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Hausarbeit, 2010
20 Seiten, Note: 1,0
1 Einleitung
2 Definition von Wahrnehmung
3 Die Sinnesorgane als Grundlage der Wahrnehmung
3.1 Die taktile Wahrnehmung
3.2 Die auditive Wahrnehmung
3.3 Die visuelle Wahrnehmung
3.4 Die gustatorische Wahrnehmung
3.5 Die olfaktorische Wahrnehmung
4 Einen Apfel wahmehmen mit fünf Sinnen
5 Spiel- und Materialangebote zur Förderung der Wahrnehmung
5.1 Taktile Wahrnehmungsförderung
5.2 Auditive Wahrnehmungsförderung
5.3 Visuelle Wahrnehmungsförderung
5.4 Gustatorische Wahrnehmungsförderung
5.5 Olfaktorische Wahrnehmungsförderung
6 Resümee
7 Quellenverzeichnis
In der vorliegenden Arbeit möchte ich mich folgendem Thema zuwenden: Spiel- und Materialangebote zur Wahmehmungsförderung für Kinder. In diesem Kontext gehe ich der Fragestellung nach: „Warum ist eine adäquate Schulung der sinnlichen Wahrnehmung ausgesprochen wichtig für Kinder?“
Die Motivation meine Hausarbeit der Wahmehmungsförderung zu widmen, entstand aus meiner bisherigen praktischen Erfahrung mit Kindern. Ich bin seit über sieben Jahren in einem Kinderheim tätig. Dort leben Kinder im Alter zwischen fünf und dreizehn Jahren, die unterschiedliche Behinderungen aufweisen. Auf die einzelnen Behinderungen möchte ich in dieser Arbeit nicht näher eingehen. Das Eingehen auf die Behinderungen und den damit verbundenen Wahmehmungsstörungen würde den Rahmen dieser Hausarbeit überschreiten. Vielmehr möchte ich mich in dieser Arbeit mit den allgemeinen Grundlagen der menschlichen Wahrnehmung auseinandersetzten und erarbeiten, um mir ein gezieltes Wissen zur Förderung der Wahrnehmungsfähigkeit von Kindern anzueignen, welches ich dann in meine Arbeit mit Kindern übertragen kann.
Die große Bedeutung der sinnlichen Wahrnehmung, der Pflege der Sinne für die Persönlichkeitsentwicklung ist immer wieder und schon seit dem 16. Jahrhundert von vielen Pädagogen und Denkern u.a. Comenius, Rousseau, Steiner und vielen mehr betont wurden. In den letzten Jahren ist jedoch von einem Schwund der Sinneswahrnehmung, von einseitiger Beanspruchung und Reizüberflutung die Rede. (vgl. Wil- ken 2001, S. 14)
Die vorliegende Arbeit nähert sich dem immer noch aktuellem Thema der sinnlichen Wahrnehmung, indem sie zunächst eine Definition zur Wahrnehmung anführt, dann die klassischen fünf Sinnesorgane beschreibt und anschließend praktische Spielangebote zur Wahrnehmungsförderung für Kinder aufzeigt.
Es sei darauf hingewiesen, dass in dieser Arbeit vorwiegend die männliche Schriftform verwendet wird, da die deutsche Sprache nicht über geschlechtsneutrale Begriffe verfügt. Es sei aber betont, dass damit keine Wertung verbunden ist und sich die weibliche Leserin mit meinend angesprochen fühlen darf.
Unter dem Begriff der Wahrnehmung ist in der einschlägigen Literatur u.a. die Definition von Renate Zimmer (vgl. 1995, S. 15) zu finden, die die sinnliche Wahrnehmung als einen aktiven Prozess beschreibt, bei dem sich das Kind mit allen Sinnen seine Umwelt zuwendet und sich mit ihren Gegebenheiten auseinandersetzt. Das Kind nimmt sozusagen Informationen über seine Sinne von seiner äußeren Umwelt auf und verarbeitet bzw. reagiert mit seiner inneren Wahrnehmung, z.B. durch Erfahrungen und Emotionen auf diese.
