Die jungen Unternehmen sind zunächst nicht viel mehr als Gesellschaften mit beschränkter Hoffnung.“ Inwieweit das Gründungsgeschehen in den letzten Jahren mehr als nur eine Hoffnung war oder gar zu einem Gründungsboom geführt hat, soll in dieser Arbeit auf Grundlage von verschiedenen Gründungsstatistiken diskutiert werden.
Das zentrale Thema dieser Abhandlung ist jedoch nicht allein die Anzahl der echten Neugründungen, sondern vielmehr auch die Problematik der Statistiken, welche zu höchst unterschiedlichen Resultaten führen.
Während im Ergebnis einer Studie des Mannheimer Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung lediglich 228 Tsd. Unternehmensgründungen im Jahr 2001 stattfanden, so registrierte das Statistische Bundesamt für den gleichen Zeitraum rund 729 Tsd. Gewerbeanmeldungen, wovon 584 Tsd. als Neuerrichtungen ausgewiesen wurden. Das IfM Bonn geht mithin von rund 455 Tsd. Neuanmeldungen aus. Bereits hier wird schnell deutlich, dass unterschiedliche Statistiken kontroverse und unvereinbare Aussagen liefern.
Die Schwierigkeit liegt hierbei hauptsächlich in der Ermangelung einer einheitlichen Bundesstatistik begründet, ebenso jedoch auch in den verschieden verwendeten Definitionen eines „Existenzgründers“ als auch „Unternehmensgründers“. Daneben sind auch Mehrjahresvergleiche oftmals nur eingeschränkt möglich, da beispielsweise die Einführung der Ich-AG im Jahr 2002 nach Ansicht der Bundesanstalt für Arbeit zu einer „regelrechten Existenzgründerwelle unter den Erwerbslosen in Deutschland“ führen wird.
Doch gerade Gründungsstatistiken vermitteln einen ersten Eindruck über das Potenzial, was den Wandel der Gesellschaft in naher Zukunft angeht, denn neu gegründete Betriebe bilden das Fundament der Zukunft, technologisch innovative Konzepte zu verwirklichen und somit zum sektoralen Strukturwandel beizutragen. Ebenso stellen dabei die Klein- und Mittelständischen Unternehmen einen großen Anteil aller Arbeitsplätze dar, so dass den Gründungsstatistiken eine hohe Bedeutung für den Standort zukommt.
Ob diese „neuen Kultur der Selbständigkeit in unserem Lande“ mittlerweile gewachsen ist und auch durch neue Statistiken untermauert werden kann, soll im Folgenden erläutert werden.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Aufbau der Arbeit
- 3 Unterscheidungskriterien von Gründungen
- 3.1 Originäre und derivative Gründungen
- 3.2 Existenzgründungen
- 3.3 Unternehmensgründungen
- 3.4 Entrepreneurship
- 4 Gesetzliche Verordnungen zu statistische Erhebungen
- 4.1 Das statistischen Systems in der Bundesrepublik Deutschland
- 4.2 URS 95/URS 99 - Unternehmensregister der EU
- 5 Einführung in statistische Grundlagen
- 5.1 Ereignisse verändern die Statistiken
- 5.2 Probleme bei statistischen Erhebungen
- 6 Gründungsstatistiken in Deutschland
- 6.1 Vorgehensweise bei der Untersuchung der Statistiken
- 6.2 Gewerbe- und Insolvenzanmeldungen als statistische Größe
- 6.2.1 Definitionen und Erläuterungen zur Statistik
- 6.2.2 Statistiken – Deutschlandweit über alle Wirtschaftszweige
- 6.2.3 Fazit Deutschlandweit über alle Wirtschaftszweige
- 6.2.4 Gewerbean- und Abmeldungen im Vergleich
- 6.2.5 Fazit Gewerbean- und Abmeldungen
- 6.2.6 Statistik - nur nach Wirtschaftszweigen
- 6.2.7 Fazit - Statistik nur nach Wirtschaftszweigen
- 6.2.8 Statistik - regionale Betrachtung München
- 6.2.9 Fazit – Statistik regionale Betrachtung München
- 6.2.10 Statistik nach Rechtsform
- 6.2.11 Fazit Statistik nach Rechtsform
- 6.3 Statistik des Institutes für Mittelstandsforschung Bonn
- 6.3.1 Definitionen und Erläuterungen zur Statistik
- 6.3.2 Unternehmensgrößenstatistik des IfM Bonn - Existenzgründungen
