Kleists 1810 publizierte Novelle „Das Bettelweib von Locarno“ handelt von einem Marquis, der ein krankes und armes Bettelweib durch sein egoistisches Auftreten in den Tod drängt. Aufgrund des nächtlich wiederkehrenden Erscheinens der Frau in Geistergestalt findet er den Tod in seinem eigenen, in Panik in Brand gesetzten, Schloss.
Inhaltsverzeichnis
Thema des Textes
Inhaltliche Gesichtspunkte
Charakterisierung der Hauptfigur und ihr Verhältnis
zu anderen maßgeblichen Figuren des Geschichte
Komplikationsanalyse
Erzählerische Darbietung
Sprachliche Besonderheiten
Gattungszuordnung
Deutung und Botschaft des Textes
Vergleich zu Georg Brittings „Brudermord im Altwasser“
Literaturverzeichnis
Thema des Textes
Kleists 1810 publizierte Novelle „Das Bettelweib von Locarno“ handelt von einem Marquis, der ein krankes und armes Bettelweib durch sein egoistisches Auftreten in den Tod drängt. Aufgrund des nächtlich wiederkehrenden Erscheinens der Frau in Geistergestalt findet er den Tod in seinem eigenen, in Panik in Brand gesetzten, Schloss.
Inhaltliche Gesichtspunkte
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Charakterisierung der Hauptfigur und ihr Verhältnis zu anderen maßgeblichen Figuren des Geschichte
Hauptfigur der Novelle stellt der Besitzer des Schlosses dar - der Marquis. Sein Adelstitel verrät nicht nur seine Position in der Gesellschaft sowie seinen sozialen Status, sondern verdeutlicht gleichzeitig das Machtverhältnis zu den anderen Figuren. Es prägt zum einen sein Auftreten - seinen Charakter - und zum anderen sein Handeln. Diese, ihm gegebene Macht, gepaart mit Egoismus, verleitet ihn zu seinem sündhaften Handeln (S.22, Z.11 ff.). Außerdem ist dies ein Indiz für die deutliche Machtverteilung zwischen ihm und dem Bettelweib, da sie seinem Befehl „unter Stöhnen und Ächzen (S.22, Z.18)“ nachgeht und schließlich stirbt. Erste Anzeichen von Unsicherheit zeigt der Marquis in der Nacht des ersten Erscheinens der Spukgestalt. Ein florentinischer Ritter, mit Interesse am Schloss, berichtet von einem Spuk in seinem Zimmer, worauf das Ehepaar „betreten“ (S.22, Z.28) reagiert. Das vom Ritter erwähnte Geräusch lässt ihn erschrecken (S.23, Z.5-6). Zielstrebig seinen Adelstitel gerecht zu bleiben und aufkommende Gerüchte zu zerstreuen (S.23, Z.18- 19), beschließt der Marquis dem Spuk auf eigene Faust nachzugehen. Von Nacht zu Nacht immer ängstlicher werdend, spielen Adelstitel und sozialer Status nun keine große Rolle mehr. Die Machtverhältnisse scheinen umgekehrt, da die Spukgestalt immer mehr und mehr Macht über den Marquis und seine Ehefrau erlangt. Der letzten, für den Marquis im Tod endenden Nacht, tritt er „mit Herzklopfen“ (S.24, Z.11) entgegen. Mit seinen letzten verbliebenden Machtsymbolen bewaffnet (S. 24, Z.19) erwartet er mit Frau und Hund ein allerletztes Mal die Spukgestalt, die dem Ehepaar endgültig den Höhepunkt ihrer Angst aufzeigt. In Panik geratend und seiner Angst erliegend (S.25, Z.2-3) versagen schließlich auch seine Waffen und der Machtwechsel ist endgültig vollzogen. Im Gegensatz zum Marquis, der mittlerweile völlig von Sinnen ist (S. 25, Z. 7 ff.), reagiert die Marquise „entschlossen“ und „augenblicklich“ (S. 25, Z. 3) und flieht Richtung Stadt.
Komplikationsanalyse
Anfangszustand: wohlhabender Marquis wohnt mit Ehefrau in seinem Schloss
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Endzustand:Marquis ist umgekommen, sein Schloss liegt in Trümmern
Erzählerische Darbietung
Die Zeitspanne, die benötigt wird um die Novelle zu lesen, ist deutlich kürzer als der Zeitraum der fiktiven Handlung. Sprich, die erzählte Zeit ist deutlich länger als die Erzählzeit. Die Abfolge des eigentlichen Geschehens, die Binnengeschichte, ist zwar chronologisch verfasst, jedoch findet sich eine „Umstellung der chronologischen Ordnung“ (i.e. Anachronie) (Martinez/Scheffel 2009: 33) zu Beginn der Novelle wieder. Die Rahmenhandlung deutet bereits in der vierten Zeile voraus, dass das am Ende abbrennende Schloss in „Schutt und Trümmern“ (S.22, Z.4) liegt. Man spricht von einer Prolepse (Martinez/Scheffel 2009:33). Bis auf die szenische Darstellung der Katastrophe (S.24/25, Z. 17-7), in der „zeitdeckendes Erzählen“ stattfindet (Martinez/Scheffel 2009: 39), ist der Rest der Binnengeschichte als „zeitraffendes bzw. summarisches Erzählen“ (Martinez/Scheffel 2009: 40) zu bezeichnen. Unterstützt wird dies vor allem durch die Verwendung einer „explizite[n] Ellipse“ (S.22, Z.20) (Martinez/Scheffel 2009: 43). Des Weiteren wird singulativ erzählt, denn die Darstellung der Spukgestalt deckt sich eins zu eins mit ihren wiederholenden Erscheinungen. Die Novelle weist einen hohen Grad an Mittelbarkeit auf, da sie, bis auf eine Ausnahme (S.25, Z.1), kaum Rede in irgendeiner Form enthält (Martinez/Scheffel 2009: 62). Es wird überwiegend aus der Sicht des Marquis erzählt und wahrgenommen, weshalb eine interne Fokalisierung vorliegt (Martinez/Scheffel 2009: 64). Unter anderem kann eine Nullfokalisierung am Schluss der Novelle (S.25, Z.12-15) herausgearbeitet werden, weil der Erzähler mehr weiß, als jede der genannten Figuren. Da die Novelle einen Rückblick auf bereits vergangene Geschehnisse gibt, handelt es sich um eine spätere Erzählung, selbst wenn der Zeitpunkt des Erzählens nicht genau genannt wird (Martinez/Scheffel 2009: 69). Eine Abweichung ist erneut aufgrund der szenischen Darstellung des Höhepunktes festzustellen, in der sich gleichzeitiges Erzählen erkennen lässt (Martinez/Scheffel 2009: 70). Der Erzähler befindet sich auf einer extradiegetischen Ebene, kommt in der Geschichte nicht als Figur vor und wird deshalb als extradiegetisch - heterodiegetisch definiert (Martinez/Scheffel 2009: 81).
Sprachliche Besonderheiten
Als wichtige sprachliche Besonderheiten der Novelle lassen sich zum Beispiel Satzbau, Wortwahl oder das Tempus nennen. Um auf den Höhepunkt hinzuarbeiten, verwendet Kleist einen hypotaktischen Satzbau.
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- Arbeit zitieren
- Kristijan Zrinski (Autor:in), 2012, Kleists "Das Bettelweib von Locarno" - eine Analyse, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/197670