gezählt.[6]
2.3. Initialwörter und Silbenwörter
Von einer Unterordnung der Initial- und Silbenwörter unter die Arten der Kurzwortbildung grenzt sich Fleischer 1969 zunächst deutlich ab, indem er deren Bildung, zusammen mit den Abkürzungen, als separate behandelt.[7] Interessant hierbei ist, dass Fleischer diese Abgrenzung in seinem 1995 erschienenen Buch über „Wortbildung der deutschen Gegenwartssprache“ revidiert. Auf einem von Bellmann erschienenen Aufsatz basierend, geht er nun von einer Einteilung der Kurzwörter in zwei verschiedene Kategorien aus, die sich nach den Segmenten der Vollform richten.[8] Neben den unisegmentalen Kurzwörtern gibt es die multisegmentalen Kurzwörter, zu denen sich sowohl Initial-, als auch Silbenwörter, zählen lassen. 26 Jahre später also trennt er nur noch die Abkürzungen strikt von den Kurzwörtern ab.[9]
Unter die Kategorie der Initialwörter fallen all diejenigen Wörter, die nicht mehr in ihrer Vollform gesprochen, sondern nur noch durch das Aneinanderreihen ihrer Initialbuchstaben verwendet werden. Fleischer sieht hierbei zwei verschiedene Bildungsmuster. Die Vollform ist einerseits auf eine Zusammensetzung, andererseits auf eine Wortgruppe zurückzuführen. Zusammensetzungen findet man bei Wörtern wie LKW = Lastkraftwagen, oder UKW = Ultrakurzwelle. Die beiden zuletzt angeführten Beispiele lassen sich auch als Freie Initialwörter bezeichnen. Um diese bilden zu können, müssen jedoch mindestens zwei Initialen, wie beispielsweise in HO = Handelsorganisation vorhanden sein. Auch Kleinbuchstaben können in das Initialwort einer Wortgruppe eingehen. Betrachten wir die Wortgruppe Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken, scheint es sinnvoll, nicht für alle Initialen in UdSSR Großbuchstaben zu verwenden. Ein Initialwort „aus einer Initiale und einem Vollwort“ gekoppelt werden, wie zum Beispiel bei U-Bahn = Untergrundbahn.[10]
Diese Art Wörter werden von anderen Linguisten jedoch der Kategorie der Kurzwörter zugeordnet. So bezeichnet Elke Donalies diese als partiell gekürzte Kurzwörter :
„Ein partiell gekürztes Kurzwort entsteht meist aus etablierten Determinativkomposita wie Orangensaft. Deren linke Einheit, das Determinans, wird auf den Anfangsbuchstaben gekürzt, die rechte Einheit, das Determinatum, bleibt erhalten: O- Saft. Bei komplexen Einheiten wird auf die Anfangsbuchstaben der Untereinheiten gekürzt: SB- Laden aus Selbstbedienungsladen.[...]“[11]
Laut Fleischer jedoch ist ein wichtiges Kriterium die Art und Weise, wie das neu gebildete Initialwort ausgesprochen wird. So werden Wörter wie NATO mit phonetischer Bindung ausgesprochen und können somit in unseren täglichen Sprachgebrauch direkt als neues Wort einfließen, wohingegen man immer merken wird, dass beispielsweise VEB ein Initialwort sein muss, da es Buchstabe für Buchstabe ausgesprochen wird. Außerdem hängt die Art der Aussprache damit zusammen, inwiefern „sich Kombinationen, wie sie in den Silben deutscher Wörter üblich sind, [ergeben]“.[12] Je mehr also die Form eines Initialwortes der eines tatsächlich in der deutschen Sprache vorkommenden Wortes ähnelt, desto wahrscheinlicher ist es, dass dieses nicht Buchstabe für Buchstabe, sondern „phonetisch gebunden“ ausgesprochen wird.[13]
Wie bereits zuvor erwähnt, führte Fleischer den Begriff der Silbenwörter 1969 als eine Art der Wortbildung an, die man weder der Gruppe der Abkürzungen und Initialwörter noch der der Kurzwörter zuordnen konnte. Sie bildeten seiner Meinung nach einen Übergang zwischen den beiden, da diese gebildet werden, indem man mehre Buchstaben einer Wortgruppe nimmt und zu sprechbaren Silben formt. Beispiele hierfür sind „Persil = Perborat + Silikat (Waschmittel)“ und „Fewa = Feinwaschmittel“.[14] Außerdem wird bei diesen Wörtern, im Gegensatz zur Initialwortbildung, nicht auf die Groß- und Kleinschreibung geachtet, sondern immer nur der erste Buchstabe groß und der Rest klein geschrieben, genau wie bei jedem anderen normalen Wort.[15] Diese Art der Wortbildung dient häufig Werbezwecken. Die neu gebildeten Wörter hören sich gut an und sind leicht im Gedächtnis zu behalten.
[...]
[1] Duden Wörterbuch, 1999, S.2324.
[2] Fleischer, 1969, S.210.
[3] ebd.
[4] ebd.
[5] Donalies, 2007, S.99.
[6] vgl. ebd.
[7] vgl. Fleischer, 1969, S.210f.
[8] Bellmann, 1988, in Fleischer/ Barz 1995, S.220.
[9] vgl.Fleischer/ Barz, 1995, S.220.
[10] vgl. Fleischer, 1969, S.210 f.
[11] Donalies, 2007, S.101.
[12] Fleischer, 1969, S.211.
[13] vgl. ebd.
[14] ebd. 1969, S.211.
[15] vgl. ebd. 1969, S.210/ 211.