- 6.3.3 Fazit Statistik des IfM Bonn
- 6.4 Umsatzsteuerstatistik
- 6.4.1 Definitionen und Erläuterungen zur Statistik
- 6.4.2 Umsatzsteuerstatistik – Gründungen und Auflösungen
- 6.4.3 Fazit Umsatzsteuerstatistik – Gründungen und Auflösungen
- 6.4.4 Umsatzsteuerstatistik nach Rechtsform
- 6.4.5 Fazit Umsatzsteuerstatistik nach Rechtsform
- 6.5 Freiberuflerstatistik - Statistik des IFB Nürnberg
- 6.5.1 Definitionen und Erläuterungen zur Statistik
- 6.5.2 Statistik des IFB Nürnberg
- 6.5.3 Fazit Statistik des IFB Nürnberg
- 6.5.4 Statistik nach Branchen
- 6.5.5 Fazit Statistik nach Branchen
- 6.5.6 Statistik nach Neuen und Alten Bundesländern
- 6.5.7 Fazit - Statistik nach Neuen und Alten Bundesländern
- 6.6 Gründungsstatistiken der Deutschen Ausgleichsbank
- 6.6.1 Definitionen und Erläuterungen zur Statistik
- 6.6.2 Statistik auf Personenebene - nur Existenzgründer
- 6.6.3 Förderbereich Existenz- und Unternehmensgründer
- 6.6.4 Anteil der Frauen in der Statistik
- 6.6.5 Fazit Statistik der DtA
- 6.7 Statistik der Creditreform Wirtschafts- und Konjunkturforschung
- 6.7.1 Definitionen und Erläuterungen zur Statistik
- 6.7.2 Gründungsgeschehen nach Creditreform
- 6.7.3 Fazit - Gründungsgeschehen nach Creditreform
- 6.8 Statistik des Regional Entrepreneurship Monitor – BRD
- 6.8.1 Definitionen und Erläuterungen zur Statistik
- 6.8.2 Statistik des REM
- 6.8.3 Fazit - Gründungsgeschehen nach dem REM
- 6.9 Statistik über Neugründungen in Sachsen-Anhalt
- 6.9.1 Umfang der Unternehmensgründungen in Sachsen-Anhalt
- 6.9.2 Unternehmensgründungen und Existenzgründungen
- 6.9.3 Fazit - Neugründungen in Sachsen-Anhalt
- 6.10 Übersicht über aller deutschen Statistiken
- 7 Internationale Gründungsstatistiken
- 7.1 Global Entrepreneurship Monitor
- 7.1.1 Definitionen und Erläuterungen zum GEM
- 7.1.2 Statistik der Total Entrepreneurial Activity des GEM
- 7.1.3 Opportunity- vs. Necessity-Based Gründungsaktivitäten
- 7.2 Überblick über die Gründungssituation in den USA
- 7.2.1 Definitionen und Erläuterungen zur Statistik
- 7.2.2 Statistik des Amerikanischen Zensus
- 8 Indikatoren auf dem Prüfstand
- 8.1 Arbeitslosenzahl und Gründungen / Gründungssaldo
- 8.2 Das BIP als Vergleichsgröße
- 8.2.1 BIP-Wachstum und Saldowachstum
- 8.2.2 BIP-Änderung und Gründungssaldo
- 8.2.3 BIP und kumulierter Gründungssaldo
- 8.3 Deutscher Aktienindex und Gründungssaldo
- 8.4 Fazit über alle Indikatoren
- 9 Sterblichkeit von Neugründungen
- 9.1 Insolvenzen nach Creditreform
- 9.2 Münchener Gründungsstudie
- 9.2.1 Kaplan-Meier-Verfahren
- 9.2.2 Ergebnisse der Studie
- 9.3 Überlebensraten von Gründungskohorten aus der Betriebsdatei IAB im Zeitraum von 1991 bis 1996
- 9.4 Gegenüberstellung der Ausfallquoten von geförderten und nichtgeförderten Unternehmen
- 9.5 Zusammenfassung der Ergebnisse
- 10 Schlussfolgerungen
- 10.1 Verbesserungsvorschläge und Fazit
- 11 Managementextrakt
- Untersuchung der verschiedenen Datenquellen und Statistiken zum Gründungsgeschehen
- Kritik an der methodischen Vorgehensweise bei der Erhebung und Interpretation von Gründungsstatistiken
- Analyse der Unterschiede und Gemeinsamkeiten der verschiedenen Statistiken
- Bewertung der Aussagekraft der Statistiken für die Beurteilung des Gründungsgeschehens in Deutschland
- Diskussion der Herausforderungen und Potenziale des Gründungsgeschehens in Deutschland
- Kapitel 1: Einleitung - In diesem Kapitel wird die Thematik der Studienarbeit eingeführt und der Kontext der Arbeit dargestellt. Die Relevanz von Gründungsstatistiken für die Analyse des deutschen Wirtschaftsgeschehens wird hervorgehoben.
