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Hausarbeit, 2012
20 Seiten, Note: 1,3
1. Einleitung
2. Abgrenzende Definition grundlegender Begriffe
2.1 Der Kulturbegriff
2.2 Multikulturalismus
2.3 Verbindungsträger zwischen den Kulturen: Kommunikation und Sprache
2.3.1 Kommunikation
2.3.2 Sprache
2.3.3 Individuelle Mehrsprachigkeit
3. Bildungspolitischer und schulischer Umgang mit Mehrsprachigkeit in Kanada
3.1 Berücksichtigung der Herkunftssprachen
3.2 Förderung von Englisch als Zweitsprache
4. Schlussbetrachtung
Literaturverzeichnis
Migrationsprozesse und der damit einhergehende demographische Wandel tragen maßgeblich dazu bei, dass sich in vielen Staaten eine sprachliche und kulturelle heterogene Gesellschaft entwickelt. Kanada ist das zweitgrößte Land der Erde, weist die größte Prokopfeinwanderung der Welt auf und gilt damit als traditionelles Einwanderungsland. Auf die Herausforderungen der vorherrschenden multiethnischen Bevölkerungsstruktur antwortet Kanada seit vier Jahrzehnten mit der Philosophie und der Politik des Multikulturalismus. In dem kanadischen Mosaik stellt jedes einzelne Stück einen Teil jener multiethnischen Zusammensetzung dar, welche eine individuelle Sprache und Kultur mit in die einheimische Gesellschaft bringt. Mit dem Wandel der Zeit entsteht eine enorme Sprachen- und Kulturenvielfalt, welche zunehmend neue Herausforderungen an die Politik, Wirtschaft sowie an das einzelne Individuum in der Gesellschaft stellt. In dieser Pluralität erscheint sowohl ein dynamisches Zusammenspiel von den primären Komponenten von Sprache und Kommunikation, als auch von Kultur und ihre weiteren Formen. Jeder einzelnen Komponente kommt eine essentielle Bedeutung im Bildungsprozess und in der Gesellschaftspositionierung im Allgemeinen zu.
Wie mit dieser sprachlichen und kulturellen Verschiedenheit bildungspolitisch und schulisch in der kanadischen Provinz umgegangen wird, sei Thema der vorliegenden Arbeit. Daraus ergibt sich folgende Gliederung: Um vorab ein einheitliches Textverständnis zu schaffen, werden im zweiten Kapitel grundlegende Begrifflichkeiten differenziert vorgestellt. Hierzu wird der Kulturbegriff, sowie der Terminus der Multikulturalität näher betrachtet. Ferner werden die Verbindungsträger zwischen den Kulturen, die Sprache mit den ausgewählten Formen der Mehrsprachigkeit und die Kommunikation, inhaltlich formuliert.
Das Kapitel drei setzt sich danach eingehend mit der zu Beginn aufgeführten Frage auseinander, wie in der kanadischen Provinz Ontario aus bildungspolitischer und schulischer Perspektive mit dieser sprachlichen und kulturellen Heterogenität umgangen wird. Hierzu stellen die Evaluationsstudien von Jessica Löser den primären Grundstein dar. Die Forcierung liegt hier auf dem Umgang mit der individuellen Herkunftssprache der Schülerschaft sowie auf der Förderung der Zweitsprache Englisch. Einige politische Richtlinien und kanadische Programme werden vorgestellt, welche die von der Multikulturalismuspolitik Kanadas geforderte Mehrsprachigkeit unterstützen und fördern.
Das vierte Kapitel bildet eine kurze Schlussbetrachtung der vorgestellten Thematik.
Die wissenschaftliche Literatur zeigt auf, dass der Kulturbegriff unterschiedlich definiert wird und es äußerst prekär sei, eine universal gültige Definition zu finden.
