ABSTRAKT
Die effektive Umsetzung der Gesundheits- und Krankenpflege ist bedingt durch die ununterbrochene Implementierung der modernen Trends der Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) in die Pflege. Das Hauptziel der vorliegenden Diplomarbeit ist die Vorstellung der Nutzung der IKT in der Gesundheits- und Krankenpflege in Österreich an Hand der Gegebenheiten des Orthopädischen Spitals Speising in Wien und die Präsentation der Digitalisierung des Pflegeprozesses, sowie ihre anschließende Vorstellung in der Slowakei.
Im Rahmen der Diplomarbeit werden die Informations- und Kommunikationstechnologien in einzelnen Bereichen des Spitals und im Pflegeprozess, sowie auch neue Trends (der modernen IKT) für die Patienten erfasst. Die Autorin möchte mit der Diplomarbeit auf die Effektivität und Unabdingbarkeit der IKT in der Gesundheits- und Krankenpflege hinweisen.
Folgende Parameter werden im theoretischen Teil der Diplomarbeit zur Gewinnung, Bearbeitung und Interpretation der Informationen genutzt: Studium der Fachliteratur inklusive der Arbeit mit Informationen, Analyse der Informationen in elektronischer Form und deskriptive Methode.
Im empirischen Teil der Arbeit wird eine Forschung mittels der Fragebogenmethode mit dem Fokus auf die computergestützte Zusammenführung der medizinischen und pflegerischen Anamnese vorgestellt und durchgeführt.
Als Empfehlungen für die Praxis werden Aspekte vorgestellt, welche auf den Ergebnissen der Empirie beruhen. Diese Empfehlungen werden zur Weiterentwicklung der IKT-Nutzung in der Gesundheits- und Krankenpflege beitragen. Präsentiert werden auch eine mögliche gemeinsame medizinische und pflegerische Anamnese im Computer-Programm sowie die Notwendigkeit der Erweiterung der grundlegenden Informationen am Patienten-Informationsterminal.
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Grafikverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Einleitung
1 Geschichte, Entwicklung und Gegenwart der IKT
1.1 Begriffsdefinitionen
1.2 Chronologie der IKT-Entwicklung
2 Die Grundlagen der Pflegeinformatik
2.1 Die Implementierung der Informatik in der Pflege
2.2 Der Patient im Zentrum unserer IT-Systeme
2.3 Betriebssysteme
2.4 Computernetzwerke
2.5 Computernetzwerke in Krankenhäusern
2.6 PACS-System (Picture Archiving and Communication System)
2.7 Elektronische Pflegedokumentation
3 Informations- und Kommunikationssysteme im Orthopädischen Spital Speising
3.1 Die Anfänge der IT im Orthopädischen Spital Speising
3.2 Gegenwart der IKT im Orthopädischen Spital Speising
3.3 Zusammenschluss der Informations- und Kommunikationstechnologien
3.4 Computerkenntnisse
4 Die IKT - Nutzung im Orthopädischen Spital Speising
4.1 Die Aufnahme und Entlassung
4.2 Die Präambulanz
4.3 Die Tagesklinik
4.4 Das Labor
4.5 Das Röntgen
4.6 Die Magnetresonanz
4.7 Das Labor für Gang- und Bewegungsanalyse
4.8 Public Relation
4.9 „Patientenbegleitdienst“
5 Der Pflegeprozess und die elektronische Dokumentation
5.1 Pflegedatenbank
5.2 Stationsübersicht
5.3 Pflegeanamnese
5.4 Pflegdiagnostik
5.5 Pflegeplanung
5.6 Durchführung
5.7 Evaluation
5.8 Pflegebericht
5.9 Wundmanagement
5.10 Sturzrisikoprotokoll
5.11 Entlassungsbericht
6 Neue Trends in der IKT für die Patienten
6.1 Patienten-Infoterminals (Flachbildschirme)
6.2 Terminvereinbarung per Internet
6.3 Infostunde ,,Hüftprothese“
6.4 Genesungswünsche für Patienten (Online-Formular)
6.5 Gesundheitstipps
7 Empirische Untersuchung
7.1 Ausgangslage und Problemstellung
7.2 Zielsetzung
7.3 Forschungsleitende Fragen
7.4 Forschungsorganisation
7.5 Forschungsmethodik
7.6 Literaturrecherche
7.7 Fragebogenmethode
7.8 Pilotprojekt
7.9 Forschung
7.10 Befragten
7.11 Datenverarbeitung
7.12 Ergebnisanalyse
7.13 Diskussion
7.14 Forschungsabschluss und Empfehlungen
Schlussbetrachtung
Literaturverzeichnis
Anhang
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1 Verlauf der Patientendaten in Krankenhausystemen
Abb. 2 In Krankenhäusern eingesetzte Computernetzwerke
Abb. 3 Handschriftliche papierbasierte Dokumentation eines Pflegeberichts
Abb. 4 Programm SAP (Fenster Labor)
Abb. 5 Programm SAP (Fenster Röntgen)
Abb. 6 Pflegedatenbank – Pflegeanamnese, Katalog Frage-Antwort
Abb. 7 Pflegedatenbank – Pflegediagnose
Abb. 8 Pflegedatenbank – Planung der Ziele und Pflegeinterventionen
Abb. 9 Pflegedatenbank – Durchführung
Abb. 10 Pflegedatenbank – Durchführung
Abb. 11 Pflegedatenbank – Ergebnisevaluation
Abb. 12 Pflegedatenbank – Pflegebericht
Abb. 13 Pflegedatenbank – Wundmanagement
Abb. 14 Pflegedatenbank – Sturzskala
Abb. 15 Intranet – Information über die Forschung
Abb. 16 Vision einer gemeinsamen Anamnese
Grafikverzeichnis
Grafik 1 Geschlecht
Grafik 2 Altersgruppen
Grafik 3 Berufsgruppen
Grafik 4 Methode der Gesundheits- und Krankenpflege
Grafik 5 Pflegeanamnese
Grafik 6 Die Struktur der Pflegeanamnese im Pflegedatenbank
Grafik 7 Kenntnisse der identischen Fragen in den Anamnesen
Grafik 8 Prozentuelle Einschätzung der identischen Fragen
Grafik 9 Patientenreaktionen auf die identischen Fragen
Grafik 10 Meinungen zur computergestützten Zusammenlegung beider Anamnesen
Grafik 11 Problemlösung der identischen Fragen
Grafik 12 Vorteile der computergestützten Anamnese ohne Zusammenarbeit
Grafik 13 Vorteile der computergestützten Anamnese in Zusammenarbeit
Grafik 14 Meinungen über die gemeinsame Anamnese in Zusammenarbeit
Grafik 15 Meinungen über die gemeinsame Anamnese ohne Zusammenarbeit
Grafik 16 Schwierigkeiten bei der Zusammenlegung beider Anamnesen
Grafik 17 Technischer Ausfall der IT
Grafik 18 Aufgaben des Arbeitskreises Pflegedatenbank im OSS
Grafik 19 Nutzung des SAP-Programms im OSS
Grafik 20 Ausdruck der Zustimmung, Ablehnung (Name und Foto)
Grafik 21 Ausdruck der Zustimmung, Ablehnung (Tagespräsenz)
Grafik 22 Meinungen aller Befragten auf die Umsetzungen einer gemeinsamen Anamnese
Tabellenverzeichnis
Tab. 1 Geschlecht
Tab. 2 Altersgruppen
Tab. 3 Berufsgruppen
Tab. 4 Methode der Gesundheits- und Krankenpflege
Tab. 5 Pflegeanamnese
Tab. 6 Die Struktur der Pflegeanamnese im Pflegedatenbank
Tab. 7 Kenntnisse der identischen Fragen in den Anamnesen
Tab. 8 Prozentuelle Einschätzung der identischen Fragen
Tab. 9 Patientenreaktionen auf die identischen Fragen
Tab. 10 Meinungen zur computergestützten Zusammenlegung beider Anamnesen
Tab. 11 Problemlösung der identischen Fragen
Tab. 12 Vorteile der computergestützten Anamnese ohne Zusammenarbeit
Tab. 13 Vorteile der computergestützten Anamnese in Zusammenarbeit
Tab. 14 Meinungen über die gemeinsame Anamnese in Zusammenarbeit
Tab. 15 Meinungen über die gemeinsame Anamnese ohne Zusammenarbeit
Tab. 16 Schwierigkeiten bei der Zusammenlegung beider Anamnesen
Tab. 17 Technischer Ausfall der IT
Tab. 18 Aufgaben des Arbeitskreises Pflegedatenbank im OSS
Tab. 19 Nutzung des SAP-Programms im OSS
Tab. 20 Ausdruck der Zustimmung, Ablehnung (Name und Foto)
Tab. 21 Ausdruck der Zustimmung, Ablehnung (Tagespräsenz)
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Einleitung
„Wer nicht innovativ ist, fällt zurück und muss früher oder später aufgeben!“
Eglau et. al
Informations- und Kommunikationstechnologien des 21. Jahrhunderts stellen eine neue Dimension zur Umsetzung der modernen Gesundheits- und Krankenpflege weltweit dar.
Die schrittweise Implementierung der Informatik in den Bereichen des Gesundheitswesens bietet Fortschritte und verbessert die Qualität der medizinischen und pflegerischen Versorgung, einschließlich des Patientenkomforts.
Das Hauptziel der Diplomarbeit ist die Vorstellung der IKT- Nutzung im Orthopädischen Spital Speising in Wien (europaweit eines der modernsten Spitäler). Das Spital benutzt neuste Informations- und Kommunikationstechnologien und die Digitalisierung des Pflegeprozesses. Die Diplomarbeit weist auf die Notwendigkeit, Effektivität und auf die Unabdingbarkeit der IKT in der Gesundheits- und Krankenpflege hin.