- Kapitel 2: Aufbau der Arbeit - Hier wird die Struktur der Arbeit erläutert, indem die wichtigsten Kapitel und Themenbereiche vorgestellt werden.
- Kapitel 3: Unterscheidungskriterien von Gründungen - Dieses Kapitel geht auf verschiedene Kategorien und Definitionen von Gründungen ein, um eine klarere Abgrenzung und Einordnung des Untersuchungsobjekts zu ermöglichen.
- Kapitel 4: Gesetzliche Verordnungen zu statistische Erhebungen - In diesem Kapitel werden die rechtlichen Grundlagen für die Erhebung von Statistiken in Deutschland beleuchtet, insbesondere die Bedeutung der URS 95/URS 99.
- Kapitel 5: Einführung in statistische Grundlagen - Dieses Kapitel vermittelt wichtige Grundlagen und Herausforderungen im Umgang mit statistischen Daten, insbesondere die Bedeutung der Datenqualität und der Interpretation von Statistiken.
- Kapitel 6: Gründungsstatistiken in Deutschland - Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Analyse verschiedener deutscher Gründungsstatistiken, wie zum Beispiel den Gewerbean- und Abmeldungen, der Umsatzsteuerstatistik und der Statistik des IfM Bonn. Die verschiedenen Datenquellen werden verglichen und kritisch bewertet.
- Kapitel 7: Internationale Gründungsstatistiken - Dieses Kapitel erweitert den Blickwinkel auf die internationalen Gründungsstatistiken, insbesondere den Global Entrepreneurship Monitor, und stellt Vergleiche mit anderen Ländern an.
- Kapitel 8: Indikatoren auf dem Prüfstand - Dieses Kapitel widmet sich der Analyse verschiedener Indikatoren, die für die Beurteilung des Gründungsgeschehens relevant sind, wie zum Beispiel die Arbeitslosenzahl und das BIP. Der Zusammenhang zwischen Gründungsaktivität und Wirtschaftsentwicklung wird untersucht.
- Kapitel 9: Sterblichkeit von Neugründungen - Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Frage der Überlebensraten von Neugründungen und analysiert die Gründe für die hohen Ausfallquoten. Die Ergebnisse verschiedener Studien zur Sterblichkeit von Neugründungen werden präsentiert.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Studienarbeit befasst sich mit einer kritischen Diskussion über Statistiken zum Gründungsgeschehen in Deutschland. Ziel der Arbeit ist es, die verschiedenen Datenquellen und Statistiken zum Gründungsgeschehen zu analysieren, deren methodische Vorgehensweisen zu hinterfragen und die Ergebnisse kritisch zu bewerten. Dabei wird insbesondere auf die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der verschiedenen Statistiken eingegangen und deren Aussagekraft für die Beurteilung des Gründungsgeschehens in Deutschland diskutiert.
Zusammenfassung der Kapitel
Schlüsselwörter
Gründungsgeschehen, Gründungssituation, Gründungsstatistiken, Statistik, Methodologie, Datenqualität, URS 95/URS 99, Gewerbean- und Abmeldungen, Umsatzsteuerstatistik, Institut für Mittelstandsforschung Bonn, Global Entrepreneurship Monitor, Überlebensraten, Ausfallquoten, Wirtschaftswachstum, BIP.
- Quote paper
- Björn Bonk (Author), 2003, Kritische Diskussion über Statistiken zum Gründungsgeschehen in Deutschland, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/19613