Der Begriff Kultur entstammt dem lateinischen Termini cultura und bedeutet Bebauung, Bearbeitung, Ausbildung. Ebenso geht es auf das lateinische Verb colere zurück, welches übersetzt wohnen, bebauen, bestellen, pflegen heißt.1 Schon die römischen Antike versteht unter dem Kulturbegriff eine „ umfassende Lebensgestaltung und -pflege im Umgang mit der inneren und ä u ß eren Kultur.“2
Hierbei wird zwischen cultura agri, die Landwirtschaft, und cultura animi, die Pflege der Seele separiert. Die erste Begriffswendung bezieht sich auf die Formung und Gestaltung der äußeren Umwelt, wobei der zweite Ausdruck auf die von Marcus Tullius Cicero postulierten Idee abzielt: Demnach sei der Mensch ein Wesen, welcher das Bestreben nach Kultivierung des Geistes und der Seele nachgeht und sich der Formung seines Charakters widmen solle.3
In weiteren zeitlichen Auseinandersetzungen mit dem Kulturbegriff geht die Idee hervor, dass sich der Mensch mit der Umwelt über die Sprache, Interaktion und der Arbeit auseinandersetzen müsse, um diese zu verstehen und mit ihr in Kontakt zu treten. Diese Notwendigkeit sei Grundlage jeglicher Kulturleistung des Menschen.4 Bei diesen Gedanken kann hervorgehoben werden, dass das Konstrukt der Sprache und die Auseinandersetzung mit der Umwelt eine zentrale Rolle im Kontext der Thematik spielen. Auch Löser merkt an, dass Kultur eine Vielfalt an unterschiedlichen Konstrukten umfassen kann, wie zum Beispiel Sprache, Volkskultur, Bräuche, Traditionen, Religion sowie Werte und Normen.5 Ferner stellt sie pointiert heraus, dass unter Kultur auch häufig die alltägliche Lebenswelt, sowie soziale Einstellungen und Verhaltensweisen gefasst werden.6 Hier lässt sich ein flankierender Bogen zu dem vorgestellten antiken Gedanken der Formung ziehen, da das Individuum durch sein menschliches Verhalten und seine Vielfalt an Einstellungen die Umwelt und sich selber formt. Wird der Grundgedanke modernisiert, so könne der Kulturbegriff als ein gesellschaftliches Konstrukt geltend gemacht werden, welches Einfluss auf die gesellschaftliche Wirklichkeit nehmen könne.7 Krüger-Potratz beschreibt Kultur als soziales Werkzeug, welches die soziale Wirklichkeit gestaltet. Auch Diehm und Radtke zentralisieren Verhalten in ihren Definitionsversuchen zum Kulturbegriff und merken an, dass Kultur die Arten und Weisen beschreiben, wie Dinge im Alltag von Menschen getan werden.8
Im Zuge des epochalen Transformationsprozesses zur modernen Gesellschaft entstand neben Erneuerungen in Politik und Wirtschaft ebenso eine moderne Kulturphilosophie. Im Zeichen der umfassenden Kulturkrise am Ende des 19. Jahrhunderts wurde ein wertneutraler Kulturbegriff erzeugt. Die Grundlage dieses Konzeptes sei eine dreifache Bestimmung des Begriffes: Kultur als Lebensweise, als Wissen, Glauben und Moral und zuletzt, Kultur als Kunst und Recht.9 Bei diesem universalistischen Begriff wird Kultur als essentielles Fundament der Gesellschaft gesehen.
Modernere kultursoziologische Positionen in den 1970er Jahren erfolgten ebenfalls vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Transformationsprozesse. Kernpunkte seien hier die Aufhebung der strikten Trennung von Hochkultur und Massenkultur, das Verschwimmen der Grenzen zwischen Wirklichkeit und Virtualität durch neue Medien, sowie die Verknüpfung von Kultur und Konsum mit zunehmender Ästhetisierung des Alltags.10
Fazit sei nach Betrachtung des Kulturbegriffes und verschiedener Kulturtheorien, dass hier ein nicht statisches, veränderliches und dynamisches Konzept vorliegt, welches den kontinuierlichen gesellschaftlichen Veränderungen unterworfen ist. Demnach wird Kultur von den Menschen, welche als Kulturwesen fungieren, selber durch produktiven Umgang mit der Kultur kreiert und aktiv hergestellt. Die Wirklichkeit sei Resultat aus individuellen und sozialen Konstruktionsprozessen, in welcher Kultur durch Interaktionen und Kommunikationen der Menschen konstruiert, dekonstruiert und verändert wird.11 Um einen abschließenden Brückenschlag zu kultureller Vielfalt zu schlagen, wird an dieser Stelle betont, dass jene sozialen Konstruktionsprozesse kulturelle Differenzen zwischen Menschen schaffen können. Ziel von kulturellen Differenzsetzungen sei nach Diehm und Radtke die Konstituierung des Einzelnen als Einheimischer und Inländer, sowie die Abgrenzung von den „Anderen“.12 Ein Phänomen kultureller Vielfalt sei der Multikulturalismus, welcher im Folgenden näher beleuchtet wird.
Laut Frankz bezeichnet der Multikulturalismus mehr als das augenscheinliche Vorhandensein verschiedener ethnischer Gruppen mit eigenen Sprachen und Religionen in einem Staat, welches als „Pluriethnizität“ betitelt werden könne. Vielmehr steht der Begriff für eine „ Methode des politischen Gerechtwerdens “ jener Pluriethnizität, in dem dieser aus den Konstrukten Toleranz, Respekt, Rücksichtnahme und Anerkennung verschiedener Volksgruppen besteht. Ziel sei es, gesetzlich festgelegte Maßnahmen festzulegen, um ihre Kulturen zu erhalten. Ferner umschreibt er Multikulturalismus als die „ Politik der Identit ä ten “, welche die Mannigfaltigkeit ethnischer Minderheiten unterstreicht.13
Der Soziologe Dr. Geißler stellt in seinen Ausführungen zur Thematik des Multikulturalismus drei mögliche Definitionen vor: 1) die Tatsache, dass moderne Gesellschaften aufgrund ihrer freiheitlich-offenen Ordnung an Vielgestaltigkeit (kulturell, religi ö s, ethnisch, sprachlich) zunehmen (multikulturelle Gesellschaft), und 2) die politische Forderung und soziale Absicht, Wege zu finden, um das friedliche und n ü tzliche Zusammenleben unterschiedlicher Kulturen und Lebensstile sicherzustellen (z.B. durch gegenseitige Respektierung, Anerkennung und Toleranz). 14
Ebenso erläutert Mintzel den semantischen Umgang der Verwendung des Begriffs in der Literatur: Erstens könne Multikulturalismus für das politische Programm Kanadas seit 1971 stehen, oder zweitens könne er eine Beschreibung der Wirklichkeit sein, in welcher die kanadische Gesellschaft anhand ihrer Multikulturalität dargestellt wird. Drittens könne jener auch den Inhalt einer Ideologie ansprechen, welche sich hinter dem Konstrukt verstecken könne.15 Der letzte Aspekt stellt eingehend die Bewahrung und Anerkennung der kulturellen Identität aller Individuen heraus.