Die Themenauswahl wurde durch das Studium der Gesundheits- und Krankenpflege und durch die langjährigen fachlichen praktischen Erfahrungen der Autorin im Orthopädischen Spital Speising (in Österreich) beeinflusst. Im OSS stellt die Nutzung der IKT eine der Prioritäten bei der Durchführung des Pflegeprozesses dar.
Die vorliegende Diplomarbeit wird in Einleitung, Hauptteil und Schlussbetrachtung gegliedert. Der Hauptteil besteht aus sieben Kapiteln.
Im ersten Kapitel werden die Begriffe abgegrenzt sowie Gegenwart und Vergangenheit der IKT erfasst. Im zweiten Kapitel werden die Grundlagen der Pflegeinformatik beschrieben. Im dritten Kapitel wird auf die Krankenhaus-Informationssysteme im Orthopädischen Spital Speising eingegangen. Im vierten Kapitel werden die einzelnen Bereiche des Spitals vorgestellt und ihre konkrete Nutzung der IKT vermittelt. Auf die einzelnen Schritte des Pflegeprozesses mit der Nutzung der IKT wird im fünften Kapitel eingegangen. Hier werden auch die elektronische Dokumentation mittels SAP Programm und die Pflegedatenbank vorgestellt. Im sechsten Kapitel der Arbeit werden neue IT-Trends in der Patientenpflege präsentiert. Das siebte Kapitel – der empirische Teil der Arbeit – beinhaltet die Forschung mit dem Schwerpunkt auf die computergestützte Zusammenführung der medizinischen und pflegerischen Anamnese.
In allen Teilen der Diplomarbeit wird die wichtige Rolle der Informations- und Kommunikationstechnologien sowie die Integrierung des Ärzte- und Pflegepersonals, aber auch der Patienten selbst, in die Nutzung der IKT präsentiert.
Basierend auf den vorliegenden Informationen und auf dem Inhalt und der Form der Diplomarbeit werden folgende Teilziele definiert:
- Begriffsdefinition und -abgrenzung sowie chronologische Entwicklung im Zusammenhang mit den Informations- und Kommunikationstechnologien
- Beschreibung der Grundlagen der Pflegeinformatik und Vorstellung der Krankenhaus-Informationssysteme
- Erfassung der IKT-Nutzung im Orthopädischen Spital Speising
- Präsentation der elektronischen Dokumentation im Pflegeprozess
- Vorstellung der neuen Pflegeinformatik-Trends, welche die Lebensqualität der Patienten steigern sollen
- Beschreibung der Schwierigkeiten bei der Durchführung des Pflegeprozesses: doppelte Fragestellung bei Ärzte- und Pflegeanamnese
- Nutzung der Aspekte der IKT um die Dokumentationsqualität für Ärzte und diplomierte Pflegepersonal sowie für die Patienten zu steigern
- Empirische Erhebung der Schwierigkeiten in einem Teil des Pflegeprozesses in der IKT, sowie Auswertung und Analyse der Ergebnisse und ihre Umsetzung in der Praxis
Die Themen und das Projekt der vorliegenden Diplomarbeit sind dafür bestimmt, ihren Eingang in die Praxis zu finden.
1 Geschichte, Entwicklung und Gegenwart der IKT
Heute, im 21. Jahrhundert, gibt es nahezu keinen Bereich der menschlichen Gesellschaft, in dem Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) nicht verwendet werden. Die EDV startete eine technologische Revolution, die mittlerweile alle Bereiche der menschlichen Tätigkeit beeinflusst. Die Computer und ihre Abwandlungen drangen schrittweise in alle Bereiche unseres Lebens ein. Sie werden in Industrie-, Wirtschafts- und Fluggesellschaften, sowie im Tourismus und Handel, im Bank-, Bildungs- und Gesundheitswesen und natürlich im Management eingesetzt.
Folglich müssen die einzelnen Begriffe und deren Chronologie in ihrer historischen Reihenfolge der Entwicklung der IKT spezifiziert werden.
1.1 Begriffsdefinitionen
Der Begriff ,,Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT)“ ist allgemein bekannt und wird oft verwendet. IKT umfasst mehrere Systeme, daher ist es wichtig, bestimmte Begriffe zu erklären, z.B. die elektronische Datenverarbeitung oder Pflegeinformatik.
Die Elektronische Datenverarbeitung (EDV) ist der Sammelbegriff für die Erfassung und Bearbeitung von Daten (Datenverarbeitung) durch elektronische Maschinen oder Rechner. Mit der Entwicklung der Computer-Technologie modernisiert und implementiert sich ein neuer Begriff, die IKT (Elektronische Datenverarbeitung, 2011).
Der Begriff der Informations- und Kommunikationstechnologien selbst wird unterschiedlich definiert. Zur Illustration seien hier einige passende Definitionen ausgewählt.
Der Begriff IKT entstand aus der Vereinigung der technischen Bereiche, der Datenverarbeitung und der Telekommunikation. Elektronische Datenverarbeitung erfolgt mit Hilfe eines Computers. Die Telekomunikation beschreibt den Empfang und die Weiterleitung von Informationen über Entfernungen (Schmitt, 2005, S. 13).
Buhalis (2003, S. 24) beschreibt die IKT als Konvergenz aus Hardware, Software, der Telekomunikationen und Human Resources.
Horvátová (2005, S. 84) beschreibt das Konzept der IKT als Technologie (Computer-, Telekommunikations-, tragbare und organisatorische Technologie), die für die Datenverarbeitung, Softwareoptimierung und Organisationsstruktur verwendet wird.
Auch den Begriff der Pflegeinformatik beschreiben die angeführten Autoren unterschiedlich.
Zur Illustration wählen wir die Definition der American Nurses Association (ANA):
Die Pflegeinformatik ist Teil der wissenschaftlichen Disziplin der medizinischen Informatik.
Sie beinhaltet die Integration der Pflegepraxis, des Pflegemanagements, der Pflegeausbildung und der Pflegewissenschaft mit dem Ziel, eine optimale Gesundheits- und Krankenpflege zu erreichen. Die Pflegeinformatik bietet Hilfestellung bei der Bewältigung von informationsbezogenen Aufgaben, nämlich Daten und Informationen zu identifizieren, zu sammeln, zu verarbeiten und zu verwalten (Güttler, Schoska, Görres, 2010, S. 71).
Diese Definition verdeutlicht, welches Aufgabespektrum ein Pflegeinformationssystem grundsätzlich zu bewältigen hat. Dabei muss es sich nicht zwangsläufig um ein monopolistisches System handeln, sondern es kann sich aus einer Vielzahl einzelner, heterogener Teilsysteme zusammensetzen, die ein ,,virtuelles Ganzes“ bilden (Güttler, Schoska, Görres, 2010).
In der Praxis beschreibt die Pflegeinformatik den Einsatz von IKT (Computer, Computer-Netzwerke, Computer-Peripherie, Internet-, Intranet-, Telekommunikations-Innovationen etc.) zur Verwaltung, Organisation und Dokumentation der Pflege, aber auch den Einsatz der IKT zur Aus- und Fortbildung.
Der Begriff Computer (PC - Personal Computer) wird heutzutage alltäglich verwendet. Er stellt eine dominierende Einheit der IKT dar. Der Computer ist eine mechanische Nachahmung des Menschen, der die Arbeitskraft ersetzen soll. Ein Computer hat im übertragenen Sinne ein Gehirn, ein Herz und kann auch „kommunizieren“.
Das Gehirn des Computers stellt sein Gedächtnis, der Speicherplatz, dar. Seine Kapazität wird in Bytes gemessen: KB (Kilo Byte), MB (Mega Byte), GB (Giga Byte) und TB (Tera Byte).
Das Herz eines jeden Computers ist sein Mikroprozessor, der grundsätzlich auch seine Leistung bestimmt. Er ist für die Rechenoperationen und Datenverarbeitung zuständig. Die Leistung wird in Hz (Herz), GHz (Giga Herz) oder MHz (Mega Herz) ausgewertet.
Mit den „kommunikativen Fähigkeiten“ eines Computers sind die elektronische Kommunikation im Innenraum (Intranet) und die elektronische Kommunikation mit der Außenwelt (Internet), wie E-Mail (elektronische Post) etc. gemeint. Diese dient der Beschaffung und Weiterleitung der Informationen ohne menschliches Einwirken (Raith, 2004).
1.2 Chronologie der IKT-Entwicklung
Die Pflegeinformatik ist ein relativ junger Bereich, der sich erst am Anfang befindet. Zu Beginn der 90er Jahre fing die Pflege damit an, sich ernsthaft mit der EDV zu beschäftigen. Die Implementierung des Computers in den pflegerischen Alltag wurde oft diskutiert. Durch die fortschreitende Einführung des neuen Werkzeugs ,,Computer“ in den pflegerischen Alltag wurde diese Frage aber bald weniger relevant. Die elektronischen Anwendungen zur Datenerfassung und -bearbeitung haben sich im Laufe der Zeit zur Routine entwickelt. (Ammenwerth, Eichstädter, Schrader, 2003).
Die Vergangenheit ist bemerkenswert, da sie Möglichkeiten für die Zukunft beschreibt. Die IKT entstand eigentlich durch die Überlappung zweier historischer Epochen: der Geschichte der Dokumentation und der Geschichte der Computernutzung.
Die Geschichte der Dokumentation erstreckt sich in einer lagen Entwicklung über mehrere Jahrtausende. Die erste schriftliche Erwähnung von Ereignissen stammt bereits aus dem alten Ägypten 2500 Jahre v.Ch. Unerklärliche Vorkommnisse wurden durch Aufzeichnungen auf Papyrusrollen festgehalten und weitergegeben. Krankengeschichten, wie z.B. aufgetretene Epidemien und Seuchen, sind auf Tempelsäulen überliefert worden.