Die Sinne sind quasi unser Fenster zur Umwelt. Durch die Sinne nehmen wir Kontakt mit der Umwelt auf und über die Sinne lassen wir die Umwelt in uns hinein. In diesem Zusammenhang ist zu berücksichtigen, dass durch die Wahrnehmung eine subjektive Vorstellung von der Umwelt entsteht, die abhängig ist von den eigenen Vorerfahrungen, Eindrücken und Erlebnissen. Gewöhnlich folgen der Wahrnehmung Reaktionen in der Motorik oder im Verhalten des Menschen, (vgl. Zimmer 1995, S. 31)
Der Prozess der Wahrnehmung umfasst einen objektiven Teil - die Aufnahme und 'Verarbeitung eines Reizes über die Sinnesorgane und die Rezeptoren [1] bis zur Weiterleitung ans Ge hirn - und einen subjektiven Teil - die 'Verarbeitung der Sinneseindrücke zu Empfindungen und individuell verschieden bewerteten Wahrnehmungen (ebd.).
Die sinnliche Wahrnehmung ist demnach ein Prozess, in dem das Gehirn versucht einströmende Reize zu sortieren und mit vorhandenen Informationen zu vergleichen und angemessene Reaktionen zu veranlassen.
In diesem Kontext sei kurz darauf hingewiesen, dass es auch zu Störungen im Wahrnehmungsprozess kommen kann. Oftmals haben nicht nur Kinder mit Behinderung eine Beeinträchtigung ihrer ganz persönlichen Wahrnehmungsfähigkeit. Dann sind nicht die Sinnesorgane, auf die in Kapitel 3 näher eingegangen wird, gestört, sondern die Aufnahme und Verarbeitung der Reize. Wenn die Reize nicht richtig aufgenommen werden, bleibt die Welt der Kinder begrenzt und der Wahrnehmungsradius ist eingeschränkt. Die Kinder sind dann häufig nur halb informiert. Sie verstehen einfach nicht, was mit ihnen und um sie herum passiert, (vgl. Ellneby 1998, S. 7) Diese Wahrnehmungsproblematik, gilt es in der täglichen Arbeit mit Kindern zu berücksichtigen. Um subjektive Erfahrung möglich werden zu lassen, ist es unabdingbar, Kindern einen adäquaten Lebensraum zu ermöglichen, indem sie ihre Erfahrungen mit all ihren Sinnen machen können.
Als die klassischen fünf sichtbaren Sinne wurden schon von Aristoteles das Sehen, Hören, Tasten, Riechen und Schmecken unterschieden (vgl. Zimmer 1995, S. 52). Die Zahl der Sinne würde dreimal höher ausfallen, wenn sie noch mehr spezifiziert würden (vgl. Thiesen 2001, S.13). Unsere Sinneseindrücke sind allein schon durch die Anzahl und die Konstruktion unserer fünf Sinne begrenzt (vgl. Plaehn 2010, S. 2). In der vorliegenden Arbeit möchte ich mich auf die Ausführung der klassischen fünf Sinne beschränken. Auf die kinästhetische Wahrnehmung, welches für unser Bewegungsempfinden und der Tiefensensibilität verantwortlich ist und auf die vestibuläre Wahrnehmung, welches für die Gleichgewichtsregulation verantwortlich ist, soll nicht näher eingegangen werden. Das Eingehen auf diese würde den Rahmen meiner Hausarbeit überschreiten.
Die Sinnesorgane können durch willkürliche Lenkung der Aufmerksamkeit bewusst gesteuert werden. So kann man sich bewusst darauf einstellen, etwas zu hören oder zu sehen, riechen, schmecken oder ertasten zu wollen. Außerdem ist es möglich, dass die Sinne unbewusst reagieren, wenn ein unerwarteter Reiz eintritt (vgl. Thiesen 2001, S.13). Durch die bewusst gesteuerte Lenkung der Aufmerksamkeit lässt sich schließen, dass wir in der Lage sind, unsere Sinne durch adäquate Ausführung und Anleitung zu schulen. Im Laufe unseres Lebens lernen wir, unsere Sinnesorgane immer sicherer zu gebrauchen, indem wir sie z.B. miteinander in Beziehung setzen und die Ergebnisse bewusster verarbeiten.
Der Regen kann sowohl durch unser Gehör als auch mit dem Auge wahrgenommen werden. So wird beispielsweise das typische Geräusch eines fallenden Regentropfens erst richtig eindeutig, wenn wir die eigenartige Lichtverfärbung zusätzlich mit dem Auge wahrnehmen, die durch die Wolkenbildung entsteht. Hier sind demnach zwei Sinnesorgane bei der Wahrnehmung derselben Erscheinung beteiligt. Schalten wir ein oder mehren Sinnesorgane aus, wird die Wahrnehmung sofort unsicherer, (vgl. Thiesen 2001, S 14) Hier fällt mir in diesem Zusammenhang z.B. das Geräusche-ra- ten mit Kindern ein. Hier wird die Deutung erschwert, da wir normalerweise Geräusche mit bestimmten Bildern assoziieren. Im Gegensatz zum Neugeborenen, dessen Welt eine reine Wahmehmungswelt ist, verfügen wir als Kinder oder später als Erwachsene neben einer Wahmehmungswelt des Augenblicks auch über die Möglichkeit des Gedächtnisses und des Wissens (vgl. ebd.). Diese Tatsache begründet auch die Funktionsweise unseres Gehirns beim Lesen oder Hören von Märchen, dort verbinden wir den Inhalt der Geschichten mit bestimmten Bildern aus unserem Gedächtnisrepertoire. Kinder können sich so in eine andere Welt versetzten mit all ihren Sinnen, die sie sonst niemals real wahmehmen würden.