Als Fazit lässt sich feststellen, dass die Komponenten Toleranz, Anerkennung sowie Chancengleichheit präferiert werden. Zudem stellen die Definitionsversuche zunehmend das Vorhandensein unterschiedlicher ethnischer Gruppen heraus, welche in ihrer Vielfalt nebeneinander agieren. Daher sei der Ausdruck Mintzels passend, indem er Multikulturalismus als ein „ gesellschaftliches Leitmotiv der Einheit in der Vielfalt “ beschreibt.16 Hinsichtlich der Problematik der Kulturen- und Sprachenvielfalt ist in der vorliegenden Arbeit unter Multikulturalismus explizit die Politik Kanadas zu verstehen.
Die gegenwärtige Zeit unserer wachsenden Wissens- und Informationsgesellschaft ist zunehmend durch die stetige Globalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft geprägt. Resultat daraus sind zahlreiche neue Anforderungen und Veränderungen für das Individuum. Das Entstehen eines internationalen Kommunikationsnetzes zwischen den Ländern und den Menschen untereinander sind unausweichlich. Mit Hilfe des Kommunikationsmittels der Sprache ist eine zwischenmenschliche Interaktion möglich und von essentieller Bedeutung, um eine problemlose Artikulation und auch Regulation zu gewährleisten.
Münch stellte pointiert heraus, dass diese stetige Dynamik der wandelnden Gesellschaftsstrukturen Konsequenz jener wachsenden Kommunikation sei. Daraus resultiert der Umkehrschluss, dass Kommunikation und Sprache wichtige Konstrukte sind, um die modernisierte Gesellschaft in dynamische Bewegungen zu bringen.17 Die folgenden Abschnitte thematisieren die Frage, was Kommunikation und Sprache sind, welche Arten existieren. Abschließend werden mögliche Probleme und Schwierigkeiten bezüglich der Umsetzung behandelt, und Ansätze einer konstruktiven Lösung geliefert.
Um die Jahrhundertwende war Mitteilung das Synonym des Begriffes der Kommunikation. In pluralistischer, militärischer Form umschrieb jener überwiegend Verbindungs- und Verkehrswege operierender Armeen. Das Begriffskonstrukt entstammt aus heutiger philosophischer Sicht dem lateinischen Termini communicare = teilen, mitteilen, teilnehmen lassen, gemeinsam machen, und communio = die Gemeinschaft.18 Demnach stellt Kommunikation eine Art Sozialhandlung dar, in der mindestens zwei Akteure involviert sind, welche untereinander interagieren und Mitteilungen austauschen.
Laut Retter sei Kommunikation eine Übermittlung von Informationen, welche sich aus den Grundsteinen eines formellen Aspekts durch die Übermittlung und einen reinen inhaltlichen Aspekts durch die Informationen zusammensetzt. Ferner merkt er die Existenz eines Senders und eines oder mehrerer Adressanten an, welche als Voraussetzungen zur Kommunikation angesehen werden. Bei der Abfolge einer Verständigung wird eine Nachricht codiert = verschlüsselt und danach von dem jeweiligen Empfänger decodiert.
Die damit einhergehende Problematik könnten Kommunikationsschwierigkeiten in Form von falschen Übersetzungen der codierten Nachrichten seien.
[...]
1 Vgl. Stowasser, 2004, S. 12.
2 Klein, 2008, S. 238.
3 Vgl. Klein, 2008, S. 238.
4 Vgl. Klein, 2008, S. 238.
5 Vgl. Löser, 2010, S. 52.
6 Vgl. Löser, 2010, S. 52.
7 Vgl. Krüger-Potratz, 2005, S. 203.
8 Vgl. Diehm & Radtke, 1999, S. 83f.
9 Vgl. Klein, 2008, S. 241.
10 Vgl. Klein, 2008, S. 243.
11 Vgl. Löser, 2010, S. 53.
12 Vgl. Diehm & Radtke, 1999, S. 62f.
13 Vgl. Frankz, 2009.
14 Geißler R. , 2003.
15 Vgl. Mintzel, 1997, S. 593.
16 Mintzel, 1997, S. 593.
17 Vgl. Münch, 1991, S, 17.
18 Vgl. Stowasser, 2004, S. 15.
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