Bereits 400 Jahre v.Ch. benutzten die Griechen und Perser Papyrusrollen und Rechenbretter zur Dokumentation verschiedener Ereignisse. Das älteste bekannte Rechengerät soll der „Abacus“ gewesen sein; er wurde um 100 Jahre v.Ch. von den Griechen und Römern verwendet. Das Rechenprinzip bestand darin, kleine Kugeln auf Drähten zu verschieben. Auch heute noch ist der Abacus in Asien in leicht veränderter Form vorzufinden.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden Grundlagen für eine wissenschaftlichere Verwertung von Unterlagen bzw. Dokumenten geschaffen. Es wurden Institutionen gegründet, die sich mit der Dokumentation und ihrem Wesen befassten. So wurde beispielsweise im Jahre 1821 die Institution eines „medical records officer“ in Amerika geschaffen, die insbesondere für die Papierdokumentation zuständig war.
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts forderte Florence Nightingale im Bereich der Pflege ein schriftliches Festhalten von Pflegebeobachtungen. Dieses Vorgehen diente damals vorwiegend als Gedächtnisstütze und hat sicherlich zur Verbesserung bestimmter Praktiken der Pflege beigetragen. Florence Nightingale legte damit den Grundstein für die Pflegedokumentation.
Die Weiterentwicklung der Pflegedokumentation ging zügig voran; Heutzutage ist sie zu einer gesetzlichen Verpflichtung geworden. Die heutige Pflegedokumentation in elektronischer Form garantiert einen schnellen Überblick über den Pflegezustand des Patienten und erlaubt einen chronologischen Einblick in den ablaufenden Pflegeprozess (Schär, Laux, 2003).
Zur Geschichte des Personalcomputers (PC). Der Grundstein für den heutigen PC wurde bereits 1948 mit der Entwicklung des Transistors (elektronische Bauteil) der Bell Laboratorien in den USA gelegt. Mit der Erfindung des Transistors beginnt sich die erste Generation der Computer zu entfalten (Raith, 2004).
Auf der Basis des Transistors aus dem Jahre 1948 begann Neumann mit der Entwicklung des ersten elektronischen Computerspeichers „EDVAC“ (Electronic Discrete Variable Automatic Computer). Der sogenannten Neumann-Computer wurde 1952 in den USA in Betrieb genommen. Der damalige Computer war überdimensional groß (Multimedia Lehrbuch, 2011).
In den Jahren 1965 und 1966 wurde eine dritte Computergeneration vorgestellt. Auch diese Computer waren riesig und füllten einen ganzen Raum. Manche Räume mussten eigens klimatisiert werden, um eine Überhitzung des Gerätes zu vermeiden. Computer-Speicher hatten eine Kapazität von nur 1 bis 4 KB.
Kennzeichen dieser Generation waren:
- Module Bauweise
- Geschwindigkeitszuwachs in der Rechenleistung
- Unterstützung mehrerer Anwender zum gleichen Zeitpunkt
- Preiswerte Massenspeicher
- Schnellerer Informationszugriff sowie
- Unterbringung größerer Datenmengen auf kleinerem Raum
In diesem Zeitraum liefen die ersten Projekte und Forschungen über den Computereinsatz im Gesundheitswesen. Der Nachweis einer positiven Kostenbeeinflussung durch die Einführung von computergestützten Systemen wurde notwendig; ebenso der Nachweis auf die Erhöhung der Qualität bezüglich der Patientenversorgung.
Basierend auf der ständig fortschreitenden Hardwareentwicklung wurde schrittweise mit der Einführung der Computer in verschiedenen Bereichen des Gesundheitswesens begonnen, von der Personalabteilung im Zusammenhang mit Abrechnung und Auswertung, bis hin zum tatsächlichen Pflegebereich (Schär, Laux, 2003).
Im Jahr 1980 entwickelte die Firma International Business Machines (IBM) den ersten IBM-PC mit einem Hauptspeicher von 1 MB.
Im den Jahren 1985 bis 1997 einwickelten sich die Computer rasant weiter. Prozessoren – Computersysteme steigerten ihre Leistung von 166 MHz bis auf 500 MHz. Die Geschwindigkeit des Verarbeitungsverfahrens eines Computers war damit tausendmal schneller als die des ursprünglichen IBM-PCs. Microsoft - das Betriebssystem entwickelte sich von DOS (Disc Operating System) 3.2 bis Windows 95.
1999 brachte die Firma Intel den Prozessor Pentium III auf dem Markt, der die Taktrate von 1 GHz überstieg (Raith, 2004).
Im Jahr 2010 entwickelte dieselbe Firma die so genannten „Dual Core“ (zwei Kerne) Prozessoren, die viel leistungsfähiger als ihre Vorgänger sind (Gula, 2010).
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Computer vor 35 Jahren einen bedeutend größeren Umfang hatten und einen entsprechend klimatisierten Raum erforderten. Heute handelt es sich um stark verkleinerte Geräte mit hoher Leistungskraft, die fast überall verfügbar und tragbar sind, bzw. auf einem Schreibtisch verwendet werden können. Der Personalcomputer trat seinen Siegeszug mit der Einführung in allen Bereiche unseres Lebens, und damit auch in der Pflege, an (Schär, Laux, 2003).
2 Die Grundlagen der Pflegeinformatik
Die Gegebenheiten in der Pflege haben sich in den letzten zehn Jahren stark verändert. Die Patientenaufenthalte in Krankenhäusern und Gesundheitseinrichtungen werden immer kürzer. Einerseits steigt die Zahl der Hospitalisierten, anderseits werden in Krankenhäusern und Gesundheitseinrichtungen viele Arbeitsstellen abgebaut. In Zukunft werden mehr Patienten von weniger Pflegkräften versorgt werden. Die aktuelle Entwicklung zeigt eine kontinuierliche Zunahme an Tätigkeiten in der Gesundheits- und Krankenpflege und ein dadurch verbessertes Zeitmanagement. Gleichzeitig steigen aber die Ansprüche in Bezug auf eine deutlich verbesserte Dokumentation und Datentransparenz.
Dazu benötigt die moderne Pflege unterstützende Werkzeuge. Ein solches Werkzeug ist die moderne Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT). Diese befindet sich in allen Bereichen der professionellen Pflege im Vormarsch (Mania, 2009).
2.1 Die Implementierung der Informatik in der Pflege
Durch die Implementierung von Informations- und Kommunikationssystemen und durch den Einfluss moderner Technologien auf die professionelle Pflege kommt es in allen Bereichen zu tief greifenden Veränderungen. Im WHO-Programm: ,,Gesundheit für alle im 21. Jahrhundert“ unterstützt das 19. Ziel ,,Forschung und Wissenstransfer für die Gesundheit“, welches für die Pflege in der Europäischen Union wichtig ist, die Implementierung der Informatik in der Pflege. Alle Mitgliedstaaten der Europäischen Union sollten bis 2005 Informations- und Kommunikationssysteme einsetzen, welche dazu beitragen, das Wissen rund um die Gesundheit zu verbessern und zu kommunizieren (Farkašová, 2009).
Zur Implementierung der Informatik in der Pflege ist einerseits eine „gut laufende“ Arbeitsorganisation, anderseits eine qualitative Mitarbeiterbildung sowie eine fortlaufende Mitarbeiterschulung von Bedeutung. Man benötigt also professionelle Mitarbeiter, die im Umgang mit der entsprechenden Software erfahren sind. Mitarbeiter, die über Kenntnisse in den Bereichen Pflege, Management und IKT verfügen, sind bei der Implementierung der Informatik in der Krankenpflege unverzichtbar. Es werden Fachkräfte benötigt. Unabdingbar sind Schnittstellen, die in einzelnen technischen Bereichen die Verbindung zwischen der Pflegepraxis, der Pflegewissenschaft, dem Pflegemanagement und der IKT herstellen. Eine solche Schnittstelle ist die Pflegeinformatik. Sie ist ein Teil der Gesundheitsinformatik und hat die Schulung und den Support der Pflegekräfte im Bereich der Informatik zur Aufgabe. Außerdem betreut, analysiert und entwickelt sie Systeme, die ihren Einsatz in der professionellen Pflege finden (Mania, 2009).
2.2 Der Patient im Zentrum unserer IT-Systeme
Heutzutage gibt es kaum noch einen Bereich im Krankenhaus, der nicht durch die moderne IKT unterstützt wird. Die Daten eines Patienten fließen durch verschiedenste Softwarensysteme. Der Weg der Patientendaten verläuft von der ersten Untersuchung, bzw. der ersten Aufnahme bis zur Entlassung, durch verschiedene Krankenhaussoftware-Systeme. So ist auch die prozentuelle Auslastung und die Anzahl der im Gesundheitswesen verwendeten IT-Produkte (Monitor-Client, Server, Scanner, Tastatur, Maus) genau bestimmbar. Jede Abteilung benützt bestimmte IT-Produkte in den angewandten Ebenen abhängig von ihrer Auslastung und Nutzungsintensität.
Die folgende Grafik illustriert den Verlauf der Patientendaten in verschiedenen Krankenhausystemen (Mania, 2009, S. 12).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1 Verlauf der Patientendaten in Krankenhausystemen
2.3 Betriebssysteme
Zu den verschiedenst einsetzbaren Betriebssystemen gehören Windows, Unix, Linux und MacOS. Die Krankenhäuser sind mit Unix, Linux oder auch Windows-Servern ausgestattet. Die Auswahl der Systeme ist im Einklang mit ihren Vorteilen, wie z.B. Server für Datenspeicherung oder die Vernetzung von einzelnen Computern mit Windows in die Computer-Netzwerke, zu treffen. Die Pflegekraft kommt mit diesen Systemen allerdings nicht in direkten Kontakt. Die Arbeitsoberfläche, der so genannte „Client“, stellt beim Start eine grafische Oberfläche dar, meist mit einem Login-Bildschirm (Anmeldebildschirm). Die verantwortlichen Netzwerkadministratoren verleihen auf Basis von persönlichen Daten und geheimen Passwörtern Zugriffe auf benötigte Datenbanken. Jeder Mitarbeiter hat jedoch nur Zugriff auf bestimmte Daten innerhalb einer Datenbank, abhängig von seiner Zuständigkeit und Kompetenz.
