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Hausarbeit, 2011
19 Seiten, Note: 2,0
1. Einleitung
2 Das Fachkonzept der Sozialraumorientierung
2.1 Definitionen
2.1.1 Sozialraum
2.1.2 Lebenswelt
2.1.3 Hilfen zur Erziehung
2.1.4 Hilfeplan
2.2 Geschichtlicher Hintergrund
2.3 Elemente
2.4 Kritik
3 Umsetzung im Bereich der Hilfen zur Erziehung
3.1 Hilfen zur Erziehung in den nördlichen Stadtteilen Essens
3.1.1 Darstellung des Problems
3.1.2 Zielsetzung und konzeptionelle Vorstellung
3.1.3 Umsetzung und Ergebnis
3.2 Kurzer Vergleich zur sozialräumlichen Umsetzung in Celle
3.3 Grenzen
Fazit
Literaturverzeichnis
Die vorliegende Hausarbeit beschäftigt sich mit der Sozialraumorientierung und deren konzeptioneller Umsetzung im Bereich der Hilfen zur Erziehung nach §27 SGB VIII.
Verändernde Lebensumstände, derzeitige Gesellschaftsstrukturen und neu entstandene Familiensituationen machen eine entsprechende Anpassung Sozialer Arbeit in allen Bereichen notwendig. Besonders die Segregation in einigen Teilen deutscher Städte macht den Kommunen und ihren Einwohnern zu schaffen.
Seit mehreren Jahren wird zu diesem Thema in der Fachwelt diskutiert und es gibt zahlreiche Veröffentlichungen, allerdings nicht ganz unumstritten. Die einen begrüßen die Sozialraumorientierung als sinnvolle Methode, die anderen bringen die Kritik hervor, dass der Begriff zunehmend inflationär und unscharf gebraucht wird. Zudem gibt es Vertreter der Position, die aufgrund der strengen Budgetierung eine Verminderung der Leistungsvielfalt sehen.
Fest steht, dass im Unterschied zu allen anderen Fachkonzepten der Sozialen Arbeit dieser Ansatz stetig weiterentwickelt wird und den „Weg der praktischen Realisierung“ (Hinte 2006, S. 17) geht. Die Signifikanz ist für Praktiker also wesentlich. Eine Bearbeitung dieses Themas erscheint daher als besonders bedeutsam.
Um das Konzept der Sozialraumorientierung als solches vorzustellen, werden zunächst die relevanten Begrifflichkeiten, die im Konzept eine Rolle spielen, definiert sowie der geschichtliche Hintergrund kurz skizziert. Anschließend werden die einzelnen Elemente, die das Konzept umformen, sowie die wichtigsten Kritikpunkte genannt.
Im 2. Teil der Hausarbeit wird versucht, anhand eines Beispiels darzustellen, wie das Fachkonzept umgesetzt wird, wo die Stärken liegen und wo es Schwierigkeiten oder Grenzen gibt. Das Beispiel bezieht sich in erster Linie auf die Arbeit im Rahmen des EPSO-Projektes in vier nördlichen Essener Stadtteilen.
Um die Umsetzungsmöglichkeiten nicht einseitig darzustellen, werde ich einen kurzen Vergleich zu der niedersächsischen Stadt Celle ziehen und sozialräumliche Veränderungen in der Jugendhilfe dort vorstellen.
Dass die sozialräumlich orientierte Arbeit in der Umsetzung irgendwo an ihre Grenzen stößt, ist unumgänglich. Wie genau sich dies darstellt, wird in Kapitel 3.3 erläutert.
Als Sozialraum wird ein geografisch festgelegter Raum bezeichnet, in dem sich das alltägliche Leben abspielt. Ökonomische sowie strukturelle Gegebenheiten wie beispielsweise Bevölkerung und Infrastruktur werden mit einbezogen (vgl. Donner 2007, S. 128). Aber nicht nur durch solch eher objektive Faktoren wird der Sozialraum bestimmt. Aus Sicht eines jeden Einzelnen gestaltet sich ein Sozialraum individuell, je nachdem, wie er das räumliche Gebiet nutzt und sich zu Eigen macht. Da sich die Perspektiven der Individuen zum Teil überlappen, bilden sich Gruppen, die eine ähnliche Sicht auf den Sozialraum haben. Betrachtet man genauer, wie die verschiedenen Gruppen den Sozialraum definieren, lassen sich weitere Überlappungen finden (vgl. Hinte 2007, S. 30 ff). Es gibt also keine klare, einzig richtige Definition für einen bestimmten Sozialraum. Üblicherweise orientiert sich diese aber an Verwaltungsgliederungen einer Region.
Soziale Arbeit ist auf die Lebenswelt ihrer Klienten/innen ausgerichtet. Begründer der „Lebensweltorientierung“ ist Hans Thiersch. Mit diesem Begriff und dem dahinterstehendem Konzept ist gemeint, dass den gegebenen Lebensverhältnissen Beachtung geschenkt wird, aber auch den individuellen, sozialen und politischen Ressourcen sowie den sozialen Netzen und regionalen Strukturen (vgl. Thiersch 1992, S. 5).
