[...] Gerade verstaatlichte Banken mit ohnehin schwacher Eigenkapitalbasis
müssen kapitalseitig nicht nur das Vorkrisenniveau wieder erreichen, sondern sich
darüber hinaus Kapital beschaffen, was sich angesichts einer potentiellen Menge von an
den Markt für Eigenkapitalinstrumente herantretenden Kreditinstituten durchaus als
schwierig erweisen kann. Damit stellt sich die Frage nach der Dauer des Prozesses, bis
sich die Banken vollständig reprivatisieren können und gleichzeitig in der Lage sind,
den aufsichtsrechtlichen Anforderungen zu genügen.
Auch wenn noch nicht gesichert ist, dass es nicht zu weiteren Verwerfungen in den
Bankbilanzen kommt, so erscheint doch die derzeitige Situation als zumindest stabil.
Nicht nur aus der Perspektive des Steuerzahlers erscheint es daher aufschlussreich, eine
Betrachtung über sein risikoexponiertes Kapital und dessen Rückzahlungs- und Ertragschancen
auf der einen Seite und dessen Verlustrisiken auf der anderen Seite anzustellen.
Auch die Aktionäre der Commerzbank, die eine Wertentwicklung ihrer Aktien verkraften
mussten, die zeitweise einem Totalverlust nahekam, sind interessiert an einer nachhaltigen
Erholung ihrer Aktienkurse sowie an einem Rückzug des Staates, um wieder
von Dividendenausschüttungen profitieren zu können. Und nicht zuletzt ist es auch aus
Sicht der Commerzbank selbst wichtig für die geschäftliche Zukunft, ob sie frei von
staatlichen Beteiligungen und deren Auflagen wieder zu einer gesunden Bank wird, was
außerdem Konsequenzen für deren Mitarbeiter hat. Aufgrund der aus der Größe und
Verflechtung der Commerzbank erwachsenden Systemrelevanz, zumindest für den
deutschen Bankensektor, hängt hiervon sogar die Stabilität des Finanzsystems als Ganzes
ab.
Zusammenfassend soll diese Arbeit der Frage nachgehen, wie sich der Prozess der Entstaatlichung
von Kreditinstituten am konkreten Beispiel der Commerzbank nach der
Finanzkrise darstellt und welche Chancen und Risiken für die entsprechenden Interessengruppen
daraus erwachsen. Dazu soll zuvor auf die Ursachen eingegangen werden,
die die staatlichen Stabilisierungshilfen zur Folge hatten sowie auf die eingeleiteten
Sanierungsmaßnahmen.
Inhaltverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1 Einleitung
2 Verstaatlichung als Stabilisierungsmaßnahme in der Finanzkrise
2.1 Finanzmarktkrise
2.2 Intervention des Staates
2.2.1 Eigenkapitalhilfen
2.2.2 Garantien
3 Der Weg zur Entstaatlichung
3.1 Sanierung und Restrukturierung
3.1.1 Aufsichtsrechtliche Auflagen der Rettungsmaßnahmen
3.1.2 Redimensionierung und Restrukturierung der Geschäftsaktivitäten
3.1.3 Bilanzielle Sanierung
3.2 Reprivatisierung
3.2.1 Regulatorischer Rahmen und gesetzliche Bestimmungen
3.2.2 Ausstiegsszenarien des Expertenrats der Bundesregierung
3.2.3 Aktuell von der Commerzbank geplanter Weg zur Entstaatlichung
4 Chancen und Risiken des Entstaatlichungsprozesses
4.1 Commerzbank und deren Mitarbeiter
4.2 Staat und Steuerzahler
4.3 Kapitalgeber der Commerzbank
5 Fazit
Literaturverzeichnis
Internetverzeichnis