Das MacOS Computer-System wird nur selten verwendet; Schwerpunkte sind Labor, Radiologie und diverse Forschungseinrichtungen (Mania, 2009).
2.4 Computernetzwerke
Computernetzwerke verbinden mehrere Einzelplatzcomputer (Clients) und ermöglichen so ihre „Kommunikation“ (Datenaustausch) untereinander. In der Regel sind diese Clients mit einem oder mehreren Servern verbunden, von dem sie die gewünschten Informationen erhalten. Die Kommunikation wird meist von einem Router oder Switch geregelt, damit die Datenströme nicht „durcheinander“ kommen.
Ein Netzwerk, das nur einen Computer-Komplex lokal enthält und auf ein Gelände oder Gebäude begrenzt benutzt wird, heißt „LAN“ (Local Area Network). Ein solches Netzwerk, mit unbefugtem Zugriff von außen und von nicht autorisierten Personen, nennt man „Intranet“.
Eine Verbindung mehrerer LAN-Netze ohne lokale Einschränkungen wird WAN (Wide Area Network) oder auch Internet genannt. Eine Internet-Verbindung ist kein homogenes Netz, sondern setzt sich aus einer Vielzahl von unabhängigen Teilnetzen zusammen.
Um die Ausfallsicherheit, die konstante Geschwindigkeit und die langfristige Stabilität in einem größeren Netzwerk zu gewährleisten, werden solche Netzwerke mit mehreren Servern ausgestattet, die verschiedene Dienste überwachen. In einem Krankenhaus gibt es daher einzelne Server für Datenbanken, Pflegedantebanken, Internet, E-Mail, Intranet, etc. Sollte ein Server ausfallen, können in der Regel die übrigen Serverdienste weiter genutzt werden und die anderen Server übernehmen seine Funktionen (Mania, 2009).
Die folgende Darstellung zeigt ein Computernetzwerk – Clients-Verbindung mit mehreren Servern und einer Kommunikationsverwaltung, wie es in Krankenhäusern seinen Einsatz findet (Mania, 2009, S. 87).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2 In Krankenhäusern eingesetzte Computernetzwerke
2.5 Computernetzwerke in Krankenhäusern
Computernetzwerke in Krankenhäusern bringen viele Vorteile mit sich. Die Patientendaten sind für verschiedene Berufsgruppen schnell und unproblematisch in diversen Computerprogrammen verfügbar. Die Stammdaten eines Patienten sind für alle Abteilungen, die im Bereich IKT mit Patienten kommunizieren, abrufbar (ärztlicher Dienst, Pflegepersonal, OP-Trakt, Physiotherapie, Ambulanz, aber auch nicht medizinische Bereiche wie Verwaltung, Controlling und Administration).
Netzwerke gewährleisten einen „Fluss“ der Patientendaten, da die Daten zentral auf dem Server gelagert werden und somit von jedem Client jederzeit abrufbar sind. Somit ist auch der elektronische Datenaustausch zwischen den einzelnen Abteilungen gegeben. Über Benutzerrechte wird gesteuert, wer auf welche Daten oder Dienste zugreifen darf. So dürfen zum Beispiel nur Ärzte und das diplomierte Pflegepersonal im Klinischen Informationssystem Befunde validieren und nur Stationsleitungen auf den elektronischen Dienstplan zugreifen und diesen auch bearbeiten.
Netzwerke bringen derzeit aber nicht nur Vorteile mit sich, sondern auch einige Nachteile:
Vorteile von Computernetzwerken:
- Zugriff von mehreren Clients auf die zentrale Datenbank
- Dateneingabe und -speicherung
- Datenkontrolle und -sicherheit
- Wartung und Installation der Updates am zentralen Server
- spezifische Vergabe von Benutzerrechten
- schnelle und effektive Kommunikation
- Gewährleistung des Datenschutzes
Nachteile von Computernetzwerken:
- Hoher Aufwand an Material (Kosten) und Personal (Anzahl) bei Ersteinrichtung, Instandhaltung und Erweiterung
- Ausfallproblematik (fällt ein Server aus, kann kein Client mehr auf diesen Server zugreifen und seine Daten und Dienste nutzen)
- Geschwindigkeitseinbußen bei hoher Auslastung (Mania, 2009)
2.6 PACS-System (Picture Archiving and Communication System)
Eine wichtige Rolle in Medizin und Pflege spielt ein Bildarchivierungs- und Kommunikationssystem auf Basis digitaler Netzwerke und Rechner, das „Picture Archiving and Communication System“ (PACS). PACS-Systeme, so genannte visuelle Technologien, registrieren in der Radiologie und Nuklearmedizin digitale Bilddaten aller Modalitäten. Dies funktioniert auch für Bilddaten aus anderen Fachbereichen, wie z.B. Orthopädie (Arthroskopie – digitale Bildübertragung), Kardiologie (Echokardiografie und EKG), Pathologie (Projektionen histologischer Präparate) u. v. m.
Die wichtigste Priorität bilden heutzutage die digitalen Projektdaten. Beispielsweise kann ein Röntgenbild mit speziellen Scannern digitalisiert werden. Die Bilddateien werden dann zusammen mit den Patientendaten und dem Untersuchungsergebnis auf einem zentralen Serversystem gespeichert. Die Untersuchungen können an speziellen Arbeitsplatzrechnern mit entsprechenden Computer-Bildschirmen immer wieder abgerufen und betrachtet werden. Die Bilder können später digital nachbearbeitet werden und bieten Radiologen so die Möglichkeit, einen digitalen Befundbericht im System zu erstellen. Die Bilder und Befunde können von den behandelnden Ärzten auf den Stationsarbeitsplatzrechnern jederzeit eingesehen werden. Bei den derzeit üblichen Verfahrensweisen werden Röntgen-Bilder zusammen mit anderen Dokumenten in Papierform dokumentiert und aufbewahrt.
Die PACS-Systeme arbeiten mit digitalen Multimedia-Daten wie digitalen Projekte, Videos und Sound. Die digitalen Aufnahmen sind übersichtlicher und haben auch höheren Stellenwert als übliche Papier-Dokumentationen. Bei bewegten Aufnahmen, wie dem Ultraschall, vereinfachen PACS-Systeme die Dokumentation. So kann das System einzelne Bilder in einer Schnittserie kombinieren und diese dann als Animation wiedergeben. Ein großer Vorteil besteht darin, dass die Bilder ohne Verlust der Datenqualität kopiert werden können. Die Gefahr, Originalaufnahmen zu verlieren ist geringer, und die arbeits- und platzaufwendige Archivierung entfällt (Mania, 2009).
2.7 Elektronische Pflegedokumentation
Die Pflegedokumentation ist ein wichtiges Instrument für den Informationsaustausch und die Kommunikation zwischen Pfleger und Ärzten. Die Pflegedokumentation ist weiters unentbehrlich für die Pflegeadministration und damit auch eine Grundlage für das Pflegemanagement. Derzeit gibt es zwei Möglichkeiten der Pflegedokumentation: die handgeschriebene, manuelle Form (Papierdokumentation) und die elektronische Form. Das Ziel des Einsatzes von IKT in der Pflege ist die schrittweise Digitalisierung der Patientenakten in jedem Krankenhaus (Schär, Laux, 2003).
Gesetzgebung. Die Verpflichtung zur schriftlichen Dokumentation, entweder manuell oder elektronisch, ist im Österreichischen Gesundheits- und Krankenpflegegesetz § 5 Pflegedokumentation, Abschnitt 1 - 4, geregelt. § 5 beschreibt die Berufspflichten und die Pflegedokumentation (Weiss-Fassbinder, Lust, 2006).
Elektronische Signatur. Bei der elektronischen Dokumentation ist eine elektronische Signatur erforderlich. Jeder Arbeitnehmer erhält bei der Aufnahme anhand seiner beruflichen und fachlichen Kompetenz eine elektronische Unterschrift. Ein Mitarbeiter der IT-Abteilung nimmt dann diese elektronische Signatur „in Betrieb“. Meistens besteht diese aus den ersten drei Buchstaben des Nachnamen und dem ersten Buchstaben des Vornamens. Zum Beispiel lautet die elektronische Signatur von DGKS Muster Vera: „Musv“.
Die IT- gestützte Dokumentation ist somit für den gesamten Pflegeprozess vollständig, daher jedoch umfangreicher als die Papierdokumentation. In einigen Krankenhäusern ist der gesamte Pflegeprozess nur in elektronischer Form dokumentiert.
Viele Autoren geben anhand von Studien die Vorteile und Nachteile der Pflegedokumentation im Vergleich zur Papierdokumentation wider. Laut Güttler, Schoska und Görres wird die elektronische Dokumentation vor allem vom diplomierten Pflegepersonal zu Beginn mit Misstrauen aufgenommen. Dieses kann sich allerdings später die Rückkehr zur Papierdokumentation kaum mehr vorstellen (Güttler, Schoska, Görres, 2010).