In folgendem Kapitel werden die klassischen fünf Sinnesorgane vorgestellt.
Das Organ für die taktile Wahrnehmung ist die Haut, sie ist das größte sensorische Organ. Das taktile System umschließt den ganzen Körper mit seiner Hautoberfläche, welche auch die erste räumliche Abgrenzung zwischen uns und der Umwelt darstellt. Durch Tasten und Berühren über die Sinnesorgane Hand, Haut und Mund vermittelt uns die taktile Wahrnehmung Informationen über unsere Umwelt. Durch verschiedene Rezeptoren werden Reize aufgenommen. Über sie erfahren wir von der Form, Konsistenz, Oberflächenbeschaffenheit und der Temperatur der jeweiligen Objekte, (vgl. Blucha; Schuler 2008, S. 38) Die Anzahl der Rezeptoren bestimmt die Intensität der taktilen Wahrnehmungsfähigkeit, so ist die Empfindlichkeit an den Füßen und Händen am stärksten, während sie auf dem Rücken am geringsten ist (vgl. Zimmer 1995, S. 22). Der Hautsinn arbeitet eng zusammen mit dem Muskelsinn und Gleichgewichtssinn. Diese Vernetzung ist die Grundlage für die Entwicklung des Hörsinns, Sehsinns und Geschmackssinns und Riechsinns (vgl. Blucha; Schuler 2008, S. 38).
Auditive Wahrnehmung setzt die Fähigkeit voraus, akustische Reize zu verarbeiten, zueinander in Beziehung zu setzen und mit vorausgegangener Hörerfahrung zusammenzubringen (vgl. Ellneby 1998, S. 103) Das Ohr gilt als das komplizierteste Sinnesorgan. Vereinfacht dargestellt treffen akustische Reize wie Töne, Klänge und Geräusche in Form von Schallwellen auf das Außenohr und werden durch den Gehörgang zum Trommelfell geleitet, das dann zu schwingen beginnt. Diese Schwingung wird durch den Knochen des Mittelohrs verstärkt. Im Innenohr wandeln sich die Schallwellen in elektrische Nervensignale um, die anschließend zum Gehirn gesendet werden, (vgl. Thiesen 2001, S. 17) Hören ist demnach das Wahrnehmen von Schall.
Das auditive System hat eine grundlegende Funktion für die menschliche Kommunikation. Es ist die Voraussetzung für die Entwicklung der Sprache. Außerdem können durch das Gehör die Entfernung und die Richtung von Reizen, d. h. von Schallquellen wahrgenommen werden. So wissen wir beispielsweise, ob ein Mensch, der mit uns spricht, weit von uns entfernt ist oder neben uns steht. (Zimmer 1995, S. 83) Das Richtungshören z.B. das Hören von Autos ist zunächst noch eingeschränkt und reift erst im Alter von acht bis zehn Jahren (vgl. Blucha; Schuler 2008, S. 78).
Über 75 Prozent von dem, was wir von unserer Umwelt wahrnehmen, verdanken wir unseren Augen (vgl. Thiesen 2001, S. 15). Die Aufnahme optischer Eindrücke erfolgt über die Augen. Die Interpretation des visuellen Reizes, der in der Form von Lichtwellen auf de Netzhaut des Auges trifft, erfolgtjedoch nicht durch das Auge, sondern durch das Gehirn. Die optische Information wird über den Sehnerv zum Sehzentrum in das Großhirn weiter geleitet und dort verarbeitet, (vgl. Ayres 1984, S. 43.) Erst durch die Verarbeitung des gesehenen Bildes mit unseren Erfahrungen und Erlebnissen bekommt das gesehene Bild erst eine Bedeutung (vgl. Blucha; Schuler 2008, S. 114).
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[1] Rezeptor: Empfangsorgan in der Haut zur Aufnahme von Reizen (vgl. Duden 1991, S. 364)