Die Lebenswelt wird durch Erfahrungen und Handlungsmöglichkeiten durch einen Menschen oder eine Gruppe konstruiert. Ein Eintauchen in solche Lebenswelten ermöglicht den Sozialarbeitern erst das Handeln, da es nur im Kontext der Verhältnisse, auf die es sich bezieht, möglich ist (vgl. Zajer 2009, S. 32 f.).
Es ist zu erwähnen, dass die Lebenswelt nicht mit dem Sozialraum gleichzusetzen ist, sondern eher als Teilaspekt der sozialräumlichen Vorstellung gesehen wird.
Die Grundnorm zu den Hilfen zur Erziehung – im Folgendem HzE - ist in §27 SGB VIII festgelegt. Das 8. Gesetzbuch ist der 1. Artikel des Kinder- und Jugendhilfegesetzes – im Folgendem KJHG - welches deutschlandweite Regelungen beinhaltet, die die Kinder- und Jugendhilfe betreffen. Die HzE sind in folgende Arten zu unterteilen: Erziehungsberatung, soziale Gruppenarbeit, Erziehungsbeistand / Betreuungshelfer, sozialpädagogische Familienhilfe, Erziehung in einer Tagesgruppe, Vollzeitpflege, Heimerziehung und sonstige betreute Wohnform sowie intensive sozialpädagogische Einzelbetreuung.
Der Hilfeplan nach §36 SGB VIII bildet die Grundlage für die Ausgestaltung der Hilfen. Er zielt darauf ab, eine Entscheidung über die Verfahrensweise zu einer notwendigen Hilfe zu treffen. Die Fachkräfte legen unter Beteiligung der Personensorgeberechtigten sowie des Kindes/Jugendlichen selbst fest, inwieweit welcher Bedarf in welcher Art und Weise durch bestimmte Leistungen erfüllt werden soll. Man kann ihn als eine Art Vertrag zwischen den Beteiligten und er dient der Kontrolle bei der Durchführung der Hilfen (vgl. SGB VIII 2011).
Ausgehend von der Gemeinwesenarbeit – nachfolgend GWA - hat sich der Ansatz der Sozialraumorientierung weiterentwickelt. Ihren Ursprung hat die GWA in den Niederlanden, den USA und Großbritannien. Ausgangspunkt für die Entstehung der GWA war „die Unzufriedenheit mit den herkömmlichen Methoden der Sozialarbeit, Einzelfallhilfe und Gruppenarbeit“ (Kreft 2010, S. 78).
In den 50er Jahren wurde die GWA in Deutschland durch deutschsprachige Literatur bekannt. In diesen Veröffentlichungen wurde versucht, die Strategien auf deutsche Verhältnisse zu übertragen. Aufgrund defizitärer Lebensbedingungen stoß das Konzept zunächst auf Zuspruch, allerdings verlor es nach seiner Blütezeit in den 70er Jahren an Bedeutung. Gründe dafür waren zum Einen eine fehlende leistungsgesetzliche Grundlage, zum Anderen mangelnde Haushaltskassen zur Finanzierung der Projekte (Kreft 2010, S. 79 f.).
Nach erneutem Aufleben der GWA in den 80er Jahren entwickelte das „Institut für Stadtteilbezogene Soziale Arbeit und Beratung“ (ISSAB), welches heute an der Universität Duisburg-Essen angesiedelt ist, das Konzept der „Stadtteilbezogenen Sozialen Arbeit“. Bisherige Erkenntnisse und Methoden wurden aus der GWA übernommen und um weitere Prinzipien und Ideen ergänzt. Aus dem Begriff der Stadtteilorientierung wurde der heute verwendete Begriff „Sozialraumorientierung“ (vgl. Kreft 2010, S. 84).
Mittlerweile ist sozialraumorientierte Arbeit vielerorts fest verankert in den Leitbildern von Institutionen sowie in der Ausbildung von Sozialarbeitern.
„Grundsätzlich zielt sozialraumorientierte Soziale Arbeit auf die Veränderung bzw. Gestaltung sozialer Räume und nicht auf die wie auch immer geartete gezielte Beeinflussung psychischer Strukturen von Menschen.“ (Hinte 2007, S. 30). Damit ist gemeint, dass der Mensch als solcher nicht mehr alleine im Mittelpunkt steht, sondern dass das Potential seiner Umgebung beachtet und ausgeschöpft werden soll. Es geht darum, den Klienten im sozialen Raum zu sehen und bei der Arbeit mit ihm seine Lebenswelt einzubeziehen. Fünf Prinzipien stellen den elementaren Inhalt dieses dennoch personenbezogenen Fachkonzeptes dar.
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