Vorteile der elektronischen Dokumentation:
- Verbesserung der Qualität der Pflegedokumentation
- umfangreichere Pflegedokumentation
- umfassende Dokumentation
- Garantie für korrekte Arbeit nach dem Pflegeprozess
- regelmäßige Evaluation und Kontrolle der Pflegeplanung
- Übersicht, Leserschaft, einfache Text-Ausrichtung
- Verlust der Anonymität von Autoren (lesbare und identifizierbare elektronische Signatur)
- bessere Übersicht bezüglich der Patientenbelegung
- effiziente Nutzung der Zeit und des Zeitmanagements
- sachlich korrekte Verwendung der Dokumentationssysteme
- Genauigkeit der Sprache und Klarheit des Textes
- unmittelbare und kontinuierliche Dokumentation
- sofortige Verfügbarkeit der Daten in der Dokumentation für Ärzte- und Pflegepersonal
- Unterstützung der Verwendung von Bausteintexten (fachliche Terminologie)
- einheitliche Dokumentation von Hautdefekten (Wundmanagement)
Nachteile der elektronischen Dokumentation:
- verschiedene Dokumente können nicht nebeneinander gelegt oder aufgerufen werden
- das Nachschlagen bzw. Lesen ist zeitaufwändiger
- Schulung und Passwort sind vor Benutzung erforderlich
Eventuelle Computer-/Softwareprobleme:
- Viren
- Systemabstürze
- Probleme in der Stromversorgung
- Fehlermeldungen des Programms (Güttler, Schoska, Görres, 2010)
Nachteile bei der Papierdokumentation:
- unvollständige Pflegeprozessdokumentation
- oft fehlende Evaluation
- möglicher Verlust von Papierakten
- unleserliche Handschrift
- Anonymität des Autors (unleserliche Unterschrift)
- unklare Formulierungen
- sachlich falsche Verwendung des Dokumentationssystems
- nachträgliche und nicht kontinuierliche Dokumentation
- Problem bei der Archivierung großer Mengen von Dokumenten in Papierform (Ammenwerth, Eichstädter, Schrader, 2003)
Die Akzeptanz der elektronischen Dokumentation vom diplomierten Pflegepersonal entwickelt sich sehr positiv. Die Zeitverkürzung bei der Dokumentation, Klarheit und Lesbarkeit des Textes und viele weitere Vorteile tragen zu ihrer raschen Implementierung bei. Eine vollständige elektronische Dokumentation des Pflegeprozesses wird im fünften Kapitel vorgestellt.
Die folgende Abbildung zeigt die handschriftliche papierbasierte Dokumentation eines Pflegeberichts (Herbig, Büssing, 2006, S. 104).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 3 Handschriftliche papierbasierte Dokumentation eines Pflegeberichts
3 Informations- und Kommunikationssysteme im Orthopädischen Spital Speising
Das Orthopädische Spital Speising hat ein Computernetzwerk, das aus fünf Servern und mehreren Hundert Clients (Arbeitsoberfläche - Desktop) besteht. Die Datenbank (archivierte Daten) befindet sich auf einem der fünf Server. Nach der Anmeldung auf dem Server gelangt man aus allen Teilen des Krankenhauses auf seinen eigenen Desktop-Client. Jeder Benutzer hat sein eigenes Login-Passwort.
Die hauptsächliche Verwendung von IKT erfolgt in der pflegerischen, ärztlichen und medizinischen Datenbank und in der Archivierung von Daten, die schriftlich oder visuell sind.
3.1 Die Anfänge der IT im Orthopädischen Spital Speising
Vor 35 Jahren begann die Ära der IT im Orthopädischen Spital Speising in Wien. Der erste Computer, der 1973 in Speising Einzug hielt, füllte noch ein ganzes Zimmer aus, war aber für die damalige Zeit sehr modern und leistungsfähig. Diese Riesenmaschine Computer TA 1000 (Anhang A) von Firma Triumph-Adler hatte einen 4 KB Speicherplatz.
Später, im Jahre 1977, besaß das Spital Speising einen modernen NCR-Computer (Anhang A). Er bestand aus drei überdimensionalen Schränken, die ein ganzes Büro ausfüllten. Das Zimmer musste eigens klimatisiert werden, um die Betriebstemperatur des Rechners zu gewährleisten.
Die Computer wurden damals für Buchhaltung, Personalverrechnung sowie Aufnahme- und Entlassungslisten verwendet. Für unterschiedliche Aufgaben gelangten aber unterschiedliche Drucker zum Einsatz, wobei ein ständiges Umstecken von Kabeln nötig war. Der Text musste auf einer Schreibmaschine vorgeschrieben werden und konnte erst dann in den Computer eingegeben werden. Für mehrere Mitarbeiter stand nur ein einziger Bildschirm mit grüner Schrift auf schwarzem Hintergrund zur Verfügung. Man brauchte damals 20 Minuten, um eine einzige Liste auszudrucken.
Die Computer wurden meist von Ordensschwestern betrieben, die dafür in Mathematik, Physik und den Grundlagen der Computersprache geschult wurden. Die Ordnerschwestern schrieben auch eigene Programme.
Ab 1996 wurde das SAP-Programm in Speising eingeführt, das auch heute noch in Gebrauch ist (Saffarnia, Herrmann, 2009).
3.2 Gegenwart der IKT im Orthopädischen Spital Speising
Das Orthopädische Spital Speising verwendete im Jahr 2009 470 Computer mit dem SAP-Programm. Durch die Eröffnung neuer Abteilungen stieg die Computeranzahl weiter an. Im Jahr 2007 wurde das Intranet eingeführt. Das Intranet ist ein System, das der betriebsinternen Kommunikation zwischen allen Mitarbeiterinnen des Spitals dient. Es dient auch zur schnellen Information über aktuelle Veranstaltungen für alle Benutzer. Im nächsten Kapitel wird das Intranet genauer beschrieben.
In den 35 Jahren ihres Bestehens hat die IKT im Orthopädischen Spital Speising viel verändert und eine regelgerechte „Computerrevolution“ verursacht (Saffarnia, Herrmann, 2009).
3.3 Zusammenschluss der Informations- und Kommunikationstechnologien
Schon die Geschichte der IKT im Orthopädischen Spital Speising selbst zeigt uns die schrittweise Einführung eines Computer-Netzwerks in allen Teilen des Spitals. Ein allmählicher Übergang der EDV zur IKT wurde durch die rasche Einführung von Computern in alle Bereiche des Spitals (angefangen von Personalabteilung und Archiv über einzelne Ambulanzen, medizinische Abteilungen, Röntgen, Labor, OP-Trakt, MR, EKG-Raum, Physiotherapie, Ganganalyselabor, bis hin zu Qualitätsmanagement und Küche) realisiert.
Über mehrere Jahre hinweg wurden zum SAP-Programm und zur Pflegedatenbank verschiedene Innovationen in der Pflegepraxis hinzugefügt, wobei das Personal über diese in Kenntnis gesetzt und regelmäßig geschult wurde. Heute ist es ein Hauptteil des IKT-Einsatzes, jeden Schritt des Pflegeprozesses in die Pflegedatenbank zu implementieren.
3.4 Computerkenntnisse
Die eigentliche Transformation und Innovation IKT erfordert grundlegende Computerkenntnisse. Jeder Mitarbeiter im Gesundheitswesen muss bei der Ausübung seines Berufs die Möglichkeiten der neuen IKT kennen und nutzen.
In der Vergangenheit bot das Orthopädische Spital Speising bei der IKT Implementierung jedem Mitarbeiter eine EDV-Schulung unter der Leitung von Experten. Die ersten Kurse liefen im Jahr 1998.
Zur Zeit werden beim Upgrade des SAP-Programms bzw. der Einführung eines neuen Projektes (z. B. der Bestellung eines Zeittermins bei Anordnung der Röntgenuntersuchung oder der Bestellung eines Patientenbegleitdienstes für die interne Beförderung) Kurse für jeden Mitarbeiter der betroffenen Berufsgruppe durchgeführt. Für jeden neuen Mitarbeiter wird eine komplette SAP-Schulung über das Programm und über und seine besondere Verwendung im Orthopädischen Spital Speising angeboten.
Die neue Generation des Ärzte- und Pflegepersonals bringt Computerkenntnisse auf einem hohen Niveau mit. Mittlere und höhere Schulen vermitteln mittlerweile nicht nur ein theoretisches IKT-Wissen, sondern auch praktische Erfahrungen mit dem SAP-Programm.
4 Die IKT - Nutzung im Orthopädischen Spital Speising
Das Orthopädische Spital Speising ist die größte orthopädische Einrichtung Österreichs. Es ist gleichzeitig eine der größten und modernsten orthopädischen Kliniken Europas.
Das Orthopädische Spital Speising beherbergt 6 medizinische Abteilungen sowie das Institut für Physikalische Medizin und orthopädische Rehabilitation. Hinzu kommt noch eine Reihe von allgemeinen und speziellen Ambulanzen sowie Sondereinrichtungen, wie etwa das Gang- und Bewegungsanalyselabor, die Zentralsterilisation, der OP-Bereich mit der Tagesklinik und andere. Jede Abteilung ist mit modernsten Geräten und IKT ausgestattet (Orthopädisches Spital Speising, 2010, a).
Das Orthopädische Spital Speising verfügt über 280 Betten; eine der zentralsten Einrichtungen ist der OP-Bereich mit 7 OP Sälen und die neu geschaffene Tagesklinik mit 3 OP-Sälen. Hier werden kleinere Eingriffe getätigt. Insgesamt finden im Orthopädischen Spital Speising rund 10.000 Operationen (Anhang B) pro Jahr statt (OSS Controlling, 2011). Trotz der stetigen Zunahme an Operationen besteht das Bestreben, die Qualität der Gesundheitsversorgung mit Hilfe der IKT zu erhöhen. Dies wird auch durch das Zertifikat pCC KTQ bestätigt, welches dem Orthopädischen Spital Speising im November 2010 verliehen wurde. Die IKT- Nutzung befindet sich auf einem hohen Niveau und ist zu einem unabdingbaren Bestandteil jeder Abteilung des Orthopädische Spitals Speising geworden (Orthopädisches Spital Speising, 2010, b).
4.1 Die Aufnahme und Entlassung
Die große Eingangshalle, in der sich die Rezeption (Anhang C) befindet, lenkt bereits unsere Aufmerksamkeit in vollem Umfang auf den Einsatz der IKT. Die elektronische Datenverarbeitung beschleunigt und vereinfacht das Aufnahmeverfahren und die Zulassung zur Ambulanzversorgung. Die Daten werden elektronisch an die zuständige Abteilung weitergeleitet.
Die Vorteile dieses Systems werden bei wiederholten Krankenhausaufenthalten bzw. orthopädischen Untersuchungen in Form der Patientendaten-Archivierung und deren Handhabung deutlich.
Über die Webseite des Orthopädischen Spitals Speising erhalten die Patienten wichtige Informationen darüber, was sie zu einem Ambulanztermin mitnehmen sollen. Die Anweisungen sind unterschiedlich:
- wenn die Patienten das erste Mal in die Ambulanz kommen oder
- wenn die Patienten zu einer Kontrolluntersuchung kommen oder
- wenn die Patienten zur Operationsvorbereitung kommen
Zum vorgesehenen Termin kommt der Patient an die Rezeption, wo seine persönlichen Daten und Versicherungsdaten aus der E-Card in einer Datenbank gespeichert und im SAP Programm weiterverarbeitet werden. Von dort geht der Patienten entweder an die entsprechende Station oder zur bestimmten Ambulanz. Die vollständige Dokumentation für die benannte Station oder Ambulanz wird elektronisch weitergeleitet.
Die Webseite des Orthopädischen Spitals Speising informiert die Patienten auch über alle orthopädischen Spezialambulanzen, die nach Terminvereinbarung zu den jeweiligen Öffnungszeiten besucht werden können. Es besteht aber auch die Möglichkeit, sich mittels eines elektronischen Formulars per Internet zu einem Ambulanztermin anzumelden (Orthopädisches Spital Speising, 2010, c).
4.2 Die Präambulanz
Die Präambulanz (Anhang D) ist ein Teil der präoperativen Orthopädie und Präanästhesie-Ambulanz. Hier werden die Patienten etwa 14 Tage vor der geplanten Operation von dem entsprechenden Facharzt untersucht und für die Operation vorbereitet. Die Präambulanz umfasst eine orthopädische, innere und anästhesiologische Untersuchung.
Die Daten werden in einer medizinischen und pflegerischen Datenbank gespeichert; alle benötigen Ergebnisse sowie Röntgen- und MRT-Bilder werden gescannt. Der Patient hat hier auch noch die Gelegenheit, etwaige Fragen über die OP zu stellen. Er bekommt Informationen über die Art und das Risiko der geplanten Operation, die Art der Anästhesie, die Möglichkeiten von Eigen- oder Fremdblutspende sowie der postoperativen Schmerzbehandlung, weiters über die postoperative Pflege und Rehabilitation und über das Entlassungsmanagement.
Neben dem fachlichen Gespräch bekommen die Patienten auch entsprechenden Broschüren ausgehändigt, welche von Mitarbeitern mit Hilfe der IT erstellt wurden. Zusätzlich steht auch die Webseite des Orthopädischen Spitals Speising zur Verfügung, wo man schon zu Hause alle notwendigen Informationen durchgehen kann (Orthopädisches Spital Speising, 2010, d).
4.3 Die Tagesklinik
Heutzutage können aufgrund des medizinischen und pflegerischen Fortschritts und der IKT ausgewählte orthopädische Operationen tagesklinisch durchgeführt werden. Das heißt, manche Operationen erfordern nur einen Tagesaufenthalt. Das Orthopädische Spital Speising bietet seit September 2008 eine solche tagesklinische Versorgung an. Die Tagesklinik gewährleistet die medizinische und pflegerische Versorgung während des Tages und nach der Operation. Wenn der Zustand des Patienten stabil ist, wird er am selben Tag nach Hause entlassen. Vorteile der Tagesklinik sind eine geringe Krankenhausaufenthaltsbelastung für den Patienten, sowie eine verkürzte Wartezeit für den operativen Eingriff.
Detaillierte Informationen über die Tagesklinik, die Aufnahmebedingungen und den Aufenthalt in der Tagesklinik können die Patienten auf der Website des Orthopädischen Spitals Speising erhalten. Auf der Webseite befinden sich digitale Folder im PDF-Format (Anhang E). Weitere Informationen per E-Mail sind möglich.
Die Tagesklinik besteht aus drei OP-Sälen mit modernster technischer Ausstattung, einschließlich der IKT (Anhang E). Bei den chirurgischen Eingriffen mit Hilfe eines Kamera-Systems (z.B. Arthroskopie), das im Arthroskop eingebaut ist, wird das Bild auf den Computerbildschirm übertragen. Es ermöglicht eine genauere Überwachung während der Operation und die interne Koordination des Gerätes (Orthopädisches Spital Speising, 2010, e).
4.4 Das Labor
Das Labor im Orthopädischen Spital Speising (Anhang F) dient den Krankenhauspatienten. Im Labor werden die Routineparameter wie Blut, Urin und Stuhl untersucht. Die Analyse des untersuchten Materials wird mittels Einsatzes modernster Mess- und Computertechnik durchgeführt.
Die Befunde erfolgen ein paar Stunden nach Erhalt des untersuchten Materials und werden auf elektronischem Weg den einzelnen Stationen übermittelt. Begleitscheine und Befunde in Papierform gehören somit der Vergangenheit an. Die erforderliche Untersuchung wird vom zuständigen Pflegepersonal über ein Computersystem im SAP- Programm bestellt.
Nach Hochfahren des Computers wird der Login-Bildschirm (Anmeldebildschirm) dargestellt, wo der Mitarbeiter nach der Eingabe der Anmeldedaten (Kennwort und Passwort) einen Zugriff auf seine Arbeitsfläche und die zuständige Abteilung bekommt.
Mit einem weiteren Mausklick auf die Anforderung kommt das Pflegepersonal an ein Fenster, wo nach der Auswahl des Reiters „Labor“ eine Bestellung möglich ist. Man kann entweder das ganze Paket der Laboruntersuchungen oder Parameter gemäß der ärztlichen Anordnungen anfordern.
Im Rahmen der Kooperation von Krankenhäusern der Vinzenz-Gruppe werden Spezialuntersuchungen auch in andere Krankenhauslabors gesandt. Alle Krankenhäuser sind mit einheitlicher EDV vernetzt. Deshalb sind auch in diesem Fall keine Begleitscheine für das untersuchte Material notwendig. Die Ergebnisse werden wieder elektronisch zugesandt (Orthopädisches Spital Speising, 2010, f).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 4 Programm SAP (Fenster Labor)
bei der Bestellung gesamtes Packet Labor Untersuchung oder individuell
(Screenshot Programm SAP, Orthopädisches Spital Speising, 2010)
4.5 Das Röntgen
Das Röntgen ist eine der grundlegendsten Untersuchungen in der Beurteilung der orthopädischen Diagnostik (Anhang G). Das Röntgenpersonal versorgt die orthopädischen Ambulanzen, die operative Vorbereitung, diverse Spezialambulanzen sowie 6 Abteilungen mit insgesamt 280 Betten mit den notwendigen Röntgenbildern. Auch im OP-Bereich und in der Tagesklinik unterstützt es das Chirurgenteam bei großen und kleineren Eingriffen mit speziellen Durchleuchtungsgeräten.
Auf elektronischem Weg bestellt das Pflegepersonal eine Röntgenuntersuchung laut ärztlicher Anordnung zu einem bestimmten Termin, um die Wartezeit zu minimieren. Bei dem Reiter „Röntgen“ befinden sich auch die Reiter ,,EKG“ und ,,Ultraschall“.
Die Bestellung einer Reihenfolge von Röntgenuntersuchungen wird durch das SAP-Programm durchgeführt, abschließend werden die Befunde wieder elektronisch zugesandt. Die erforderliche Untersuchung realisiert das Pflege- und Ärztepersonal durch Anforderungen ähnlich wie bei den Laboruntersuchungen. Bei der gleichen Vorgehensweise nach der Eingabe in den Reiter Röntgen +EKG + US ist die Bestellung einer ganzen Reihe von Röntgenuntersuchungen möglich. Man kann die Untersuchungen gesamt oder individuell anhand der ärztlichen Anordnungen bestellen. Es ist wichtig, den Terminplan so zu führen, dass er sich mit die anderen Untersuchungen oder Therapien des Patienten nicht überschneidet.
Nach der Bestellung des Röntgentermins informiert das Pflegepersonal den Patienten, wann und wo er zur Röntgenuntersuchung erscheinen soll. Fallweise vereinbart das Pflegepersonal wieder auf elektronischem Weg einen Patientenbegleitdienst mit Hilfe des SAP-Programms und GPS-Systems.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 5 Programm SAP (Fenster Röntgen)
bei der Bestellung gesamtes Packet Röntgen Untersuchung oder individuell
(Screenshot Programm SAP, Orthopädisches Spital Speising, 2010)
Das Orthopädische Spital Speising verfügt seit September 2008 über ein digitales Bildarchivierungssystem (PACS). Im PACS System können digitale Bilder (Röntgen, CT und MR-Bilder) in hoher Qualität gespeichert und in Sekundenschnelle über das Netzwerk an beliebige Befundstellen übermittelt werden. Dadurch wird ein zeitgleicher Zugriff durch mehrere Nutzer auf dasselbe Bild möglich. Das Bild kann zusätzlich an den jeweiligen Nutzer flexibel und rasch angepasst werden.
Mitgebrachte Röntgenbilder können sowohl mittels Röntgenfilmscanner als auch in CD- Form in das Bildarchivierungssystem (PACS) eingespielt werden. Kopien in Form von Röntgenfilmen oder CDs sind gegen Kostenersatz möglich.
Auch die zeitaufwendige Röntgenfilmsuche gehört somit der Vergangenheit an (Orthopädisches Spital Speising, 2010, g).
4.6 Die Magnetresonanz
Die Magnetresonanztomographie (Anhang H) ist eine moderne Art der Bildgebung, basierend auf dem Prinzip des intensiven Magnetismus (elektromagnetische Radiowellen und magnetische Felder) in einem geschlossenen Tunnel. Die MRT gibt uns ein detaillierteres Bild von Muskeln, Sehnen, Flüssigkeiten, Gelenkkapseln, Knorpeln, Bändern und Knochen.
Mit Hilfe der modernen Technik bilden Magnetresonanzwellen Informationen, die auf einem leistungsstarken Computer digitalisiert werden. Dies ermöglicht dem Radiologen, verschiedenste Ansichten des untersuchten Körperteiles zu erzeugen (Bader, 2011, a).
Das MRT Institut bietet den Patienten die Möglichkeit der Sichtung der MR-Bilder auf ihrem eigenen Laptop oder Computer. Die Bedingung hierfür ist eine vorhandene Internet-Verbindung. Die Webseite des Instituts beschreibt die Informations- und Qualitätssicherung:
- sofort nach der Untersuchung ist es möglich die MR-Bilder auf dem eigenen Laptop oder Computer ohne Wartezeit per Mausklick zu erhalten
- die volle digitale Qualität des MR Befundes, unbegrenzte Bildverarbeitung
- der Transfer entspricht den Sicherheitsvorschriften; dieser wurde langfristig in Kooperation mit der Firma Siemens getestet
- der Transfer der MR-Bilder und das Programm zum Öffnen der Bilder sind kostenlos (Bader, 2011, b)
4.7 Das Labor für Gang- und Bewegungsanalyse
Seit Herbst 1995 existiert am Orthopädischen Spital Speising das Labor für Gang- und Bewegungsanalyse (Anhang I). Dort werden mittels modernster Untersuchungsmethoden und IKT komplexe Gang- und Bewegungsstörungen untersucht. Die Laborausstattung ermöglicht eine komplette Gang- und Bewegungsanalyse.
Dabei werden die Gelenksbewegungen in allen drei Bewegungsebenen (Hüfte, Knie und Sprunggelenk) erfasst. Neben der Beschreibung dieser Gelenkswinkel können mit Hilfe von Messplatten, die in den Boden des Untersuchungsraumes eingelassen sind, Aussagen über Kräfte gemacht werden, die an den Gelenken der unteren Extremität (Sprunggelenk, Kniegelenk, Hüftgelenk) beim Gehen wirksam sind.
Um die Aktivität der tiefer liegenden Muskeln zu erfassen, wird das EMG verwendet, wobei zwei sehr dünne Drahtelektroden in den Muskel eingebracht werden. Mit diesen Elektroden ist es dann möglich, auch bei dynamischen Bewegungen die Aktivität der tiefer liegenden Muskulatur zu messen.
Auf der Grundlage der Elektromyographie wird mit einem Computer- und Kamerasystem der Gang oder die Bewegung mitgefilmt, ausgewertet und später analysiert. Es besteht eine gewisse Ähnlichkeit zu einer EKG-Aufzeichnung. Abschließend wird in einem Computer die Bewegungsanimation abgebildet.
Die Gang- und Bewegungsanalyse bestimmt die mögliche operative oder konservative Heilungsmethode (Orthopädisches Spital Speising, 2010, h).
4.8 Public Relation
Public Relation informiert über die Krankenhauswebseite (www.oss.at) und über das Intranet zu aktuellen Themen, die das Orthopädisches Spital Speising betreffen, bzw. vermittelt die Termine der möglichen Interviewpartner (Orthopädisches Spital Speising, 2010, i).
Das Intranet ist ein intern in sich geschlossenes Netzwerk, wobei ein Zugriff von außen nicht erlaubt ist und der Zugang nur den Personen aus dem inneren Kreis Orthopädischem Spital Speising und Krankenhäusern Vinzenz-Gruppe vorbehalten bleibt. Es dient seinen Benutzern als Informationsplattform. Wichtige Ankündigungen über Konferenzen, Seminare, Workshops, Veranstaltungen und Warnungen, aber auch interessante Informationen über neue Trends und Forschungen werden hier an die Clients weitergegeben und können von jedem vernetzten Platz abgerufen werden.
Im Intranet befindet sich eine breite Palette an aktuellen Daten (Ärzte-Dienste, Liste der Konsiliarärzte, Ärzte-Dienste der Stoßwellen-Therapie etc.), schnelle Services (internes Telefonbuch, Dolmetscher-Liste, Informationen für und über neue Mitarbeiter, Transport-Dienste etc.) und weitere Daten-Archive, wie zum Beispiel Richtlinien und Standards. Diese können von Ärzten- und Pflegepersonal über die Suchfunktion gefunden werden, um sie zu studieren oder auszudrucken.
Die Webseite des Orthopädischen Spitals Speising steht der breiten Öffentlichkeit zur Verfügung und wird von Herrn Dr. Saffarnia (2011), den Leiter der Presseabteilung zumindest einmal pro Woche gewartet. Regelmäßig werden die Kontaktdaten der Ärzte, Veranstaltungs-Termine, News und viele andere aktualisiert. 1-2 mal pro Monat werden auch die sogenannten „Headline News“ aktualisiert, welche sich auf der Homepage der Webseite befinden. Die gesamte Webseite-Struktur wurde zuletzt im September 2010 erneuert (Saffarnia, 2011).
4.9 „Patientenbegleitdienst“
Der Patientenbegleitdienst ist ein Dienst für Patiententransporte innerhalb des Krankenhauskomplexes zu einem bestimmten Ziel, bspw. einer Untersuchung oder Behandlung. Im Orthopädischen Spital Speising wurde jeder Abteilung ein Mitarbeiter zugeteilt, welcher die Patienten begleitet und bei Bedarf auch ,,transportiert“. Bewegungsunfähige Patienten können so zu unterschiedlichen Programmpunkten transportiert werden:
- Krankenhaus-interne Untersuchungen (Röntgen, MR, EKG etc.)
- Krankenhaus-externe Untersuchungen (durch Konsiliarärzte und Vertragspartner des Orthopädischen Spitals Speising)
- physikalische Therapien (Ergotherapie, Physiotherapie etc.) und
- operative Eingriffe
Einzelne Aufträge wurden mündlich oder telefonisch weitergegeben. Im Dezember 2010 wurde im Orthopädischen Spital Speising aber ein GPS-System eingeführt. GPS (Global Positioning System) dient der Navigation und Ortsbestimmung (Global Positioning System, 2011). Mit Hilfe einer Software- und Funkverbindung werden die Mitarbeiter des Patientenbegleitdienstes informiert und eingeteilt. Somit entfällt die fixe Zuteilung zu einzelnen Abteilungen des Orthopädischen Spitals Speising.
Das Pflegepersonal gibt die für den Transport relevanten Daten wie Name, Zimmer-Nummer, Abteilung, Transport-Ziel und Zeit-Angaben direkt in den Computer ein. Ein Handbuch dient der vereinfachten Eingabe der notwendigen Daten. Geplante Termine können auch einige Tage im Voraus eingegeben werden. Die Mitarbeiter des Patientenbegleitdienstes werden über vorzeitig eingegebene Termine rechtzeitig informiert. Der Mitarbeiter, der sich zu einem bestimmten Zeitpunkt am nächsten zum Patientenstandort befindet, und zeitlich am schnellsten mit dem aktuellen Patiententransport fertig wird, übernimmt den neu angefragten Patiententransport. Die Transportanfragen überschneiden sich dadurch nicht. Während eines laufenden Transportes wird der Mitarbeiter nicht wiederholt informiert. Für jeden Transport wird eine bestimmte Zeit berechnet.
Das GPS-Service für Patiententransporte erhöht die Qualität der Betreuung und vereinfacht die Übersicht über die Mitarbeiter, aber auch über Patientenbewegungen innerhalb des Krankenhauskomplexes.
5 Der Pflegeprozess und die elektronische Dokumentation
Der Einsatz der IKT befindet sich auf einem hohen Niveau und ist zu einem integralen Bestandteil aller Abteilungen geworden. Jede medizinische Abteilung ist nach dem jeweiligen Bedarf mit IKT-Geräten ausgestattet.
Ein Blick auf die Eingangsbereiche der stationären Abteilungen, wo sich die Rezeptionen befinden, zeigt bereits die umfangreiche Nutzung der IKT an. Die Elektronische Datenverarbeitung beschleunigt den Prozess der Aufnahme und Entlassung der Patienten. Alle Abteilungen verfügen über eine ausreichende Anzahl an Computern (Desktop-Clients), um den reibungslosen Arbeitsablauf und die Dokumentation des Pflegeprozesses zu gewährleisten. Das Pflegepersonal nützt ständig Laptops (Notebooks), die ein unverzichtbarer Bestandteil bei Visite und Pflegedokumentation für immobile Patienten sind.
Als Kernstück der IKT-Verwendung wird die Digitalisierung der einzelnen Schritte des Pflegeprozesses betrachtet.
Informations- und Kommunikationstechnologien als Bestandteil des Pflegeprozesses bieten:
- Unterstützung der Pflegenden in allen Schritten des Pflegeprozesses
- schnelle Dokumentation und rasche Informationsweitergabe
- schnelles Speichern und Abrufen von Patienteninformationen
- permanente Verfügbarkeit der aktuellsten Patienteninformationen
- gute Lesbarkeit der Patientendokumentation
- wirksame Unterstützung für das Pflegepersonal bei jedem Schritt des Pflegeprozesses
- Archivierung von Patientendaten (Stefan, et al., 2006)
Das Digitalisieren des gesamten Pflegeprozesses bietet eine qualitative Verbesserung der pflegerischen Leistungen. Die Dokumentation des Pflegeprozesses wird mit Hilfe der Pflegedatenbank realisiert. Jeder Mitarbeiter des Ärzte- und Pflegepersonal verfügt über eine elektronische Signatur, um die eigene Identität zu bestätigen und ist verantwortlich für die Umsetzung der Eintragungen in der Medizinische- und Pflegedatenbank.
5.1 Pflegedatenbank
Seit Mitte der 90er Jahre wurde die Pflegedatenbank allmählich als System in die Pflege eingeführt. Sie soll die Dokumentation und Planung der Pflege vereinfachen. Mit der allmählichen Softwareentwicklung und neuen Erfahrungen in der praxisbezogenen Krankenpflege wurde das System schrittweise verbessert. Die Mitarbeiter des Pflegedienstes werden durch die Pflegedatenbank bei der Planung und der Dokumentation aller pflegerischen Tätigkeiten im Sinne des Pflegeprozesses begleitet. Zur Zeit beinhaltet die Pflegedatenbank vordefinierte Texte (Pflegebausteintexte, Textbausteine…), die den Pflegedienst bei der Formulierung der Dokumentation von pflegerischen Tätigkeiten unterstützen.
Die vordefinierten Texte garantieren eine einheitliche Terminologie und lassen dennoch ausreichend Freiraum, um auf die individuellen Bedürfnisse der Patienten einzugehen. Das Programm der Pflegedatenbank verfügt über eine flexible Datenbank-Struktur und ermöglicht so die Planung und Dokumentation nach der jeweils im Krankenhaus etablierten Pflegephilosophie, des jeweils integrierten Pflegemodells (Gordon, Orem, usw.) und des jeweiligen Klassifikationssystems (NANDA, POP). Sowohl für die Anpassung der Inhalte an hausspezifische Gegebenheiten als auch für den Wechsel zu einer anderen Pflegephilosophie bzw. Klassifikation bestehen im Programm keinerlei Hindernisse (Stefan et al., 2006).
Im Orthopädischen Spital Speising ist die Pflegedatenbank-Struktur nach dem Konzeptionsmodell von Elisabeth Dorothea Orem und dem Klassifikationssystem NANDA eingestellt. In Zukunft wird die Struktur entsprechend des Klassifikationssystems POP geändert (Orthopädisches Spital Speising, 2010, j). POP ist eine Klassifikation, die in Österreich im Laufe der Jahre zu einer umfassenden Pflegephilosophie ,,aus der Praxis für die Praxis“ geworden ist (Stefan et al., 2009).
Die Pflegedatenbank enthält Elemente, die einen Überblick über die Abteilungen gewähren. Hier zu finden sind: eine Stationsübersicht, Identifikationsdaten der Patienten, Voranamnese von etwaigen vorherigen Aufenthalten der Patienten, aktuelle Anamnese, Diagnose, Pflegeplanung, Dokumentation der Durchführung, Evaluation, Entlassungspflegebericht, Wundmanagement, Nortonskala, Sturzrisikoprotokoll, Lagerung sowie Funktionen, die es ermöglichen, eines der Dokumente auszudrucken und weitere für Änderungen der elektronischen Benutzersignatur.
Die Pflegedatenbank beinhaltet auch die Kategorisierung der Pflegeinterventionen, die anhand der Pflegedokumentation durchgeführt werden.
5.2 Stationsübersicht
Die elektronische Stationsübersicht der gesamten Abteilung (Anhang J) auf einem Computer-Bildschirm (Client) ermöglicht einen schnellen Zugriff auf benötigte Informationen und spart Zeit. Ein Blick auf die Stationsübersicht mit Hilfe der grafischen Darstellung informiert über die Durchführung der Dokumentation des Pflegeprozesses.
Die grafische Darstellung signalisiert die Dokumentation der Pflegemaßnahmen wie:
- Pflegeanamnese
- Pflegeplanung
- Bestätigung der Durchführung aller pflegerischen Leistungen
- offene pflegerische Tätigkeiten
- aktuelle Einträge im Pflegebericht
- Sturzrisikoprotokoll
- Dokumentation des Wundmanagements
- Entlassungspflegebericht (Stefan et al., 2006)
5.3 Pflegeanamnese
Das Pflegeassessment (Informationssammlung) ist der erste Schritt des gesamten Pflegeprozesses. Zu den Komponenten der Datenerhebung gehören: Beobachtung, Pflegeassessment, physikalische Untersuchung und vorherige Dokumentation. Das Pflegeassessment ist als ein interaktiver Prozess zu verstehen, bei dem Informationen zwischen dem Patienten und der Pflegekraft ausgetauscht werden. Es besteht aus dem ersten Kontakt, dem Erstgespräch und der Pflegeanamnese (Stefan et al., 2006).
Die Pflegeanamnese ist eine systematische Methode zur Sammlung der wichtigsten Patienteninformationen zur Identifikation der Probleme für Pflegemaßnahmen. Wenn es der Zustand des Patienten erlaubt, erfolgt ein strukturiertes Gespräch. Die Pflegeanamnese ist ein Teil des Pflegeprozesses und dient als Grundlage zur Erstellung von Pflegediagnosen (Stefan, Allmer, Eberl, 2003, S. 17). Ein strukturiertes Gespräch wird im Krankenhaus mittels eines elektronischen Fragebogens nach dem konzeptionellen Modell und der Spezialisierung zusammengestellt.
Für die Erfassung der Anamnese steht ein Frage-Antwort Katalog zur Verfügung. Das Katalog-Programm ist flexibel und kann jederzeit mit Hilfe der IT individuell angepasst werden. Die farbliche Unterscheidung von Fragen im Anamnese-Programm lenkt die Aufmerksamkeit der Pflegekraft auf die Pflichtfragen. Die grüne Kodierung („grüne Häkchen“﴿visualisiert die zu beantwortende Frage. Wenn nicht auf die rot gekennzeichneten Fragen geantwortet wird, erscheint am Ende ein Fenster, das auf die nicht realisierten Schritte hinweist. Somit müssen alle relevanten Informationen eingetragen werden, es besteht keine Gefahr, etwas zu vergessen.
Ein Programm-Katalog bietet folgende Vorteile:
- Ausformulierte Fragestellungen und eine Vorauswahl an möglichen Antworten unterstützen das Pflegepersonal bei der Führung des Anamnesegesprächs und sparen Zeit
- Anamnese-Antworten sind mit entsprechenden Pflegediagnosen verknüpft; das Programm übernimmt im Rahmen der Anamneseerfassung sofort die hinterlegte Pflegediagnose als Vorschlag in den Pflegeplan
- Anamnesen aus Voraufenthalten können in den aktuellen Aufenthalt übernommen und entsprechend angepasst werden
- Farbauflösung und Warnungen (Stefan et al., 2006)
Die Pflegeanamnese im Orthopädischen Spital Speising in elektronischer Form wird anhand des Modells von Elisabeth Dorothea Orem erfasst (Orthopädisches Spital Speising, 2010, j). Orem definiert die Theorie des Selbstdefizits. Das Pflegepersonal identifiziert aktuelle und potenzielle Defizite der Selbstpflege, löst die festgestellten Defizite nach ihrem Inhalt und Umfang und wählt mit Hilfe der Pflege-Systeme und der fünf Möglichkeiten der Patientenhilfe eine angemessene Pflege (Pavlíková, 2007).
Die Pflegeanamnese beinhaltet Bereiche wie:
- Einführung – Informationen über Identifikationsdaten, Wohnsituation, Wertsachen, Warnungen, Allergien, Medikamente, Hilfsmittel, usw.
- Atmung
- Ernährung/ Flüssigkeitshaushalt
- Ausscheidung
- Aktivität und Ruhe
- Abwendung von Gefahren
- soziale Interaktion
- Integrität der Person
- Spiritualität
- Beobachtungen während der Anamnese
Nach dem Anamnese-Gespräch, der Bearbeitung der Pflegeanamnese und der Bestätigung einer elektronischen Signatur wird die fertige Pflegeanamnese in der Pflegedatenbank gespeichert. Mögliche Ergänzungen und Änderungen werden im Pflegebericht durchgeführt. Einige Fragen der medizinischen Anamnese und der Pflegeanamnese sind identisch.
Die Dokumentation der Pflegeanamnese sowie die Dokumentation der weiteren Elemente des Pflegeprozesses sind im Gesundheits- und Krankenpflegegesetz § 5 Pflegedokumentation geregelt (Weiss-Fassbinder, Lust, 2006).
Im Orthopädischen Spital Speising wird die Pflegedokumentation in elektronischer Form durchgeführt. Diese Form der Pflegedokumentation stellt eine schnelle und effektive Nutzung der IKT im Bereich der Pflege dar.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 6 Pflegedatenbank – Pflegeanamnese, Katalog Frage-Antwort
(Screenshot Pflegedatenbank, Orthopädisches Spital Speising, 2010)
5.4 Pflegdiagnostik
Die Pflegediagnostik ist der zweite Schritt des Pflegeprozesses. Die Formulierung einer Pflegediagnose wird durch Computerprogramme erleichtert: nach Abnahme der Pflegeanamnese teilt der Computer den aktuellen Problemen des Patienten die möglichen Pflegediagnosen zu. Die Aufgabe des Pflegepersonals besteht in der Auswahl und Bestätigung einer Diagnose für den Patienten (Stefan et al., 2006).
Potentielle Diagnosen werden individuell anhand des Zustands des Patienten geplant. Das Computerprogramm bietet ein Gesamtpaket an Pflegediagnosen nach der NANDA- Taxonomie. Österreich hat im Laufe der Zeit ein eigenes Klassifikationssystem „POP – Praxis Orientierte Pflegediagnostik“ etabliert (Stefan et al., 2009). Das Klassifikationssystem POP soll schrittweise in die Pflegedatenbank eingeführt werden.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 7 Pflegedatenbank – Pflegediagnose
nach der Selektierung der aktuellen Probleme des Patienten aus der Pflegeanamnese
(Screenshot Pflegedatenbank, Orthopädisches Spital Speising, 2010)
Bei der Festlegung von passenden Pflegediagnosen im Rahmen des Zeitmanagements ermöglicht das System einen schnellen Blick auf eine mögliche Diagnose mit geeigneter Definition von Diagnose, Ätiologie, Symptomen und Risikofaktoren.
[...]
- Arbeit zitieren
- Viera Gulova (Autor:in), 2011, Pflegeinformatik - Nutzung der Informations- und Kommunikationstechnologien im Pflegeprozess in Österreich, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/195887